Der Bundestag soll bald über das Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetz abstimmen. Was als “Voller Einsatz gegen Finanzkriminalität” angekündigt wurde, fällt bisher eher unter “Chance verpasst”.
Doch nun gibt es die Chance, den schlimmsten Fehler noch zu korrigieren! /1 👇
Es geht vor allem um die neue Behörde, die das Gesetz schafft. Das BBF.
Eine zentrale Behörde auf Bundesebene, die alle Ressourcen für den Kampf gegen Finanzkriminalität bündeln soll. /2
Die Idee des Gesetzes ist grundsätzlich gut, nur die Ausführung nicht.
Aus unserer Sicht gibt es dabei drei Hauptprobleme: /3
1. Finanzkriminalität ist nicht nur Geldwäsche – doch die neue Behörde wird sich fast nur darauf konzentrieren. Anlagebetrug, Steuerbetrug? Wohl nicht so wichtig.
Das heißt: Eine existierende BBF hätte Wirecard, CumEx und ähnliche Delikte nicht verhindern können. /4
2. Selbst beim Kampf gegen Geldwäsche erhält das BBF keine echten Kernkompetenzen. Sie ist nicht einmal erster Ansprechpartner für internationale Behörden wie Interpol – und die LKAs und das BKA werden ebenfalls weiter an dem Thema arbeiten. Kompetenzgerangel vorprogrammiert. /5
3. Wer Kriminellen wirklich weh tun will, muss ihnen das ergaunerte Geld auch wegnehmen. Dafür sollte mit dem Gesetzespaket eigentlich die sogenannte administrative Vermögensabschöpfung kommen. /6
Das ist ein sinnvolles Werkzeug im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität, das zum Beispiel auch in Italien zum Einsatz kommt. Doch davon findet sich im Gesetz nichts. /7
Im ersten Entwurf des Gesetzes (aus dem Finanzministerium) stand die administrative Vermögensabschöpfung sogar noch drin. Doch in der Fassung, die ein paar Wochen später an die anderen Ministerien ging, war das Vermögensermittlungsgesetz plötzlich verschwunden. /8
Ausgerechnet der FDP-Minister Christian Lindner will also eine Behörde schaffen, die dem FDP-Klischee entspricht: viel Bürokratie, aber wenig Wirkung. /9
❗Aber: Medienberichten zufolge wollen Ampel-Abgeordnete von SPD und Grünen dem Gesetz nur zustimmen, wenn das Kabinett gleichzeitig ein Vermögensermittlungsgesetz beschließt. /10
Wir sagen: Gut so! Denn dann gibt es weiter die Chance, dass sich Deutschland im Kampf gegen schmutziges Geld besser aufstellt!
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Immer mehr #Wohnungen werden von börsennotierten Unternehmen vermietet.
Warum das ein Problem ist, erfahrt Ihr hier im Thread🧵 👇.
Und in der neuen Studie von @fw_recherche: \1 finanzwende.de/ueber-uns/aktu…
Was sind börsennotierte Wohnungsunternehmen❓
Börsennotierte Wohnungsunternehmen wollen vor allem Aktionär*innen zufriedenstellen.
Diese wiederum interessieren sich vor allem für kurzfristige Gewinnausschüttungen und einen kurzfristigen Wertzuwachs. \2
Problem Nr. 1: #Vonovia & Co investieren so gut wie gar nicht in Neubau.
Oft betonen diese Unternehmen, wie wichtig ihnen das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum sei. Ein genauerer Blick auf die Zahlen verrät: Die Realität sieht leider anders aus. 🔎\3
17 Jahre verfassungswidrige Steuerausnahmen für Unternehmenserben!
Das @BVerfG 👩⚖️ hat am 7.11.2006 geurteilt, dass es gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt, wenn es beim Erben weitreichende Ausnahmen für die reichsten Menschen dieses Landes gibt.
Was ist seitdem passiert❓ \1
Tatsächlich hat sich seitdem quasi nichts verändert.
Wer reicher ist, zahlt weniger. Erbschaften über 2,5 Mio. € sind weniger besteuert als #Erbschaften unter diesem Betrag.
