Ich habe für das Magazin @Hintergrund_de eine Serie über @Karl_Lauterbach geschrieben. Am Ende stehen 17 thematische Fragenblöcke. Hier ist ein 🧵 dazu.
5. Welche Lehrveranstaltungen hat er, sowohl in Deutschland als auch in den USA, tatsächlich abgehalten?
Nicht nur ich habe mich gewundert, sondern 2002 auch eine Fachschaft in Köln. Die hat sich beim Dekan beschwert, und zwar so:
»Seit Beginn der Vorlesungszeit im Sommersemester 2000 hat Prof. Dr. Karl Lauterbach keine Lehrveranstaltungen persönlich gehalten.«
Der Verfasser des Porträts aus dem Jahre 2002, der das festgehalten hat, heißt @hkautz.
Der schrieb es für die Ärztezeitung. Heute ist Kautz Lauterbachs Pressesprecher.
Und welche Institutionen können seine Lehrtätigkeiten heute zweifelsfrei bestätigen?
Und in den Fällen, in denen es klar belegt werden kann, dass er abwesend war: Warum haben die Verantwortlichen nicht interveniert?
Naja, ich habe natürlich rumgefragt, aber die Antworten waren, wenn denn eine kam, (fast) immer gleich: 1) Hier gibt es nichts zu sehen. 2) Wir haben niemals nie von nix gewusst. 3) Über Karl Lauterbach äußere ich mich öffentlich nicht.
Ich war nicht der einzige. @thomtrap hat das rausgefunden:
»Zu Beginn, so wird von ehemaligen Mitarbeiter:innen berichtet, sei Lauterbach etwa einmal pro Woche am Institut aufgetaucht. Er sei von Anfang an sehr ›umtriebig‹ gewesen, habe sich vor allem um Medienpräsenz bemüht.«
»Mit seinem Einstieg in die SPD und als gesundheitspolitischer Berater der Ministerin Schmidt sei Lauterbach dann noch seltener im Institut aufgetaucht, alle zwei Wochen ungefähr.«
Gleichzeitig gibt es noch viele Sachen, die ich nicht weiß.
Wie ist die Redlichkeit eines Wissenschaftlers zu bewerten, der so vorgegangen ist wie Lauterbach? Und wem ist das aufgefallen? Und wie groß ist sein eigener Anteil an den Texten, die nachweislich erschienen sind? Einiges weiß nur er selbst. Und seine Co-Autoren?
Einige haben geantwortet und gesagt: Eher nicht so gut.
7. Gab es in seinen Abschlüssen an der Harvard School of Public Health je einen „Schwerpunkt Epidemiologie“? Und in welchen Jahren hat er sie genau gemacht?
Das weiß auch niemand so genau. Es gibt drei Versionen. Die ersten beiden stammen von Lauterbach:
Die dritte stammt vom Registrar der T.H.Chan-School:
Diese Version wird bestätigt von seiner Ex-Frau bestätigt. Aber was ist nun wahr?
8. Welche der anglo-amerikanischen Verlage haben tatsächlich ein buchlanges Manuskript erhalten? Gab es hier bereits Verträge, die geplatzt sind, oder hat Lauterbach die Manuskripte nur eingereicht, um Eindruck zu machen? Oder hat er überhaupt nichts eingereicht?
Oxford University Press? Princeton University Press? Klingt nicht schlecht, oder?
9. Welche Drittmittel hat Lauterbach vollverantwortlich und tatsächlich eingeworben, und welche hat er überall angegeben? Welche wurden ausbezahlt, und welche Projekte sind dadurch realisiert worden? Und welche nicht? Was hat er den Kommissionen erzählt?
Das waren immerhin 20.000 DM, 100,000 Dollar, und 2 Mio. DM, letzteres von dem Ministerium, dem er heute vorsteht.
Als ich dort anrief, konnte man mir nicht weiterhelfen, verwies mich aber ans Referat L 6. Ich schrieb zwei Mal dorthin (denn anders gehe es nicht). Gucke ich heute in den Geschäftsverteilungsplan, sehe ich: Da ist ja niemand.
Alle Artikel sagen, dass Prof. Dr. Christian Mittermayer Studienleiter war. Lauterbach sagte aber, dass Lauterbach Studienleiter war. Koinziditis? Oder hat er die Kommission, naja, wie soll man es nett sagen, beschissen?
Das habe ich mich gefragt, wie auch vieles andere, und zwar hier:
10. Wer hat jeweils in den insgesamt vier Berufungskommissionen für Lauterbach gestimmt? Wer hat vor der Abstimmung seine Bewerbungsunterlagen genau gesichtet? Wer war der geschwärzte „Prof. Dr.“, der im Greifswalder Berufungsbericht erwähnt wurde. Wer hat sonst Kritik vermeldet?
11. Welche Mitbewerber waren es, die Lauterbach in den zahlreichen Verfahren überflügelt hatte? Hätte sich möglicherweise ein Mitbewerber durchgesetzt, wenn Lauterbach korrektere Angaben gemacht hätte?
12. Wer hat seine Harvard-Dissertation je zu Gesicht bekommen, bevor er sie im Jahre 2015 auf seine Homepage geladen hat? Und befindet sie sich außerhalb der Countway Library irgendwo anders in gedruckter Form?
13. Welche Drittmittelgeber hatten ein Interesse, das An-Institut an der Universität Köln zu gründen, und Lauterbach, ohne wesentliche einschlägige Publikationen, zum Geschäftsführer zu ernennen? Und um wie viel Geld ging es genau?
