Thread by @ShouraHashemi

Versuch einer deutschsprachigen Erklärung zum möglichen Zerbrechen der Exil-Opposition. Vorweg: Die #IranRevolution findet im Iran und ausschließlich durch die Menschen vor Ort statt. Ihr Gelingen wird nicht davon abhängen, ob sich eine Diaspora zusammenrauft oder nicht.

Nichtsdestotrotz wäre eine Einheit, die als Ansprechpartnerin für westliche Regierungen in der Zeit des Übergangs fungiert, wichtig. Aus administrativen Gründen, weil die #IranRevolution „führerlos“ ist und weil es professionelle Konzepte für den Aufbau der Verwaltung braucht.

Nun ist Hamed Esmailion ausgetreten, nachdem Nazanin Boniadi zuvor ihren Twitter-Account gelöscht hat. (Ob sie wirklich in die Koalition zurückkehrt, weiß man nicht so genau.) Was ist passiert? Mit Reza Pahlavi ist eine bekannte, aber umstrittene Person Teil dieser Koalition.

Er selbst hat sich von Anfang an relativ besonnen geäußert und öffentlich gesagt, dass er den Übergang begleiten und keine Staatsform vorgeben möchte. Von links wurde und wird ihm das aber großteils nicht abgenommen. Das 1979er Trauma sitzt zu tief.

Seine eigene Fanbase ist teils ok, teils radikalisiert und (das ist der wesentlichste Punkt) zum Teil leider auch von Regimeleuten unterwandert, die sich als Monarchisten ausgeben und unter diesem Deckmantel andere belästigen.

Pahlavi selbst, so fair muss man sein, hat mehrfach dazu aufgerufen, auch andere Meinungen zu akzeptieren und keine Online-Hetze zu betreiben. Die Vorwürfe waren folgende: Die Linken/Liberalen haben den Monarchisten vorgeworfen, eigentlich keine Parteiendemokratie zu wollen.

Die Monarchisten haben den Linken vorgeworfen, offen zu sein für „Separatismus“, insb. in Bezug auf Kurdistan, und die territoriale Integrität des Iran in Frage zu stellen. Ich halte beide Vorwürfe von beiden Seiten für relativ absurd, weil das sowieso im Land entschieden wird.

Als nun vor einiger Zeit die Idee aufkam, weitere Mitglieder in die Koalition aufzunehmen, die relativ klar dem monarchistischen „Lager“ zuzurechnen sind, haben Hamed Esmailion und Masih Alinejad dem nicht zugestimmt. Darum ging es in dem kryptischen Tweet von Pahlavi vor kurzem.

Und diese Diskussionen und die darauf folgende Ablehnung neuer Mitglieder hat eine weitere (Social Media) Spirale in Gang gesetzt, in der sich die unterschiedlichen Lager gegenseitig alles Mögliche vorwerfen. Ich betone nochmals: Das Ganze ist auch von Regimeleuten unterwandert.

Als Konsequenz sind nun 2 Personen dieser Allianz höchstwahrscheinlich weg. Wie es weitergeht, keine Ahnung. Ich glaube immer noch, dass eine gute Vorbereitung für eine professionelle Administration (nicht politische Führung!) notwendig ist.

Ob die Israel-Reise von Pahlavi eine Rolle gespielt hat, weiß ich nicht. Ich hoffe es persönlich nicht, denn ich fand diese Reise gelungen und wichtig und die Nervenzusammenbrüche der Regimelobbyisten in meiner TL waren ein schöner Beweis dafür.

Ich hoffe, dass es weiterhin eine Form von Repräsentanz von Seiten der Diaspora gibt, weil es wichtig ist, den Druck aufrecht zu erhalten, unsere Entschlossenheit zu zeigen und den NIAC und sonstigen Lobbyisten nicht (wieder) die Einflüsterei zu überlassen. #IranRevolution