Ein paar Worte zu #Nordstream und #SeymorHersh: Dessen viele neue Fans haben offenbar verpasst, dass der Mann schon seit Jahren sehr merkwürdige Geschichten mit sehr unklarer Quellenlage publiziert. "Aber es ist Seymor Hersh" ist ein Quellenargument. Also ein schlechtes.
Dass Seymor Hersh eine schlechte Quelle ist, sieht man übrigens auch daran, dass sein Text Sätze enthält, die eins-zu-eins russische Propagandapositionen wiedergeben. Hier ein Beispiel:
"Tensions were constantly escalating between Russia and NATO, backed by the aggressive foreign policy of the Biden Administration." Zur Erinnerung: Russland hatte 2014 Teile der Ukraine besetzt und dann massenweise Truppen an die ukrainische Grenze verlegt. Nicht die USA.
Ein gutes Quellenargument ist dagegen dieses: Der GESAMTE TEXT basiert, bis auf das viele historische Drumherum, dass das ganze irgendwie substanzhaltig klingen lassen soll, auf einer einzigen anonymen Quelle, schön plastisch gemacht mit drastisch klingenden Zitaten.
Eine Story, die auf einer einzigen anonymen Quelle basiert, ohne den Hauch eines anderen Belegs, ist aber eben *kein Journalismus*, sondern, höflich formuliert, Kolportage. Daran ändert auch der große erzählerische Bogen und die vielen Ausschmückungen rein gar nichts.
Besonders auffällig ist, dass Hersh die Propagandastory, von Russland massiv gepusht, so ins Zentrum stellt, Biden hätte den Plan "versehentlich" verraten. Das hat er nicht. Er stand mit Scholz bei einer Pressekonferenz und drohte mit der Nicht-Eröffnung von Nordstream2.
Genau diese Nichteröffnung, die die beiden da in trauter Einigkeit androhten, wurde dann auch umgesetzt, und zwar schon VOR dem russischen Einmarsch. Das lässt Hersh KOMPLETT WEG. Das hat seinen Grund: Es macht die schöne Story nämlich kaputt.
Der Text reiht sich damit, ob absichtlich oder nicht, nahtlos ein ins russische Propagandanarrativ, das mit gewaltigem Aufwand gepusht wurde. An den bekannten Tatsachen ändert Hershs Text absolut nichts. spiegel.de/wissenschaft/m…
Ich fasse die Story noch mal in einem Satz zusammen: "#SeymorHersh behauptet, ohne Belege, zum Launch eines persönlichen Newsletters, unter Auslassung entscheidender Tatsachen, dass die USA die #Nordstream Pipelines gesprengt haben."
Das ist alles.
Ergänzend: Hersh fällt nicht zum ersten Mal nicht nur mit unbelegten Verschwörungsstories, sondern auch mit prorussischer Propaganda auf. haaretz.com/us-news/2018-0…
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Die Tatsache, dass das Thema #Klimakrise in einem sogenannten „TV-Duell“ zwischen zwei Kandidaten kein einziges Mal vorkam, offenbart ein öffentlich-rechtliches Medienversagen von epischem Ausmaß. @ARD und @ZDF werden ihrem Auftrag so nicht gerecht.
Und, da hat @m_kormbaki völlig Recht: Es war nicht das einzige Beispiel für dieses Versagen. Die Zukunft kam in dieser „Debatte“ zwischen zwei Herren im Rentenalter generell nicht vor. Dabei rast die immer schneller auf uns zu. spiegel.de/politik/deutsc…
Hier ein kurzer Thread, der erklärt, was mit #USAID gerade passiert und wem das nützt. tld;dr: Musk, Russland und China haben alle ihre Gründe, die Organisation zerstört sehen zu wollen. Für die USA, v.a. aber viele Menschen in Schwellenländern ist der Vorgang eine Katastrophe.
Weite Teile der Belegschaft der internationalen Hilfsorganisation #USAID werden dieses Wochenende mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Die allermeisten sollen sofort in die USA zurückkehren. USAID hat 10.000 Mitarbeiter, Niederlassungen in 60 Ländern, weitere Programme in anderen.