Mehr dazu hier:
14. Warum wiederholten Medienhäuser aus allen Lagern bis auf ganz wenige Ausnahmen eigentlich immer nur Lauterbachs eigene Version seines Lebenslaufs, ohne ihn selbst überprüft zu haben?
15. Warum schweigen ehemalige Weggefährten, Co-Autoren und Studenten, vor allem jene Mentoren, die ihm gutwillig den Weg geebnet haben? Wer hat jeweils was zu verlieren? Ist es nur jeweils unendlich peinlich, oder ist es auch für sie gefährlich?
16. Warum schweigen die zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Ärzteverbände?
17. Hat diese Serie hinreichende Belege dafür geliefert, dass man von wissenschaftlichem Fehlverhalten sprechen kann?
Und werden Universitätskommissionen und Ärztekammern tätig werden, um die Titel und Qualifikationen von Karl Lauterbach vorurteilsfrei zu überprüfen? Und sie im Zweifel auch aberkennen?
Die Fragen haben unterschiedlich starken, aber relevanten Gegenwartsbezug. Sie provozieren zwei weitere Fragen:
Besteht mit einem Menschen, der selbst die fleischgewordene Verschleierung symbolisiert, an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums Chance zur Aufarbeitung?
Oder ist die notwendige (längst nicht hinreichende) Bedingung dafür der Rauswurf des Karlatans aus dem Amt?
Das Land hat eigentlich nach der entbehrungsreichen Zeit einen Gesundheitsminister verdient, der seinem Namen gerecht wird. Ob wir den noch kriegen werden, ist nicht klar.
Was aber auch klar ist: Von alleine gehen wird der Karlatan nicht.
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Mit »Likes« bei Twitter ist Lauterbach eher sparsam. Interessant ist aber vielleicht, dass er von seinen 189 vergebenen Likes insgesamt 139 seinen eigenen Tweets gab (ca. 73,5%). Die Like-Liste ist über sein Profil unmittelbar zugänglich:
Ich freue mich, dass »ApoKarlypse« fertig ist. Gegenstand ist unser amtierender Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Der Wind scheint sich ja langsam zu drehen, so dass ich hoffe, dass ein solcher Text zum richtigen Zeitpunkt erscheint.
Weil der Text wesentlich durch Lauterbachs Twitterei angeregt ist, möchte ich hier ein paar weitere Gedanken teilen, und auch ein paar Ideengebern danken.
Das Buch enthält einen längeren zweigeteilten Artikel von Werner Rügemer, der auf den @NachDenkSeiten erschien. Der Artikel wurde um einige aktuelle Ereignisse ergänzt und mit weiteren Quellenhinweisen versehen.
Hier und sonstwo ist inzwischen tausendfach dokumentiert: Karl Lauterbach ist ein pathologischer Lügner.
Ich will hier ein Thema aufgreifen, das immer wieder an die Oberfläche gedrungen ist: Seine Angaben zum durchschnittlichen Alter der COVID-19-Intensivpatienten.
Ein Logbuch der Lügen:
Am 19. Dezember 2020 ließ er uns eine Information aus den Intensivstationen Berlins zukommen:
Dieser 🧵 handelt von einem Ringversuch zu SARS-CoV2.
Labor-Ringversuche zu SARS-CoV2 wurden von INSTAND e.V. seit April 2020 in mehreren Runden durchgeführt. Die Ringversuche prüfen, wie gut Labore auf bestimmte Pathogene testen.
»Gut« heißt hier im Hinbick auf SARS-CoV2: Sind die Tests zweifelsfrei in der Lage, Genomstücke von SARS-CoV2 zu finden? Wie viele falsch-Positive gibt es? Gibt es auch Kreuzreaktionen mit anderen Coronaviren?
Die Labore, die an den Ringversuchen von INSTAND teilnehmen, bezahlen Geld dafür. Sie erhalten nach Bestehen ein Zertifikat, das einige Labore auch auf ihre Homepage setzen. Ein willkürliches Beispiel:
Wir haben bei der gegenwärtigen Corona Krise zwei große »black boxes«: Die Gesundheitsämter und die Labore. In diesem 🧵 geht es darum, was ich über die Labore herausgefunden habe.
(Am Ende des Threads ist eine Mitmachbitte. Wem dieser 🧵 neue Erkenntnisse bereitet hat, oder was beizusteuern hat, dem wäre ich für eine Nachricht sehr dankbar.)
Die Labore sind diejenigen, die die PCR-Tests (genauer RT-qPCR-Tests) durchführen und im Falle eines positiven Befundes das Gesundheitsamt informieren. Das Gesundheitsamt leitet dann die uns bekannten Maßnahmen ein, mit bekannten Folgen für Einzelfälle und deren Kontakte.
Im ersten Teil dieses 🧵 geht’s darum, die Aussagen zu prüfen und zu kommentieren. Im zweiten Teil geht’s darum, die Publikation genauer anzusehen, auf die sich Lauterbach bezieht.
I. Im ersten Satz bezieht sich Lauterbach auf einen Artikel der BILD, der von @DeineMeinungung zitiert wird. Lauterbach bezieht sich vordergründig auf die Schlussfolgerung »PCR-Tests sind keine Grundlage für politische Maßnahmen«.
Dieser Satz wird auch im BILD-Artikel als Überschrift gewählt. Karl Lauterbach hält diese Aussage für »Quatsch« und kommentiert im folgenden die ct-Werte. BILD wiederum zitiert einen Letter to the Editor an das Journal of Infection.