Ein interessante Reflexion von Slavoj Žižek auf @ProSyn über Neutralität als Vorwand zur Unterstützung des russischen Imperialismus und darüber, dass ihre Verfechter an anderer Stelle meist nicht neutral urteilen.
Žižek schreibt, Brasilien, Indien und Südafrika versuchten sich blockfrei zu geben, aber wie bei den westlichen "Pazifisten" komme die Blockfreiheit einer stillschweigenden Unterstützung des Imperialismus gleich./2
Žižek verweist auf Lulas unhaltbaren Vergleiche von Selenskyj mit Putin: "Ganz gleich, ob die Weigerung, sich für eine Seite zu entscheiden, aus Brasilien, Südafrika oder Indien kommt, die Behauptung, 'neutral' gegenüber Russlands Angriffskrieg zu sein, ist nicht haltbar." /3
Dies gelte auch für Einzelpersonen: "Wenn ein Passant einen Mann sieht, der ein Kind auf der Straße brutal verprügelt, erwarten wir, dass der Zeuge dies zu verhindern versucht. Neutralität ist hier unmöglich. Im Gegenteil: unterlassene Hilfe wäre moralisch verwerflich." /4
Dann befragt er Roger Waters Behauptungen bei der UN und der Berliner Zeitung, er wäre neutral und man müsse jetzt die Wahrheit aussprechen. Waters bildete sich auch ein, er verstehe was Putin 'tatsächlich' sage. /5
Žižek: "Als unabhängige Stimme, die die russ. Medien genau verfolgt, bin ich gut damit vertraut, was Putin und seine Propagandisten 'tatsächlich' sagen". Er zählt dann die vielen Drohungen Russlands gegen #Polen, Deutschland und UK auf: Bombardierung, Desatanisierung etc./6
Žižek spricht auch russ. Liberalismus-Haß an: "Kremlnahe Kommentatoren sprechen von 'liberalem Totalitarismus' und gehen sogar so weit zu behaupten, dass George Orwells 1984 nicht eine Kritik am Faschismus oder Stalinismus, sondern am Liberalismus war. " /7
Er macht den wichtigen Punkt, dass der Westen hingegen keine so massiven Drohungen gegen #Russland ausspreche. Das Hauptmotiv ist die Hilfe für das Überleben der Ukraine. Bis auf Kritik an der russ. Kultur fordert z.B. niemand die Grenzen Russlands zu ändern etc. /8
Der Hinweis angeblich 'neutraler' Länder, der Krieg sei ein regionaler Konflikt, der im Vergleich zum Kolonialismus oder Irak-Krieg verblasse, sei "Ausflucht" und Schutzbehauptung: "Letztendlich ist der imperialistische Krieg Russlands selbst ein Akt des Kolonialismus." /9
Er verweist auf den Widerspruch, dass Waters ein lautstarker Verfechter des palästinensischen Widerstands sei, hier auch keine Neutralität oder Unterwerfung fordere, aber den ukrainischen Widerstand ablehne. /10
Žižek: Manchmal sei eine Sache ganz einfach: "Es ist obszön, die Ukraine für die russ. Zerstörungen verantwortlich zu machen oder den heldenhaften Widerstand der Ukrainer als Ablehnung des Friedens misszuverstehen." /11
Žižek:"Personen, die wie Waters einen 'sofortigen Waffenstillstand' fordern, verlangen von den Ukrainern, dass sie auf verstärkte russ. Aggression mit Verzicht auf Selbstverteidigung reagierten. Das ist keine Formel für Frieden (peace), sondern Beschwichtigung (pacification)."/12
Russland hofft, so Žižek, dass sich das Argument der Neutralität letztendlich durchsetzt und der Westen Kyiv zwinge, Gebiet zur Beschwichtigung Russlands abzutreten. Deswegen stellt sich Russland auf einen langwierigen Krieg mit verdeckter Mobilmachung ein./13
#Žižek: "Kapitulation vor Imperialismus bringt weder Frieden noch Gerechtigkeit. Um die Möglichkeit zu bewahren, beides zu erreichen, müssen wir den Vorwand der Neutralität aufgeben und dementsprechend handeln." /14
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Der ukr. Journalist Denis Kazansky postet einen Text des russ. Feldkommandeurs A. Chodakowski der DNR, in dem dieser für Wuhledar die Taktik von Mariupol empfiehlt: Die ganze Stadt zerstören. #Wuhledar sei sowieso eine "nedogorod", eine minderwertige, missgeborene Nicht-Stadt. /1
Chodakowski schreibt oben: "Die Erfahrung der Kämpfe in #Mariupol zeigten, dass ein paar gut organisierte [russ.] Trupps ausreichen, um ein Bataillon zu stoppen. Der [ukr.] Feind mäht die [russ.] Sturmtruppen auf den Zufahrten mit Feuer nieder, deswegen...." /2
