Sehr geehrter Herr @JohannesVarwick, aus Gründen der Fairness tagge ich Sie in diesem Thread und lade Sie ausdrücklich zu einer Antwort auf jenen ein. Aber Ihren aktuellen Gastartikel in der FAZ kann ich so nicht stehen lassen. Mehrteiliger Thread. 1/10
Bitte hören Sie auf mit diesem fast schon verschwörungstheoretischen Raunen. Es ist nicht "erstaunlich schnell still geworden", sondern diese Story hat schlicht ihre maximale Reichweite erreicht, aus welchen Gründen auch immer. Mangelnde Presse- oder Meinungsfreiheit waren 2/10
es jedenfalls nicht. Falls Sie eine Vermutung haben, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging, dann legen Sie Ihren Verdacht bitte offen auf den Tisch und raunen Sie nicht (gefühlt) vieldeutig herum. Ob die von Ihnen beschriebene Diskrepanz zwischen Äußerungen und 3/10
tatsächlichen Einschätzungen von Entscheidungsträgern existiert, können wohl weder Sie noch ich beantworten, da wir beide (m.W., korrigieren Sie mich bitte) keinen Einblick in entsprechende Interna haben. Daher schlage ich zur Beurteilung die politischen Entscheidungen 4/10
jener Akteure vor. Hier haben wir in den letzten Tagen einen enormen Marathon von Entscheidungen in Europa gesehen, die deutlich darauf hinweisen, dass die europäischen Mächte wohl einen für die Ukraine sehr erfolgreichen Kriegsverlauf sehen wollen. Das kommunizieren sie auch5/10
so.
Prima, da sind wir auf einer Wellenlänge! Soweit ich das sehen kann, teilt so ziemlich die gesamte Expertenschaft und politische Elite diese Haltung. Die Abwägungen, wann welche Risiken erreicht sind und welche von Relevanz sein sollten, fallen wohl unterschiedlich aus. 6/10
Es gibt nur eine angekündigte "Frühjahrsoffensive", das ist jene der Ukrainer. Russland hat in seiner vollkommen erfolglosen Winteroffensive alle offensiven Fähigkeiten verschlissen und ist aktuell nur noch zur Verteidigung in der Lage. 7/10
Ja, natürlich ist das vorstellbar. Die USA betrachteten es einst als vitales Interesse, dass Vietnam nicht kommunistisch wird und ein Dominoeffekt eintritt. Die Sowjetunion empfand es einst als vital, dass von den USA unterstützte religiöse Extremisten nicht zu viel Einfluss 8/10
in Afghanistan bekommen. (Wohlgemerkt, beides aus damaliger Perspektive der nuklearen Akteure.) Wir wissen alle, wie jene Konflikte endeten. Ich würde an diesem Punkt gerne einwerfen, dass "vitale Interessen" ≠ "Existenzbedrohung" ist. #ausGründen 9/10
Niemand geht fest davon aus, hier bestehen Risiken. Bisher sendete 🇨🇳 jedoch keine pol. Signale zur Bereitschaft von Waffenlieferungen. Im Gegenteil, es achtet peinlich genau darauf, nicht zur Zielscheibe von Sekundärsanktionen zu werden. Konfrontationskurs sieht anders aus.10/10
Hier geht's weiter. Mehrteilung, weil ich kein Risiko eingehen wollte, dass Twitter den Thread zerschießt - sorry, everyone.
Möglich. Es gilt wie immer: Die Realitäten auf dem Schlachtfeld bestimmen die Stärke der Verhandlungsposition. Deshalb ist es im Interesse des Westens, die Ukraine maximal zu unterstützen, um ihr die bestmöglichen Chancen zu geben. Ein fauler 1/8
Link
dass Putin seine Roten Linien in Syrien überschritt und unfassbare Kreigsverbrechen dort beging. Wenn überhaupt, dann war man viel zu tolerant gegenüber Putin. Und jetzt haben wir noch nicht darüber geredet, dass es bekannte russische Taktik ist, 1/10
immer Maximalforderungen mit "Roten Linien" zu unterstreichen und dann zu nehmen, was man kriegen kann, ohne Gedanken an ehrlichen Interessensaustausch. Im Verlauf dieses Krieges konnte man bei den Waffenlieferungen sehen, dass Moskaus Rote Linien keine ernsthafte Bedeutung 2/10
haben - wir haben sie x-fach überschritten, ohne nennenswerte Konsequenzen (außer, dass sie sehr produktiv für die Ukraine waren). Sie sind eine Komponente der psychologischen Kriegsführung Russlands und sollten entsprechend behandelt werden.
