Nachdem wir Ende März im Kino #DerVermesseneMensch gesehen hatten, war klar, dass ich mein Unterrichtsmaterial zum #Imperialismus überarbeiten wollte.
Die bisherige Stationen-Geschichtskartenarbeit zeigte viele Schauplätze, hatte aber keine echte Perspektive…/1
…und bot den Genozid an den Herero und Nama als eine Station scheinbar gleichwertig mit allen anderen dar.
Der Film dagegen war vor allem deshalb aufwühlend, weil er konsequent aus der Täterperspektive erzählt wurde. Damit blieb - bei aller Schonungslosigkeit, mit der die…/2
…Bilder auf einen einprasselten - die riesige Leerstelle der zahlreichen namenlosen „Nebenrollen“ der Herero und Nama.
Während ich es dennoch begrüße, dass sich die (weißen) Filmschaffenden damit zumindest nicht einfach eine andere Perspektive angeeignet haben, …/3
…ist es aber Teil der didaktischen Herausforderung im #Geschichtsunterricht, diese angemessen zu berücksichtigen.
Den Film im Ganzen zu zeigen, war ohnehin aufgrund der Altersstufe (8. Klasse) keine Option. Stattdessen fielen mir immer wieder die Zocker:innen unter den…/4
…Schüler:innen ein, die mit Begeisterung in Strategiespielen wie #HeartsOfIronIV, #Civilization, #CrusaderKings & Co. über Landkarten hinwegscrollen, als gäbe es dort nur Ressourcen und keine menschlichen Schicksale, wie sie das Spiel Glauben machen will. /5
Statt #EuropaUniversalisIV wird es morgen also „Europa Imperialis“ geben: Mein erstes didaktisches „Pen & Paper“ (mit freundlicher Unterstützung meiner ältesten Freundin, deren Begeisterung für DsA dazu geführt hat, dass ich diese Option überhaupt auf dem Schirm hatte), …/6
…in dem neben dem „Erwerb“ der Kolonien (Q1) und dem Wettrüsten der Flotten von 🇬🇧 🇫🇷 und 🇩🇪 (Q3) in klassischen Würfelduellen 🎲 die kritische Auseinandersetzung mit europäischer Großmannssucht in Form von Karikaturen (Q2) erfolgen soll.
In Quest 4 stehen dann der…/7
… „Boxeraufstand“ (als Beispiel für das gemeinsame Vorgehen imperialist. Mächte) und der Genozid an den Herero & Nama im Mittelpunkt. Mit einer vertiefenden Bildquellenanalyse (vgl. de.m.wikipedia.org/wiki/Völkermor…) schließt sich d. Kreis zum Trailer von #DerVermesseneMensch…/8
…und die inhaltliche Grundlage für den „Endboss“ ist gelegt:
Nach einer kurzen Zeitreise in die Gegenwart gibt es natürlich kein weiteres banales Würfelduell.
Stattdessen stehen die Schüler:innen den Fragen nach Geschichtsbewusstsein & -verantwortung gegenüber und…/9
…lösen sich von ihren Charakterbögen, um ihnen kritisch gegenüberzutreten, die Auswirkungen bis zur Gegenwart zu erfassen und anhand des Interviews mit Israel Kaunatjike zu verstehen, was den Nachkommen der Herero & Nama wichtig wäre.
Dass Teil 2 der letzten Quest, …/10
…das Erstellen von Ländersteckbriefen, eher banal wirkt, hat pädagogische Gründe: Die in Kleingruppen spielende Klasse soll an der aktuellen Landkarte wieder zusammengeführt werden und das Füllen der Leerstellen mit Informationen statt mit Eroberung…/11
…soll symbolisieren, dass das (in der *echten* Welt - ich habe volles Verständnis fürs Zocken 😉) der gewinnbringende Weg der Auseinandersetzung ist.
Morgen & am Donnerstag wird getestet. Ich bin auf die Gespräche an den Spieltischen gespannt , auf die Reviews…/12
…und natürlich darauf, was hängen bleibt. Ich habe Sorge, dass es für ein gutes P&P zu gescripted und gleichzeitig für die Spielleitungen nicht klar genug ist.
Gleichzeitig habe ich Hoffnung, dass abwechslungsreiche Methoden sinnvoll in einen Rahmen eingebettet werden, …/13
…der von den spielerischen Elementen zügig zu den ernsten Fragen wechselt und die kritische Auseinandersetzung mit den Charakteren in den Fokus rückt.
Falls jemand gerade auch beim Thema ist und die Alpha(!)-Version testen möchte: Das Postfach ist offen. 😉 /Ende
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FRANZBRÖTCHEN-RANT
Wenn in Pressekonferenzen an Sonntagen Klassengrößen höchstens halbherzig & verpflichtende Leistungsnachweise gar nicht halbiert werden, liegen meine Prioritäten in d. Produktion von Nervennahrung, nicht von digitalen Unterrichtsmaterialien.
Ich fasse zusammen: Weniger als die Hälfte unserer Klassen soll in den Wechselunterricht gehen, während mehr als die Hälfte der in Präsenz bleibenden geteilt werden müssten, um die Abstände einzuhalten. (Ja, wir haben an sich das Glück kleiner Klassen und großer Räume.)
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Bayern viele Schulen geben soll, an denen das eine echte Erleichterung bringt, binnen drei Tagen nun auf das neueste politische Konzept umzustellen.
Allen Schulformen ist gemeinsam, dass ihre Personaldecke sowieso nicht so dick ist,...