In den letzten Tagen haben die #TRAINfluencer auf Instagram und LinkedIn über einen Tag in ihrem Arbeitsleben berichtet.
Heute bin ich dran 😄
Und es wird ein langer Thread... 🧵
Natürlich mache ich das hier regelmäßig in der ein oder anderen Weise. Aber heute versuche ich das ganze mal etwas chronologisch aufzubauen.
Hinweis vorweg: Zur Erstellung der Bilder und Videos hatten betriebliche Abläufe und die Sicherheit stets vorrang.
09:18.
Dienstbeginn Köln - Gremberg.
Ich melde mich über mein Diensttablet zum Dienst.
Hierbei lese ich mich in die neuesten Informationen und Weisungen ein, im der mit relevante Hinweise oder Änderungen im Betrieb mitgeteilt werden.
09:23
Zusätzlich melde ich mich persönlich beim 'regionalen Zugdisponent' rZD, umgangssprachlich auch Lokleiter genannt.
Er ist für die Zuteilung und Abstellung der Lokomotiven im Bereich Köln verantwortlich.
Der Plan heute:
Eine Lokomotive aus der Werkstatt in Gremberg nach Köln Eifeltor überführen, anschließend als Fahrgast nach Venlo fahren und dort einen Zug abholen, der aus Vlissingen Sloehaven kommt.
10:15.
Nach knapp einer Stunde warten (die Werkstatt war noch nicht fertig), bekomme ich die Lok.
193 334, schon im "Ausfahrgleis" bereitgestellt.
Obwohl die Lok bereits aufgerüstet, also "An", dort steht, überprüfe ich alle Sicherheitsrelevanten Systeme.
Hierzu zählen das Bremssystem (indirekte wie auch direkte Bresme), das Makrofon ("Hupe")...
... die Sicherheitsfahrschaltung SIFA sowie die Zugbeeinflussungssysteme, welche die Sicherheit im Fahrbetrieb darstellen. Da die 193 eine Lok für mehrere Länder ist, hat sie auch mehrere Systeme:
10:35
Ich melde mich zur Rangierfahrt aus dem "Betriebswerk" zur Ausfahrt ab.
Gremberg ist einer der größten Rangierbahnhöfe, die Fahrt dauert ungefähr 10 Minuten da Vmax 25 km/h.
Die Fahrt nach Köln Eifeltor dauert ungefähr 15 Minuten.
10:46
Stehe in der Ausfahrt bei Gremberg Gnf und melde mich über die "Zugvorbereitungsmeldung" via GSM-R Abfahrbereit:
11:00
Abfahrt!
11:15
Ankunft in der Abstellanlage "Insel" Köln Eifeltor.
Hier ist beim stellen der Weichen noch Handarbeit angesagt 😅
Ab Abstellplatz mache ich noch eine "Abstellarbeit nach Abstellung", kurz A1-A.
Hierbei kontrolliere ich sichtlich den Zustand der Lokomotive technischerseits am Rahmen, Fahrgestelle, sämtliche Anbauteile, Stromabnehmer...
... und auch, ob die Sandanlage funktioniert.
Dieser Quarzsand wird benötigt, um bei schwierigen Witterungsverhältnissen die Traktion zu verbessern und ein Gleiten (Rutschen) oder durchdrehen (Schleudern) möglichst zu verhindern.
11:40
Ich bin in der Meldestelle Köln Eifeltor und warte auf unser internes Shuttle, was mich zum Kölner Hauptbahnhof bringen soll.
Ganz wichtig im übrigen: Mein kleines Notizbuch.
Hier schreibe ich für die Schicht meine Zugnummern, Bahnhöfe, Loks, Zeiten etc. rein 😄
Von Köln Hauptbahnhof geht es mit dem RE 6 nach Neuss und weiter mit dem RE 13 über Mönchengladbach nach Venlo
14:00
Hartelijk welkom in Venlo 🇳🇱
In zirka einer halben Stunde soll mein Zug schon hier sein.
Wieder keine Zeit für Frikadel speciaal ☹️
Aber: Es gibt Gratis Kaffee 😛
Und während ich meinen Kaffee schlürfe, halte ich über TIS meinen Zug im Auge...
14:30
Mein Zug kommt in wenigen Minuten an, ich gehe in Richtung Ablösepunkt.
