Twitter hat sich in den letzten Monaten stark verändert. Seit der Übernahme durch Elon Musk im Oktober 2022 wurden einige Neuerungen eingeführt, die geeignet sind, das bereits bestehende Problem der #Desinformation auf der Plattform weiter zu verschärfen.
Musk ließ Accounts entsperren, die zuvor z. B. wegen Hassrede oder Desinformation gesperrt worden waren (darunter auch Donald Trump). Die New York Times analysierte neue Tweets der entsperrten Accounts und fand Desinformation und Verschwörungsmythen. nytimes.com/2022/12/22/tec…
Durch mehrere Entlassungswellen bei Twitter stehen problematischen Accounts dabei weniger Content-Moderator:innen gegenüber, die sonst ihren Beitrag dazu leisten, Nutzer:innen zu schützen und Verbreiter:innen von problematischem Content zu sanktionieren. wired.com/story/twitters…
Laut der von Wired zitierten Melissa Ingle, ehemalige Mitarbeiterin aus dem Bereich Content Moderation, stiegen binnen eines Tages nach der Twitter-Übernahme durch Musk die Meldungen zu problematischem Inhalt um 50%.
In einem Umfeld, in dem mehr Irreführendes verbreitet und dem weniger entgegengesetzt wird, könnte man versuchen, sich an glaubwürdigen Quellen zu orientieren.
Früher standen blaue Haken für verifizierte und relevante Accounts. Heute sieht das anders aus.
Um die Nutzung der Plattform zu monetarisieren, wird der blaue Haken jetzt schlicht verkauft. Für ein paar Dollar im Monat kann sich jede:r das kleine Icon an sein Profil heften, die alten Haken entfallen. Damit wird die vertrauensfördernde Signalwirkung des Symbols wirkungslos.
Nachdem die neuen Haken wenig Nachfrage ausgelöst hatten, ließ Musk großen Accounts das Symbol systemseitig ausstellen – unabgesprochen. Es entstand ein Katz- und Mausspiel, um das inzwischen in Verruf geratene ehemalige Statussymbol wieder loszuwerden.
Aktuell sagt der Haken also weder aus, ob es sich um eine öffentlich relevante Person handelt, noch, ob ein Account die Person ist, die er vorgibt zu sein, oder ob die Person Twitter Blue selbst abonniert hat. Die frühere Aussagekraft ist dahin. edition.cnn.com/2023/04/24/tec…
Auch Labels für staatsnahe bzw. -finanzierte Medien sollen Orientierung geben und helfen, unglaubwürdige Quellen zu erkennen. Im April wurden diese Labels zu Unrecht an das US-Radionetzwerk NPR und die britische BBC vergeben. Beide werden so diskreditiert. zeit.de/kultur/2023-04…
Zuletzt wurde bekannt, dass außerdem die zuvor bestehenden Einschränkungen für tatsächliche staatsnahe Medien Russlands, Chinas und des Iran Ende März 2023 entfernt worden waren.
Die betroffenen Accounts verzeichneten daraufhin starke Follower:innen-Anstiege.
Laut Associated Press stiegen die Impressionen der russischen Staatsmedien um 33 % im Vergleich zum vorherigen Zeitraum, in dem die Einschränkungen gegolten hatten. apnews.com/article/twitte…
Gestern kündigte Twitter an, eingeschränkte Beiträge zu kennzeichnen. Mit dem Label könnte jede:r erkennen, wenn ein Beitrag gegen Twitterregeln verstoße. Solche Beiträge werden weder in der Suche, noch in Timelines oder Empfehlungen angezeigt. techcrunch.com/2023/04/25/twi…
Die aktuellen Entwicklungen zeigen für Twitter ein besorgniserregendes Bild bezüglich Desinformation.
Der Kommunikationsraum, in dem durch KI-Neuerungen perspektivisch mit mehr und besser gemachter Desinformation zu rechnen ist, braucht mehr, nicht weniger Orientierungspunkte.
