Statt einer Gegenoffensive gibt es mehrere. Die Ukraine tritt mit Vorstößen in mehreren Frontabschnitten in die Hauptphase des Angriffs ein. Russland verstärkt die Verteidigungslinien und zieht Reserven heran. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Diese Analyse beachtet die ukrainischen Vorgaben zur operativen Sicherheit. Der wiedergegebene Stand ist zeitverzögert. Genaue Ortsangaben und Angaben zu aktuellen Truppenbewegungen erfolgen nicht. 2/
Die Ukraine stößt mit mehreren Angriffen gegen die russischen Verteidigungsstellungen vor. Die Ukraine greift vor allem nachts an, in kleinen Formationen aus Minenrollern, Schützenpanzern und Kampfpanzern. Erstmals sind moderne Schützen- und Kampfpanzer im Einsatz. 3/
Die Ukraine nutzt intensiv HIMARS und Präzisionsartillerie für Schläge direkt gegen die russischen Verteidigungsstellungen an der Frontlinie. Gleichzeitig erfolgen Schläge gegen russische Führungseinrichtungen und Logistik mit Storm Shadow Marschflugkörpern. 4/
Wie erwartet zeigt sich, dass die Ukraine keine Kontrolle über den Luftraum hat und knappe Ressourcen der Luftverteidigung zum Schutz der zivilen Städte aufwenden muss. Die ukrainischen mechanisierten Kräfte sind anfällig für Angriffe durch russische Hubschrauber und Drohnen. 5/
Es wird noch für einige Zeit nicht erkennbar sein, ob die Angriffe die russische Front durchbrechen können. Die bisher geringe Anzahl dokumentierter ukrainischer Materialverluste deutet jedoch darauf hin, dass ukrainische Angriffe in dieser Phase bisher weitgehend gelingen. 6/
Westlich von Siwersk greift die Ukraine in Richtung Lyssytschansk an. 7/
Nördlich von Bachmut greift die Ukraine in Richtung Berchiwka an und nähert sich den lokal wichtigen Straßen, die von Bachmut nach Slowjansk und Siwersk führen. 8/
Östlich von Vuhledar rückte die Ukraine nach Blahodatne in Richtung Wolnowacha-Mariupol vor. Westlich von Vuhledar greift die Ukraine bei Welyka Nowosylka auf mehreren Angriffsachsen auf beiden Seiten des Flusses Mokry Jali an. 9/
Südlich von Welyka Nowosylka zerstörte die Ukraine die erste russische Verteidigungslinie auf einer Breite von 20 km und übernahm die Kontrolle über einige Dörfer. 10/
Südlich von Orichiw greift die Ukraine in Richtung Tokmak an, hat bereits eine Verteidigungslinie durchbrochen und die Kontrolle über mehrere Ortschaften übernommen. 11/
Am linken Ufer des Dnipro greift die Ukraine bei Lobkowe an. 12/
Russland zog zur Verstärkung der Verteidigung auf der Achse Mariupol-Wolnowacha und bei Tokmak Reserven heran. Darunter sind auch russische Verbände aus dem Gebiet Cherson, die durch die Überflutung des Dnipro frei wurden, weil sie das linke Ufer nicht mehr absichern müssen. 13/
Russland setzt verstärkt die Luftwaffe, Hubschrauber und Drohnen gegen die ukrainischen Angriffe ein. Die russische Verteidigung ist in den vorbereiteten Stellungen teilweise sehr hart. Auflösungserscheinungen oder Panik sind bisher auf russischer Seite nicht zu beobachten. 14/
Die Ukraine setzt bisher etwa 25% der für die Gegenoffensiv bereit gemachten Kräfte ein. Russland zog bereits etwa 90% seiner Reserven im Süden zur Verstärkung heran. 15/
Entscheidend für den Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive wird sein, wie viele Kräfte bei einem möglichen Durchbruch der Front für die weiteren Rückeroberungen von Gebieten noch zur Verfügung stehen. 16/
Die Ukraine braucht mehr Luftverteidigungsysteme, gerade für die Kurzstrecke. Mehr C-Ram, Crotale, Gepard, Skyranger, Starstreak o.ä. sind notwendig. Auch mehr Systeme zur Drohnenabwehr, kinetisch und elektromagnetisch werden gebraucht. 17/
Die riesigen Minenfelder mit dicht verlegten Minen sind schwierige Hindernisse, gerade wenn die ukrainischen Kräfte gleichzeitig unzureichend gegen Bedrohungen aus der Luft geschützt werden können. Mehr Minenroller und Technik zur Minensprengung sind notwendig. 18/
Die Ukraine braucht möglichst viele mobile Brücken und temporäre Brücken sowohl für die Truppe als auch für die nachziehende Logistik und Versorgung. 19/
Die Ukraine braucht Mehrzweck-Kampfflugzeuge, um gegen russische Flugzeuge und Hubschrauber wirken zu können und um die eigene Truppe am Boden zu unterstützen. 20/
Die Ukraine braucht Unterstützung, Wissenstransfer und Ausbildung zur Soforteinschätzung von Schäden und schneller Instandsetzung von westlichem Material direkt am Schlachtfeld. 21/
Der Aufbau von Infrasrukturen und die Ausbildung von Ukrainern zur Verlegung von Reparatur- und Instandsetzungs-Hubs für moderne Schützen- und Kampfpanzer von der EU-Außengrenze dichter an die Frontlinie sollten intensiviert werden. 22/