Und weil unsere Güterzüge so lang sind, sind die auch immer mit weiten Wegen verbunden 😰
14:40
Da ist er!
2.400 Tonnen schwer und 650 Meter lang. Ladung: Zellstoff für die Papierindustrie.
Ein sog. "Einzelwagenzug", denn die Wagen gehen nicht zu einem einzelnen Kunden, sondern zu acht!
In Gremberg werden diese Wagen dann auf andere Züge verteilt...
Fortsetzung in Kürze...
14:47
Abfahrt in Venlo!
Hier wird es jetzt schwierig: Wir haben Herbst, es regnet, der Zug ist schwer und von Venlo bis Kaldenkirchen haben wir eine Steigung von 12 ‰...
Das heißt: Dauerhaft sanden bis man in Kaldenkirchen ist.
Das geht mächtig auf die Sandvorräte, ist aber nicht anders machbar.
Ich schaffe es gerade mal mit 20 km/h den Berg hoch 🙈
Wegen einer Baustelle verläuft die Fahrt heute mit einem kleinen Unweg über Krefeld.
Kleines Problem: In Viersen "fehlt" die Verbindungskurve um direkt nach Krefeld zu kommen.
Also muss ich mit dem Zug in den Bahnhof Viersen rein und "Kopf machen", also die Fahrtrichtung wechseln.
15:20
Ich komme in Viersen rein.
Jetzt heißt es Lokomotive abhängen, Schlusssignal anbringen und mit der Lok auf die andere Seite des Zuges fahren.
15:35
Auf der anderen Seite des Zuges angekommen wird das ganze Prozedere natürlich andersrum ausgeführt 😄
Auch hier: Selbst ist der Lokführer
Hinweis: Nein, die Schlussscheiben habe ich natürlich nicht dort liegen lassen :)
15:40
Die Bremsen sind "gefüllt" und die Bremsen gelöst.
Nun führe ich noch eine sog. vereinfachte Bremsprobe am ersten Wagen durch, um zu sehen ob nach dem erneuten anhängen der Hauptluftleitung das Bremsen von dieser Seite aus funktioniert.
15:50
Die Bremsen sind in Ordnung.
Die Lok ist für die anschließende Fahrt hergerichtet.
Ich bin Abfahrbereit.
Leider ist auf der Strecke noch einiges los und ich muss warten.
16:10
Ich darf endlich abfahren.
Verspätung: +15
Und ich wurde direkt vor die Regionalbahn Richtung Gelsenkirchen gesetzt.
Da muss man sich "beeilen", was bei Regen und mit 2.400 Tonnen kein einfaches unterfangen ist, wor erinnern uns.
16:30.
Neuss.
Ich soll eigentlich NUR durchfahren, aber Naja...
Eigentlich hätte ich jetzt Feierabend.
Aber ich schaue mir noch ein wenig die neuen Einfahrsignale von Köln Bonntor an 🤪 #TeamHp0
18:24
Ankunft am "Nordberg" Köln Gremberg.
Hier werden die Wagen durch einen Rangierer entsprechend ihres laufweges getrennt und von einer Abdrücklok über den Ablaufberg gedrückt.
Ich fahre derweil mit der Lok in die Abstellung
18:40
Einfahrt "Bw".
Erstmal beim Lokleiter melden, wohin ich die Lok abstellen darf.
Ein Abstellplatz wurde mir zugewiesen.
Trotz meiner Verspätung und dass ich eigentlich Feierabend hätte, melde ich das ich die Lok noch "besanden" werde, also die Sandvorräte auffülle.
Was auch nötig ist...
18:50
Ich stehe an unserer Besandungsanlage, mit der ich die Lok besanden will.
Plötzlich ein Anruf vom Lokleiter:
Ich stelle die Lok nicht ab, es kommt ein Kollege und übernimmt diese.
Zum Füllen der acht Sandbehälter reicht jetzt die Zeit nicht mehr.
Der Kollege und ich schauen uns das an. Der Vorrat reicht noch etwas, teilen aber der Disposition mit, dass man möglichst am nächsten Ort der Sache nachgeht.
19:10 Uhr
Feierabend.
Ich in etwas geschafft, war es doch ein langer und anspruchsvoller Tag.
Und auch wenn man mir es in dem Moment nicht ansieht, bin ich doch ganz zufrieden.
