Ein Morgen, wie ihn sich die Neofaschisten wünschen:
Ich trete aus dem Haus, sehe in tote und dunkle Fenster, meine Lieblingsnachbarn, Omi und Opi aus Italien sind deportiert worden.
Die Mülltonnen sind seit Wochen übervoll, drum herum stapeln sich Abfälle, dazwischen laufen 1/
Ratten. Gegenüber öffnet der Rewe schon wieder zu spät, seit der Marktleiter deportiert wurde, kommen die Mitarbeiter mit ihrem Dienstplan nicht mehr klar, Ware ist ohnehin oft nicht mehr da, es gibt kaum mehr Lieferfahrten.
Das Friseurgeschäft nebenan ist verweist, im Haus 2/
obendrüber stehen schon lange viele Wohnungen leer.
Der Kiosk ist geschlossen, Sami musste in die Türkei zurück, eine Zeitung kann ich nicht mehr kaufen, auch nicht gegenüber beim Bäcker. Der hat nur noch sporadisch geöffnet, man findet kaum mehr Personal und kaum mehr 3/
Zulieferer.
An der Bushaltestelle stehen schon etwa 50-60 Menschen und warten auf einen Bus. Der Fahrplan wurde verkürzt, und aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens ist es nie sicher, ob selbst der verkürzte Fahrplan eingehalten werden kann. Leider gibt es nur noch etwa 20% an 3/
Belegschaft im ÖNV.
Nach etwa 2 Stunden komme ich in der Schule an. Meine Kollegin ist nicht mehr da, sie musste nach Spanien zurück, und die verbliebenen Lehrer bekommen keine Hilfe mehr, mit sehr schwierigen Kindern den Unterricht zu gestalten. Der Vorlaufkurs ist nicht mehr 4
möglich, Rena ist nun auch zurück in die Türkei verwiesen worden, ebenso gibt es keine Vorklasse mehr, Seli sitzt nun arbeitslos in Marokko. Die erbosten Eltern stehen Schlange vor dem Sekretariat, dort ist aber jetzt niemand mehr, Anna ist wieder in der Tschechoslowakei. Der 5/
Rektor versucht, alle Eltern zu bedienen, was aber nicht gelingt, er muss sofort in den Unterricht, da Selma vertreten werden muss, sie musste zurück nach Italien.
Auch die Klasse von Juliette ist verweist, sie ist schon lange wieder in Brazilien. Niemand kann heute sagen,wer 6/
heute in dieser Klasse unterrichtet.
Ich bekomme heute morgen schon die 4. WhatsApp von meiner Tochter. Sie ist völlig verzweifelt, ihr Lebensgefährte wurde zurück nach England geschickt. Da er nun kein Europäer mehr ist, kann er sie nicht mehr einfach besuchen. Sie muss ihre 7/
Wohnung kündigen, alleine kann sie diese nicht mehr bezahlen. Außerdem wird sie fast verrückt vor Liebeskummer. Sie braucht dringend einen Arzttermin. Leider kann sie keinen bekommen, dem Arzt sind all seine MFA genommen worden, sie wurden letzte Woche ausgewiesen und ohne sie 8/
kann der Arzt seine Praxisarbeit kaum bewältigen.
Es ist erst 10.00 Uhr am Morgen, und ich habe Sorge, wie ich den Tag überstehen soll, ich muss nach der Arbeit die kaum mehr zu bewältigen ist noch zum Jobcenter.
Der Inhaber meiner Firma ist in die Türkei zurück geschickt 9/
worden, und mir droht Arbeitslosigkeit. Allerdings hat sich herum gesprochen, dass im Jobcenter das Chaos ausgebrochen ist, da mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in ihre Heimatländer ausgewiesen wurden, die Menschen haben nun Angst, ihre Leistungen nicht mehr zu erhalten. 10/
Da ich nicht zu spät kommen darf und aufgrund von Mitarbeitermangel der ÖVN so unzuverlässig ist, versuche ich ein Taxi zu bekommen. Der Versuch scheitert. Es gibt praktisch keine Fahrer mehr. Ebenso ergeht es mir, als ich alternativ versuche, ein Uber zu bekommen. Wie ich 11/
durch die Stadt kommen werde ist unklar.