Nicht zuletzt kann China es sich mit seiner Grand Strategy nicht leisten, Europa vollkommen zu verprellen - etwas, das es mit signifikanter Waffenhilfe sicherlich erreichen würde. Es hat starkes Interesse, einen 1/10
innenpolitischen Kollaps 🇷🇺s zu verhindern, aber da stehen sich westliche Interessen/Kriegsziele gar nicht diametral gegenüber.
Auch aus jeder real-/machtpolitischen Perspektive ist es ein zentrales Interesse Europas, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt. Der Verlust von 2/10
Gebieten würde die 🇺🇦 ökonomisch massiv schwächen, Moskau für den Krieg belohnen, eine Integration in die NATO schwieriger machen und den nächsten Krieg somit erheblich wahrscheinlicher machen. Territorialkriege wären damit offiziell wieder auf der Agenda in Europa, das 3/10
"Hallo, unser Haus brennt!"
"Nein, das ist nur ein bisschen Rauch."
"Es brennt, hier sind Flammen!"
"Wie sind in enger Abstimmung mit der Feuerwehr."
"Habt ihr die auch gerufen, kommt die?!"
"Wie sind da in enger Abstimmung und handeln besonnen."
"Wenn das so weitergeht, brennt
unser Haus nieder!"
"Also diese Schnappatmung und Panikmache hilft niemanden."
"Ruft verdammt nochmal die Feuerwehr, ihr inkompetenten Idioten!"
"Also dieser Ton geht wirklich nicht. Das hilft auch nur dem Feuer, wenn wir uns hier zerfleischen."
"MACHT ENDLICH WAS!"
"Hier brennt
ein Feuer, aber wir wollen nicht Feuerwehr spielen, das wäre eine Eskalation gegen das Feuer."
"Alter! Feuer muss man löschen, das brennt sonst alles nieder! Hier ist ein Telefon, 112 ist schon eingetippt. Jetzt ruf an!"
"Also diese Tipps und Tricks sind wirklich nicht hilfreich
Ganz schön freches Framing (das wenigstens in Teilen relativiert wird): "USA spielen eine (Vertrauens-)Karte, Austin ist auch als Industrieverteter da, rücksichtslose Politik der Amerikaner..."
Man kann das Verhalten der Amerikaner an einigen Stellen (AUCUS) sicherlich
kritisieren, aber die übergeordnete Logik ist eine andere als in dem Artikel suggeriert wird: Die USA sind als einziger Player in der Lage UND gewillt, ihre Kapazitäten einsetzen. Die Ukraine braucht JETZT Panzer und Deutschland versagt seit fast einem Jahr, der Industrie Anreize
zu geben, um benötigte Kapazitäten aufzubauen. Möglich wäre das fraglos. Aber man bewegt sich nicht und verbrennt stattdessen bitter benötigte Zeit, die von den Ukrainern in Blut bezahlt wird. Was sollen in dieser Situation denn unsere Partner machen?! Anstatt dankbar für die
Falls wir zur Abwechslung mal vor die Lage kommen wollen:
-> Produktionskapazitäten heute ausbauen. Munition (Artillerie, Flugabwehrraketen, etc.) sowie schweres Gerät. Panzer, PzH, Ersatzteile. Industrie braucht dafür Zusagen - gebt sie ohne Zögern. Wir brauchen das so oder so.
-> Logistikketten vorbereiten. Trainings für die ukr. Armee ausbauen. Auf Dauerbetrieb einstellen.
-> Dafür benötigt es zusätzliches Personal.
-> Politisch: Eine nationale Sicherheitsstrategie ausarbeiten, welche auf Jahrzehnte ausgelegt ist. Institutionen (NSR) dafür schaffen.
-> Das (ost)europäische Ausland eng in jene Strategie bei allen Punkten bzgl. Russland einbinden.
-> (Völker-)Rechtlich: Die koordinierte Dokumentation aller Kriegsverbrechen unterstützen. Von lokalen Offizieren und Soldaten (Identifikation) bis zum Oberbefehlshaber.