Seit gestern macht ein "Serious Game" über deutsche Vertriebene in der Lehrer*innenbubble bei Twitter die Runde. Das Spiel verbreitet ein Narrativ, in dem die Deutschen Vertriebenen die eigentlichen Opfer des zweiten Weltkriegs sind. Das wird auf verschiedene Weise inszeniert: /1
Gebietsgewinne der Sowjetunion gegenüber den Nazis werden als bedrohliche rote Welle dargestellt, das Deutsche Reich dagegen in Gebietsnamen "Preußen" und "Pommern" bezeichnet. Der ganze Kontext des NS wird dethematisiert, es wirkt wie ein Angriffskrieg gegen die Ostgebiete /2
Die Protagonistin Maike erlebt Leid, und in diesen fühlt man sich unmittelbar ein, inklusive sexueller Gewalt. Das geschieht aber ohne historischen Kontext, den das Spiel nicht liefert, und so werden Deutsche als die eigentlichen Opfer inszeniert. /3
KZs und Erschießungen werden an 1-2 Stellen angedeutet, aber die meisten der Vertriebenen inklusive dem spielbaren Charakter wissen darüber nichts und so der Mythos, dass man über den Holocaust nichts wusste, reproduziert. /4
Die Wehrmacht und die SS werden dabei aufgespalten, die Wehrmacht ist nicht heldenhaft, aber mit den Kriegsverbrechen haben sie nichts zu tun. Die SS zwingt junge Deutsche bei den Erschießungen mitzumachen. Das alles sind lang widerlegte Mythen, die hier vermittelt werden. /5
Das beginnt schon bei der stetigen Nennung der Vertriebenen als "Flüchtlinge". Das alles erinnert an Machwerke wie "Unsere Mütter, unsere Väter". Da das Spiel für den Unterricht konzipiert und mit Steuermitteln finanziert wurde ist es nicht harmlos. Das ist am erschreckendsten:/6
Das Spiel wurde von vielen #twlz Influencern geteilt, von Fachkräften Politik & Geschichte & selbst von guten Leuten wie @NicoNolden . Sobald sich etwas als Serious Game vermarktet gilt es in der Bubble offenbar schon als didaktisch wertvoll. Das ist im besten Fall naiv. /7
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