Zurzeit trendet #ratten, eine ziemlich unhöfliche Beleidigung geblockter User, die unter der neuen Twitter-Politik wieder Hoffnung auf Rehabilitation haben. Warum kommen solche Beleidigungen auffällig oft von moralisch überlegenen Linken? Die Erklärung: moral licencing.
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Als "moral licencing" bezeichnen Psychologen ein gut untersuchtes Phänomen, das eine Herausforderung für die Moralphilosophie darstellt: In Studien konnten Forscher nachweisen, dass Menschen, die sich in Situationen moralisch korrekt verhalten, sich bei späteren Situationen
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unmoralischer verhalten. Zum Beispiel haben Menschen, die zuvor in einem Bioladen eingekauft haben, eine leicht stärkere Tendenz zu betrügerischem Verhalten als Kunden konventioneller Supermärkte. Und wer glaubt, energiesparende Produkte kauft, benutzt diese umso länger,
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was wieder zu einer negativen Energiebilanz führt. Man nennt das auch "Rebound-Effekt". Es scheint also, als ob wir Menschen eine Art innere moralische Bilanz führen und uns selbst einen moralischen Freibrief ausstellen, wenn wir Dinge tun, die wir als positiv im unserer
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Moralbilanz verbuchen. Ich denke, dass dieses Phänomen gut erklärt, warum ausgerechnet linke Weltverbesserer zu den bösesten persönlichen Beleidigungen neigen: Wer ständig davon überzeugt ist, Gutes zu tun und auf der richtigen Seite zu stehen, hat eine subjektiv so stark
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positive moralische Bilanz, dass er sich permanent Freibriefe ausstellt, um andere, vermeintlich moralisch Schlechtere, zu beleidigen und zu diffamieren, ja sogar Rufmord zu betreiben. Fazit: Wer ständig die Welt rettet, nimmt für sich das Recht heraus, ein Arschloch zu sein.
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Jetzt ist es passiert: Ein Schüler von mir hat sich bei unserer Verwaltung darüber beschwert, dass ich das Thema LBTQ bzw. Diversity nicht mit der geforderten Hypersensibilität behandelt habe. Laut Verwaltung hätte ich Bullshit geredet. Mittlerweile frage ich mich ernsthaft:
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In welcher Welt leben wir eigentlich, in der ich mich als Älterer ständig gegenüber Jüngeren rechtfertigen muss? Ich habe als älterer Mensch ein Recht darauf, konservativer zu sein und nicht alle neuen Trends unironisch mitzumachen! Ältere Menschen sind Reality Check
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für Jüngere, deren Aufgabe es ist, sich an Älteren abzuarbeiten. Wenn Ältere jede Reibung mit Jüngeren vermeiden und sich ständig ihnen gegenüber rechtfertigen und entschuldigen, ist das ein ziemlich schlechter Deal. Wir vermitteln dadurch Jungen das Gefühl, die Welt drehe
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Ich möchte hier mal meine Bubble über das aktuelle Narrativ der Coronamaßnahmen-Befürworter informieren: Die Tatsache, dass wir jetzt in der "Endemie" sind, bedeutet NICHT, dass wir Covid wie eine Grippe behandeln und alle Maßnahmen wie Masken aufheben sollten. 1/6
Auch endemisch wird Corona großen Schaden anrichten, zwar nicht mehr so sehr durch direkte Todesfälle, aber durch wiederholte Infektionen, die unseren Körper jedes Mal so beschädigen, dass sich das Long-Covid-Risiko mit jeder Infektion erhöht.
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Corona wird also langfristig einen Teil der Bevölkerung zu Invaliden machen. Deshalb müssen wir die nächsten Generationen hinweg stets gewisse Maßnahmen anwenden. Auch andere endemische Erkrankungen wie Malaria sind schließlich nicht harmlos und werden bekämpft.
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Was mir ja bei der Coronadebatte viel zu kurz kommt, ist die Frage, WIE wir eigentlich leben wollen. Lange leben will natürlich jeder, aber ist es sinnvoll, seinen Alltag komplett um die Vermeidung von Krankheiten herum zu organisieren?
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Ich beobachte bei den Befürwortern der Maßnahmen und generell bei den Grünen eine grundsätzliche Lebenseinstellung, die man mit "Schadensvermeidung um jeden Preis" umschreiben könnte. Die extremste Form dieser Lebensweise findet sich bei jungen Klimaschützern, die
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Kinderlosigkeit propagieren: Kinder werden als Schaden für das Klima betrachtet und müssen folglich vermieden werden. Ich bin mir sicher, dass einige diese Vermeidungsstrategie noch weiter steigern würden, nämlich durch Auslöschung der Menschheit:
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Zurzeit wird unter dem Schlagwort "Libertärer Autoritarismus" die Ablehnung der Coronamaßnahmen und die "Staatsfeindlichkeit" der Querdenker verhandelt. Es ist geradezu skurril, dass diese Analyse von linken Soziologen kommt. Ein
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In dem Artikel wird behauptet, dass die Coronamaßnahmenkritiker staatsfeindliche Tendenzen entwickelt hätten, weil sie, anders als Hartz-IV-Empfänger, nie zuvor mit der disziplinierenden Macht des Staates konfrontiert worden seien.
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Sie hätten den Staat stets als "Ermöglicher" wahrgenommen und stellten nun fest: Der kann auch anders! Nämlich Freiheit einschränken. Was ich bemerkenswert finde ist die Feststellung, dass diese Erkenntnis, dass der "Staat auch anders kann", als "rechts" geframt wird.
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Ich möchte heute mal etwas über Prinzipien schreiben und warum diese gerade in Zeiten der Ungewissheit von Bedeutung sind. In jüngerer Zeit sind insbesondere die Prinzipien "My body my choice" und "Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete" unter Druck geraten.
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Werfen wir aber erst mal einen Blick zurück auf eine ältere Diskussion, die von dem Prinzipienreiter schlechthin, Immanuel Kant, geführt wurde. Kant war bekanntlich Vertreter der Gesinnungsethik: Kant hatte dargelegt, dass sich die Moralität einer Handlung nicht nach den
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möglichen Konsequenzen bemisst, sondern ausschließlich nach ihrer Handlungsmaxime. Lügen ist per se unmoralisch, gleichgültig welches Ziel ich mit der Lüge verfolge. Es gibt Kant zufolge keine "weißen Lügen", weil die Lüge das Band der Vernunft zwischen Menschen zerstöre.
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Da ich mich auch ein bisschen mit dem Thema Geldschöpfung und Co. auskenne, eine kleine Anmerkung zum Spott über @jamila_anna. Viele, die sich da gerade aufregen, haben garantiert null Ahnung von dem Thema und glauben, ihre lebensweltlichen Ansichten zu Geld und Schulden
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würden sie in die Lage versetzen, das Thema Staatschulden und Geldschöpfung zu beurteilen. Das ist ein großer, leider typischer Irrtum. Heraus kommt dann so ein Quatsch wie "Der Staat kann nur ausgeben, was er vorher eingenommen hat" oder
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"Wenn der Staat Schulden macht, müssen künftige Generationen das zurückzahlen." Das sind alles Weisheiten, die aus der Lebenswelt des konservativen Mittelschichtsbürgers entnommen sind und dort auch ihren Platz haben (Ich selber kann auch nur ausgeben, was ich verdient habe).
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