Jan Gerber @nzz: Vor 70 Jahren wurden in Prag Parteifunktionäre gehenkt. Der Rückblick auf die Schauprozesse zeigt, dass Verschwörungstheorien das kommunistische Herrschaftssystem prägten & Juden im Kalten Kriegs zu kosmopol. Agenten erklärt wurden. 1/6
Rudolf #Slánský & 13 "Funktionäre des Staats- & Parteiapparats der Tschechoslowakei wurden beschuldigt, westliche Spione & Agenten zu sein. Die Angeklagten gestanden ausnahmslos. Sie bekannten sich zu den absurdesten Anschuldigungen – zu Morden, Sabotageakten & Umsturzplänen." 1
Das Slánský-Tribunal war der grösste Schauprozess nach dem 2. WK. Er hatte "offen antisemitischen Charakters. 11 der 14 Hauptangeklagten kamen aus jüd. Familien. Diese Herkunft, so wurde in der Anklageschrift suggeriert, mache sie zu national unzuverlässigen «Kosmopoliten»." 2
"Der weltpolitische Hintergrund des Prozesses war die sowjet. Umorientierung im Nahen Osten.[.] Spätestens als sich der jüd. Staat während des Koreakriegs auf den Westen zubewegte, veränderte sich diese Politik. Die SU wandte sich von Israel ab & den arabischen Staaten zu." 3
"Dieser Kurswechsel wurde im gesamten Ostblock von der berüchtigten Kampagne gegen «Kosmopolitismus und Zionismus» begleitet.[..] Obwohl sie der jüdischen Nationalbewegung mehrheitlich kritisch gegenüberstanden, wurden die Angeklagten des Slánský-Prozesses zu Zionisten erklärt."4
"Dieses Verschwörungsdenken lag in der Logik des kommunistischen Herrschaftssystems. [.. ] Weil die Partei nicht im Unrecht sein durfte, wurden alle Fehlschläge auf Agenten in den eigenen Reihen zurückgeführt." 5
"Bei dieser ethnischen Homogenisierung gerieten die wenigen einheimischen Juden, die den Holocaust überlebt hatten, zwischen die Fronten.[...] Der Slánský-Prozess war insofern auch eine ethnische Säuberung innerhalb der Partei, die weltanschaulich codiert wurde." 6
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Jürg Altwegg rezensiert in @FAZ_NET das eben in Frankreich erschienene "Le Livre noir de Vladimir Poutine" (Schwarzbuch Putin) von Galia Ackerman & Stéphane Courtois.
Vorab: Das Genre Schwarzbuch wurde v.a. in der Zwischenkriegszeit im Umfeld von Leo Motzkin bekannt. In der Sowjetunion entstand das Schwarzbuch über den Genozid der Sowjetischen Juden von Wassili Grossman und Ilja Ehrenburg, das nicht erscheinen durfte. 1
Altwegg: "Courtois geißelt die zeitgenössischen Eliten und Politiker: 'Ihnen fehlt die Erfahrung des Kriegs, Machtproben gehen sie aus dem Weg.' Ihre Bereitschaft zu Verhandlungen ist ihm unheimlich." 2
"Die Russen haben hier in #Cherson ein Verhaftungssystem betrieben haben, das in dieser Größenordnung in keiner der Dutzenden von anderen Städten und Dörfern, die in den letzten Wochen von den ukrainischen Streitkräften befreit wurden, zu finden ist.
"Schon am Wochenende zeichneten sich Masseninhaftierung ab, als ein Dutzend Menschen gegenüber The Post erklärten, sie seien entweder selbst inhaftiert worden oder suchten nach jemandem. Viele sprachen Reporter auf der Straße an &d baten um Hilfe bei der Suche nach Angehörigen."1
"Wir sprechen hier von Tausenden von Menschen", sagte Oleksandr Samojlenko, Leiter des Regionalrats von #Cherson. "An einem beliebigen Tag hatten die Russen 600 Menschen in ihren Folterkammern." 2
Sergei Gerasimow schrieb letzte Woche in der @NZZ am Ende über das damalige Unverständnis für die Kritik Sacharows am Afghanistankrieg in der 1. Sitzung im "Kongress der Volksdeputierten" 1989. Ein Rückblick 1/7
#Sacharow wurde angegriffen & verteidigt hier seine Haltung zu Afghanistan:"Das Letzte, was ich tun wollte, ist die sowjetische Armee, die sowjetischen Soldaten beleidigen, die unser Heimatland im großen Vaterländischen Krieg verteidigt habe. Ihnen zolle ich Respekt..1
"..Auch bei Afghanistan geht es mir nicht um den Auftrag der Soldaten, sondern darum, dass dieser Krieg an sich ein Verbrechen war, ein "verbrecherisches Abenteuer". Noch ist unbekannt, wer für dieses großes Verbrechen unseres Vaterlands die Verantwortung hat.." 2
Dugin veröffentlichte vorgestern auf Telegram einen Post & löscht ihn wieder. Kernaussage: „Autokratie hat eine Kehrseite. Die ganze Macht bei Erfolg, aber die ganze Verantwortung bei Misserfolg.“⬇️
Fazit: Kampfansage an Putin & Plädoyer für mehr Ideologisierung in Russland.
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Dugin bezieht sich bei Drohung auf Nachfolgeregeln wie bei Regenkönigen auf den Ethnologen James G. Frazer, der um 1900 "The Golden Bough" schrieb. Viele Philosophen haben Frazer zitiert. Dugin kennt v.a. Wittgensteins "Bemerkungen über Frazers Golden Bough" & Georges Bataille. 1
Wittgenstein geht zwar auf 'Regenmacher' ein, aber ich glaube, Dugin zielt eigentlich auf eine andere Stelle, die Wittgenstein und Georges Bataille von #Frazer zitieren. Es geht hier um den "König des Waldes" von Nemi, eine römische 'Legende' am Anfang von Frazers Buch. 2
Wolf #Biermann in @sz: "Die Mauer war kein antifaschistischer Schutzwall, das war sie genauso wenig wie der Krieg von Putin ein antifaschistischer Krieg gegen irgendwelche Faschisten in der Ukraine ist. Das sind ideologische Lügen."
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"Wissen Sie, wen Stalin beneidet hat? Seinen Kollegen Hitler. Stalin wollte von seinem Volk auch so blind geliebt werden wie Hitler von seinem Volk. Deshalb hat er systematisch die Medien erobert und andersdenkende Leute getötet, vertrieben, liquidiert...2a
...Das ist eben die Pest der Diktatur. Und die kann links sein oder rechts. Am Ende ist das propagandistische Selbstporträt einer Diktatur immer nur blutiger Kitsch." 2b
Der Bürgermeister von #Mariupol, Wadym Bojtschenko, schreibt auf Telegram, dass die Kollaborateure das Kriegsrecht für Raubüberfälle, Arbeitsdienst & Mobilmachung nutzen.
Ihm zufolge nutzen die "Gauleiter" (гауляйтери ist mittlerweile übliches ukr. Wort für Kollaborateure) das Kriegsrecht für Raubüberfälle (Geräte & ukr. Metallprodukte), ziehen die Einwohner zu jeglicher Arbeit ohne Lohn heran & planen Mobilmachung von 10000 Mann. 2
Er schreibt auf Telegram: "Die russ. Besatzer stellen ein rotes Stück Papier aus, das sie Pass nennen. Es ist fast unmöglich, die Stadt zu verlassen. Man beschoß den Kontrollpunkt nach Zaporizhzhia & schloss ihn, um die Einwohner daran zu hindern, #Mariupol zu verlassen.. 3