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Oct 21 10 tweets 2 min read Twitter logo Read on Twitter
Ich las mehr als einen Beitrag, in dem die Vorschriften des humanitären Völkerrechts ausschließlich auf Israel angewendet werden und wenn auch auf die Hamas, dann nur hinsichtlich ihrer Kriegsverbrechen am 7. Oktober. Damit durch diese Schieflage kein Missverständnis entsteht: 🧵
Auch die Hamas ist als Konfliktpartei an das humanitäre Völkerrecht gebunden, und zwar an diejenigen Normen, die völkergewohnheitsrechtlich gelten. Diese bricht sie auch seit dem 7. Oktober massiv. Ich zähle einige Verstöße der Hamas auf, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Hamas schießt weiterhin Raketen auf Israel ab: Unterschiedslose Kriegsführung. Das geht etwas unter, weil der Iron Dome einiges abfängt, aber das ZIEL der Angriffe der Hamas sind zivile Objekte und die Zivilbevölkerung. Das HuV verbietet es,
ebenso wie es Gewalt verbietet, die mit dem Zweck geschieht, die Zivilbevölkerung zu terrorisieren. Das ist, selbst wenn sie nicht treffen, der Zweck der Raketen, die israelische Zivilist*innen regelmäßig in Schutzbunker zwingen.
Als Konfliktpartei müssten sich die Hamas-Kämpfer auch dadurch an das Unterscheidungsgebot halten, dass sie sich von der Zivilbevölkerung unterscheiden, sich also als Kombattanten zu erkennen geben. Die Strategie ist genau das Gegenteil: sich militärisch immun zu machen, indem +
sie militärische Ziele in zivilen platzieren und es für die Angreifer quasi unmöglich machen, diskriminierend vorzugehen. Auch verstößt die Hamas damit gegen die Pflicht, die palästinensische Zivilbevölkerung vor den Auswirkungen militärischer Operationen zu schützen.
Ein weiterer Verstoß gegen diese Pflicht, zum Schutz von Zivilpersonen alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, ist auch der Versuch der Hamas, die palästinensische Zivilbevölkerung von der Evakuierung abzubringen.
Das alles kommt obenauf auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, die Hamas am 7. Oktober begangen hat.
Geiseln zu nehmen ist selbstverständlich auch in den Genfer Konventionen (gemeinsamer Artikel 3; außerdem Art 34 der GK 4) verboten.
Quelle: Gewohnheitsrechtliche Vorschriften des humanitären Völkerrechts:

ihl-databases.icrc.org/en/customary-i…
PS: Ich lasse (vorerst zumindest) alle Kommentare stehen und blende nichts aus. Zum einen, weil ich auf einige inhaltliche Nachfragen reagiert habe. Zum anderen, um zu zeigen, welche Dynamiken die Diskussionen aktuell nehmen können...

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Jul 20
Die Löwin aus Sicht der Theorien der Internationalen Beziehungen:

🤓-🧵.
Neogramscianismus: Eine 🦁 dient immer jemandem und bestimmten Zwecken.
Weltsystemtheorie:

