Dieses Wochenende könnte ich endlich die Ausstellung TO BE SEEN in @nsdoku besichtigen. Ein glitzernder 🧵darüber, warum dies eine der besten Queer-Ausstellungen ist, die ich bisher in Deutschland gesehen habe.
Zunächst einmal ist es im Jahr 2023 –und auf Deutsch Bitteschön– wunderbar zu sehen, dass eine Ausstellung und Kurator*innen die Idee der queeren Geschichte verstehen. Take Notes! 2⃣
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Ebenso ist es großartig, dass sie Besucher*innen mit einem Glossar ausstatten, das ihnen hilft, mit Begriffen umzugehen, mit denen sie vielleicht nicht vertraut sind. Dies war auch auf der Queerness in Photography bei C/O der Fall. 😍
Weiter machen! 3⃣
Die Ausstellung ist nicht nur ein Lippenbekenntnis zu Queerness, indem sie Zusätze zur homosexuellen Geschichte erwähnt.
Hinter dem gesamten Projekt steht der Wunsch, deutsche Queerness in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu analysieren und zu diskutieren. 4⃣
Anstatt über Sichtbarkeit oder die Kriminalisierung von Queerness zu diskutieren, haben die Kurator*innen beschlossen, die Ambivalenz von Sichtbarkeit zu betonen.
TO BE SEEN bedeutet also, gesehen zu werden, aber auch die Gefahren des Gesehenwerdens 5⃣
Es geht um Orte der Medikalisierung, aber auch um Räume der Freude und der Emanzipation. Hier z.B. der Schwarzfischer in München 6⃣
Á propos.. vor dem ehemaligen Schwarzfischer steht seit 2017 ein Denkmal.
Ich habe enorme Probleme mit diesem, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal 😅 (shameless book Werbung) 7⃣
Ich finde es äußerst erfrischend, dass ein großer Teil des Raums für Liebe reserviert ist.
Für queere Menschen ging es - ob man es glaubt oder nicht - nicht nur um Kampf, Flucht und Verstecken. Es ging auch darum, von anderen gesehen zu werden, zu lieben und Sex zu haben. 8⃣
Natürlich werden hier auch die dunkelsten Aspekte der deutschen queeren Geschichte diskutiert. 9⃣
Auch hier konzentrieren sich die Kurator*innen auf die queere Geschichte, nicht nur auf die schwule und lesbische Geschichte.
Was mir besonders gefallen hat, ist auch der Wunsch, diese Ausstellung mit dem Rest der Dauerausstellung des Museums zu verbinden. Auf den anderen Etagen können Besucher*innen über Aspekte und Momente der Queerness stolpern.
Dies geschieht durch künstlerische Interventionen oder durch die Hervorhebung von Aspekten der Dauerausstellung. 1⃣1⃣
Das ist nicht nur eine fantastische pädagogische Idee, die Kunst, Sinne und Geschichte miteinander verbindet, sondern auch die queere Geschichte sichtbar macht.
Im @nsdoku ist Queerness daher immer noch TO BE SEEN 1⃣2⃣
Die Verbindung zwischen Rosa-Winkel-Kunst und Erinnerungsarbeit hat mich natürlich am meisten interessiert. 1⃣3⃣
Ich erinnere mich, dass ich diese Art der öffentlichen Bildungsarbeit und die Betonung des historischen Bewusstseins beim Besuch der Dauerausstellung schon vor Jahren sehr schätzte. 1⃣4⃣
Ich möchte Karolina Kühn, Denis Heuring, @MirjamZadoff und dem gesamten Team des @nsdoku für die Zusammenstellung einer so brillanten und notwendigen Ausstellung danken. 1⃣5⃣
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im März dieses Jahres. Pre-order it! hirmerverlag.de/de/titel-2-2/t…
Ich hatte übrigens Spaß daran, einen Aufsatz über Symbole und Erinnerungspolitik zu schreiben. 1⃣6⃣
Und zum Schluss noch ein großes Dankeschön für all das Merch, das für mich am Empfang hinterlassen wurde 😍😍😍 1⃣7⃣
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"Queer ist ein Anachronismus" ist einer dieser Sätze, ähnlich wie "eS gIBt nUr zWei GeSChleChter", die zwar überzeugend klingen mögen, in Wirklichkeit aber ein grundlegendes Missverständnis der Geschichtswissenschaften darstellen.
Ein langer 🧵 während ich unter Jetlag leide...
In der Geschichte der Sexualitäten wird Queerness oft als analytisches Konzept verwendet. Queer-Historiker*innen wissen, dass historische Akteur*innen nicht eines Tages im frühneuzeitlichen Würzburg aufwachten und gesagt haben: "Servus Martha, ich bin queer". 2/24
Sexualgeschichtliche Konzepte wie Homo- oder Heterosexualität haben ihre eigene Geschichte. Auch die Sexualität selbst hat eine Begriffsgeschichte. 3/24