Drei relevante Wahlgänge gibt es noch, bevor die ÖVP im Herbst den Kanzler gegen SPÖ und FPÖ zu verteidigen versuchen wird.
Am 10. März wählt die Stadt Salzburg. Einst eine rote Hochburg, ist die viertgrößte Stadt Österreichs seit einem
Spekulationsskandal erstmals in ÖVP-Händen. Aber davon scheinen die Mozartstädter*innen auch schon wieder genug zu haben: Dem charismatischen Kommunisten Kay-Michael Dankl wird zugetraut, in Salzburg Stadt Nummer eins und Bürgermeister zu werden - zuletzt hatte seine Liste bei
der Landtagswahl in Salzburg-Stadt mit über 20% schon Platz 2 geschafft.
Nach der zweitgrößten Stadt Graz könnte damit auch die viertgrößte Stadt Österreichs von einem kommunistischen Stadtoberhaupt regiert zu werden. Der Absturz der ÖVP in Salzburg ist jedenfalls programmiert.
Den ersten grünen Bürgermeister einer Landeshauptstadt verteidigen die Grünen in Innsbruck: Seit 2018 regiert hier Georg Willi. Völlig als in Salzburg könnte in der Olympiastadt aber ein massiver Rechtsruck kommen: ÖVP, Grüne, SPÖ und KPÖ sind alle gespalten, die ÖVP sogar in
vier Teile. Die FPÖ könnte in Innsbruck stärkste Kraft werden und den Bürgermeister stellen.
(Side note: wenn jemand plausible Hinweise hat, warum die FPÖ in Salzburg-Stadt um die 10% herumgrundelt und in Innsbruck an die 30% drohen: her damit).
Nach Salzburg und Innsbruck folgt die Europawahl im Juni.
Die große Unbekannte ist hier Otmar Karas: der langjährige ÖVP-Europapolitiker befeuert immer wieder Spekulationen über ein eigenes Antreten bei EU-Wahl und/oder Nationalratswahl.
Die ÖVP wird schon ohne Karas ihre weit über 30% schwer verteidigen können. Mit dem Europapolitiker als Konkurrenten wäre für die EU-Wahl ein noch weiterer ÖVP-Absturz programmiert. Ob Karas das allerdings wirklich macht, oder ob er auf die Nationalratswahl wartet, ist offen.
Die EU-Wahl ist auch der Testlauf für die Nationalratswahl, ob die FPÖ nur die Umfragen gewinnt, oder auch die Wahlen.
Wenn sie ihr Umfrageergebnis von über 30% bei der EU-Wahl auf den Boden bringt, dann brennt für den Herbst endgültig der Hut.
Wer keinen Kanzler Kickl will, muss dann schon vor der Wahl Allianzen schmieden: Es könnte sein, dass nur eine Dreier-Koalition die demokratiezersetzende FPÖ aus der Regierung heraushalten kann. Auch da kommt eine mögliche Karas-Liste, die das gemeinsame FPÖVP-Ergebnis unter 50%
drücken könnte, wieder ins Spiel.
Jede der Wahlen hat natürlich Einfluss auf die nächst folgende: es zahlt sich also aus, jetzt schon den Blick für Salzburg und Innsbruck zu schärfen. 🇦🇹
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Anlassfall Trump-Sieg vorhersagende Umfragen der New York Times - what could possibly go wrong with Umfragen?
Das Zauberwort hier heißt Gewichtung. Wie funktioniert eine Umfrage: Man versucht bei einer Anzahl von Befragten jene abzubilden, die dann wählen.
Also genauer:
Unter den im der Umfrage Befragten müssen gleich viele Frauen wie in der Wähler*innenschaft, gleich viele Akademiker*innen, gleich viele Menschen in Pension, gleich viele Menschen mit diesem und jenem ethnischen Background und so weiter, wie in der Wähler*innenschaft sein.
Man weiß aber nicht vor der Wahl, wie hoch der Anteil der Weißen, der Schwarzen, der Frauen, der Männer, der Jungen, der Alten etc. an den Wähler*innen sein wird. Und schon kleine Fehleinschätzungen können hier das ganze Ergebnis verschieben. Wenn 55% statt 52% der Wähler*innen
🇺🇸 Also: endlich wieder Wahlen in den USA, die Wahlgänge laufen mit Briefwahlen schon und enden nächsten Dienstag.
Wir erwarten einen Hinweis, ob die demokratischen Siege seit der Abschaffung des garantiert sicheren Schwangerschaftsabbruchs in den gesamten USA, weitergehen.