Wie gut es der 🦁 geht, hängt davon ab, ob sie das Zentrum des Zentrums, das Zentrum der Peripherie ist, die Peripherie des Zentrums oder die Peripherie der Peripherie ist.
Wenn letzteres, dann 👎.
Read 14 tweets
Jul 8
Die Debatte über Streumunition läuft dezent aus dem Ruder, kann es sein? Dabei ist Twitter doch sonst nicht so 🫠
Ambiguitätstoleranz ist gefragt - auf beiden Seiten. Also bei denjenigen, die die Lieferung an Ukraine befürworten und bei denjenigen, die sie ablehnen.
I'll try.
1. Für diejenigen, die dafür sind: Selbstverständlich kann man das militärisch gut begründen. Ukraine kämpft um das Überleben ihrer Bevölkerung und um ihre Existenz als Staat. Natürlich kann man sagen, whatever it takes, Hauptsache, sie können Russland zum Rückzug bewegen. ABER:
schönreden muss man Streumunition deshalb nicht. Sie IST völkerrechtlich geächtet (so wie @TiloJung schrieb), auch wenn nicht alle Staaten Mitglied der entsprechenden Verbotskonvention sind. So wie es Biowaffen sind, obwohl der Vertrag nur 185 Mitglieder hat, oder AP Minen,obwohl
Read 19 tweets
Mar 2
Übrigens: Widerspruch zu Schwarzer, Vad, Varwick, Wagenknecht und anderen, die aktuell den Pazifismus pervertieren, ist kein Selbstzweck - sondern dient dem Überleben von Ukrainer*innen und der Ukraine als Staat.
Pathos? Mitnichten.
Der Mechanismus ist simpel:
1/5
Ohne Unterstützung des Westens kann sich 🇺🇦 nicht effektiv verteidigen. Die🇩🇪Unterstützung ist zwar ungebrochen, aber eben auch zaghaft - die Bundesregierung scheint vor allem auf *Druck* zu reagieren, seitens 🇺🇦, der Verbündeten, aber vor allem auch der Öffentlichkeit.
2/5
Schwer zu sagen, was 🇩🇪 ohne Druck aus der stark pro-🇺🇦 deutschen Öffentlichkeit tun würde.
Aber genau da setzen Wagenknecht &Co an: Sie versuchen, die öffentliche Unterstützung kleiner erscheinen bzw tatsächlich kleiner werden zu lassen - und arbeiten damit direkt Putin zu.
3/5
Read 5 tweets
Feb 26
Positionen müssen sich argumentativ im Diskurs behaupten. Die "Verhandlungen jetzt"-Position ist eine Position des Auslassens, Ausweichens, Implizierens. Sie muss besser als bisher dechiffriert werden. Deshalb: 10 Fragen an die Protagonist*innen, die ich gern öfter hören würde.
1. Mit welchem Ziel hat Russland die Ukraine angegriffen? Aus welchen Hinweisen schließen Sie auf dieses Ziel? Gibt es auch Hinweise auf anderslautende Ziele? Nach welchen Kriterien gewichten Sie die Hinweise, sodass Ihnen Ihre Interpretation zutreffender scheint?
2. Vor der erneuten Invasion am 24. Februar '22 wurde mehrere Monate lang in Verhandlungen versucht, Russland von einem Angriff abzubringen. Woran sind diese Verhandlungen aus Ihrer Sicht gescheitert? Weshalb glauben Sie, dass erneute Verhandlungen mehr Aussicht auf Erfolg haben?
Read 11 tweets
Feb 18
Late to the party, aber die Ehre der Disziplin IB (Internationale Beziehungen) will verteidigt werden. Deswegen will ich zwei Punkte ergänzen, um die es in dieser Debatte auch geht: 1) Verhältnis Theorie und Empirie ("kleinteilige Regionalexpertise); 2) Kategorienfehler. 🧵
1/7
1) Wir brauchen selbstverständlich *abstraktes* theoretisches Wissen und auch unterschiedliche Perspektiven, die uns insbesondere für die Bereiche, über die wir zu wenig *konkretes* wissen, als Heuristiken für die Annäherung an den Gegenstand dienen können. ABER
2/7
1a) Theorie muss sich immer an der Empirie bewähren und wenn sie es nicht tut, passen wir die Theorie an und biegen uns nicht die Empirie zurecht.
1b) Der Fall des Ukrainekrieges ist kein Fall, in dem wir zu wenig wissen und uns mit grobschlächtigen Theorien behelfen müssen.
3/7
Read 7 tweets
Jan 23
Eine dubiose Elterninitiative fordert mich auf, mich von der Stellungnahme „Kinder in der Pandemie“ (@JSchmitzLeipzig) zu distanzieren, die die Covid-19-Impfung für Kinder empfiehlt.

Drollig.

Lieber verrate ich, was ich für die 3 größten Fehler in der Pandemiebekämpfung halte.
1. Am Anfang nicht zu erkennen, dass es nur eine richtige Option im Umgang mit Sars-CoV-2 gab, für welche sich das Handlungsfenster rapide schloss, nämlich: Ausrottung.
2. Solange zu behaupten, man müsse nichts tun bis man behaupten konnte, man könne nichts mehr tun.
Read 4 tweets

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