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Apr 30 17 tweets 3 min read Twitter logo Read on Twitter
Weil jetzt Twitter wieder geflutet wird mit dummen und falschen Argumenten gegen eine #Erbschaftssteuer.

Hier die häufigsten Trottelargumente inklusive deren Auflösung:

Ein (etwas längerer) Thread
1) "Erbschafts- und Vermögenssteuern und neue Steuern generell, sind schlecht für den Wirtschaftsstandort"

Nein. So gut wie alle zivilisierten Länder dieser Welt haben höhere Vermögenssteuern als wir. Unser Problem sind zu hohe Steuern auf Einkommen. Diese könnte man mit den
Einnahmen aus Erbschafts- und Vermögenssteuern sogar senken.
Im Gegenteil: für die Kaufkraft sind Vermögenssteuern völlig irrelevant, weil sie nur die Sparquote senken und nicht konsumwirksam sind. Könnte man damit hingegen Einkommenssteuern senken, würde das die Kaufkraft heben.
Volkswirtschaftslich und damit standortpolitisch überwiegen also die Vorteile. Deswegen haben das auch alle. Nur wir nicht, weil die ÖVP es blockiert.
2) "Erbschaftssteuern wären eine Doppelbesteuerung."

Quatsch.Steuern werden immer beim Steuerpflichtigen festgemacht. Auch wenn das vererbte Kapital aus bereits versteuertem Geld besteht, muss es der Erblasser ja nicht nochmal versteuern und der Erbe hat es noch nie versteuert.
Versteuert werden in der Regel Einkommen. Etwa mit Lohn- oder Einkommenssteuer, Kapiatlertragssteuer, Gewinnsteuer etc.
Da sind Erbschaften, also die steuerfreien Einkommen aus dem Glück, reiche Eltern zu haben, die absolute Ausnahme.
Dass das Kapital schon mal versteuert wurde stimmt schon, das ist aber immer so. Wenn ein Grundstück 26x weiterverkauft wird, fällt ja auch 26x die Grunderwerbssteuer an. Es wird halt immer nur von jedem Käufer 1x versteuert. Steuern hängen an Menschen, nicht an Dingen.
Eine echte Doppelbesteuerung liegt hingegen vor, wenn man von bereits versteuertem Einkommen (also jedem Einkommen AUSSER Erbschaft!) nochmal Mehrwertsteuer bezahlt, wenn man das Geld etwa im Supermarkt ausgibt.
3) "Soll dann also das Sparbuch von der Oma versteuert werden oder muss das Elternhaus verkauft werden, weil die Steuer nicht zu bezahlen ist?"

Nein. So gut wie alle Vorschläge sehen hohe Freibeträge vor. Die meisten eine Million.
Nur der Betrag, der DARÜBER HINAUS geht, wäre also Steuerpflichtig. Das betrifft also weder das kleine Sparbuch, noch das Häuschen der Eltern. Beispiel: sogar wenn das Elternhaus echt groß und toll ist und daher etwa 1,2 Millionen wert ist, müssten nur die 0,2 Mio versteuert
werden. Bei einem Eingangssteuersatz von 10% für Erbschaften bis 2 Mio wären dann also bei eines solchen Erbschaft von 1,2 Millionen 10% von 0,2 Millionen also € 20.000,- Steuer zu bezahlen.
Bei einem gleich großen Einkommen aus Arbeit wären es etwa 550.000,- also 28x so viel.
Dieser Satz könnte dann bei 5 Mio, 10 Mio, 100 Mio 1 Mrd etc. weiter angehoben werden. Wer also weniger als 1 Million erbt, müsste gar keine Erbschaftssteuer bezahlen. Das betrifft den Großteil der Erbschaften aber NICHT den Großteil des vererbten Kapitals!
4) "Das würde Familienunternehmen umbringen".

Nein. Jedes halbwegs ausgefeilte Konzept einer Erbschaftssteuer hat eine Sonderregelung für Familienunternehmen. Diese muss sicherstellen, dass die Steuer innerhalb einer bestimmten Zeit aus den Firmnerträgen finanzierbar sein muss.
5) "Erbschaftssteuern sind leistungsfeindlich!"

Im Gegenteil. Einkommen aus Leistung (also aus Arbeit oder erfolgreichem Unternehmertum werden ja versteuert. Nur Einkommen aus Erbschaft nicht. Worin soll die Leistung bestehen, reiche Eltern zu haben, die einem mehr als 1 Mio
vererben? Die Leistung der Erblasser in Ehren, aber diese werden auch nicht von der Erbschaftssteuer erfasst. Erben ist keine Leistung. Daher ist es, im Gegenteil, leistungsfeindlich, alle Einkommen AUSSER Erbschaften (also einkommen OHNE eigene Leistung) zu besteuern.
6) "In der Debatte um Erbschaftssteuern geht es nur um Neid und Missgunst".

