Eine Empfehlung zum Umgang mit eigener Text- bzw. Theoriekritik aus einem Gespräch zur Methode des textimmanenten Lesens zur geneigten Anwendung im #lesemontag - die Unterscheidung zwischen Geltungs- und Verstehensvoraussetzungen. 1/4
Während man die Verstehensvoraussetzungen zum Lesen wie Sprachbeherrschung etc. akzeptieren muss, sollte das nicht für die eigenen Geltungsvoraussetzungen gelten, also bspw. dafür, was man über den Gegenstand des Textes bereits zu wissen glaubt. 2/4
Also statt spontaner Kritik am Text ("so ein Unsinn") die Ermutigung zur Frage, welche meiner Geltungsvoraussetzungen könnte denn an dieser Stelle des Textes das Problem sein und nicht, wo ist der Text (bzw. die Theorie) schlecht. 3/4
Ich ahne, dass dies für #WissdG auch für mich hart wird, weil ich bspw. bei solchen Gödel-Referenzen nicht mehr "Unsinn" rufen darf.
Aber wollen wir's am Montag nicht mal damit versuchen, lieber @EsserHartmut? Einfach aus Spaß an der Freude bzw. Methode? 4/4
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Ab Minute 34 spricht #Luhmann zu seinem erweiterten Paradoxiebegriff im Kontext der therapeutischen Praxis, also begrifflich über das logische Kollabieren verschiedener Ebenen oder einer typentheoretischen Vermischung von Typen hinaus. 1/5
#Luhmann beschreibt Paradoxien rein empirisch als das Blockieren von Beobachtungen, da die Beobachtung auf das Gegenteil der momentan laufenden Operation bei gleichzeitig weiterlaufender Operation verwiesen wird. 2/5
Im therapeutischen Kontext sieht #Luhmann eine Funktion der Paradoxie im Schutz eines operativ weiterlaufenden Systems gegen die eigene Selbstbeobachtung - gewissermaßen einem Latenzschutz. 3/5
Gödel 1: "Wenn das System P widerspruchsfrei ist, dann ist P nicht negationsvollständig. P kann also nicht sowohl widerspruchsfrei als auch negationsvollständig sein."
Gödel 2: "Man kann mit den Mitteln von P nicht beweisen, dass P widerspruchsfrei ist."
Missverständnisse 1-3
1: Der erste Unvollständigkeitssatz lässt sich viel einfacher beweisen.
2: Der Beweis des Unvollständigkeitssatzes ist wegen seiner Selbstbezüglichkeit illegitim.
3: Die „Lügner-Formel“ ist wahr.
Missverständnisse 4-6
4: Es gibt in der Mathematik wahre Sätze, die nicht beweisbar sind.
5: Jedes formale System ist negationsvollständig.
6: Die Arithmetik lässt sich nicht vollständig beschreiben.