In unserem Buch über die „Moskau-Connection“ (mit @mwehner4 bei @CHBeckLiteratur) geht es ua um die Verstrickungen zwischen SPD, Gaswirtschaft und Russland. Ein Beispiel: Gerhard Schröder tritt 2011 für die Wintershall AG auf (/1)
Einmal in Kassel und einmal in Oslo. Die BASF-Tochter Wintershall hat Deutschlands Abhängigkeit von russ. Gas seit 1990 stark befeuert und gehört auch zu den Finanziers von #NordStream2. Wintershall zahlt für die Auftritte des Gasprom-Lobbyisten Schröder 100 000 Euro. (/2)
Das Geld fließt aber nicht an Schröder, sondern ans „Zentrum für Angewandte Geschichte“. Leiter: der bekannte Historiker Gregor Schöllgen. Der Erlanger Universitätsprofessor bekam damals Zugang zu Akten aus Schröders Kanzlerschaft, um wiss. Biographie über ihn zu schreiben (/3)
2015 erscheint das 1038 Seiten lange (durchaus lesenswerte) Werk. Über die 100 000 Euro von Wintershall darin kein Wort. Stattdessen wohlwollende Betrachtungen über Schröder u. seine Tätigkeit für Gasprom, die Schöllgen als „goldrichtig“ bewertet u andere merkwürdige Thesen👇(/4)
Jetzt könnte man sagen: Naja, aber es gibt doch sicher auch noch andere Biographien über Schröder? Und genau da stößt man auf ein Muster. Bela Anda legte 1998 ein Buch über Schröder vor. So kritisch, dass er gleich sein Regierungssprecher wurde und nach dessen Kanzlerschaft (/5)
in der Hannover-Connection zu Carsten Maschmeyer weiterzog. Rechtzeitig zur Bundestagswahl 2002 legte dann Jürgen Hogrefe ein wohlwollendes Schröder-Buch vor. Kurze Zeit später machte Schröder-Kumpel Utz Claassen Hogrefe zum Generalbevollmächtigten der EnBW. (/6)
Verblüfft waren wir, als wir Hogrefe und seine „Hogrefe Consult“ später in den Delegationen der Minister Steinmeier und Gabriel auf Auslandsreisen fanden, ebenso wie weitere Schröder-nahe Unternehmer oder die „Wiese Consult“ des Schröder-Vertrauten Heino Wiese👇 (/7)
Weitere Hintergründe zur Imagepflege des Altkanzlers und va zur Kernfrage, wie Schröder nach seiner Kanzlerschaft die deutsche Russland-Politik aus dem Hintergrund beeinflusste, auf 300 Seiten im Buch. (Falls Interesse eine Bitte: Vergesst die kleinen Buchhändler nicht) (/8)
Nachtrag 1: Schöllgen bestreitet die Gelder von Wintershall auf Anfrage nicht, sagt aber, Drittmittel hätten seine Deutung Schröders nirgends beeinflusst.
Nachtrag 2: Ein längerer Vorabdruck erscheint in der Montags-@FAZ_Politik. Und ich danke @mwehner4 für die monatelange, sehr angenehme, effektive und immer spannende Zusammenarbeit. Danke Dir, lieber Markus 🙌
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Die Recherche führt mitten ins Schröder-Netz. Star-Chirurg Axel Haverich kennt Schröder, Steinmeier & Co seit Jahrzehnten. Im Sommer 2022 (!) erhält er „Mega Grant“ (Prestige-Projekt Putins, mehr als 1 Mill Euro) und verhandelt monatelang mit den Russen (1/)
Trotz des deutschen Stopps der Forschungskooperation angeordnet hat. Haverichs Uniklinik, die MHH in Hannover, erfährt davon erst durch meine Recherche. Das Präsidium prüft nun, ob er gegen „eindeutige Anweisungen verstoßen hat“. (2/)
Haverich sagt auf Anfrage, dass er Mega Grant abgelehnt habe. Mails von Haverich legen jedoch das Gegenteil nahe. Er will in Russland mit Labor und Affenversuchen eine These beweisen. Haverich räumt ein, dass er auch mit Gerhard Schröder über den Mega Grant gesprochen habe (3/)
Sigmar Gabriel saß über Jahre an den Schnittstellen von Russland-Politik und Energiepolitik. Mit @mwehner4 habe ich mir die Zusammenhänge einmal näher angesehen. Einige Bemerkungen dazu: (1/) faz.net/1.8047450?prem…
Die Zeit von Gabriel als Wirtschaftsminister ist deshalb so wichtig, weil 🇩🇪 Abhängigkeit von russischem Gas im Zeitraum 2013-2017 stark anstieg, obwohl man da den Neo-Imperialismus Putins bereits erkennen konnte. (2/)
Am Beispiel Gabriel sieht man auch, dass die These, Putin habe „uns alle“ getäuscht oder „die SPD“ sei ihm ergeben, unzulässige Verallgemeinerungen sind. 2018 versuchten Nahles/Scholz/Maas eine krit. Russland-Politik durchzusetzen (3/)