Es sind die letzten großen Wahlgänge, bevor es im November 2024 voraussichtlich wieder Biden vs Trump heißt.
Das steht zur Wahl: Ohio ist einer der größten Bundesstaaten. Er ist seit 15 Jahren so stark nach rechts getrendet, dass er für die Democrats bei US-weiten Wahlen kaum
zu gewinnen ist. Nur der äußerst populäre Senator Sherrod Brown ist noch über - und ob er 2024 wirklich eine Chance hat, seinen für die demokratische Mehrheit im Senat fast unverzichtbaren Sitz zu halten, darüber wissen wir am Dienstag mehr.
Die österreichische Innenpolitik bewegt sich ein Jahr vor dem regulären Nationalratswahl-Termin auf einen Zweikampf zu: Der glücklose ÖVP-Kanzler Nehammer liefert eine Peinlichkeit nach der nächsten - zuletzt eine Beschimpfung von armen Kindern und in Teilzeit
arbeitenden Frauen hinter vermeintlich verschlossenen Türen, in einer Vinothek (of all places) vor eigenen Funktionär*innen.
Die ÖVP liegt heute erstmals in einer Umfrage unter 20% - und was viel dramatischer ist: sie fällt in den Rohdaten auf 12% ab.
Rohdaten sind jene Daten,
in denen noch nicht entschiedene Wähler*innen & Nichtwähler*innen extra ausgewiesen sind. In den schließlich der Öffentlichkeit präsentierten Umfragen rechnen die Institute auf Basis ihrer Erfahrung hoch, was der Rohdatenwert x in Zahlen bedeutet, wenn man alle Nichtwählenden
🇦🇹 Also wissen tun wir‘s natürlich alle nicht. Aber nach einer Stunde, 34 Minuten und 56 Sekunden mit Investigativjournalisten @mnikbakhsh und den Regisseuren der beiden laufenden Kurz-Kinofilme, gewinnt man den Eindruck, es könnte auch so gewesen sein:
Als der Filmemacher Kurt Langbein, keiner „von uns“, wie Kurz-Leute laut @StefanLassnig Menschen kategorisieren, bei einer Reihe von Kurz-Vertrauten um Interviews für eine Doku über Kurz Aufstieg und Fall anfragt, werden die nervös.
Langbein hat am Ende über 30 Leute aus Kurz
Umfeld gefragt und kein Interview von denen bekommen. Es könnte aber sein, darauf könnten die laut Langbein zuerst einzelnen und dann konzertierten Absagen hinweisen, dass die Nervosität auch zu einer Aktion geführt hat.
Ein Kurz-kritischer Film in Kinolänge, das kann nicht
🇺🇸 Das war arguably der stärkste Moment der gestrigen Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidat*innen.
Dabei ist den meisten Republikaner:innen Außenpolitik und die Ukraine relativ wurscht und ein heftiger Kampf gegen Unisex-Toiletten und gegen günstige Medikamente
viel wichtiger. Aber die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, hat hier den in Umfragen stärkeren Unternehmer Vivek Ramaswamy ordentlich zerlegt. Und darum geht es in diesen Debatten von zur Zeit 8 Kandidat:innen. Wer fällt auf und wer wird zerlegt.
Umfragen
sehen drei Sieger:innen der ersten Debatte: Floridas Gouverneur DeSantis, dem man die Vorbereitung mit dem besten republikanischen TV-Coach anmerkte - viele kurze Punktlandungen mit viel Applaus im Saal. DeSantis Vorteil dabei auch niedrige Erwartungshaltungen. Seine Kampagne ist
🇺🇸 Warum ich sage, dass der auch nach 2024 Präsident bleibt, fragen die Leute. Die Umfragen zwischen ihm und Trump sind doch knapp?
1. Dobbs-Effekt: Seit dem Trumps Höchstgericht Staaten wieder ihre individuellen Regeln zum Schwangerschaftsaabruch erlaubt und damit Millionen von
Frauen entmündigt und deren Gesundheit gefährdet, haben Democrats bei allen Wahlen auch im Vergleich zu den Erwartungen und Umfragen überperformed.
2. Nachrichtenlage: Trump wird vier Anklagen am Hals haben und er und seine fellow crooks werden hauptsächlich als das durch die
Medien geistern. Wird die Loyalität seiner Basis stärken. Aber sie Wechselwähler:innen schreckt das ab.
3. Demographie: Die Anzahl der Jungen, die wählen dürfen, nimmt überproportional zu. Und der Exodus von Vaxxern nach Florida fährt dazu, dass im Mittleren Westen noch