Thread by @winkelsdorf

Wo das hier wiederholt Thema war mit dem Zustand der russischen Kernwaffen:

Das reine Berechnen möglicher Trägersysteme und der mitführfahren Sprengköpfe reicht für eine seriöse Betrachtung nicht aus: 1/x

Kernwaffen sind konstruktionsbedingt vergleichbar mit preiswertem Schnitzel vom Aldi:

Sowas hält nur eine sehr überschaubare Zeit und danach sollte man lieber vorsichtig werden im Umgang damit, weil es Überraschungen geben könnte 2/x

Abseits der Halbwertzeit der verwendeten Stoffe, die schlicht zerfallen, bestehen da schon rein chemisch, elektrisch und mechanisch gravierende Probleme

In etwa wie bei Standschäden, wenn ein Auto 20 Jahre in der Scheune steht, das geht auch durchs simple herumstehen kaputt 3/x

die Zündung durch gerichtete Hohlladungen erfordert, dass die Sprengstoffe "linsenförmig" angeordnet werden müssen, die Spaltstoffe befinden sich quasi im Zentrum in einem "Brennpunkt"

Dazu werden diese Linsen - vereinfacht beschrieben - geklebt. 4/x

sowas zerbröselt einfach mit der Zeit und im Ergebnis hat man dann nicht einen Brennpunkt, man kriegt bei der Zündung viele kleine Brennpunkte

Und dann ist mit der Kettenreaktion essig, dann funktioniert das schon nicht mehr.

Dazu ist die Zündung dann grosses Problem 5/x

Verkabelungen sind auch nicht uneingeschränkt lagerfähig, die werden porös, es können Kurzschlüsse entstehen, Kabel brechen, usw, usw

Von Lötstellen auf den Platinen will ich gar nicht erst anfangen. 6/x

bei thermo-nuklearen Vorrichtungen kommt dann noch ein spezieller Schaumstoff dazu, der sich ebenfalls mit der Zeit in seine Brösel zerlegt

Und als wäre das technisch nicht alles kompliziert genug, wird beim Start so ein Fiffi dann ziemlich heftig durchgeschüttelt 7/x

Hat man also seinen grossen Atomknallbumm, dann kostet das nicht nur eine Menge Geld in der Beschaffung, man kann im Prinzip so Pi mal Daumen alle fünf Jahre den Preis für die komplette Neubeschaffung rechnen, um das Ding einsatzfähig zu halten 8/x

Auf dem Papier hat Russland also um die 6.000 Sprengköpfe, aber die finanziellen Aufwendungen zum Unterhalt dieser Waffen waren weitaus geringer

Man KÖNNTE davon ausgehen, dass die sich auf das konzentriert haben, was direkt einsetzbar ist 9/x

also die Raketen und Gefechtsköpfe für die UBoote, Raketen in Silos oder auf Fahrzeugen, das wäre finanziell noch halbwegs möglich, aber das sind halt nicht mehr 6.000 Weltuntergänge

Wobei die Frage bei taktischen Kernwaffen ist, ob die überhaupt noch im Spiel sind: 10/x

"kleiner" in der Wirkung heisst halt nicht, dass das wie bei Mutti im Mixer nur die halbe Ladung ist, die sind weitaus komplizierter in der Konstruktion und sogar drastisch teurer als die grossen strategischen Kernwaffen - und haben nur wenig Anteil der Abschreckung 11/x

und dabei gibt es eine ganze Reihe ernstzunehmender Indizien bis hin zu offiziellen Angaben der russischen Regierung, dass man die quasi komplett abgeschafft hat

Würde auch erklären, wieso man in der Ukraine sowas nicht sah, obwohl taktisch notwendig gewesen 12/x

Natürlich wird Russland sich in der Zukunft bemühen müssen, dieses Potential deutlich zu verbessern und wieder auf Vordermann zu bringen, aber beim Ist-Zustand ist man momentan Welten von dem entfernt, was die Propagaga behaupten will 13/x

Wenn man da einfach nur Papierwerte zusammenaddiert, kriegt man also kein valides Ergebnis bei heraus.

@AlexvB___ und ich haben das bei @poolpacktteam zusammen mal intensiv im Detail betrachtet und da einige Monate Arbeit reingesteckt. 14/x

@AlexvB___ @poolpacktteam Wenn also die Atomsau wegen Taurus oder der Lieferung von Radiergummis als roter Linie zum Weltuntergang fabuliert:

Das ist wieder nur Clickbaiting. 15/15