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Jan 4 16 tweets 2 min read
Die schlimmsten Sprüche, die sich Menschen mit #Depressionen 2022 anhören mussten.

Ein Thread, der beim Lesen wehtut. 🧵🪡
1/ Bevor es losgeht: Ich hatte meine Follower:innen vor Jahresende gefragt, welche Worte sie sich bezüglich ihrer Erkrankung anhören mussten. Über 500 Betroffene antworteten. Ich habe eine kleine Auswahl getroffen und der Lesbarkeit halber redigiert.
2/ Viele Menschen können sich nicht vorstellen, was Menschen mit dieser Erkrankung an den Kopf geworfen wird. Diese Auswahl soll dabei helfen, Verständnis für Betroffene zu schaffen – und zeigen, auf welche Worte mensch verzichten sollte.
3/ „Du fühlst dich nur so schlecht, weil du zum Therapeuten gehst! Die reden den Menschen ein, dass es ihnen nicht gut geht. Sieh mich an: ich gehe nicht zu einem Therapeuten und mir geht es super!“
4/ „Duschen ist doch keine Tagesaufgabe.“
5/ „Du blamierst dich, wenn du öffentlich über deine Gefühle redest!“
6/ „Fangen Sie mit Ausdauersport an! Ich habe noch nie einen unglücklichen Sportler gesehen!“ (O-Ton Psychiater)
7/ „Wie kann man den bei Sonnenschein so bräsig sein?“
8/ „Meine Nachbarin meinte, als ich während einer Episode krankgeschrieben war, weil meine Energie nicht zum Arbeiten gereicht hat, dass ich ja dann Zeit genug hätte, mich um meinen Garten zu kümmern.“
9/ „XY hat auch Depressionen, aber schlimmer als du.“
10/ „Ich sag jetzt mal was ganz Dummes. Dann bekommen Sie doch einfach ein Kind!" (Leider von einer Therapeutin.)
11/ „Du musst nur tief genug in Dich reinfühlen“.
Nochmal: Ich fühle zur Zeit nichts, gar nichts.
„So ein Quatsch, man kann nicht nichts fühlen.“
12/ „Wie kann man im Paradies schlechte Laune haben.“
13/ „Wenn du die 20 kg zuviel los bist, ist wieder alles OK. Das kommt nur, weil du so fett bist. Da wär ich auch traurig, wenn ich mich so sehen müsste.“
14/ „Vielleicht lässt du deine schlechte Laune vor der Türe, setzt hier ein Lächeln auf und nimmst deine Probleme nach Feierabend wieder mit nach Hause.“
Ende / #Depressionen sind eine ernstzunehmende Krankheit, die definierten Diagnosekriterien zufolge festgestellt wird, im schlimmsten Falle tödlich endet, und mit wissenschaftlich geprüften Therapieverfahren behandelt werden kann.

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Jan 7
Als ich vor zwei Jahren zum Thema #Mobbing recherchierte, stieß ich auf Literatur, die belegte, wie weit die Folgen reichen.

Doch mit der Antwort einer Forscherin hatte ich nicht gerechnet. 🧵🪡

Triggerwarnung. In diesem Thread geht es auch um Suizidalität.
1/ So fand ich ein Interview mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Dieter Wolke, das mir zu denken gab. Wolke ist Wissenschaftler an der britischen University of Warwick und erforscht unter anderem die Langzeitfolgen von Mobbing. escap.eu/events/past-es…
2/ Er berichtet von zwei Studien aus den USA und Großbritannien, die zeigen, dass Opfer von Mobbing psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände entwickeln – und zwar häufiger, als Opfer von sexuellem Missbrauch und Misshandlung das tun.
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Jan 7
1/6 »WAS? Psychisch krank? Das bildest du dir nur ein.« 🪡🧶

Aus den Basisdaten zu psychischen Erkrankungen 2023 der DGPPN:

»In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen.
2/6 »Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen, von denen pro Jahr nur 18,9 % Kontakt zu Leistungsanbietern aufnehmen.«
3/6 »Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 %, unipolare Depression allein 8,2 %) und Störungen durch Alkohol- oder Medikamenten- konsum (5,7 %).«
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Jan 6
Dieser Moment, in dem dir klar wird, dass du psychisch krank – und somit nicht „selbst schuld“ an deiner schwierigen Situation bist.
1/ Viele Menschen glauben in der Zeit vor ihrer Diagnose, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Sie sind sicher, dass sie falsch, faul oder einfach komisch sind.
2/ Und eigentlich selbst verschuldet haben, wenn sie es, zum Beispiel bei Depressionen, nicht schaffen, aufzustehen oder zu arbeiten.
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Jan 3
1/ Wie man psychisch Kranke in die Isolation treibt. Und warum ich nicht bereit bin, das zu akzeptieren. Ein Thread, der längst überfällig ist. 🧵🪡
2/ Stell dir vor, du kämpfst mit einer chronischen Krankheit wie Diabetes. Du spitzt dir selbst Insulin, gehst regelmäßig zum Arzt und tust alles, was in deiner Macht steht, um das Diabetes im Zaun zu halten.
3/ Deine Angehörigen begreifen, dass du bestimmte Dinge nur in Maßen essen kannst und auch, dass dein Körper krank ist.
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Jan 2
1/8 Wenn Menschen das Wort „Depression“ hören, denken sie oft an Trauer oder Niedergeschlagenheit. Aber für Menschen, die an schwerer Depression leiden, ist es viel mehr als das. Es ist eine schwere Last, die sich unmöglich abschütteln lässt, egal was man tut.
2/8 Es kann sich so anfühlen, taub für die Welt um einen herum zu sein, als würde man einfach nur die Bewegungen ausführen, ohne wirklich zu leben.
3/8 Oft ist es ein ständiger Kampf, aus dem Bett zu kommen und den Tag zu meistern, und manchmal fühlt es sich an, als würde man durch Treibsand waten, nur um durchzuhalten.
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Nov 28, 2022
Ich war 19, saß stundenlang ohne Begleitung im Krankenhaus in einem Wartebereich. Der Arzt kam nicht und ich weinte und weinte. Um mich herum lauter Menschen, die wegsahen. Irgendwann fragte die Frau neben mir:
„Was ist denn los?“ „Ich habe gestern erfahren, dass ich Krebs habe.“ „Das ist schlimm“, sagte sie und gab mir ein Taschentuch. Das half.

– Andrea

(Name geändert)
Übrigens: Das ist die aktuelle Ausgabe meines Newsletters „Die freundliche Geste“. Dort sammle ich zwischenmenschliche Geschichten, die im Taumel schlechter Nachrichten Hoffnung machen.

steadyhq.com/de/die-freundl…
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