Der Kreml hasst #USAID. Putin hat die Organisation schon 2012 aus dem Land geworfen und betrachtet sie als CIA-Front. Die Kreml-Sprecherin feierte den Vorgang öffentlich, sie zeige, dass man ja schon immer Recht gehabt habe. themoscowtimes.com/2025/02/06/rus…
1. Bei #Springer gibt es keine Brandmauer zwischen dem Verlag, genauer: zwischen den persönlichen Wünschen von Mathias #Döpfner und der Redaktion. Das wussten wir schon („please stärke die FDP“).
2. Bei Döpfners Springer steht die Bekämpfung des Staates mittlerweile mindestens auf einer Ebene mit der Bewahrung der Demokratie. Mindestens.
3. Die schwärmerische, völlig kritiklose #Milei-Verklärung des bisherigen Chefredakteurs und seiner Meinungsmacherin, die Begeisterung für Musk im #Ulfenbeinturm, die groteske, hemmungslose FDP-Werbung von „Bild“ und „Welt“ sind allesamt Ausdruck von 1. und 2.
Wer hier einen „strategischen Fehle macht, hat @Markus_Soeder offenbar durcheinandergebracht. Es ist die wütende Ablehnung der Strohmann-Grünen, die er und seinesgleichen betreiben, die der AfD (und Aiwanger) die Leute zutreibt. Das ist keine Meinung, das ist empirisch belegbar.
Dieser strategische Fehler von Söder, Merz und den anderen Populisten in der Union begann lang vor der Bundestagswahl, hier ein Text von Mai 21. spiegel.de/wissenschaft/b…
Auch als längst klar war, dass es nicht funktionierente, die AfD mit ihrem Grünenhass zu emulieren, machen Union und FDP fleißig weiter - obwohl ihnen die empirische Politikwissenschaft wieder und wieder geduldig erklärte, was da zur Folge hat spiegel.de/wissenschaft/m…
Lieber @BlumeEvolution, ich freue mich natürlich sehr über Ihre Rezension von “Männer, die die Welt verbrennen” - aber ich verstehe sie nicht ganz. Im Buch kommen (wie Sie selbst schreiben) auch diverse SPD-Männer und außerdem S. Wagenknecht (1/2) scilogs.spektrum.de/natur-des-glau…
… in alles andere als rühmlichen Rollen vor. Ich verstehe deshalb die Kritik an vermeintlichem “parteipolitischen Gut-Böse-Dualismus” nicht, und auch nicht die These, ich hätte “Blame vor allem parteipolitisch an Mitte-Rechts” verteilt.
Das mit den “intrökologischen Konflikten” stammt übrigens nicht von mir, sondern (es ist ein Zitat mit Quellenangabe) vom @DIW_Berlin, und es bezieht sich auch nicht auf Atomkraft, sondern nur auf Windkraftanlagen. Zum Thema Atomkraft stehen im Buch nur ökonomische Anmerkungen.
Sagt mal, @faznet, in aller kollegialen Höflichkeit: Habt Ihr noch alle Latten am Zaun? Weil eine nicht näher durchleutete Spinnertruppe (ich bin gespannt auf die Erkenntnisse), die auch gegen Coronamaßnahmen (!) anterrorisiert hat, etwas anzündet, ist das jetzt "grüner Terror"?
All das vor dem Hintergrund, dass ganz und gar nicht grüne Terroristen mit Traktoren gerade Tote und Verletzte in diesem Land herbeiterrorisiert haben. Hier verrutschen alle Maßstäbe. Weil die "BÖSE LINKE"-Reflexe jede Differenzierungsfähigkeit auslöschen? Oder weil fossil=toll?
Angesichts des gewaltigen, realen Ausmaßes terroristischer Bedrohungen von rechts, mit vielen, sehr realen Todesopfern (NSU, Halle, Hanau, Lübke...) ist diese "aber bald gibt es dann grüne Linksterroristen"-Chimäre ein Ausdruck verzweifelter Realitätsumdeutung. Was motiviert sie?