Trotz zweier Reformversuche 2008 und 2016 durch die BReg bleibt die Verfassungswidrigkeit bestehen. \2
Zur Einordnung👇
Die Ausnahmen im Erbrecht kosten den Staat 4,5 Mrd. € jährlich!
Das sind Gelder, die anderswo fehlen. Gleichzeitig erben 70 % der Bevölkerung gar nicht, sie gehen leer aus. \3
Auch über 10 Jahre nachdem CumEx-Geschäfte beendet wurden und über 7 Jahre seit CumCum-Geschäfte beendet wurden, wurde nur ein Bruchteil des Schadens zurückgeholt. Geschätzter Schaden insgesamt: CumEx - über 10 Mrd. Euro, CumCum über 27 Mrd. Euro. 🧵👇/1
Neue Zahlen zeigen jetzt: Schaden aus CumCum deutlich größer als bei CumEx. Bisher kaum etwas der CumCum-Gelder zurückgeholt. Insgesamt arbeitet der Staat daran, über 10 Mrd. Euro zurückzufordern. (€) /2faz.net/aktuell/wirtsc…
Derzeit werden Fälle von staatlichen Behörden bearbeitet - mit einem Gesamtvolumen von 10,3 Mrd. Euro (Stand 31.12.2022). Davon sind 3,9 Mrd. Euro aus CumEx-Geschäften zurückzuholen und 6,4 Mrd. Euro aus CumCum-Geschäften. /3
Endlich Sparpolitik, über die sich jemand freut - zumindest, wenn er oder sie Geld wäscht. Berichten zufolge setzt Christian Lindner bei einem wichtigen Projekt der Financial Intelligence Unit (FIU) den Rotstift an. Was heißt das? \1 tagesschau.de/investigativ/k…
Hintergrund: Bei der FIU laufen alle Geldwäsche-Verdachtsmeldungen zusammen. Das macht sie zu einem kritischen Nadelöhr - das viel zu oft verstopft ist. \2
Seit der FIU-Reform 2017 eilt die Behörde von Skandal zu Skandal. Seit letztem Jahr ist bekannt, dass Hunderttausende Verdachtsfälle nicht final bearbeitet wurden. KI-Tools sollten nun dabei helfen, den Stau abzuarbeiten, Olaf Scholz beschrieb sie als "essentiell". \3
Was für eine Enttäuschung. Eine neue Bundesoberbehörde soll eigentlich dafür sorgen, dass #Finanzkriminalität in Deutschland endlich effektiv bekämpft wird. Super Idee! Leider ist der letzte Gesetzesentwurf ein Trauerspiel. Was ist da los? \1
“Voller Einsatz gegen Finanzkriminalität”. Im Sommer 2022 kündigte Finanzminister #Lindner eine neue Bundesoberbehörde an, die Finanzkriminalität endlich effektiv bekämpfen soll. Der Name: die Bundesoberbehörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität, kurz BBF. \2
Die Grundidee ist super: Eine schlagkräftige Behörde auf Bundesebene, bei der Kompetenzen gebündelt werden, könnte die aktuellen Probleme bei der Bekämpfung der Finanzkriminalität reduzieren. Der erste Entwurf war noch ambitionierter.\3
Schützt Geld vor Strafverfolgung? Am Montag beginnt in Bonn der Prozess gegen Christian Olearius, Ex-Chef der Warburg-Bank. Es geht um kriminelle #CumEx -Geschäfte und die Frage, ob Olearius ins Gefängnis muss. Ein kleiner 🧵 zur Vorbereitung. handelsblatt.com/finanzen/banke…
Die Basisfakten sind bekannt: CumEx, neben CumCum der größte Steuerraub der deutschen Geschichte. Daran beteiligt, über Jahre: Tausende Menschen in Banken, Beratungen, Anwaltskanzleien. Der Schaden: 10 Milliarden Euro, mindestens. finanzwende.de/themen/cumex/
Eine der Banken, die an CumEx beteiligt waren, ist die Hamburger Warburg Bank. Traditionsreiches Geldhaus, mehr als 200 Jahre alt, bestens vernetzt in der Hansestadt. Ihr Chef damals: Christian Olearius.