Jetzt wo das #Selbstbestimmungsgesetz kommt, muss ich sagen: Abgesehen von den juristischen Implikationen macht es auch rein sprachlich überhaupt keinen Sinn, Definitionen an Selbstzuschreibungen zu knüpfen.🧵
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Man stelle sich vor, ein Schüler würde seinen Biologielehrer fragen "Was ist ein Hund?" und der Lehrer würde antworten mit "Hund ist, wer sich als Hund definiert!" Der Schüler würde sich zurecht veräppelt vorkommen, weil ihm die Antwort nicht weiterhilft.
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Nun ist Hund eine biologische Kategorie, aber selbst bei sozialen Zuschreibungen funktioniert Selbstdefinition nicht: Keiner wird dadurch zum Bundeskanzler, Papst oder Fußballweltmeister, weil er sich als ebensolcher definiert (schön wärs ja).
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Solche sozialen Definitionen werden von ANDEREN zugeschrieben, nicht durch das Individuum. Soziale Erwartungen definieren soziale Rollen, was selbst Transsexuelle implizit eingestehen, wenn sie ständig darum bemüht sind, das Verhalten des anderen Geschlechts zu imitieren,
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bzw. dessen Kleidung tragen. Oft hört man von Menschen, die sich mit Transsexuellen solidarisieren, Folgendes: "Wenn jemand sich als Frau definiert, wer bin ich, dem zu widersprechen?" Umgekehrt wird aber ein Schuh draus! Wer ist denn schon der Einzelne, dass er
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gesellschaftlichen bzw. biologischen Zuschreibungen widersprechen kann? Kann ich tatsächlich als Individuum darüber verfügen, als schwarze Frau gesehen zu werden, obwohl ich ein weißer Mann bin? Was viele Transsexuelle tatsächlich tun, ist das, was jeder von uns macht:
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Sie stellen fest, dass ihr Selbstbildnis nicht mit den gesellschaftlichen Zuschreibungen übereinstimmt und versuchen Ersteres mit Letzteren in Übereinstimmung zu bringen, indem sie ihr Aussehen und Verhalten ändern. Moderne Transaktivisten gehen aber noch darüber hinaus:
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Sie unterziehen sich oft nicht mal mehr der Mühe, ihr Auftreten den Erwartungen an das andere Geschlecht anzupassen, sondern verlangen umgekehrt von anderen, dass sie entgegen jeder Wahrnehmung die Anpassung ans andere Geschlecht durch einfachen Sprechakt anerkennen.
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Das wäre so, wie wenn ich dünner Hering von anderen verlange, dass sie mich wie einen muskulösen Schwarzenegger behandeln, weil ich keine Lust auf Krafttraining habe. Oder wie wenn Ricarda Lang... ach lassen wir das😄.
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Fazit: Sowohl biologische als auch soziale Definitionen machen keinen Sinn, wenn sie statt über äußere Zuschreibungen an Selbstzuschreibungen geknüpft werden. Zum Schluss noch die Frage: Gibt es denn überhaupt Definitionen, die an Selbstzuschreibungen gebunden sind? Oh ja!
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Und zwar sind das politische Gruppen. "Wir sind das Volk" oder "Im Namen der Proletarier erkläre ich..." sind typische Aussagen politischer Bewegungen. Mitglied ist hier jeder, der sich als zugehörig definiert.
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Diese Überlegungen zeigen, dass das Selbstbestimmungsgesetz letztlich eine politische Definition enthält, die von Aktivisten erfunden wurde. Zu Guter Letzt frage ich mich aber noch: Warum darf dann eigentlich niemand Indianer sein, der sich als Indianer definiert?
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Viele haben bereits bemerkt, dass wir uns aktuell in einem Kulturkampf befinden, der über links vs. rechts hinausgeht, nämlich "Woke" gegen den Rest der Welt. Wokeness ist aber mehr als Kulturkampf: Es ist ein Angriff auf unsere Wahrnehmung und alles, nur nicht "links". 🧵
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Zunächst: Linke Politik ist immer auch ein Versuch, Wahrnehmung zu verändern, nämlich das Unsichtbare sichtbar zu machen. Der Feminismus hat die Hausfrau zum politischen Subjekt gemacht, die Arbeiterbewegung den Proletarier aus dem Dunkel der Fabrik geholt.
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Private Ausbeutungsverhältnisse werden durch politische Bewegungen auf eine öffentliche Bühne geholt und dort verhandelt. Wokeness dagegen macht das Gegenteil: Es macht nicht das Unsichtbare sichtbar, sondern macht politische Subjekte vielmehr unsichtbar.