Die ukrainische Gegenoffensive läuft seit der Feuervorbereitung insgesamt bisher systematisch, konzentriert und diszipliniert ab. Die Angriffe direkt auf die Schwerpunkte der russischen Verteidigung zeugen von einem hohen Selbstbewusstsein der ukrainischen Militärführung. 23/
Ob es eine Hauptstoßrichtung der ukrainischen Offensive gibt und wo diese liegt, ist bisher noch nicht erkennbar. 24/
Die Partner der Ukraine sollten jetzt nicht nur gebannt zuschauen, sondern langfristig orientiert weitere militärische Unterstützung organisieren, Produktionskapazitäten erhöhen und politisch auf Entscheidungen für künftige Sicherheitsgarantien für die Ukraine hinarbeiten. /End
Ukraine Update: Ein etwa 300m langer Abschnitt des Staudamms von Nowa Kachowka wurde durch Russland zerstört. Das Wasserreservoir (18.000 Kubikmeter) läuft langsam aus und wird flussabwärts vor allem am derzeit von Russland besetzten linken Ufer für Überschwemmungen sorgen. 1/3
Nach Simulationen werden in etwa 15-20 Stunden der Hafen und die Docks von Cherson von einer 4-5 Meter hohen Flutwelle getroffen werden. Eine Überquerung des Dnipro durch die Ukraine flussabwärts von Nowa Kachowka wird damit faktisch unmöglich. 2/3
Die Zerstörung des Staudamms hat drei wesentliche Konsequenzen: 1. Keine Überquerung des Dnipro bei ukrainischer Offensive möglich 2. Hochwasser am linken, derzeit von Russland besetzten Ufer 3. Probleme mit der Wasserversorgung der Krim.
3/3
Russlands Angriffe kulminierten mit der vollständigen Eroberung Bachmuts. Die Ukraine greift nach der Initiative und beginnt offensive Operationen. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Im Nordosten gibt es an der Grenze zwischen der Ukraine und den russischen Gebieten Brjansk und Belgorod immer wieder kleinere Zusammenstöße. Ukrainische Täuschungsmanöver und Aktionen auf russischem Gebiet sorgen für hohe Nervosität auf der russischen Seite. 2/
Nach den aufsehenerregenden Aktionen russischer Anti-Putin-Paramilitärs zog Russland Reserven aus dem Gebiet Kreminna hinter der Front in der Ukraine ab und verlegte sie als Verstärkung ins Gebiet Belgorod. 3/
Die Ukraine bereitet weiter eine Gegenoffensive vor. Russland greift zwar in Bachmut, südlich von Awdijiwka und in Marjinka weiter an, stellt sich aber insgesamt strategisch auf Verteidigung ein. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Russland greift in Bachmut weiter an und kontrolliert derzeit knapp 90 Prozent des Stadtgebiets. Die Kämpfe in urbanem Gelände sind für Russland sehr langwierig und verlustreich. Dennoch strebt Russland jetzt die vollständige Eroberung Bachmuts bis zum wichtigen 9. Mai an. 2/
Während eine vollständig Eroberung von Bachmut propagandistisch für Russland einen gewissen Wert hätte, wäre das militärisch und strategisch kaum relevant. 3/
Die russischen Tu-95-Bomber sind wieder in der Luft und die umfunktionierten S-300 Raketen scheinen in Stellung bei Saporischja. Möglicherweise stehen neue russische Terrorangriffe auf ukrainische Städte bevor. twitter.com/i/web/status/1…
Russland greift weiter Bachmut an und Awdijiwka an, aber die russischen Angriffe könnten in Kürze zum Erliegen kommen. Die Ukraine bereitet eine Gegenoffensive vor. Wie ist die Lage und was wird gebraucht?🧵
Die Intensität der Kampfhandlungen sank in den vergangenen Wochen insgesamt. Russland greift weiter Bachmut und Awdijiwka an. Sowohl im Nordosten bei Swatowe-Kupjansk und Kreminna-Lyman als auch weiter südlich bei Wuhledar zeigen sich aktuell nur wenig Aktivitäten. 2/
Die Gruppe Wagner hisste zwar eine russische Flagge auf dem Rathaus von Bachmut, das bedeutet aber nicht, dass die Stadt unter russischer Kontrolle ist. Etwa ein Drittel der Stadt wird im westlichen Teil weiter von der Ukraine gehalten und verteidigt. 3/
Also. Bei ukrainischen Gegenangriffen kann ein jeder neuer Tag auch Freiheit, Ende des Leids, der Folter und Unterdrückung und schrittweise Wiederherstellung des internationalen Rechts bedeuten. 1/
Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Russland überhaupt noch Möglichkeiten dafür hat, „Kampfhandlungen auszuweiten“. Eher das Gegenteil scheint der Fall. 2/
Nukleare Drohungen sind ständiger Bestandteil russischer Einschüchterungsversuche. Ein Einsatz von Atomwaffen wird jedoch abgeschreckt. Durch die Militärhilfe für die Ukraine besteht weder die Gefahr, dass Deutschland angegriffen wird, noch wird Deutschland zur Kriegspartei 3/