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Mar 7 63 tweets 12 min read Read on X
Die Regierung hat das #Rentenpaket beschlossen. Kernstück der Reform ist die Festschreibung eines Mindestrentenniveaus von 48%. Die Kritik von konservativer Seite war vorhersehbar und auch vorhersehbar falsch ist. 1/
Der wichtigere Teil der Reform ist das Mindestrentenniveau bis 2040. Hier die Entwicklung des Rentenniveaus in der Vergangenheit und die Prognose aus dem letzten Rentenversicherungsbericht. Ohne die Änderung würde das Niveau bis 2036 auf ca. 45% fallen. 2/ Image
Was genau ist diese Kenngröße. Sie vergleicht einen Durchschnittsverdiener mit einem Rentner, der 45 Jahre den Durchschnitt verdient hat (und damit genau 45 Rentenpunkte erworben hat). Dabei wird jeweils das Einkommen nach Sozialabgaben aber vor Steuern genommen. 3/
Diese Kenngröße hat Nachteile. Die meisten Menschen erreichen keine 45 Beitragsjahre und verdienen auch nicht den Durchschnitt. Aber es entspricht dem Grundprinzip unseres Umlageverfahrens: Renten und Löhne sollen sich gleich entwickeln. 4/
Dieses Verfahren soll „leistungsgerecht“ sein und nicht umverteilen. Wer lange gearbeitet und viel verdient hat soll auch mehr Rente bekommen als ein Geringverdiener oder eine Person, die länger arbeitslos war. Folgt also dem Modell des konservativen Sozialstaats. 5/
Seit dem 1. Juli 2023 liegt diese Standardrente (erstmals einheitlich in West und Ost) bei 1692 Euro. Rentner zahlen 11% für Kranken- und Pflegeversicherung also sind es vor Steuern so ca. 1506 Euro. 6/
Die Kritik ist nun, dass durch die Reform Junge zu stark belastet werden. Durch die Maßnahme steigt der Beitragssatz bis 2035 auf 22,3 Prozent, ohne wären es nur 21,2% gewesen. Die Kritik lautet Weniger Netto = weniger Arbeitsangebot. Stimmt das? 7/
Zunächst ein aufschlussreicher Blick in die Vergangenheit. Spätestens seit dem Geburtenrückgang in den 60ern wird immer wieder der Zusammenbruch des Umlageverfahrens an die Wand gemalt. Eingetreten ist er nicht. Hier die Entwicklung der Beitragssätze 8/ Image
Der gesamte Sozialversicherungsbeitragssatz ist tatsächlich bis Ende der 90er gestiegen und danach wieder leicht gefallen, aber auf dem Niveau von etwa 40% geblieben. Bei der Rente hingegen gab es schon in den 80ern Beitragssätze auf dem heutigen Niveau. 9/
Neben guter Beschäftigungsentwicklung sind aber auch Rentenreformen dafür verantwortlich, dass der Beitragssatz nicht mehr gestiegen ist. Diesen lag aber meist auch eine zu negative Prognose der Entwicklung der Rentenversicherung zugrunde. 10/
So wurde etwa bei der Einführung der Rente mit 67 damit gerechnet, dass der Beitragssatz bis 2020 ohne die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 20,7% steigen würde und mit nur auf 20%. Tatsächlich lag der Satz 2020 bei 18,6%. 11/
Und das obwohl Koalitionen danach mehrere rentenerhöhende Maßnahmen beschlossen (Rente mit 63, Mütterrente), die in der Summe noch einmal 0,8 Beitragspunkte ausmachen sollten. Nun aber zur Wirkung des Anstiegs von Beitragssätzen. Haben die Beschäftigten heute weniger netto? 12/
Nein, in Westdeutschland stiegen die Bruttolöhne von 1970 bis 1991 um 40% aber auch die Nettolöhne noch um 25%. In der Zeit nach der Wiedervereinigung stiegen die Löhne um 12,9% brutto aber auch Netto noch um 8,6%. Das ist schon inflationsbereinigt. 13/
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Der Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge hat also nicht zu weniger netto geführt, sondern nur den Anstieg der Nettolöhne abgebremst. Organisationen wie die INSM verbreiten häufig den Eindruck mehr Abzug = weniger Arbeitsanreiz und daher auch weniger Arbeitsangebot. 14/
Die Argumentation dient natürlich den Arbeitgeberinteressen. Bei Massenarbeitslosigkeit liegt es am Sozialstaat (zu hohe Lohnkosten für AG, Arbeitslose zu unwillig) und bei Fachkräftemangel ebenfalls (nicht etwa Löhne sind zu niedrig, sondern staatliche Abzüge zu hoch). 15/