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Ich halte diese Debatte um Herabsetzung der Strafmündigkeit für grundfalsch. Was wäre denn gewonnen, so junge Täterinnen zu bestrafen? Man darf auch nicht vergessen, dass der reflexartige Ruf nach Strafe ein uns in Polizeigesellschaften antrainiertes Verhalten ist.
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Viele wissen gar nicht, dass das Strafrecht gar keine universale Form der sozialen Kontrolle ist. In herrschaftsfreien Gesellschaften, in denen Menschen die längste Zeit der Geschichte gelebt haben, gab es gar keine Strafjustiz im modernen Sinne, die man anrufen konnte.
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In vielen Naturvölkern zielte deshalb der Umgang mit abweichendem Verhalten auf die Reintegrierung der Täter und die Wiederherstellung des sozialen Friedens, selbst nach Mord. Genau das sollte jetzt auch nach der fürchterlichen Tat in Freudenberg im Vordergrund stehen.
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Letztens hatte ich im Unterricht meinen kleinen Jordan-Petersen-Moment (Gotcha). Habe mit den Schülern über "kulturelle Aneignung" gesprochen. Eine Schülerin, Mexikanerin, meinte, sie fühle sich unwohl, wenn Nicht-Mexikaner den mexikanischen Tag der Toten feiern.🧵
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Das sei kulturelle Aneignung und Nicht-Mexikaner würden dieses Fest auch anders zelebrieren als in Mexiko, was sie nicht so gut finde. Daraufhin entsponn sich folgender Dialog:
Ich: "Was ist so schlimm, wenn andere euer Fest anders feiern? Weißt du, wo Halloween herkommt?"
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Schülerin: "Aus Irland glaube ich."
Ich: "Richtig, und dann kam Halloween über irische Einwanderer nach Amerika und wurde dort übernommen und abgewandelt. Und dann kam Halloween aus Amerika nach Deutschland, und neuerdings feiern auch wir Halloween. Feierst du Halloween?"
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Es gibt ja immer diese Vergleiche, in denen Analogien gezogen werden zwischen dem Ukrainekrieg und Situationen zwischen zivilen Bürgern: "Stell dir vor, jemand dringt in dein Haus ein und...", aktuelles Beispiel anbei. Diese Vergleiche sind idiotisch aus mehreren Gründen.
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1.: Konflikte zwischen Bürgern eines Staates werden durch das staatliche Gewaltmonopol geregelt. Dieses fehlt bei Konflikten zwischen Staaten. Deshalb existiert das Völkerrecht nur auf dem Papier. Es ist faktisch nicht möglich, es qua Gewaltmonopol durchzusetzen.
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2.: Wenn ein Bürger Opfer einer Gewalttat wird und der Täter daraufhin verurteilt wird, können sich Täter und Opfer anschließend aus dem Weg gehen, sind sogar physisch klar getrennt, wenn eine Gefängnissstrafe ausgesprochen wird. Der Konflikt dürfte damit hoffentlich ruhen.
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Wie viele hier wissen, bin ich im Herzen immer noch ein Linker, kann mich jedoch so gar nicht mehr mit den heutigen Linksgrünen identifizieren. Aber was ist eigentlich bei den Linken schiefgelaufen und was bedeutet "links" für mich? Ein paar subjektive Überlegungen dazu.
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Für mich fing eigentlich alles in meiner Ausbildungszeit an. Viele Azubis beschwerten sich damals ständig wegen unserer Arbeitszeitregelung, weil diese nicht dem Tarifvertrag entsprach, aber keiner traute sich, zum Chef zu gehen und die Sache anzusprechen.
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Ich war der Erste, der sich bei der Gewerkschaft Rat geholt hatte, zum Chef gegangen ist und dann tatsächlich eine Änderung der Regelung erwirkt hatte. Das war meine erste Erfahrung mit dem Konflikt zwischen Arbeit und Kapital. Zur gleichen Zeit wuchs in mir das Gefühl,
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Viele Maskenfans stellen oft die Frage, warum Leute wie ich gegen eine Maskenpflicht sind. Hier meine Antwort: Die Maske ist nicht nur nutzlos, sondern vor allem entwürdigend. Und Würde ist mir wichtiger als ein fragwürdiger Infektionsschutz. 🧵
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Die Maske signalisiert, dass ich theoretisch stets eine Gefahr für meine Mitmenschen bin. Deshalb ist der Vergleich mit dem Maulkorb absolut passend: Ein Hund mit einem Maulkorb ist das Eingeständnis des Hundehalters, dass sein Hund eine permanente Gefahr ist.
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Die Maske ist folglich der Maulkorb für den Menschen. Natürlich sind Menschen oft eine Gefahr für den anderen. Aber normales menschliches Miteinander ist nur möglich, wenn man im Alltag davon ausgeht, dass der andere keine ständige Bedrohung ist.
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