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Jun 29, 2023 16 tweets 6 min read Read on X
Wie sind die Zustimmungen der gestern veröffentlichten @EFBI_Sachsen-Ost-Studie im Vergleich zum Westen einzuschätzen? Und auf welchem Niveau liegen sie im Osten im Vergleich zu vorherigen Leipziger Autoritarismusstudien?
Ein vorsichtiger Vergleich im längeren🧵⬇️
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Vorab der Hinweis zum besseren Verständnis: die Studien unterscheiden zwischen "latenter" und "manifester" Zustimmung: "latente Zustimmung" bedeutet, dass Befragte der Aussage teilweise zustimmen; manifeste Zustimmung bedeutet, dass Befragte die Aussage ausdrücklich bejahen.⬇️
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Wie sind die Zustimmungen der neuen Ost-Studie nun aber im Vergleich zum Westen einzuschätzen? Dazu ziehe ich die Leipziger Autoritarismusstudie ´22 heran, in der in Ost und West dieselben Aussagen erfragt wurden. Ich betrachte dazu die Zustimmungen zu den einzelnen Aussagen.

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Bei der "Ausländerfeindlichkeit" liegen die neuen Ost-Werte (linkes Bild) deutlich über den West-Werten der Leipziger Autoritarismusstudie (LAS) ´22. Die Zustimmung ist bei allen drei Aussagen in der neuen Ost-Studie höher als bei der LAS ´22 im Westen.

4/

Für die Dimension "Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur" zeigten sich in der LAS ´22 im Westen für einige Aussagen höhere Zustimmungen als im Osten. Die Werte der neuen Ost-Studie liegen nun aber nochmals höher als die LAS ´22 West-Werte.

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Auch für den Antisemitismus liegen die neuen Ost-Werte über den West-Werten der LAS ´22. Dieser Ost-West Unterschied zeigte sich auch schon bei der LAS ´22. Da war jedoch bemerkenswert, dass die manifeste Zustimmung im Westen nicht geringer war als im Osten.

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Für den Sozialdarwinismus zeigte sich bei der LAS ´22 im Westen eine vergleichbare, wenn nicht sogar höhere Zustimmung als im Osten - v.a. was die manifeste Zustimmung betrifft. Das Zustimmungsniveau der jetzigen Ost-Studie liegt jedoch nochmals höher.

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Auch bei der Dimension "NS-Verharmlosung" waren die West-Werte in der LAS ´22 höher als die Ost-Werte. Die Zustimmung in der neuen Ost-Studie liegt nun aber auf ähnlichem Niveau der West-Werte in der LAS ´22.

8/

Die aktuellen Ost-Zustimmungswerte der Aussagen zum Chauvinismus sind wiederum etwas höher als im Westen in der LAS ´22. Dort zeigte sich aber für die 1. Aussage eine höhere Zustimmung im Westen als im Osten.

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Der Vergleich der aktuellen Ost-Werte mit den LAS-West-Werten aus ´22 zeigt für 5 der 6 Dimensionen eine eher höhere Zustimmung im Osten. Ausnahme: NS-Verharmlosung bei der die Zustimmungen im Osten in der aktuellen Studie auf ähnlichem Niveau wie in West (LAS ´22) sind.

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2 wichtige Einschränkungen: 1. Diese kurze, vereinfachende Analyse basiert nur auf einem einfachen Zustimmungsvergleich zu den Aussagen in den Studien; verwendet also NICHT statistische Analysen, um zu testen, ob die Differenzen auch statistisch signifikant sind.

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2. Wie vergleichbar sind die beiden Studien? Beide Studien wurden vom selben Forscherteam und Meinungsforschungsinstitut durchgeführt mit dem Ziel der möglichst hohen Vergleichbarkeit der Studien. Wichtige Differenz: die neue Studie fokussierte ausschließlich auf den Osten...
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Die Ost-Studie hat somit deutlich größere Fallzahl für Ost-Befragte (N=3.546) als die LAS ´22 (West N=1.987, Ost N=535). Die Studien wurden zu ähnlichen Zeitpunkten erhoben (LAS: März-Mai ´22; Ost-Studie: Mai-Juli ´22). Beide basieren auf Zufallsstichproben (➡️repräsentativ).
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Wie ist die Zustimmung im Osten im Zeitverlauf einzuschätzen? Die neue @EFBI_Sachsen-Studie liefert dazu einen Vergleich der manifesten Zustimmungsentwicklung ihrer neuen Ost-Werte (Spalte "2022") mit den Durchschnittswerten der LAS für Ostdtl. aus den vergangenen Jahren.

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Was zeigt sich dort? Die Zustimmungswerte liegen insgesamt auf einem ähnlichen Niveau. Dies deutet darauf hin, dass sich die Zustimmungswerte der neuen Ost-Studie nicht sonderlich von der Zustimmung im Osten in den letzten 20 Jahren unterscheidet.

15/
Transparenztweet: Ich habe eine vorherige fehlerhafte Version des Threads gelöscht. Darin ging ich fälschlicherweise davon aus, dass die Analyse der neuen Ost-Studie, die in Tab. 2 dargestellt ist, die aktuellen Ost-Werte mit den früheren Werten der Gesamt BRD vergleicht.

