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Strategische Analyse: Welche Strategien der Krisenkommunikation wendet #Doepfner an?

Die Lage: Viele SMS, deren Empfänger offensichtlich Julian #Reichelt war, verarbeitet die ZEIT zu einem Artikel.

Das stiftet Unruhe. Bei wem, und wie reagiert er?

1/
Zunächst der Klassiker: Attack the Accuser, den Angriff abschwächen.

Das Ziel: Leute sollen ihn nicht allzu ernst nehmen. Hier soll nur Unruhe gestiftet und abgelenkt werden.

Aber: Wofür möchte die ZEIT "Unruhe" stiften? Was ist das "Wesentliche"?

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Diese Verteidigung macht mich neugieriger. Offenbar wissen die #Springer-Kreise schon, wofür die @DIEZEIT das macht.

Besser wäre gewesen: "Die ZEIT hat private SMS auf die Türschwelle gelegt bekommen und ist nun Handlanger eines Dritten. Das ist kein Journalismus."

3/
Hier sagt #Doepfner, dass sein "wahres Denken" nicht in seinen privaten SMS, sondern seinen öffentlichen Beiträgen zu finden wäre.

Die Zielgruppe: Springer Intranet, also reichlich journalistisch erfahrene Menschen, die genau das Gegenteil für wahr halten dürften.

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Bei der Reichelt-Affäre mit den SMS an Stuckrad-Barre hat #Doepfner oft noch Ironie angeführt und seinen provokanten Stil als Grund genannt - also insgesamt:

"Nehmt mich privat nicht ernst."

Ich glaube nicht, dass seine Angestellten das jemals in Erwägung ziehen.

5/
Besser wäre gewesen zu unterscheiden zwischen Rollen:

1. Die Rolle Verleger ist nachzulesen, vier Jahrzehnte lang stimmig, und für die Öffentlichkeit relevant.

2. Die Rolle "SMS-Provokateur" mit Vertrauten ist emotionales Ventil und nicht mit Rolle Verleger verwechseln.

6/
Die Causa Ostdeutsche: #Doepfner schreibt, dass er "natürlich keinerlei Vorteile gegen Menschen aus dem Osten" hat, sondern nur seit Jahrzehnten von denen "enttäuscht" ist, die im Osten Deutschlands leben.

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Eine spannende Unterschiedsbildung:

Menschen "aus dem Osten" (Also Ossis im Westen?) sind ok, Menschen 'im Osten' enttäuschen ihn seit Jahrzehnten.

Das ist keine Entschuldigung, sondern #Doepfner legt nach. Scheint ihm wichtig zu sein.

8/
Besser wäre gewesen: "Ich bin ein politischer Mensch, und starke Parteien ganz rechts UND ganz links machen mir gleichermaßen Sorgen. Wäre das in Süddeutschland so, hätte ich privat gegen Süddeutsche polemisiert. Das hat nichts mit Ostdeutschen an sich zu tun."

9/
Klar ist: #Doepfner ergreift Partei. Das finde ich an sich nicht überraschend, könnte Springer aber in den USA schaden, wo mit #Politico eine politisch neutrale Marke wachsen soll. Der Investor KKR wird gespannt warten, ob etwas in die US-Medien schwappt.

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Seine Verteidigungslinie scheint zu sein 'klar nehme ich Einfluss, aber auf mich hört am Ende keiner'.

Das klingt für Deutschland unglaubwürdig. Für die USA müsste er nun belegen, dass die Chefredaktionen tatsächlich unabhängig arbeiten.

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Was mich wundert: Nirgends thematisiert #Doepfner, dass dies offensichtlich ein Angriff aus der Ecke #Reichelt ist.

Prozessbegleitende PR würde ich das nennen. Ich vermute, dass Döpfner weiß, dass es noch schärfere SMS gibt.

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Meine Vermutung: Wenn Reichelt SMS hat, die die New York Times auf den Plan rufen und so KKR verunsichern, dann könnte er Döpfner ernsthaft verunsichern.

Weitere Vermutung: Eine schnelle gerichtliche Einigung mit Springer würde hier für Frieden sorgen.

13/
Weit hergeholt? Naja - gestern kam jedenfalls die Meldung dass Springer Klagen in Millionenhöhe erwägt.

Das würde Reichelt vollkommen ruinieren. Er hat also gar keine andere Wahl, als mit allen Mitteln zu kämpfen, die ihm zur Verfügung stehen. Also: Boulevard.

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Falls dieser Rosenkrieg zwischen Reichelt und Döpfner ausartet, dann hat Reichelt nichts zu verlieren und Döpfner muss ein Imperium verteidigen. Ein ungleicher Kampf; und beide beherrschen Schmutzkampagnen aus dem Effeff.

Ich vermute also eher: Einigung.

15/
Aus Sicht der #Krisenkommunikation eine der schwierigsten Lagen:

1. Gegenspieler ist hochmotiviert, kennt Interna und Schwachstellen.
2. Andere Medien sind Konkurrenz und dürften auch motiviert sein, zu berichten.

Das ist kein einfacher Job, @HDYankee.
Was droht Döpfner?

Döpfner als Aktionär dürfte fest im Sattel bleiben. Damit er als Chef gefährdet ist, müssten sich schon KKR und die Springer-Enkel einig werden. Bis das passiert, ist es ein weiter Weg.

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