Nein, reich zu werden wird dadurch nicht eingeschränkt, außer eben massive Einkommen aus Nichts-tun-außer-Sohn/Tochter-sein.
Es geht um volkswirtschaftlich sinnvolle Beiträge jener, die es sich
wirklich leisten können. Daher mit hohen Freibeträgen. Das würde Kaufkraft und sozialen Frieden stärken. Es geht um volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit.
Und wer von einer Erbschaft über 100 Millionen am Ende 15 Millionen Steuern zahlt, ist eh trotzdem reich ohne Ende. Calm down.

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Apr 29
Ich habe neulich, auf Basis eines Artikels der kleinen Zeitung, die Haftstrafen der letzten 3 Jahrzehnte von Spitzenpolitikern nach Parteien aufgeschlüsselt.
Ich wurde dabei auf einige Unvollständigkeiten aufmerksam gemacht. Hier daher die aktalisierte Aufstellung:

(1/8)
K.H.Grasser (ÖVP/FPÖ): 8 Jahre (nicht rechtskräftig)
E.Strasser (ÖVP): 4 Jahre
K. Blecha (SPÖ) 9 Monate bedingt
J. Gudenus (FPÖ) 1 Jahr bedingt
J. Martinz (ÖVP): 4,5 Jahre
P. Westenthaler (FPÖ/BZÖ): 2 Jahre
G.Rumpold (FPÖ) 33 Monate teilbedingt

(2/8)
U.Scheuch (FPÖ/BZÖ) 18 Monate teilbedingt
P.Rosenstingl (FPÖ) 7 Jahre
Hans Schaden (SPÖ) 1 Jahr

(3/8)
Read 8 tweets
Apr 27
Übersicht über Haftstrafen österreichischer Spitzenpolitiker der letzten 4 Jahrzehnte:

K.H.Grasser (ÖVP/FPÖ): 8 Jahre (nicht rechtskräftig)
E.Strasser (ÖVP): 4 Jahre
F. Olah (SPÖ) 1 Jahr
K. Blecha (SPÖ) 9 Monate bedingt
J. Gudenus (FPÖ) 1 Jahr bedingt

(1/4)
J. Martinz (ÖVP): 4,5 Jahre
P. Westenthaler (FPÖ/BZÖ): 2 Jahre
G.Rumpold (FPÖ) 33 Monate teilbedingt

Wenn man also die Haftstrafen von Grasser (FPÖ/ÖVP) und Westenthaler (FPÖ/BZÖ) je auf die beiden Parteien aufteilt ergibt sich folgender zwischenstand der letzten Jahrzehnte

2/4
Haftstrafen nach Parteien der letzten Jahrzehnte:

ÖVP: 12,5 Jahre
FPÖ: 8,75 Jahre
SPÖ: 1,75 Jahre
BZÖ: 1 Jahr
Grüne: 0
Neos: 0

Die Chancen stehen gut, dass die ÖVP ihre Führung demnächst weiter ausbaut.

(3/4)
Read 5 tweets
Jun 6, 2022
Als Sozial- & Kulturanthropologe möchte ich zur Versachlichung der Debatte festhalten, dass die Aussagen von @l_sachslehner nicht Geschmackssache sind, sondern die allg. gebräuchlichen Kriterien von Rassismus klar erfüllen.

Die Aussagen SIND rassistisch.Ganz sachlich betrachtet.
Kurze Erklärung dazu:
Rassismus bedeutet gemeinhin, dass man aufgrund phänotypischer Merkmale oder Abstammung, Aussagen über pychische, soziale, intellektuelle oder charakterliche Eigenschaften ableitet oder diese anderwärtg verknüpft. Egal ob positiv oder negativ.
Die Aussage "Farbige haben einfach mehr Rhythmusgefühl" ist also genauso rassistisch wie "Juden sind geizig".
Read 7 tweets
Nov 25, 2020
Ein paar Gedanken zum Tod von Diego Maradonna und warum er in Argentinien so ein wichtiges Symbol ist und bleiben wird. (1)
Maradonna kommt aus den Villas, den Elendsvierteln. Wie viele hundertausende Kinde dort, hat er davon geträumt mit dem Fußball dem Elend zu entfliehen. Seine Familie rausholen zu können. Im Gegensatz zu fast allen, die diesen Traum träumten & heute träumen hat er es geschafft (2)
Dabei wurde er lange von den Clubs ausgebeutet. Er hab bei Boca Juniors lange Zeit in Knebelverträgen einen Bettel verdient. So geht es vielen, die wenigsten werden so groß, dass sie irgendwann ernsthaft Geld verdienen. Er hatte Glück und Talent. Beides im Überfluss. (3)
Read 8 tweets

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