Nachdem der @tagesanzeiger meinen Tweet im Artikel über das Ansinnen von Bundesrat @ParmelinG und @DefrWbf zitierte, bekam ich eine Email eines Lesers mit Vorschlägen fürs #StromSparen für die Provider.
• «port geschwindigkeit auf 100mbit oder gar 10mbit full duplex drosseln statt auf 10gbit respektive 1gbit laufen zu lassen»
➡️ funktioniert vlt. bei @AVM_DE Fritzboxen («Eco-Modus»), wobei der Nutzen fragwürdig ist,
Optiken in Provider-Gear können nur eine Geschwindigkeit.
• «streaming auf srf1 reduzieren. es gibt kein menschenrecht auf youtube»
➡️ ob man SRF1 oder einen anderen Sender streamt, braucht gleich viel Strom. Und für eine allfällige Youtube-Abschaltung wäre Google zuständig, nicht die Internet-Provider (sollte man das wirklich wollen)
• «temperatur im rc temporär erhöhen, respektive kühlen zu off-peak zeiten»
➡️ im Winter ist der Stromverbrauch der Kühlung vom Rechenzentren das kleinste Problem, weil AC Anlagen nur im Sommer laufen. Im Winter arbeitet jeder Datacenter-Betreiber mit sogenanntem Freecooling
• «einzelne server oder redundenzen reduzieren und einen service ausfall in temporär in kauf nehmen»
➡️ der Vorschlag basiert auf der irrigen Annahme, ein Internet-Provider würde viele Server betreiben, was in unserem Fall nicht stimmt. Wenn schon beträfe dies Server-Anbieter
• «etwas radikal, aber man könnte zb udp traffic temporär komplet unterbrechen während gewissen zeiten»
➡️ dann würde zum Beispiel DNS nicht mehr funktionieren. Einen Nutzen beim Stromverbrauch hätte die Übung indes nicht, das Provider-Equipment liefe trotzdem weiter
Dies die Vorschläge zum Stromsparen bei den Internet-Providern. Sie zeugen vom Unverständnis über die tatsächlichen Notwendigkeiten für den Internet-Zugangs, und dies bei Laien wie den Profis beim @DefrWbf.
Zugangs-Provider werden verwechselt mit Inhalt-Anbietern. 😳
Für Inhalte wie YouTube, Netflix, Online-Gaming oder auch simple Websites sind die Zugangs-Provider nicht zuständig.
Die Provider sind auch nicht in der Lage zu unterscheiden, ob ein Kunde Tiktok-Nonsese oder eine Pressekonferenz des Bundesrats über YouTube streamt.
Ebenso läuft Telefonie schon lange nicht mehr separat, sondern über das Internet. Viele (junge) Menschen wissen gar nicht mehr wie sie telefonieren: Facetime, Whatsapp Calls oder herkömmliche Mobiltelefonie ist irrelevant.
Vielleicht noch ein paar Worte zum Equipment, das Init7 einsetzt:
Die Switche, die wir in den Fiber7-Pops betreiben, sind alle neu (beschafft 2021 und 2022) und energieoptimiert.
Das Bild zeigt eine Installation in Genf. Drei Panel (passiv) und drei Switche (aktiv).
Pro Switch können bis zu 48 Kunden aufschaltet sein.
Pro Kunde werden etwa 3 Watt verbraucht, also etwas mehr als 2kWh pro Monat.
Naturgemäss gibt es immer «Leerstand», also Switchports, wo kein Kunde aufgeschaltet ist (Kündigungen, Reserve etc.).
Im dümmsten Fall ist also bloss ein Kunde aktiv, im besten Fall sind alle Ports belegt. Generell kann man von ~50% Auslastung ausgehen. Zu den 3 Watt pro Kunde kommt also nochmal soviel «Leerlauf» dazu. Das lässt sich nicht vermeiden, denn der Switch kann nur on oder off sein.
Dann gibts natürlich noch den Internet-Backbone, einige Server (DNS, DHCP etc.), die für den Betrieb notwendig sind.
Summa summarum also vieleicht 10 oder 15 Watt pro Kunde, die ein Provider verbraucht.
Selbst wenn es 20 Watt wären, entspricht das gerade mal 15kWh pro Monat.
