CN #Normalitätssimulation
Als vor drei Jahren die Pandemie losging, waren wir in 🇩🇪 eine weitgehend solidarische Gemeinschaft. Inzwischen werden Tote, Kranke, Behinderungen und Risiken radikal ausgeblendet. Wie konnte es dazu kommen?
1/13
Mir scheint, der Trick war ebenso schlicht wie erfolgreich. „Mit dem Virus leben lernen“, hieß es schon sehr früh zu Beginn der Pandemie. Das hat damals viel Empörung ausgelöst, aber auch eine Tür zu einer sehr bequemen Lösung geöffnet, zunächst fast unbemerkt.
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Durch diese Sicht- und Herangehensweise hat man die Pandemie nämlich zu einem Schicksalsschlag umgedeutet, einem unabwendbaren Ereignis. Zu etwas, das man hinnehmen muss und gar nicht beeinflussen kann. Machste nix!
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Während Solidarität und Umstellungen des gewohnten Lebens anstrengend und ungemütlich geworden wären, konnte man sich nun bequem zurücklehnen: Man kann es eh nicht ändern, deshalb kann, nein, muss man so weitermachen wie bisher.
4/13
Das neue Framing hat viele von besorgten und aktiven Mitmenschen zu passiven Mitläufern gemacht. Menschen sterben, Langzeitschäden? Schade, aber man kann es ja nicht ändern. Maßnahmen? Wozu, das Virus geht eh nicht mehr weg, man muss damit leben.
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Die Umdeutung ist bequem, weil sie den Einzelnen jeder Verantwortung und jedes Handelns enthebt. Mehr noch, man kann sie nutzen, um mit hoher Selbstverständlichkeit und Überzeugung darauf hinzuweisen, dass das eigentlich von Anfang an so war bzw. hätte sein sollen.
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Das neue Normal wird zum alten Normal, nur eben mit einem weiteren unabänderlichen Naturereignis wie hell und dunkel, warm und kalt. Die Leute sind halt ein bisschen öfter krank. So what? Sterben tun wir eh alle, der eine früher, der andere später. Isso!
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Menschen, die das anders sehen und die die Pandemie aktiv bekämpfen wollen, stören in diesem Bild. Das ist ja das, was man nicht wollte: Verantwortung, Anstrengung, Veränderung. Der psychologische Trick klappt nur, solange man ihn nicht hinterfragt. Diese Mauer muss stehen!
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Eben deshalb kommen wir argumentativ nicht (mehr) weiter. Studien, Statistiken, offensichtliche Missstände: Das alles betrifft Ebenen, auf denen die Pandemie bei vielen Menschen schon längst nicht mehr verortet ist.
9/13
Im Gegenteil würden solche Erkenntnisse und Einsichten den Selbstbetrug sofort entlarven. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. NORMALITÄT! FREIHEIT!
10/13
Bei anderen drängenden Krisen wie der Klimakatastrophe, dem Faschismus usw. scheint es dasselbe Muster zu sein: „Aber China!“, „Die da oben“ usw. Immer wird eine persönliche Verantwortung abgelehnt: Schicksal, die anderen, whatever.
11/13
Es wird Gründe geben, warum Menschen diesem Muster folgen. Bestimmt war es im einen oder anderen Fall historisch erfolgreich. Vielleicht gibt es Menschen, die überhaupt nur so weiterleben können. Sicherlich gibt es auch Profiteure, die das ausnutzen.
12/13
Bei den genannten Krisen habe ich allerdings nach wie vor Zweifel, dass das der richtige Weg ist. Verdrängung macht es nicht besser, sondern schlimmer. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Die Party, die nun mit Covid stattfindet, ist keine mehr auf der ich tanzen möchte.
13/13

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Feb 17
CN #Maskenpflicht
Die Emotionalität mit der die Diskussion um die Maske und eine mögliche Pflicht, sie zu tragen, geführt wird, zeigt aus meiner Sicht: Es geht um viel mehr als die Maske. Es geht um unsere Grundwerte.
Ein Thread
1/17
Seit vielen Jahren engagiere ich mich dafür, Menschen mit Behinderung und Senioren zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Ich tue dies auch aus der tiefen Überzeugung heraus, dass wir nur als solidarische Gemeinschaft eine für alle lebenswerte Gegenwart und Zukunft haben.
2/17
Seit Beginn meines Engagements hat sich immer wieder und immer mehr die Idee breit gemacht, dass wir den Wert des Lebens an sich und auch den eines Einzelnen bemessen können und sogar sollten. Z.B. dürfen behinderte Babys u.U. noch bis kurz vor der Geburt abgetrieben werden.
3/17
Read 17 tweets
Dec 12, 2022
War mit den Kindern zur Grippeimpfung. Erschütternd, was die KÄ berichtet:
- Kinderklinik in der Stadt hat Aufnahmestopp, keine Chance mehr auf ein freies Bett.
- "Wenn das vorbei ist, bin ich froh, wenn niemand von uns erschossen wurde. Die Eltern drehen total durch."

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- Sie muss sorgfältig auswählen und auch ziemlich kranke Kinder wieder nach Hause schicken, weil es eben noch viele viel kränkere gibt.
- MFA sind alle total am Anschlag und drüber.
- Sie macht immer Tests bei den Kindern, damit sie weiß, was los ist. Trefferquote: 100%

2/4
- Viel Zeit geht durch Diskussionen mit Eltern drauf, die ihre Diagnosen infrage stellen & eine andere, bessere Behandlung verlangen.
- So schlimm wie jetzt hat sie es noch nie erlebt.
- Covid19 spielt derzeit fast keine Rolle mehr, dafür RSV und Grippe umso mehr.

3/4
Read 4 tweets

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