Das ist falsch. Auf einem neoklassischen Arbeitsmarkt interessiert sich die Arbeitnehmerin bei Entscheidung zwischen Arbeit und Freizeit nicht für die prozentuale Höhe der Abzüge, sondern allein dafür was Netto pro Stunde übrigbleibt und was sie damit kaufen kann. 16/
Der reale Nettolohn pro Stunde aber ist wegen rückläufiger Arbeitszeiten sogar stärker gestiegen als der reale Nettolohn pro Arbeitnehmer. Im Westen von 1970 bis 1991 um 58% und in Gesamtdeutschland seit der Wiedervereinigung immerhin um 23%. 17/
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Wenn also heute mehr Menschen als früher weniger Stunden arbeiten wollen liegt das jedenfalls nicht daran, dass sie heute weniger verdienen als damals. Vielleicht ist es vielmehr umgekehrt so, dass bei höherem Einkommen auch mehr Freizeit nachgefragt wird (normales Gut). 18/
Hinzu kommt übrigens noch, dass Beitragserhöhungen in der Rentenversicherung denen auch höhere Rentenansprüche gegenüberstehen auch theoretisch eine andere Wirkung haben sollten als Steuererhöhungen, die definitionsgemäß ohne direkte Gegenleistung erhoben werden. 19/
Das haben die Meisten auch verstanden: Bei der Entscheidung zwischen den Alternativen höhere Beitragssätze, geringere Rente oder späterer Renteneintritt entscheiden sich gerade die Jüngeren häufig für die höheren Beiträge. 20/tagesspiegel.de/wirtschaft/auc…
Das es auch in Zukunft trotz steigender Abgaben auch steigende Nettolöhne gibt ist kein Naturgesetz. Es wäre aber plausibel anzunehmen, dass sich die Arbeitnehmerentgelte (einschließlich Sozialabgaben) in etwa wie das Volkseinkommen entwickeln (konstante Lohnquote). 21/
Der Rentenversicherungsbericht rechnet in der mittleren Variante mit 3% Lohnwachstum nominal. Ich nehme die errechneten Beitragssätze für die Simulation aber lasse die Arbeitnehmerentgelte nur um 2,5% nominal und 0,5% real wachsen. 22/
Der @SVR_Wirtschaft prognostizierte zuletzt ein Potentialwachstum von 0,4% für die 20er und 0,6% für die 30er Jahre. Auch wenn ich das reichlich pessimistisch finde verwende ich aus Vorsichtsgründen einmal 0,5%. 23/
Man mag einwenden, dass man dann auch höhere Beitragssätze unterstellen müsste. Das stimmt in einem idealtypischen #Umlageverfahren mit festgeschriebenem Rentenniveau aber nicht. Die Lohnentwicklung kürzt sich raus. Wichtig ist nur die Beschäftigungsentwicklung. 24/
Wir haben aber kein idealtypisches Umlageverfahren und im Rentenversicherungsbericht hat es hier bis 2036 einen Einfluss von 0,1%-Punkt auf den Beitragssatz, wenn die Löhne nur mit 2% statt 3% nominal wachsen. Ignoriere ich und im Gegenzug auch das Generationenkapital. 25/
Aber das ist eine reine Simulationsrechnung (Beitragssätze, Niveau, Wachstum vorgegeben) und daher mit Vorsicht zu genießen. Es sollen nur die Grundzusammenhänge des Rentensystems gezeigt werden. Keine Prognose! Mit dieser Warnung vorab hier das das Ergebnis mit Reform 26/ Image
Die Lohnkosten der Arbeitgeber würden bis 2045 gegenüber 2023 real um 11,4% steigen. Die Arbeitnehmerbruttolöhne immerhin noch um 9,3%, und die Nettolöhne um 6,8%. Die Renten vor Steuern um 6,6% 27/
Sowas macht Niemandem Angst. Daher hat Prognos für eine Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (finanziert vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall) alle Sozialversicherungen zusammengerechnet und kommt auf 46% Beitragssatz in 2040. 28/ insm.de/insm/presse/pr…
Komischerweise unterstellt Prognos aber auch ein reales Wachstum von 1,5% pro Jahr. Zwar finde ich das etwas unlogisch, aber man kann trotzdem mal aufzeigen, dass das alles Andere als eine Schreckensvision wäre, indem man es simuliert. 29/
In der ursprünglichen Version von Prognos ergibt sich ein Wachstum von 28% (1,5% im Jahr). Durch den Beitragssatzanstieg bekommen die Arbeitnehmer aber nur 21,4% (1,1% pro Jahr) mehr. Schon komisch wie die INSM mit sowas Rentenreformen einfordern kann. 30/
