Thread by @JohannesKoepl

Ich habe in den letzten 2 Wochen viel zur Politik des neuen Argentinischen Präsidenten Javier Milei gepostet.

Aber wer ist eigentlich der Mann, den die einen als gefährlichen Irren bezeichnen und andere als die große Hoffnung für Argentinien?

Ein (langer) Thread.

Ich habe mir dazu einen 4-teiligen Podcast (Link unten) genau angehört und ziemlich viel gelesen. Ich beschränke mich hier auf Dinge, die im Podcast beschrieben werden.

Manches davon ist so unglaublich, dass ich es mit anderen Quellen verglichen habe.

Javier Milei hatte eine schwere Kindheit. Sein Vater war gewalttätig und misshandelte ihn. Milei hasst seine Eltern, die er auch nie als „Eltern“ bezeichnet, sondern als seine „Erzeuger“.

Seiner Schwester verbietet er, ihre Eltern zu erwähnen.

In der Schule galt er als extremer Sonderling und Außenseiter, der über die ganze Schulzeit den Spitzenamen „el loco“ (der Verrückte) hatte.
Milei war immer wieder Opfer von Bulling.

Milei ist, wie sein Vater, bekannt für seine plötzlichen, teils sehr agressiven Wutausbrüche.

Eine ehemalige Nachberin beschreibt eine Situation, als sie Milei im Lift ihres Gebäudes traf. Sie fragte ihn, was er beruflich mache. Er unterrichte Volkswirtschaft, antwortete Milei.

Ob er da auch über John Maynard Keynes spreche, fragte die Nachbarin. Daraufhin explodierte Milei: „Du bist eine scheiß Kommunistin, fahr zu Hölle!“.

Die laut eigener Aussage wichtigste Person im Leben von Milei war kein Mensch sondern sein verstorbener Hund „Conan“.

Milei behauptet, mit Toten sprechen zu können und auch mit Gott selbst im Dialog zu stehen. Gott habe ihm persönlich befohlen, in die Politik zu gehen.

Sein Hund Conan habe ihm immer wieder wichtige Entscheidungshilfen in seinem Leben gegeben.

Milei ist überzeugt, die Widergeburt einer (von ihm nicht näher spezifizierten) wichtigen Persönlichkeit im Römischen Reich zu sein. Auch sein Hund Conan sei eine Reinkarnation und die beiden würden sich bereits aus der Zeit des römischen Reiches kennen.

Als Conan erkrankte befragte Milei einen Wahrsager, der ihm empfahl, den Hund 4-fach klonen zu lassen. Milei und der Wahrsager sagen aus, die Zahl 4 sei extrem wichtig, könne aber von Menschen, die keine übersinnlichen Kräfte hätten, nicht verstanden werden.

Nach 2017 lebte Milei sehr zurückgezogen mit seinen 4 Klon-Hunden (die je ca. 90 kg wiegen) in einer 100m²-Wohnung.

Über seinen Wahrsager hat Milei später die Tier-Telepathin Celia Melamed kennen gelernt, die ihn lehrte, mit seinen Hunden zu kommunizieren.

In Kontakt mit politischem Aktivismus kam Milei Über die Bewegung radikaler Abtreibungsgegner, dort hat er sich politisch sozialisiert.

Mileis erstes politisches Amt war in den 1990ern Berater des Delegierten von Tucumán, Antonio Bussi, der seines Zeichens für seine Verbrechen als General in der Militärdiktatur wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde.

Infolge wurde Milei, der durch seine radikalen Ansichten und die oft extrem vulgäre, misogyne Sprache auffiel, zu einem gerne geladenen Gast im Fernsehen, da die Medien lernten, dass er Quoten brachte.

In der Corona-Pandemie erlangte er rasch größere Bekanntheit und wurde das Gesicht der Corona-Leugner und Maßnahmen-Kritiker in Argentinien.

Er veröffentlichte das Buch „Pandenomics“, das wegen unzähliger Plagiate, die zig Seiten umfassen, stark kritisiert wurde.

Milei nahm in der Pandemie zunehmend Verbindungen mit rechtsextremen Gruppen und der Szene der Verschwörungstheoretiker auf.

Ein ehemaliger bekannter Influencer der Verschwörungstheoretikerszene führt heute sein Social Media-Team.

2021 wurde Milei in den Kongress gewählt. Dort fehlte er jedoch meist. Er war bei nur 50 von 103 Abstimmungen anwesend, was zeigt, wie wenig er vom Kongress hält, den er als Präsident heute zu übergehen versucht.

In einem Interview wird Milei 2022 gefragt, ob er an die Demokratie glaube. Er antwortet nur: „Die Demokratie hat sehr viele Fehler.“

Auch auf mehrmaliges Nachfragen, konnte es sich nicht zu einem „Ja" durchringen.

Für den Kongress-, Sentas- und Präsidentschaftswahlkampf 2023 brauchte Milei dann Kandidaten in allen Provinzen. Nachdem seine Partei nur wenig Geld und er kein Personal hatte, entschied er sich, die Spitzenplätze der Provinzen einfach zu verkaufen.

Wer auch immer bezahlte, bekam das Mandat. Zum Zug kam der Meistbietende. Die teuersten Mandate verkaufte Milei um rund 200.000 US Dollar. Qualifikation, Lebenslauf oder auch Vorstrafen spielten dabei explizit keine Rolle.

Im Wahlkampf fiel Milei immer wieder mit extrem aggressiver, misgyner, pornographischer und sexualisierter Sprache auf.

So sagt er etwa in einem fernseh-Interview: „Der Staat ist der Pädophile im Kindergarten, mit den Kindern auf Knien und mit Vaseline eingeschmiert.“

Das emotionale Gleichgewicht von Milei wird auch von vielen langjährigen Wegbegleitern stark infrage gestellt.

Javier Milei führt jetzt als Präsident die Republik Argentinien.

Quelle: El País Audio Podcast Documentál
“Sin contról – el universo de Javier Milei”

Wer Spanisch kann: unbedingt anhören!

open.spotify.com/show/4u7n3mQkJ…