bestehe "der einzige Ausweg" darin, so Chodakowski, "die Gebäude mit allem, was bereit steht, niederzumachen". Diese "Nicht-Stadt Wuhledar" zeigt was man tun müsse: "Wenn wir #Wuhledar einnehmen wollen, haben wir keine andere Wahl, als alles niederzumachen, was im Wege steht."/3
Russland zerstört ukrainische Kunst in Mariupol und raubt in Cherson ukrainische Museen aus, aber das Musée d'Orsay macht jetzt einen Abend zum Band "Russische Kunst des 19. Jahrhunderts denken", der eigentlich die Kunst des "Russländischen Reichs" meint. /1
Immerhin ist jemand wie Galia Ackerman beim Gespräch dabei, deswegen könnte es vielleicht auch ein Moment kunsthistorischer Selbstreflexion über vorschnelle Zuschreibungen werden. Die Ukrainer verweisen zurecht schon lange auf Ilja Repin, Nikolai Ge, Archip Kuindschi. /2
Der Begleittext macht aber nicht sehr viel Hoffnung, denn man will dass Russische der russischen Kunst über den Vergleich mit westlicher Kunst überprüfen: "An diesem Abend werden die Bilder, die jeder Russe von klein auf kennt, einer kritischen Überprüfung unterzogen." /3
Habermas meinte 1990, die friedlichen Revolutionen holten die Osteuropäer in die Gegenwart Westeuropas. Er glaubt weiter an die Avantgarde des Westens bei Entscheidungen. Den Preis für westliche Fehlkalkulationen mit Russland zahlen aber Osteuropäer./1
Er hat offensichtlich 3 oder 4 Artikel der FAZ und SZ gelesen, die er zitiert, aber es bleibt ärgerlich und enttäuschend nach einem Jahr Krieg seinen neuen Artikel zu lesen. Er hat wohl keinen einzigen polnischen, ukrainischen oder finnischen Artikel gelesen. /2
Noch immer glaubt Habermas, es gibt eine selbstbezügliche Dynamik der Aufrüstung, als ob die Eskalation (Beschuss der ukr. Infrastruktur, Wellen an selbstmörderischen Wagner-Soldaten, russ. Mobilmachung...) nicht von Russland ausginge. /3
Im besetzten #Melitopol droht man angeblich Eltern die Kinder wegzunehmen, wenn sie sich nicht in den Besatzungsschulen anmelden. Für die Anmeldung müssen sie dann die russ. Staatsbürgerschaft annehmen. 1/ khpg.org/en/1608811813
In Russlands selbst gibt es keine solchen Anforderungen bei Schulanmeldungen, d.h. die Bürger in den besetzten Gebieten sind Bürger 2. Klasse. Die erzwungene russische Staatsbürgerschaft dient auch dazu, die Männer dann zur Mobilmachung zu zwingen (wie im Donbas). /2
Auf der besetzten Krim gab es einen ähnlichen Prozess der Verpflichtung zur Russifizierung durch Pässe. Der Umstand, dass die meisten politischen Gefangenen russische Pässe annehmen mussten, hat die ukrainischen Bemühungen um Freilassung dort erschwert. /3
Putin reist in den letzten zwei Jahren in einem gepanzerten Sonderzug durch Russland, der sich von außen nur minimal von normalen russischen Zügen unterscheidet. Er hat aber Platz für Ärzte und Sicherheitsleute./1
Nach Kriegsausbruch im Februar/März begann Putin angeblich den Zug sehr oft zu nutzen, um zu seiner Residenz in Valdai zu gelangen - so die Quelle: Zentrum Dossier (центр "Досьє"). /2
Der Vorteil sei, dass man die Bewegungen nicht verfolgen könne wie bei Flugzeugen. Der Zug gehöre ev. zum Unternehmen "Grand Service Express", das mit dem Oligarchen Juri Kowaltschuk verbunden ist./3
Berlusconi hat seine schlimmen putinistischen Ausfälle als Antwort auf eine Europa-Frage des Journalisten gegeben: "Es war eine schwierige Woche für MP Meloni, die vom Abendessen Scholz-Macron-Selenskyj ausgeschlossen war. Was hat sie Ihrer Meinung nach falsch gemacht?"/1
Berlusconis Antwort ist quasi eine Retourkutsche: "Finde ich nicht, ich wäre als Ministerpräsident niemals hingegangen..." und dann folgen die haltlosen Ausführungen und Verdrehungen mittels der russischen Donbas-Lüge (nicht im Clip)./2
Am Ende meint Berlusconi dann noch, die USA sollen es doch bitte mit einem Marshall-Plan in der Ukraine richten bzw. Selenskyj damit erpressen. /3