Thread by @Schleh_Tox

(Munition im Meer 1/10) In deutscher Nord- und Ostsee lagern Altlasten von ca. 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition und 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe. In wie fern sind diese für uns eine Gefährdung? #toxfacts

(2/10) Beginnen wir mit konventioneller Munition. Die Metallhüllen rosten nach und nach durch und setzen ihre Inhaltsstoffe ins Meer frei. Dabei handelt es hauptsächlich um verschiedene Sprengstoffe, die auch krebserzeugend sein können. Auch Schwermetalle gelangen ins Wasser.

(3/10) Freigesetzte Chemikalien können sich in Fischen und Muscheln anreichern. Bisher sind die gemessenen Werte zum Glück noch überschaubar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Belastung der Meere durch austretende Schadstoffe in Zukunft weiter zunehmen wird.

(4/10) Vor allem im Bereich munitionsbelasteter Meeresgebiete ist deshalb zukünftig von einem erhöhten Gefährdungspotential auszugehen. Aktuell wird deshalb die deutsche Nord- und Ostsee im Rahmen von Forschungsprojekten detaillierter untersucht.

(5/10) Kommen wir zur chemischen Munition. In der Ostsee wurde mehr chemische Munition (ca. 5.000 Tonnen) versenkt als in der Nordsee (ca. 90 Tonnen). Es handelt sich hierbei um Stoffe der gezielten chemischen Kriegsführung (Nervenkampfstoffe, etc.)

(6/10) Die meisten Kampfstoffe sind schwerer als Meerwasser (steigen nicht nach oben) oder zersetzen sich in Wasser und bilden weniger toxische Stoffe. Bisher ist nur "Zäh-Lost (Mischung aus Hautkampfstoff S-Lost mit Verdickungsmittel) als besonders problematisch bekannt.

(7/10) Die meisten der bisher bekannten Unfälle mit Kampfstoffen wurden durch genau dieses Zäh-Lost rund um das Versenkungsgebiet östlich der dänischen Ostseeinsel Bornholm verursacht. Klumpen von Zäh-Lost verfingen sich in Fischernetzen und kamen so in Hautkontakt mit Fischern.

(8/10) Problematisch kann auch weißer Phosphor sein. Er fand als Wirkmittel in Brandmunition Verwendung (z.B. Phosphor-Brandbomben) und entzündet sich bei 20 bis 40 °C mit Sauerstoff von selbst, brennt dann mit bis zu 1.300 °C.

(9/10) Bis heute werden Brocken von weißem Phosphor, die wie Bernstein aussehen, an deutsche Strände gespült. Besonders problematisch ist hier Usedom, wo ca. 1,2 Tonnen durch Fehlwürfe von Brandbomben ins Meer gelangten.

(10/10) Warntafeln warnen hier die Urlauber vor den Gefahren. Aktuell wird versucht alle Arten von versenkter Munition zu bergen und zu entsorgen. Hierbei wird vor allem geschaut, ob es eine Gefährdung für die Schifffahrt gibt.

Quelle Bild: Von Richard C. Wysong II - en.wikipedia.org/wiki/Image:Rif…, Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/w/index.php?cu…