Ich möchte auf Intensivstationen wirklich interdisziplinär arbeiten und wurde wiederholt gefragt wie ich mir das vorstelle und was das bringen soll, daher nun ein 🧵dazu. Für das gewünschte Buch war leider noch keine Zeit. 1/x
Ich stelle mir eigene Kliniken für Intensivmedizin vor, mit eigener Führungsstruktur, eigenen OberärztInnen, Menschen, die nur Intensivmedizin machen. Dazu eigene Hintergrunddienst und einen Pool an WBÄ in Rotation für ihren FA oder ihre ZB (also Innere, Anä, Chirurgie, Neuro)2/x
Alle diese KollegInnen betreuen PatientInnen aller Fachrichtungen. Die jeweiligen Fachdisziplinen kommen morgens zur Visite, Therapieziele werden besprochen, Interventionen (Operation/Endo/Coro whatever) werden geplant und ein Austausch auf Augenhöhe findet statt 3/x
Alle profitieren von den Kenntnissen der anderen Fachrichtungen auf der Intensivstation.
Nur ein paar Beispiele, Sono bringen die Internisten ein, Airwaymanagement die Anästhesie, Wundbeurteilung die Chirurgen. Ganz abgesehen von den unterschiedlichen Blickwinkeln 4/x
auf die PatientInnen.
Insgesamt steigt die Versorgungsqualität der PatientInnen sowie die Ausbildung und Zufriedenheit der KollegInnen.
Wenn die KollegInnen wieder von der Intensivstation rotieren können sie so viel mehr als jetzt. 5/x
ABS-Visiten lassen sich leichter integrieren, das Krankenhaus wird wieder ein Team für die PatientInnen. Schnittstellenprobleme werden abgebaut.
Die Behandlungspfade werden stringenter, das hat auch massive wirtschaftliche Vorteile.
Also doch eigentlich rundum ein WinWin? 6/x
Für einzelne vielleicht nicht (so wie immer), heißt es doch Macht abzugeben über Betten. Eine Cashcow für die eigene Abteilung abzugeben, da die Intensivmedizin eine eigene Kostenstelle ist.
Man muss vertrauen lernen, zB dass auch ein Chirurg was internistisches behandelt 7/x
Aber ist das so schwer? Ist das vollkommen unvorstellbar? Ich denke nicht und die Vorteile überwiegen für mich eindeutig die Risiken.
Ich bin immer wieder fassungslos, wir leben in 🇩🇪 und bekommen keinen Datenschutz hin,wir schaffen es nicht eine Karte zu produzieren auf der ein Medikamentenplan gespeichert werden kann,wir geben maximal viel Geld aus und unser Gesundheitssystem ist total ineffizient. 1/x
Alles was uns einfällt ist eine Streichung von Bettenkapazitäten, weil ja immer weniger nachgefragt wird, so suggeriert es zumindest die Statistik und die Qualität steigt auch gleich noch. Easy, die eiermilchlegende Wollmilchsau? 2/x
Wohl kaum.
1. Die Bettenauslastung sinkt auch, weil die Betten zwar physisch da sind, aber es kein Personal gibt um es zu bespielen.
2. Nur der Bruchteil von Pat. in Krankenhäusern hat hochkomplexe Probleme, der Großteil hat eine akute Erkrankung + ein Versorgungsproblem 3/x
Stellt euch vor euer Vater hat Brustschmerzen und ihr wählt die 112.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird innerhalb von 15 Minuten (je nach Bundesland) der Rettungsdienst bei euch auftauchen. 1/x
Man wird ein EKG machen, das wird nicht eindeutig sein, ein Herzinfarkt kann nicht ausgeschlossen werden. Ein Notarzt kommt dazu, sowohl von Seiten des Rettungsfachpersonals auch von diesem ist jetzt alles möglich. Vom Hobby-Retter bis zum Profi… Glücksspiel 1. 2/x
Der Profi hätte hier nach OMI-Kriterien vielleicht doch den akuten Myokardinfarkt erkannt…
Es geht in die nächste Notaufnahme (ZNA), ob das ein Krankenhaus mit Herzkatheterlabor ist oder ohne, hängt vom Rettungsteam und den Bettenkapazitäten ab. Glücksspiel 2. 3/x
Alarm RTW + NEF - Kind 3 Jahre, Fieberkrampf:
Die Halle ist leer, NEF Ankunftszeit nach 5 Minuten, RTW nach 15 Minuten. Besatzung NEF NFS+NA+NA-Praktikant, RTW NFS+RS.
