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Sidonie Kellerer, deren unfehlbare Hermeneutik schon Heidegger als Vordenker des NS bewiesen hat, nimmt nun Koselleck ins Visier – mit der gleichen Mischung aus Geraune, Schlagworten, Autosuggestion, schlechter Ideologiekritik.

Solche Leute bekommen VW-Freigeist-Stipendien.
„Zweifellos ist Koselleck der philosophischste Historiker des vergangenen Jahrhunderts.“

„Lange wurde von Heideggers philosophischer Tiefe gesprochen…“

Schritt 1: Zielobjekt auf ein Monument heben.
„Teil dieser Erfahrung war Kosellecks frühe Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend … Mit sechzehn Jahren trat er dann in die Reiter-HJ ein.“

„Die … Erkenntnisse des Philosophen sind … für jeden erkennbar von Rassismus und Nationalismus durchdrungen“

Schritt 2: Schocktherapie.
„… hob Rudolf Vierhaus in seiner Laudatio hervor …“

„Wer dennoch weiterhin Tiefe propagieren will, sucht neue Ansätze. Donatella di Cesare….“

Schritt 3: Diejenigen markieren, die trotz empörender Schocktherapie wegsehen.
„Koselleck wusste zu dem Zeitpunkt vermutlich noch nicht, dass seine Tante mütterlicherseits … vergast worden war.“

„… dass Heidegger den … Text „Die Zeit des Weltbildes“ … [nach dem Krieg] verfälschte…“

Schritt 4: Get juicy! (auch mit fragwürdigen Mitteln – nachlegen!)
„Es ist Heideggers völkische Vision der Endlichkeit und Geschichtlichkeit, die den jungen Koselleck faszinierte und seine lebenslange Suche nach einer Theorie möglicher Geschichte nachhaltig beeinflussen sollte.“

Schritt 5: Den einen mit dem anderen anstecken.
„Kritik und Krise ist … keine Schrift der Aufklärung. … Es ist eine an Verschwörungstheorien erinnernde Polemik gegen … aufklärerische Kritik…“

„Es geht in Sein und Zeit nicht darum, den Rationalismus der Aufklärung einzuhegen, sondern gegen ihn den „Kampf bis aufs Messer“
Schritt 6: Hauptwerke plattmachen.
„Kosellecks Erfahrungen im Nationalsozialismus müssten als Bedingung der Möglichkeit seiner … aufklärungsfeindlichen Geschichtsschreibung erkannt werden“

„In welch’ wechselnder Uniform Heideggers Ideologie auch auftritt, als philosophische Tiefe kann sie … nicht mehr gelten“
Schritt 7: Botschaft festklopfen.
Kellerer folgt immer dem gleichen Schema – seit sieben Jahren. In ihrer Diss legt sie fest: „Philosophie … ist mit Absichten, Interessen und Ideologien untrennbar verwoben, die Bereiche sind nicht säuberlich zu trennen.“

Sowas kommt von sowas.
Immer geht’s um „die Aufklärung“ und immer mit moralisierenden Mitteln. Bei wem das gelernt hat, zu dem hat Thomas Sheehan mal einen schönen Artikel geschrieben: academia.edu/15617994/EMMAN…
Und zur von Faye und Kellerer bestimmten Atmosphäre der Siegener Heidegger-Tagung Per Leo: m.faz.net/aktuell/feuill…

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Apr 24
Zu einem Irrtum, die Vermittlung von Philosophie und Wissenschaft betreffend – ein 🧵