Gerne würde ich mit meiner Freundin darüber sprechen, wir haben uns 30 Jahre durch dick und dünn begleitet und geholfen, sie ist nun deportiert worden, schließlich hat sie einen Migrationshintergrund.
Meine Sehnsucht ,meine Einsamkeit 12
erschlagen mich in diesem Moment.
Ich setze mich auf eine Bank, sehe die wenigen Deutschen an mir vorbeirennen, jeder auf der Suche nach etwas zu Essen, nach einem funktionierenden Bahnanschluss, nach irgendeinem normalen Ablauf und ich weine.
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Meine Erziehung wurde geleistet von Eltern und Großeltern der Kriegs- und Nachkriegsgeneration.
Das wichtigste im Leben war Schaffen, Häusle bauen und ein großes Auto fahren.
Mindestens 1x im Jahr in Urlaub. Möglichst mit dem Flugzeug.
Der Vorgarten war angepasst
bepflanzt, der Garten hinten langweilig gestaltet, was denkt sonst der Nachbar!
Es wurde früh aufgestanden, nach dem Abendfilm zu Bett gegangen.
Die Rolle der Frau war klar. Haushalt, Kindererziehung, und wenn die Kohle nicht reicht etwas „Zuverdienst“ erwirtschaften. Wir Kinder
sollten gute Noten haben. Nicht so viel stören, nicht frech sein. Sonst setzte es Ohrfeigen und noch ganz andere drakonische Strafen für die heute das Jugendamt eingeschaltet werden würde.
Auch wir haben noch gelernt, dass der Chef immer Recht hat, kostenlose Überstunden zum gute
Immer wieder haben wir schwerst eingeschränkte Kinder an der Schule, die im Rahmen der Inklusion beschult werden.
Oft erst nach jahrelangen Gesprächen mit den Eltern stellt sich heraus, dass die Eltern direkt miteinander verwandt sind. Cousine und Cousin oder sogar
noch enger.
Manchmal stellt sich in der jahrelangen Arbeit mit den Eltern dann heraus, dass schon ein zukünftiger Ehepartner für diese Klnder ausgesucht und ausgemacht wurde. Hauptsächlich aus dem engeren Verwandtenkreis.
Die Kinder weisen häufig seltene Gendefekte auf, die zu
massiven geistigen und auch körperlichen Einschränkungen führen, zudem ist das Aussehen beeinträchtigt.
Versuche ich nun, mit den Eltern zu sprechen und über Gründe für die ( oft nihilierten ) Einschränkungen zu sprechen, ernte ich oft Unverständnis oder werde auch ausgelacht .
Das System Schule ist so, wie es ist, kaputt.
Ich hatte heute den Arbeitstag aus der Hölle. Es ist mir in 7,5 Stunden allerdings geglückt eine kleine Tasse Wasser zu trinken und 1x auf die Toilette zu gehen. 50% der Kollegen haben Covid.
Der Schulalltag wir komplett
durchgeballert als wäre nix. Es gibt weder Küchenpersonal mehr für die Mensa, noch Betreuung für den Nachmittag. Keine Vertretungskräfte mehr, auch diese sind erkrankt.
Jeder macht Überstunden, Referendare unterrichten voll und alleine. Die Klassen sind zum Teil unbetreut, die
Türen bleiben offen, Lehrer hetzen hin und her.
Es kommen ersichtlich angeschlagene Mitarbeiter, aus Pflichtgefühl.
Eine stand weinend am Morgen in der Tür, die Mutter war in dieser Nacht verstorben.
Kinder mäandern planlos rum und versuchen alles richtig zu machen. Scheinbar