Unangenehm wird das nur, wenn man diese hohe Beitragssatzsteigerung (allein in der Rente +4,9%-Punkte) behält und mit niedrigem Wachstum von 0,5% pro Jahr rechnet. Ergebnis nur 2,9% Steigung der Nettolöhne (magere 0,2% pro Jahr). 31/ Image
Bei konstantem Beitragssatz würden die Nettolöhne hingegen mit der gleichen Rate steigen wie das Arbeitgeberbrutto, also bis 2040 um 8,7%. Das ist immerhin das Doppelte von dem in meiner Simulation und das Dreifache wenn man die Beitragssätze von Prognos nimmt. 32/
Meine Simulation ohne das Rentenpaket: Der Beitragssatz steigt lt. Bericht auf 21,4% in 2045 statt auf 22,7%. In diesem Fall steigen die Nettolöhne natürlich stärker. Die Renten sinken bis 2035. Wenn das Rentenniveau seinen Tiefpunkt erreicht hat, erholen sie sich etwas. 33/ Image
Ergebnis: 1. Don´t Panic! mit wachsenden Reallöhnen können steigende Beiträge finanziert werden, ohne dass Arbeitnehmer deswegen weniger verdienen. Der Einkommensanstieg kompensiert sogar bei relativ niedrigen Wachstumsraten realistische Beitragssatz-Steigerungen. 34/
2. steigende Beitragssätze in der Vergangenheit (90er und 00er-Jahre) waren die Folge der damals hohen Arbeitslosigkeit nicht der Alterung! Die schlechte Beschäftigungsentwicklung schlug sich in weniger Beitragszahler und mehr Rentner (Frühverrentung etc.) nieder. 35/
3. Durch die hohe Arbeitslosigkeit wuchsen die Reallöhne kaum oder nicht. Die Beitragssatzsteigerungen damals führten so auch mit zu stagnierenden oder sinkenden realen Nettolöhnen. Für die Zukunft ist das nicht mehr zu erwarten. 36/
Unter Bedingungen des Fachkräftemangels ist es eher plausibel davon auszugehen, dass die die Arbeitslosigkeit gering bleibt, die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer gut ist und die Löhne daher mindestens mit der Produktivität wachsen. 37/
4. Statt Rentenniveau zu senken um Beitragssätze zu stabilisieren, sollten wir lieber Vorschläge entwickeln wieder ein höheres Produktivitätswachstum zu erreichen. Daran hängt de facto sowohl die Einkommensentwicklung der Arbeitnehmer als auch der Rentner. 38/
Weil die Arbeitnehmer so auf Lohnwachstum verzichten kann man die Frage nach der gerechten Lastenverteilung schon stellen. Aber Beitragssatz einfrieren würde das Rentenniveau und die realen Renten noch stärker fallen lassen als oben zu sehen. 39/
Der Anteil der Alten an der Gesamtbevölkerung würde wachsen, ihr Anteil am Sozialprodukt aber quasi eingefroren. Die einzelne Rentnerin würde von der Wohlstandsentwicklung entkoppelt und müsste bei unserer Demographie reale Einbußen trotz Wirtschaftswachstum hinnehmen. 40/
Ich kenne keine Gerechtigkeitstheorie, die zu einer solchen Empfehlung kommen würde. De facto haben wir in der Vergangenheit aber tatsächlich sowas Ähnliches gemacht. Der Anteil der Rentner an der Bevölkerung ist stark gestiegen, ihr Anteil an den Sozialleistungen nicht. 41/ Image
Durch Rentenreformen haben wir dafür gesorgt, dass der Anteil der Wirtschaftsleistung den wir für die Alten ausgeben nicht oder kaum gestiegen ist, obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung stark stieg. Die Entwicklung des Rentenniveaus spiegelt das wieder. 42/
Die Frage lautet nicht, ob wir das Rentenniveau jetzt senken wollen, sondern ob wir es nach bereits erfolgter beachtlicher Senkung noch weiter absenken sollten. Eine Festschreibung des Niveaus hat den Effekt, dass Renten und Löhne vor Steuern sich genau gleich entwickeln. 43/
Und ich persönlich finde das nach den Senkungen der Vergangenheit den richtigen Schritt. Zumal wir noch eine weitere Senkung vor uns haben. Die Renten werden jetzt nach und nach der Einkommensteuer unterworfen. 44/
Erstmals werden Rentner die 2040 in Rente gehen auf ihre volle Rente Steuern bezahlen. Das Rentenniveau nach Steuern wird also sinken, selbst wenn wir das Niveau vor Steuern bei 48% einfrieren. 45/