In Diskussionen begegnet mir immer wieder das Argument, dass man Wissenschaft und Philosophie an das Publikum anpassen müsse, um sie zu vermitteln. Diese didaktische Vereinfachung soll /1
dabei helfen, die Adressaten sozusagen an Wissenschaft oder Philosophie zu gewöhnen oder sie in diese einzuführen, ohne schon im Vorhinein allzu viel von ihnen zu verlangen. – Später könne man, so geht das Argument manchmal weiter, immer noch tiefer einsteigen. /2
Die Metapher der ‚Tiefe‘ suggeriert eine Richtung in etwas, das ansonsten ein Kontinuum ist: Ob oben oder weiter unten, man befindet sich sozusagen schon im wissenschaftlichen oder philosophischen Medium. Einmal eingestiegen, ist es nur eine Frage des Schwierigkeitsgrades. /3
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Apr 15
@Wendy_Trakl @GuidoHeidmann Ihr Eindruck basiert also: 1) auf einer persönlichen Unterstellung („frustgeboren“) und einer Unterstellung von Absicht („Versuch der Verächtlichmachung“) und 2) durchgängig positiven Vorurteilen über die akademische Philosophie. Schon mal darüber nachgedacht, dass letztere /1
@Wendy_Trakl @GuidoHeidmann und der Kontrast zu meinem negativen Urteil den Ausgangspunkt für erstere abgeben können, vor allem, wenn man die eigene Sichtweise a priori als gültig setzt? Denn wenn es so ist, dass „die Qualitätsansprüche an Publikationen in den letzten Jahrzehnten… /2
@Wendy_Trakl @GuidoHeidmann „erheblich gestiegen sind“ und die Philosophie „in diversen Bereichen in Sachen Wissenschaftlichkeit und Professionalität entscheidende Fortschritte gemacht hat“, dann kann meine Kritik ja nur irrational sein, Ausdruck von Frust und niederen Absichten. /3
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Mar 28
@jj_hh Keineswegs. Das wäre der falsche Umkehrschluss: Wenn sich Philosophie nicht bis über die Grenze ihrer selbst hinaus verständlich macht, ist sie selbstgenügsam in sich abgeschlossen und adressiert nur sich selbst.

Philosophie problematisiert Voraussetzungen, die die …
@jj_hh „nichtphilosophische Gesellschaft“ teils machen muss, um eine solche Gesellschaft sein zu können, teils in ihren sehr verschiedenen Kommunikationsformen allseitig voraussetzt. Das bedeutet, dass ihre Verständlichkeit von der Bereitschaft abhängt, zu verstehen wie sie fragt. …
@jj_hh Philosophie hat der „nichtphilosophischen Gesellschaft“ also eine ganze Menge zu sagen, denn es sind ja deren Voraussetzungen, die sie problematisiert – darunter auch Denkfehler, Fehlschlüsse, begriffliche Hypostasen usw. Dass sie, die Philosophie, sich den Großteil ihrer …
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Mar 26
Hanno Sauer, Autor des provokativen Troll-Stücks ‚The end of history‘ (und des entsprechenden Folgeartikels) im sich dafür hergehenden Journal @inquiry_ijp, beruft sich in seinem Buch von 2018 auf Jonathan Haidt, den Lieblingspsychologen der ‚Alt Right‘ und ‚Neuen Rechten‘.
Haidt wie Sauer, dessen Buch über 5 Millionen Jahre (!) moralischer Entwicklung am 30.3. erscheint, bedienen sich eines evolutionspsychologischen Ansatzes, mit dem sie teleologisch gegenwärtige Konflikte erklären wollen. Bei Sauer nimmt das Formen einer Generaltheorie an:
„… my team and I will develop an empirically informed, conceptually sophisticated, and normatively satisfying account of what moral progress is, how it works, which institutions are required to sustain it, and whether there are any meaningful limits to how much progress …“
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Mar 17
Ein Beispiel für prinzipienphilosophische Dialektik:

Weil in der Philosophie am Ende des 18. Jh. Prinzipienfiguren der Tradition regionalisiert und für die Begründung konkreter Probleme herangezogen wurden – Kant: Wie ist objektive Erkenntnis aus Prinzipien möglich? –, /1
rückte die ‚alte‘ Prinzipienfrage der Philosophie ins Implizite. Schelling beerbt sie noch, während gleichzeitig Hegel sie immanenzphilosophisch wendet und de facto dekonstruiert. – Als im 20. Jh. die Begrenzungen der empirischen Immanenz philosophisch bewusst werden, die /2
auch durch die positivistische Phase im 19. Jh. zum drängenden Problem wird, ‚entdecken‘ die Philosoph:innen die implizit gewordene Prinzipienebene wieder – aber in den Begriffen der alten Metaphysik. Darin wird der Stand vom Ende des 18. Jh. faktisch unterboten: /3
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Mar 13
Zum Anforderungsprofil „philosophischen Text zusammenfassen“ und warum das ein sehr hoher Anspruch ist – ein paar Anmerkungen:

– wenn es sich nicht gerade um einen zur Einführung verfassten Text der Gegenwart handelt, also strenggenommen Propädeutik und nicht Originaltext, …
dann stehen philosophische Texte immer in einem oft sehr engen Diskussionskontext, ohne den ihre Thesen- oder Problemstellung kaum verständlich ist

– Philosophische Texte sind Argumentationen. Diese orientieren sich an verschiedenen Horizonten, wie dem ‚state of the art‘ …
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– Philosophische Texte sind KEINE Sammlungen …
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