Der Mord an Malte C. #MalteC#CSDmünster erfährt nun eine neue Note. Der Täter könnte, so mutmaßt eine Gutachterin, selbst schwul sein und dies unterdrückt haben.
Dazu habe ich einige Gedanken, die ich mit euch teilen möchte:
Das ist ja genau die Überlegung der Gay-Panic-Theorie, dass homo-, bi-, inter- und transphobe Täter zuschlagen, weil sie Angst bekommen, dass sie Queers anziehend finden könnten.
(Grüße gehen nebenei raus an Alice Weidel, Larry Craig und József Szájer. #hatinguback)
Ein weiterer Erklärungsansatz für Homophobie ist die Theorie der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit: hiernach ist Homophobie Teil der Ideologie der Ungleichheit und somit Ausdruck extrem rechter Einstellungen.
Die Theorien widersprechen sich nicht, beleuchten versch. Aspekte.
Die gruppenbezog. Menschenfeindl. fragt nach den Einstellungen des Täters. Hier führten die Einen die Tschetschenien-These ins Feld: Der Täter müsse geprägt sein durch seine Herkunft aus Tschetschenien, einer extrem homophoben Gegend in Russland mit konservativem Islam.
Die Tschetschenien-These vernachlässigt, dass der Täter in Deutschland aufwuchs und sozialisiert wurde und über Ideologie, Religiosität, Umfeld und Familie wenig bekannt ist.
Die Anderen vertraten die Terf-These: Der Täter haben zur Zeit einer transfeindlichen Stimmung getötet.
Diese sei insbesondere durch Terfs erzeugt worden. Dies wurde angeheizt durch einen terfigen Shitstorm und Deadnaming von Terfs gleich nach Malte C.s Tod. Die Terf-These vernachlässigt die Einstellungen des Täters, der sich wohl kaum an Terf-Talk beteiligt hatte.
Zur Terf-These zählt, dass der Täter aber ebend durch die spezifische homo- und transfeindliche Stimmung gehandelt habe, zu der ebend extreme Rechte, Konservative, Autoritäre jeder Couleur und Terfs zuletzt beitrugen.
Beide Thesen widersprechen sich nicht, können sich ergänzen.
Die Instiutionelle Theorie sieht homo-, bi-, inter- und transphobe Täter in der Umwelt homophober und transfeindlicher Gesetze #Adoptionsrecht#TSG#Blutspende#Asyl4Queers und mangelnder Repräsentation von LGBTIQA-Leuten und Blindheit der Polizei und Justiz.
Die Täter fühlten sich von einer trans-, bi-, homo- und interfeindlichen Ordnung ermutigt, diese eigenmächtig und ungestraft zu exekutieren. Die wahren Täter*innen säßen im Bundestag und in der Regierung. Die Stärke der Institutionellen Theorie ist ihr größter Nachteil:
Während sie einen materiellen Ansatzpunkt bietet um Gesellschaft nachhaltig zu verändern, abstrahiert sie zu stark vom Geschehen auf der Straße, relativiert hier sogar den Mord an Malte C.
Zuletzt stellte @CaminogGmbH im Berliner Monitoring Trans- und Homophobe Gewalt die Analyse vor, dass die meisten Täter bei homophober Gewalt bereits polizeibekannt seien. Das trifft hier zweifelsohne zu, aber der Täter ist ja schon angezeigt.
Zurück zum Gutachten über den Täter:
Selbstverständlich ist spannend darüber nachzudenken, warum der junge Mann zum Mörder wurde.
Malte C. wird davon nicht lebendig.
Das Jahr 2022 wird für die Transcommunity davon nicht weniger gewaltvoll.
Stattdessen besteht nun die große Gefahr der Täter-Opfer-Umkehr:
War der Täter möglicherweise ein Opfer seiner homosexuellen Neigungen? Allein wenn ich das schmuddelnde "Neigung" schon lese, ey! So steht es nun im Focus. Im Gutachten. In der Anklage.
Klar ist:
Täter sind keine Opfer!
Den mutigen jungen Mann Malte C., der sterben musste, als er unterstützend zwei lesbischen Frauen beisprang, vergessen wir nicht!
Sollte der Täter tatsächlich homosexuell sein, wie die Gutachterin mutmaßt, ist eine Therapie und Resozialisierung vielleicht möglich.
Augenmerk sollte übrigens nun auch auf dessen Zeit im Knast liegen, wo er in einer autoritären homophoben Ordnung gefährdet sein könnte.
Und dann ist sicherlich auch klar, dass der Täter nach dem Knast nicht nach Tschetschenien abgeschoben werden darf.
Im Übrigen: das ganze Gemutmaße könnte ein Ende haben! Und zwar dann wenn der Täter endlich zu seiner Tat und den Motiven Stellung bezieht und aussagt! Das ist er den Angehörigen schuldig.
Und noch etwas: Ich wünsche mir eine klare Haltung und solidarische Unterstützung der Trans-Community während des Prozesses. Tretet Häme, Hass, Falschbeauptungen, Bagatellisierungen und Hetze gegen uns entschlossen entgegen, get our backs, hört uns zu!
Weder stehen die folgende Zitate pars pro toto für deren gesamte ideologische Schule noch ziehen die Akteur*innen am selben Strang. Gemeinsam ist aber die Ablehnung des Selbstbestimmungsgesetzes aus ebend verschiedenen Gründen.
Let's go!
Trotzkismus:
„Wir sehen die… Fehden zwischen… RadikalfeministInnen und … Aktivisten für Transrechte. Von solchen Entwicklungen … kann man nicht sagen, dass sie … dem Kampf gegen Unterdrückung helfen. Sie sind durchwegs reaktionär und müssen bekämpft werden.“ Der Funke, 2020