Und ja, ich freue mich schon auf die nächste Schicht 😄
Ein wahnsinnig langer Thread.
Obwohl schon alles stark vereinfacht und eingekürzt 😄
Ich hoffe, dem ein oderen anderen interessierten hat es trotzdem gefallen ☺️
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Was ist passiert?
Eigentlich relativ simpel: Der Zug hatte eine feste Bremse.
Für solche Vorfälle sind wir Lokführer als sog. "Bremsprobeberechtigte" ausgebildet, u.a. solche Probleme zu erkennen, zu beurteilen und zu handeln.
Anders, als die Bundespolizei dies behauptet.
Der Kollege hat also, auch mit Hilfe eines Art technischen Leitfaden, den Schaden beurteilt und ist zum Schluss gekommen, dass ein Ausschalten der Bremse ausreichend ist.
Das mindert zwar das Bremsvermögen des Zuges, i.d.R. hat dieser aber ausreichend Reserven.
Hat uns Beatrix in ihrem "inhaltlich fragwürdigen" Tweet auch noch angelogen?
Schauen wir uns dass doch mal an... 🧵
Gepostet wurde das Bild gestern um 17:29 Uhr. Aufgenommen wurde dieses offensichtlich in Berlin Hbf tief, wie man oben links am Aufzug erkennen kann.
Und das passt insofern, dass der Triebzug 304 gestern als ICE 1004 von München über Berlin Hbf nach Hamburg unterwegs war.
Aber schaut man sich den Fahrtverlauf des gestrigen ICE 1004 an, lässt sich keine Verspätung von 25 Minuten in Berlin Hbf erkennen. Auch eine Drehfahrt sowie eine zusätzliche Verspätung von 15 Minuten im weiteren verlauf sehe ich nicht.
Heute mal ein bisschen was zum Projekt "Digitale Automatische Kupplung", kurz DAK.
Da durfte ich mir als #TRAINfluencer in Minden bei der DB Systemtechnik mal ein wenig was zu anschauen...
🧵
Kurz zur DAK: Es handelt sich hier um das bestreben, das System Puffer/Schraubenkupplung auf ein modernes Automatisches System umzustellen.
Auch die Digitalisierung soll im Güterwagen Einzug erhalten.
Elektropneumatische Bremse, Sensorik usw. usw...
Ich lasse heute mal das Thema Digitalisierung ein bisschen links liegen, weil es mir erstmal um die Kupplung als solches geht.
Die Möglichkeiten sind da nämlich sehr Umfangreich und würden heute den Rahmen sprengen 😅
HINWEIS: Alle hier gezeigten DAKen sind lediglich Prototypen!
Troisdorf ist heute auch wieder das feinste vom feinsten.
Ich habe inzwischen 60 Minuten Verspätung, weil ich wegen Zugfolgeregelung nicht auf die Siegstrecke komme...
Neben mir stand eben gute zehn Minuten der RE9 nach Siegen.
Der kam nicht weiter, weil im Block vor ihm eine Lok stand, die auf die Rheinstrecke musste.
Die musste wiederum einen Güterzug abwarten, der von der Siegstrecke runter auf die Güterbahn musste.
Alles ganz fein hier 🤡
Ach, im übrigen blockiere ich natürlich auch seit 60 Minuten die Strecke.
Alles was an Güterzügen von Köln Richtung Siegen oder Mainz will, steht seitdem hinter mir.
Wenn man von Krefeld aus Richtung Köln durch Neuss DURCHFAHREN muss, KANN man 80 km/h durch den Hauptbahnhof durch und man hat die Nummer in drei Minuten hinter sich gelassen.
Oder man macht es kompliziert und juckelt durch den Güterbahnhof.
Erstmal in Weißenberg abzweigen und in dem Vorbahnhof von Neuss Gbf fahren.
20 Minuten dort stehen, weil im Gbf rangiert wird.
Dann mit Vmax 25 km/h durch den Gbf zuckeln bis zum nächsten Signal.
Dort wartet man dann nochmal einige paar Minuten, bis man wieder auf die Strecke einfädeln kann, von der man eben erst runter ist.
Dann wird es richtig spaßig: Mit 2.400 Tonnen im Herbst und bei Regen aus dem Stand in die Steigung rein.
Und die ist schon nicht ohne.