15kWh entspricht dem Energiewert von weniger als 2 Litern Benzin.
Ob die Infrastruktur der Provider tatsächlich Daten transportiert oder einfach im Leerlauf wartet, bis ein Kunde «ein wichtiges Telefonat» tätigt, ist bezüglich Energieverbrauch irrelevant.
Die Forderung der @swicoDEU, man solle zwecks Stromsparmassnahmen die Auflösung von Streaming Video reduzieren, ist daher einigermassen absurd. Kleinere Bitraten erfordern mehr Bildkompression, und diese ist CPU-intensiv, ergo säuft sie mehr Strom.
Ebenso ist das Ansinnen von Bundesrat @ParmelinG und dem Departement @DefrWbf absurd, die Provider sollen 20 bis 30% Strom sparen.
Das geht, aus den erklärten Gründen, nur mit abschalten während 20 oder 30% der Zeit.
Dann ist aber alles abgeschaltet. Auch (Notruf-) Telefonie, SRF1 von @SRF und andere als «mission critical» betrachtete Kommunikationsformen.
Fazit: Provider können nicht unterscheiden zwischen Sprachtelefonie und Katzenvideos. Es gibt nur ein «alles» oder «nichts».
/EOT
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4,4 Millionen für den #FTTH Glasfaserausbau in Schlatt ZH ist heftig viel für bloss 280 Wohnungen (plus ein paar Gewerbe). Anderswo auf dem Land, zum Beispiel im Entlebuch mit ähnlicher Siedlungsstruktur, rechnet man die Hälfte. @landbote@NicoleDoebeli
Der Titel des Artikels ist ziemlich tendenziös. Die Telekom-Grundversorgung wird auch in Schlatt ZH erfüllt; darüber hinaus hat kein Provider eine Pflicht, auch Swisscom nicht.
Warum das so ist? Es ist das Totalversagen in Sachen Telekommunikationspolitik von #Bundesbern.
Die Screenshots sind komplett falsch interpretiert (die Dicke der Striche sagt nichts aus über Kapazität/Traffic, sondern meint die Zahl der über diesen Pfad präferierte Präfixe).
Viele Präfixe bedeuten keineswegs viel Traffic. Im Gegenteil: 80% des Traffics eines typischen Eyeball Providers kommen von nur so ca. 10 ASN. Also 10 Quellen.
In westlichen Ländern sind das u.a. Apple, Facebook, Netflix, Akamai, Microsoft, Google und noch so zwei drei.
Das gilt grundsätzlich auch für russische Provider, auch wenn dort die Hauptquellen des Traffics andere sind, zB. Vkontakte statt Facebook.
Diese Quellen beliefern Traffic von relativ wenig IP Adressen oder Präfixen. Also im Schema nicht dargestellt oder nur mit dünnen Strichen.
Ein E-Auto ist trotz des höheren Anschaffungspreis massiv günstiger als ein Verbrenner. Unser Kia Soul EV (Symbolbild) ist jetzt knapp 6-jährig und hat knapp 45000 Kilometer auf dem Tacho. Hier die Kostenrechnung:
Anschaffung netto CHF 34000.
Unterhalt: 2* ~CHF 140 pro Jahr für Pneuwechsel, inklusive Einlagerung der Winter/Sommerpneu.
Reparatur: Starterbatterie nach 5 Jahren (wäre beim Benzinauto auch gekommen), ca. 500 Franken.
Laden an Säulen: ca. 20 Franken pro Monat.
Installation Ladestation in der Tiefgarage: weniger als 2000 Franken.
Motorfahrzeug-Steuern: Null.
Vignetten und Versicherung lass ich ausser Acht weil identisch mit Benzinauto.
Interessante These: die Internet-Infrastruktur in der Ukraine 🇺🇦 scheint ziemlich resilient zu sein, weil es eine grosse Zahl von Internet-Providern gibt:
«Or it may be that the structure of Internet in Ukraine is such that it is very resilient to disruption? …»
«… We know that the Internet in Ukraine spread over a large number of distinct networks, which might help with resilience. For instance, over 50% of end-users in Ukraine are in networks that have less then 1% of the end-user market.»