Und durch die steuerliche Abzugsfähigkeit der Rentenbeiträge wurden die Beitragszahler deutlich entlastet. Berücksichtigt man diese Steuerermäßigung mit einem durchschnittlichen Grenzsteuersatz von 30% beträgt der Arbeitnehmeranteil des Beitragssatz heute eigentlich nur 6,5% 46/
Das war in früheren Jahrgängen nicht so. Die Rentenbeiträge waren da noch nicht abzugsfähig. Erst seit 2005 wurden sie es schrittweise immer mehr. Dafür waren früher die Renten steuerfrei und müssen dann zukünftig besteuert werden. 47/
Eigentlich kein schlechtes Geschäft. Im Berufsleben verdient man mehr und hat einen höheren Grenzsteuersatz der Einkommensteuer als im Ruhestand. Der Übergang verzerrt aber die Kennzahl des Rentenniveaus. 48/
Das Rentenniveau nach Steuern ist deswegen höher (weil Rentner weniger Steuern zahlen) wird sich aber in Zukunft – aufgrund der schrittweisen Besteuerung – schlechter entwickeln als das Rentenniveau vor Steuern. 49/
Da die Einkommensteuer progressiv ist werden aber die Rentner mit den geringen Einkommen kaum betroffen sein. Die durchschnittliche Altersrente lag 2022 bei 1054 Euro. Damit kommt man kaum über den Grundfreibetrag der Einkommensteuer. 50/
Umgekehrt werden hingegen diejenigen höhere Steuern auf ihre Rente zahlen müssen, die noch über andere Einkünfte verfügen. Ich bin also nicht der Meinung, dass man Renten wieder steuerfrei stellen sollte. Da ist die Absicherung des Rentenniveaus tatsächlich sinnvoller. 51/
Ich habe schon darauf hingewiesen, dass ein Grund für Wirtschaftswachstum die Abmilderung von Verteilungsproblemen ist wie sie sich z.B. durch den demographischen Wandel ergeben: /52
Daher finde ich es umso erstaunlicher, dass gerade die wachstumsbegeisterten Konservativen wenn es um die Rente geht immer nur Verteilungsdebatten führen wollen. Aber das müssen die mit sich ausmachen. 53/
Manche mögen einwenden, dass es den Rentnern ohnehin sehr gut gehe, und sie daher ruhig auch reale Einbußen in Kauf nehmen können. Früher lag die Armutsgefährdungsquote bei Rentnern tatsächlich niedriger als im Durchschnitt. Heute sieht es aber schon anders aus: 54/ Image
Der Grund ist ein längeres reales Sinken der Renten vor Steuern durch diverse Rentenreformen in den Nuller-Jahren. Die Renten haben erst 2018 wieder das reale Niveau von 1997 erreicht. 55/ Image
Durch weiteres Absinken der Renten würde sich die Armutsquote erhöhen. Außerdem wären mehr alte Menschen auf Grundsicherung angewiesen was Kosten verursacht. Und auch das Vertrauen in das Rentensystem würde leiden und Beitragszahlung vermeiden attraktiver werden. 56/
Natürlich gibt es zahlreiche alternative Maßnahmen, zu denen ich mich gerne später noch äußern kann. Jetzt ging es aber erstmal darum dem Eindruck entgegenzutreten die Regierung hätte hier etwas ganz Furchtbares für die Jungen beschlossen. 57/
Zur Aktienrente habe ich mich bereits geäußert. Sie stellt in dieser Rentenreform einen kleinen zusätzlichen Punkt dar, der in der aktuellen Kommentierung überbewertet wird. 58/
Insgesamt muss man die #FDP loben, dass sie sich bei der Rente mal vom Neoliberalismus ab- und dem Sozialliberalismus zugewandt hat. Das ist nach dem vielen Ärger mal etwas was einen optimistisch machen kann, was die Zukunft der Ampel betrifft. 59/
Längster Thread ever 😉Liegt daran, dass ich mich letzten Sommer intensiver damit befasst habe und es dann aber lange gedauert hat bis die Regierung das Paket verabschiedet hat. 60/60
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Feb 12
Man fühlt sich bei #Merz und #Linnemann immer in die 80er und 90er zurückversetzt. #Steuersenkungen für Unternehmen, die sich quasi selbst finanzieren. Glücklicherweise hat das @iw_koeln das gerade für die Stiftung Familienunternehmen geschätzt. 1/13
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