16/

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Jun 11
Tatsächlich sehr wichtiger Punkt!
Denn wir wissen aus Umfragen, dass sich AfD-Wählende besonders häufig als besorgt, verunsichert oder krisenbetroffen empfinden - und zwar unabhängig von ihrer obj. Lage.
Was wir im @WSIInstitut-Erwerbspersonenpanel dazu gefunden haben im 🧵

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Zunächst ein paar Verteilungen:
AfD-Wählende geben weitaus häufiger als Wählende anderer Parteien an, dass sie selbst und Deutschl. insgesamt stark von Krisen der letzten Jahre betroffen seien. AfD-Wählende fühlen sich auch besonders häufig verunsichert & äußern große Sorgen.
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Das ist auch kein Phänomen, das erst vor kurzem - oder einmalig - auftrat. Vielmehr konnten wir es z.B. bezogen auf ihr stark erhöhtes Sorgenlevel seit Beginn des Panels (Apr ´20) beobachten. Im Übrigen auch für verschiedene Sorgen: finanzielle, berufl., gesellschaftsbezogene.
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Jun 10
Ich lese viel hier basierend auf dieser Abbildung, dass das BSW ja nicht sonderlich die AfD geschwächt hätte. Dies lässt sich daraus aber aus meiner Sicht nicht unbedingt ableiten.

#Europawahl
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Die dargestellte Wanderungsanalyse nimmt als Ausgangspunkt das Wahlverhalten zur Bundestagswahl ´21. Da bekam die AfD "nur" 10,3%. Erst danach begann ihr Höhenflug in den Umfragen auf zwischenzeitlich bis über 20% (blaue Linie).

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Bezogen auf die Wanderungsanalyse ist es also wichtig zu unterscheiden zwischen AfD-Wählenden, die schon zur Bundestagswahl ´21 AfD wählten und denjenigen, die danach in Umfragen angegeben haben, AfD zu wählen. Die Wanderungsanalyse bezieht sich aber nur auf erstere.

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Nov 30, 2023
Auch mein Report zu AfD-Wählenden zeigt klar: Wer AfD wählt, macht dies nicht trotz, sondern wegen ihrer migrationsfeindlichen Positionen
🔵Großer Anteil "überzeugte" AfD-Wählende, eher wenig Protestwählende
🔵Ablehnende Haltungen gegenüber Ukraine-Geflüchteten weit verbreitet
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AfD-Wählende hochbesorgt & -belastet und sehr entfremdet von demokr. Institutionen; sehen in Zuwanderung große Bedrohung für den von ihnen sehr homogen gedachten gesell. Zusammenhalt. 95% der jetzigen AfD-Wählenden nannten zur #BTW21 Zuwanderungsbegrenzung als wichtiges Thema.
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Auch stehen Erfahrungen mangelnder sozialer und demokratischer Teilhabe im Kontext von Erwerbsarbeit im Zusammenhang mit der AfD-Wahl. AfD-Wählende berichten seltener als Wählende anderer Parteien von guten Arbeitsbedingungen- v.a. bzgl. Anerkennung & Mitsprachemöglichkeiten.

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Sep 25, 2023
In der neuen #MitteStudie ist auch ein Kapitel "Entsicherte Marktförmigkeit als Treiber eines libertären Autoritarismus" von @EvaGro3,@amelie_nickel1 & mir. Entsicherte Marktförmigkeit erscheint als hochrelevant für rechtsextreme Entwicklungen aus der Mitte der Gesellschaft.
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Was heißt "entsichert marktförmig"?

Beginnen wir mit "marktförmig". Wir haben uns angeschaut, wie "marktförmig" die Einstellungen der Menschen in Deutschland sind. Konkret: wie sehr identifiziert man sich mit unternehmerischen Leitbildern, mit unternehmerischen Idealen?

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Es geht um Selbstoptimierung – also dass es bspw. enorm wichtig ist flexibel, kreativ, erfolgreich oder risikobereit zu sein – eben wenn man so will "unternehmerisch" zu handeln. So weit so - relativ - unproblematisch.

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Sep 21, 2023
Heute erscheint die neue #MitteStudie "die distanzierte Mitte". Die darin aufgezeigten Entwicklungen zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in Deutschland sind besorgniserregend und erschreckend - passen aber zur aktuellen politischen Lage.

Details⬇️
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Die Mitte-Studie hat das Ziel, die Sollbruchstellen der Demokratie zu ermitteln. Kernfrage des Bandes ist: Geht die Mitte auf Distanz zur Demokratie? Distanziert sie sich von demokratischen Werten, Grundprinzipien und Prozessen? So erklärt sich der Titel "distanzierte Mitte".

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Alle Analysen des diesjährigen Bandes wurden explizit vor dem Hintergrund miteinander verbundener, sich auftürmender Krisenphänomene ("Polykrisen") betrachtet.
➡️ Die Mitte in Zeiten von Krisen und Konflikten.

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Read 37 tweets
Sep 6, 2023
Der 3. Sozioökonomische Disparitätenbericht 2023 der @FESonline ist erschienen. Darin werden zahlreiche Indikatoren entwickelt, die Auskunft über die Zukunftsfähigkeit einzelner Räume geben können und Regionen identifiziert mit besonderen Transformationsherausforderungen.

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Anhand einer Clusteranalyse regionaler Indikatoren zur räumlichen Ungleichheit ergeben sich 5 Raumtypen mit ähnlichen Werteausprägungen. Die Indikatoren decken u.a. die Bereiche Wirtschaft, Bildungschancen, Gesundheit, öffentl. Infrastruktur, Partizipation und Wanderungen ab.

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1. Die "Dynamischen Städte mit erhöhter Exklusionsgefahr" ➡️ umfasst 35 Kreise mit 17,6 Mio. Einw.
Hier zwar gute Verdienstmöglichkeiten und zukunftsfähige Arbeitsmärkte, aber auch erhöhte Armutsrisiken und starker Binnenzuwanderungsrückgang (➡️Überlastung der Großstädte)

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