Musks Umgang mit Content Moderation, blauen Haken, Medienlabels und Reichweiteneinschränkung vergrößert das Desinformationsproblem weiter. Er erleichtert die Verbreitung von Tweets, die die Realität verzerren sowie Misstrauen und Gewalt gegen Einzelne, Medien und Politik schüren.
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Am 26.04.2023 gab der Verfassungsschutz bekannt, dass er die AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“, den Verein „Ein Prozent“ und das „Institut für Staatspolitik“ als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft hat. Wie hat das Umfeld dieser Gruppierungen darauf reagiert?
Die AfD-Parteivorsitzenden Chrupalla und Weidel sehen in der Einstufungung der JA als „gesichert rechtsextremistisch“ ein vermeintliches „prozesstaktisches Manöver […] um das bevorstehende Verfahren am OVG Münster einseitig zu beeinflussen“. tagesschau.de/inland/innenpo…
Von einigen Rechtsextremen wird die Einstufung des Verfassungsschutzes als „gesichert rechtsextremistisch“ als Auszeichnung gefeiert:
Vor etwa einer Woche wurde im @heutejournal das Thema Impfschäden mit @Karl_Lauterbach thematisiert. Obwohl die tatsächliche Anzahl von Impfschäden nur sehr gering ist, wird das Thema immer wieder durch Verschwörungsideolog:innen instrumentalisiert: Ein Thread.
In dutzenden Beiträgen reagierte das Milieu auf die Aussage Lauterbachs: Vermischt werden hier immer wieder Nebenwirkungen der Impfung mit Impfschäden. Mit indirekten Zitaten wird Lauterbach teilweise sogar "Mord" unterstellt.
Auf Telegram kursieren täglich absurde Zahlen über vermeintliche Impfschäden: Immer wieder wird über angeblich Hunderttausende bis sogar mehrere Millionen Fälle gesprochen. Wiederholt werden (berichtete) Nebenwirkungen mit (anerkannten) Impfschäden gleichgestellt.
Sahra Wagenknecht verbreitet in ihrer Kommunikation zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wiederholt Aussagen, die inhaltlich mit aktuellen pro-russischen Propagandaerzählungen übereinstimmen.
Durch die Veröffentlichung eines Manifests mit Alice Schwarzer sowie die dazugehörige Kundgebung war Wagenknecht in den letzten Wochen in der deutschen Debatte zur Ukraine sehr präsent.
Wagenknecht fordert ein Ende der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine und den Einsatz für Waffenstillstand bzw. Friedensverhandlungen und lässt den Westen als eigentlichen Kriegstreiber erscheinen.
Die Desinformations-Influencerin Alina Lipp schafft es die EU-Sanktionen zu umgehen und weiterhin Geld für sich zu sammeln.
Telegram und eine österreichische Firma ermöglichen das.
Ergänzungen als Thread zum Artikel des @tagesschau Faktenfinders:
Alina Lipp konnte auf Telegram innerhalb kurzer Zeit ein größere Reichweite erzielen als das russische Regierungsmedium RT DE.
Über 180k Abonnent:innen folgen ihr, täglich verbreitet sie Desinformationen und Verschwörungserzählungen über den russischen Angriffskrieg.
Immer wieder warb sie um Unterstützung ihrer Arbeit durch Spenden:
Anfangs noch mit einem deutschen Konto, wurde nach Sperrung die Möglichkeit der Überweisungen schwieriger. Eine österreichische Firma trat dabei immer wieder in Erscheinung.
In ihrem jüngsten Artikel für das @GNET geben Julia Kupper und @DittrichMiro einen Überblick über die Razzia bei “Reichsbürgern” Anfang Dezember 2022 und den Verbindungen der Gruppe zu QAnon-Narrativen.
Nachdem bereits im April 2022 eine Razzia zur Verhaftung mehrerer „Reichsbürger“ führte, gelang den Behörden im Dezember „der wohl größte Anti-Terroreinsatz in der Geschichte der Bundesrepublik“. tagesschau.de/investigativ/r…
In der Hochphase der COVID-19-Pandemie haben sich innerhalb der verschwörungsideologischen Szene starke Netzwerke gebildet, unterschiedliche Narrative haben sich gegenseitig befruchtet.