Auf der Anfahrt wird mit Pedihelp das Gewicht abgeschätzt - es liegt bei ca. 15 kg. 1/x
Weiterhin sind sich alle einig, dass bei Ankunft der Krampfanfall bereits sicher beendet sein wird.
Umso größer ist die Überraschung, dass ein generalisiert krampfendes Kind mit Blickdeviation nach kaudal vorgefunden wird. Umgehend werden 5 mg Midazolam buccal verabreicht 2/x
und das Monitoring etabliert, die erste SpO2 liegt bei 80 %, bei allerdings schlechtem Sättigungssignal, die HF bei ca. 140/min, keine Petechien, Recap < 2 sec, BZ 139 mg/dl, KT 38,6 °C auriculär. Fremdanamestisch kein Trauma, keine Vorerkrankungen, keine Dauermedkation 3/x
Mich erreichen nun vermehrt Anfragen was denn in einer sinnvollen Patientenverfügung (PV) stehen soll?
Sorry Leute, das kann ich euch nicht beantworten.
Warum nicht? Ich kenne euch nicht! Auch euer Hausarzt oder Anwalt kennt euch nicht! Zumindest nicht so gut! 1/x
Ihr werdet diese Entscheidungen alleine treffen müssen. Vielleicht oder am besten im Konsens mit euren Lieben.
Ich gebe hier nur mal ein paar Hinweise was in meiner Verfügung drin steht,ich möchte diese nicht diskutieren,ich bin mit mir im Reinen und bitte daher um Akzeptanz2/x
1. bei einem Herz-Kreislaufstillstand und einem Zeitpunkt zwischen Alarmierung des ersten Rettungsmittels und Eintreffen, ohne Laienreanimation, von mehr als 7 Minuten, will ich keine Reanimation
2. bei einer nicht heilbaren Krebserkrankung, einer Terminalen Herzinsuffienz 3/x
Vor Ort zeigt sich eine schwer zyanotische Patientin, die Rasselgeräusche hört ihr schon 3 Zimmer vorher.
Es läuft Heim-O2 mit 2 l/min, den habe die Patientin seit dem letzten KH-Aufenthalt vor 4 Wochen. 1/X
Nun sei die Symptomatik seit 3 Tagen wieder sich verschlechternd,man habe auch im KH nur noch den Sauerstoff verordnet,medikamentös sei die schwere Herzinsuffienz austherapiert.Aber so könnte es ja nun auch nicht bleiben.
Der Entlassungsbrief spiegelt das auch genauso wieder2/x
Es ist, wie immer, abends. Der Hausarzt ist nicht zu erreichen, ob ein palliatives Procedere besprochen sei, weiß niemand so recht. Auch der Entlassungsbrief aus dem KH nimmt zu möglicher Intensivmedizin keine Stellung. Aber es gibt eine Patientenverfügung. 3/x
Folgender Einsatz hat mich vor einiger Zeit ereilt:
„Atemnot Kind, 6 Monate, deutliche Zyanose“.
Auf der Anfahrt mental schon auf Fieberkrampf oder Krupp eingestellt.
Bei Ankunft waches, schreiendes Kind auf Arm der Mutter. Ausgeprägte periphere+zentrale Zyanose 1/x
deutliche thorakale Einziehung - Not Good.
Kind hingelegt, rasche Auskultation - keine Spastik, kein Stridor. Aspiration wird von Mutter verneint. Impfstatus altersentsprechend vollständig. Fieber seit dem Morgen, PCM Zäpfchen durch die Mutter vor ca. 2 h, kein Krampfereignis2/x
Kein Speichelfluss. Fontanelle nicht eindrückbar.
Messwerte: AF 35/min, SpO2 unter RL 85 %, KT 37.3, HF 160/min.
Da mir nichts besseres eingefallen ist (to be honest) polypragmatisches Vorgehen- Inhalation mit Supra (4mg) und 6 l O2/min -darunter Sättigungsanstieg auf 98% 3/x