Schon Jahre vor dem „Anschluss“ begeistern sich Dornbirner Skifahrer:innen für die NSDAP. In den Ferienhäusern und Skihütten am „Bödele“ pflegen sie ihr illegales Netzwerk. Am 6. März 1938 marschieren hunderte Menschen mit Skiern und Hitlergruß auf den Dornbirner Marktplatz. 1/8
Skifahren gilt als so österreichisch wie das Wiener Schnitzel. Was gern verdrängt wird: In den 1920ern und 1930ern war der Skisport eine bevorzugte Spielwiese von Deutschnationalen und Nazis. Die Leiter des ÖSV (heute: Ski Austria) sind schon 1933 mehrheitlich in der NSDAP. 2/8
Auch regionale Skiclubs werden in der Zwischenkriegszeit zu beliebten Treffpunkten für illegale Nazis. Ein Beispiel ist das Skigebiet „Bödele“ bei Dornbirn: Bereits Mitte der 1930er-Jahre unterstützen viele Mitglieder des örtlichen Skiclubs die NSDAP. 3/8
Als der Wiener Tourist Karl Pihs im Winter 1933/34 am „Bödele“ Urlaub macht, wird er in seinem Hotel plötzlich von Einheimischen umstellt. Sie verlangen von ihm, dass er den Hitlergruß macht. Weil Pihs sich weigert, schlagen sie ihn. 4/8
Zu den Angreifern gehört auch der Industrielle Theodor Rhomberg. Er ist Vizepräsident des ÖSV und ab 1934 stellvertretender Gauleiter der illegalen NSDAP. Im Polizeiverhör behauptet er, dass er betrunken war und sich an nichts erinnern kann. So kommt er ungestraft davon. 5/8
Wenige Tage vor dem „Anschluss“ verwandelt sich ein Skirennen am „Bödele“ zu einer Demonstration für die NSDAP. Gemeinsam marschieren die Sportler:innen von der Skipiste hinunter bis zum Dornbirner Marktplatz, wo eine Kundgebung stattfindet. 6/8
Nach dem „Anschluss“ wird Theodor Rhomberg der NS-Landessportführer für Vorarlberg. Vereine und Skiheime, die noch nicht in nationalsozialistischen Händen sind, werden aufgelöst und enteignet. So kommt die katholische „Reichsbundhütte“ an die HJ. 7/8
Die SS betreibt eine Hütte direkt an der heutigen Skipiste. Auch nach 1945 nennen Skifahrer:innen aus der Region die Hütte häufig weiter „SS-Hütte“. Theodor Rhomberg erhält nach dem Krieg das „Goldene Ehrenzeichen“ des ÖSV. 8/8
Mehr zum Thema Geschichte gibt es auf unserem @Geschichteblog! Weiterführend: Andreas Praher, Österreichs Skisport im Nationalsozialismus, Berlin/Boston 2022; Nikola Langreiter/Petra Zudrell (Hg.), Wem gehört das Bödele? Eine Kulturlandschaft verstehen, Salzburg/Wien 2020.
Bilder: 1) StAD, Skiriege des Dornbirner Turnvereines beim Turngau-Skirennen, Bödele, 6. März 1938, Sig. 5939 3) Wikim., Bödele vor 1917 6) StAD, Skiläufer:innen, Bödele, 6. März 1938, Sig. 5933 7) StAD, „Schiheim SS-Sturmbann“, Bödele, Sig. 80061.
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Das #Neujahrskonzert verkörpert das Klischee „Österreichischer Musikkultur“ wie kein anderes Event. Auch heuer endet es mit dem #Radetzkymarsch, bei dem das Publikum im Takt klatscht. Das Stück von Johann Strauss feiert die blutige Niederschlagung der #Revolution 1848. 1/7
1848 bricht im Habsburgerreich die Revolution aus. Menschen im ganzen Reich protestieren gegen die absolutistische Herrschaft des Kaisers. Sie fordern Demokratie, Pressefreiheit und Arbeiterrechte. Nicht-deutschsprachige Volksgruppen wollen einen eigenen Nationalstaat. 2/7
Obwohl Kaiser Ferdinand I. das #Militär auf seiner Seite hat, schafft er es zunächst nicht, die Revolution zu stoppen. Die Forderungen der Revolutionäre erfüllen will er aber auch nicht. Die Herrschaft der Habsburger ist geschwächt. 3/7
Bis heute wird die Verantwortung für sexuelle Gewalt oft den Opfern zugeschoben. Vor fast 500 Jahren wird Regula Studer in einem Wirtshaus #vergewaltigt. Niemand hilft ihr. Studer bringt den #Täter vor #Gericht. Dort wird ihr vorgeworfen, dass sie die Tat provoziert hat. 1/6
1539 betritt die Magd Regula Studer ein Wirtshaus in der Nähe von #Zürich. Von einem #Mann wird sie in eine Kammer gesperrt und vergewaltigt. Niemand greift ein. Die Wirtsleute versperren sogar die Fenster der Kammer, damit die Magd nicht fliehen kann. 2/6
Als die Vergewaltigung vorbei ist, droht die Wirtin Regula: Sie wird sie als #Lügnerin darstellen, wenn sie sich beklagt. Regula Studer trotzt dem Einschüchterungsversuch. Vor #Gericht kämpft sie dafür, dass der Täter verurteilt wird. 3/6
Heute sitzen bei schönem Wetter hunderte Menschen im #Burggarten – doch das war nicht immer so. 1979 verprügelt die #Polizei Jugendliche mit Schlagstöcken, weil sie auf der Wiese liegen, obwohl das verboten ist. Die Jugendlichen protestieren. 1/7 Foto: Wikimedia, Burggarten 2010
Im Sommer 1979 versammeln sich regelmäßig Jugendliche auf der Burggarten-Wiese. Sie treffen Freund:innen, machen Musik oder kiffen. Doch ihr Treffpunkt ist illegal – denn ein Gesetz aus dem Jahr 1951 verbietet das Betreten von öffentlichem Rasen. 2/7 F.: Wikim., Amsterdam 1973
Hunderte Polizisten rücken an und vertreiben die Jugendlichen mit Schlagstöcken. Die lassen sich das nicht gefallen: Den ganzen Sommer über besetzen sie immer wieder den Burggarten. Das Sitzen in der Wiese wird zur Protestform. 3/7