Militär: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Ukraine diese Waffen dienlich wären. Sie gleichen teilweise die zahlenmäßige Unterlegenheit Artilleriesystemen sowie Munition aus, weil sie in der Fläche wirken.
It ain't pretty, but that's how it is. /2
Politisch: Natürlich ist nichts daran verwerflich, dass die Ukraine diese Waffen - aus dem oben genannten militärischen Grund - fordert. Das Land kämpft ums Überleben! In Kiew wurde abgewogen und entschieden, das unvermeidbare Risiko der Blindgänger zu akzeptieren - zumal... /3
...das ganze Land ohnehin schon mit (weit überwiegend russischen) Minen und Bomblets aus Streumunition voll liegt (siehe die Reports von Human Rights Watch). Vorwürfe der Illegitimität oder gar negative Implikationen für den Pfad zu EU und NATO dürften sich in Grenzen halten.../4
...denn die NATO-Staaten USA, Polen und Rumänien haben schließlich Oslo ebenso wenig unterzeichnet wie Estland, Lettland oder das neu hinzugekommene Finnland. Man sollte den Reputationsverlust also nicht zu hoch ansetzen - er ist einer totalen Ausnahmesituation geschuldet! /5
Legalität: Die Ukraine darf diese Waffen fordern - und die USA dürfen liefern. Beide haben Oslo nicht unterzeichnet.
Hier könnte man die Diskussion beenden - aber damit macht man es sich (in meinen Augen dann doch zu) einfach. Denn... /6
... aus guten Gründen hat ja das internationale Recht auf das Problem der Blindgägner mit Oslo reagiert. Mittelbar - eben durch die Blindgänger - verletzt Streumunition das Diskriminierungsgebot des Kriegsvölkerrechts. Die Bomblets verletzen und töten wahllos Menschen nach... /8
... Kriegen, teils noch Jahre und Jahrzehnte später. Die Rechtsentwicklung hin zu einer Universalisierung der Verbotsnorm wird also zurückgeworfen. NATÜRLICH gilt der selbe Vorwurf x1000 gegenüber Russland. Aber das ist im Lichte zahlloser russischer Kriegsverbrechen keine... /9
... gesonderte Erwähnung wert.
Fazit: Putins sinnloser Angriffskrieg beschwört erneut ein Dilemma herauf - und die Völkerrechtsordnung nimmt erneut Schaden. Ich würde mir innigst wünschen, die Ukraine bräuchte diese Waffen nicht. Am besten wäre, sie müsste sich gar nicht ... /10
... verteidigen. Aber die Ukraine braucht diese Waffen und bekommt sie jetzt. Und meine Empörung in diesem Zusammenhang richtet sich nicht gegen Kiew oder Washington - sondern gegen Moskau und Putin, der uns diesen Schlamassel - und alles dazugehörigen - einbrockt. /end
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Extrem lesenswerter Aufsatz von Janice Gross Stein zur Frage des Eskalationsmanagements und der nuklearen Risiken mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Das Wichtigste, laut Stein, vorab: Der Härtetest kommt erst noch. Dem schließe ich mich an. Nix Neues. Ich habe das schon verschiedentlich gesagt - z.B. hier, von 01:00:20 bis 01:02:11 /2 sicherheitspod.de/2023/01/11/fol…
Der „threat that leaves something to chance“, das Schellingsche Konzept, um das sich Steins Essay im Kern dreht - konkret: Putins gezieltes Spiel mit der Unsicherheit - ist, was ich hier auf Twitter schon mal als „Risikoeskalation“ diskutiert hatte /3
Warum ich mich - wie derzeit die meisten Expertinnen - nicht - oder kaum - zur Lage in der Ukraine und der Gegenoffensive äußere. Zumindest nicht mit dem Versuch tagesaktueller „Kaffeesatzleserei“ im Sinne von „wie läuft die Offensive und wie wird ihr Ausgang sein?“ Kurzer 🧵 /1
1. Die Informationslandschaft ist anders - die Ukraine ist deutlich schweigsamer. Von RUS Seite gibt es nur das übliche. Es ist schwieriger geworden, zu einer Einschätzung durch „Triangulation“ verschiedener Perspektiven zu gelangen. /2
2. Operative Einschätzungen sind für jemanden wie mich, mit einem bloßen Blick auf die Landkarte und auf Basis offener Quellen, schlicht nicht seriös möglich. Auch Menschen mit militärischem Hintergrund dürfte es aktuell schwerfallen, belastbare Schlussfolgerungen zu ziehen. /3
Eine Beobachtung in Bezug auf die deutsche Debatte zum #Ukrainekrieg, die mich umtreibt.
Thread 1/23 (<- 🙈 es tut mir leid)
Fragt doch bitte, liebe Journalist:innen, einmal gezielt nach, wie diese „politische Lösung“ gegenwärtig „herbeigeführt“ werden soll. Bitte hakt nach, wenn von „diplomatischen Initiativen“ die Rede ist: Welche gab es denn bereits, wie … 2/23
… gingen diese bisher aus, was ist die neue Idee, das Konzept, das den Durchbruch bringt? Fragt bitte auch nach, welche „militärische Eskalation“ genau (zusätzlich zur existierenden) diejenigen fürchten, die dergestalt argumentieren … 3/23
"Mich überkommt bei allem Verständnis für die ukrainische Kriegsführung ein ungutes Gefühl: Breitet sich der Krieg jetzt weiter auf russisches Gebiet aus? Ist das noch offensive Verteidigung oder schon Revanche?"
Weder "offensive Verteidigung" noch "Revanche" sind... 2/9
... im Krieg relevante Kategorien. Sind die Angriffe vom Kriegsvölkerrecht gedeckt? Ja. Punkt. Im Grunde war es das. Und nicht mal das erklärt der Beitrag (es gäbe da durchaus Nachholbedarf bei den Leser:innen, könnte ich mir vorstellen). 3/9
Es mehren sich die Stimmen, die ein Überdenken des westlichen Unterstützungskurses mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine anmahnen.
Warum ich meine, dass ein solcher Schwenk (aktuell [noch]) ein Fehler wäre. Monster-Thread zum Sonntag.
☕️ 🥐
1/24
Vorab: Die Diskussion ist extrem wichtig als „reality check“. Schön, dass wir das so praktizieren können. Wir täten gut daran, pfleglich mit dieser Meinungsfreiheit – sowie miteinander! - umzugehen.
2/24
Den wesentlichen Anlass für die Debatte geben die „Zerstörungsrisiken einer nuklearen Eskalation“.
Der Angriffskrieg des Nuklearstaats Russland gegen den Nicht-Nuklearstaat Ukraine ist die parallele Eskalation von "Gewalt" und "Risiko". Die jüngsten Entwicklungen fügen sich in diese Systematisierung wie folgt ein:
Die vom Westen unterstützte Ukraine dominiert eindeutig die Gewalteskalation. Sie hat die Initiative auf dem Gefechtsfeld und kann Russland hier mit konventionellen Mitteln stetig steigende Kosten aufbürden.
2/8
Putin reagiert (erneut, mangels konventioneller Alternativen) mit Risikoeskalation. Dazu gehören die Mobilmachung ebenso wie die sog. "Annexionen", mit denen er dreist die Rückeroberung russisch besetzter ukrainischer Regionen in Angriffe ...
3/8