Da wieder viel von Standardsituationen als Zufallsprodukt geschrieben wird & generell häufig gefragt wird warum nichts einstudiert wird, wenn keine besondere Variante erkennbar ist, ein kurzer Thread genereller Thread zu Ecken & dem gestrigen 1-0 von Carvajal im Speziellem: ->
Grds. gibt es drei Möglichkeiten Ecken zu verteidigen: Manndeckung, Raumdeckung & eine Mischform aus beiden Varianten. Hierbei hat jede Variante Vor- & Nachteile, auf die ich kurz eingehen möchte. ->
Die Manndeckung hat eine klare Zuordnung, da jedem Verteidiger ein Gegenspieler zugeordnet ist, der sich nie ändert. Der erhoffte Effekt ist durch diese Zuordnung die stärksten Kopfballspieler direkt gegeneinander stellen zu können, ohne (Größen-) Vorteile abzugeben. ->
Hier sind wir dann jedoch auch bei der großen Schwäche der Manndeckung: dem kompletten Verlassen auf individuelle Fähigkeiten ohne die Möglichkeit Fehler aufzufangen. ->
Bei der Raumdeckung werden Zonen innerhalb der Box definiert, die von jeweils einem Spieler verteidigt werden. Hierdurch kann man die stärksten (eigenen) Kopfballspieler in die gefährlichsten Räume stellen & hat grds. jeden Raum besetzt & kann so immer reagieren. ->
Allerdings haben die Spieler hier einen Nachteil in der Vorbereitung, denn man weiß nicht wo man gg welchen Spieler verteidigen muss & dazu hat der Angreifer einen dynamischen Vorteil, da er den Raum anlaufen kann & der Verteidiger "aus dem Stand" reagieren muss. ->
Bei der Mischform versucht man die jeweiligen Nachteile auszugleichen in dem man für die stärksten Kopfballspieler einen direkten Gegenspieler abstellt & gleichzeitig wichtige Räume mit zusätzlichen Spielern absichert. ->
In der Theorie klingt das sehr gut, allerdings ist diese Variante nur ein Kompromiss & hat selbstverständlich auch Schwächen. Zum einen können nicht alle Gegenspieler in Manndeckung genommen werden & auch nicht alle Zonen abgedeckt werden. ->
Darüber hinaus besteht nach wie vor der Nachteil in der Dynamik für die raumdeckenden Spieler & u. U. Unordnung durch die verschiedene Herangehensweisen der Spieler. ->
Kurz gesagt: es gibt verschiedene Varianten mit verschiedenen Vor- & Nachteilen, die man gegeneinander abwägen muss. Es gibt hier kein simples richtig oder falsch. ->
Der BVB verteidigt in einer Mischform. Füllkrug sichert den ersten Pfosten ab, während Hummels die zentral vor dem Tor sichert & Reus den Rückraum. Schlotterbeck (Rüdiger), Ryerson (Nacho), Maatsen (Carvajal), Can (Bellingham) & Brandt (Camavinga) verteidigen mannorientiert. ->
Insg. musste der BVB in der Bundesliga 172 Ecken verteidigen & kassierte hieraus drei (direkte) Gegentore. Dies zeigt zum einen wie ineffizient Ecken sind & wie irrational die Hoffnung bei Ecken ist, wirklich interessant wird es allerdings erst, wenn man sich die Tore ansieht: ->
Das erste Gegentor hat man gg Union kassiert. Gosens kommt hier entgegen, hat so den Vorteil gg seinen Manndecker Brandt & Füllkrug sichert zwar den kurzen Pfosten ab, allerdings (natürlich) nicht so weit im Feld. ->
Das zweite Gegentor kassierte man in Mönchengladbach, als Brandt durch den Block von Friedrich Wöber nicht mehr verfolgen kann & die Ecke erneut an den kurzen Pfosten kommt & zu weit ins Feld für den Raumdecker Moukoko. ->
Das letzte Standardgegentor kassierte man beim 1-1 gg Leverkusen, als Stanisic vom zweiten Pfosten auf den kurzen Pfosten kommt, Sabitzer nicht mehr hinterherkommt & Füllkrug aufgrund der Dynamik von Stanisic nicht mehr dazwischen kommt. ->
Alle Gegentore nach Ecken des BVB haben also einige Sachen gemeinsam: es sind immer Ecken auf den kurzen Pfosten, meist leicht weg vom Fünfer damit der Manndecker nicht eingreifen kann (Ausnahme Leverkusen). ->
Dazu gibt der BVB durch die Raumdeckung von Hummels & Füllkrug mindestens ein Missmatch im direkten Duell ab. Gosens hatte diesen Vorteil gg Wolf, Wöber gg Brandt & Stanisic gg Sabitzer. ->
Statistisch sind Ecken an den ersten Pfosten auch immer gefährlicher als in andere Zonen, da hier der Weg des Balls & damit die Reaktionszeit für die Verteidigung am kürzesten ist & darüber hinaus der Keeper nicht eingreifen kann. ->
Mit diesem Wissen schauen wir uns nun die vier Ecken von Real Madrid vor dem 1-0 an: ->
Hier wird ziemlich deutlich, dass alle Ecken von Real einem Muster folgen: sie werden auf den kurzen Pfosten geschlagen & insb. Carvajal, den man wohl gg Maatsen als Missmatch ausgemacht hat, läuft bei jeder Ecke aus dem Zentrum in diese Zone ein. ->
Auch beim 1-0 sehen wir dann genau diese Muster. Ecke von Kroos an den kurzen Pfosten, etwas ins Feld um den Weg für Füllkrug weit zu machen, Lauf von Carvajal in diesen Raum. ->
Natürlich ist es am Ende unglücklich, da Ecken, wie o. g. rein statistisch nicht gefährlich sind. Allerdings ist es auch kein Zufall das dieses Tor so gefallen ist. Man hat hier bei Real eindeutig eine Schwäche ausgemacht & diese konsequent bespielt bei Ecken.
@threadreaderapp please unroll
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Im Finale der Champions League trifft der BVB auf Real Madrid. Grds. braucht es keine großen hellseherischen Fähigkeiten, um sich den Spielverlauf vorstellen zu können. Dennoch möchte ich im Thread einige Aspekte hervorheben, die aus meiner Sicht wichtig werden (könnten). ->
1. Mischung aus Mittelfeld- & Angriffspressing
BVB hat in der CL Saison meist in einem Mittelfeldpressing agiert, lediglich situativ ist man in ein Angriffspressing gegangen. Die richtige Balance zu finden wird – wie schon gegen Paris – extrem wichtig. ->
Beim Angriffspressing steht – logischerweise – auch die eigene letzte Linie höher, sodass Real potenziell die Tiefe besser bespielen kann, etwas, was man über Vinicius Jr. & Rodrygo gerne macht. ->
Heute Abend steht mit dem Hinspiel des Champions League Halbfinals das größte Spiel der Saison für den BVB an. Paris Saint Germain kennt man bereits aus der Gruppenphase, trotzdem natürlich Grund genug auf die Stärken & Schwächen des Gegners zu blicken: ->
Im AF schaltete PSG zunächst Real Sociedad aus, bevor man im VF die nächste spanische Mannschaft, den FC Barcelona, schlagen konnte. Hierbei verlor man im eigenen Stadion zunächst 2-3 & lag im Rückspiel 1-0 zurück, bevor eine rote Karte für Araujo das Spiel komplett drehte. ->
Blickt man auf den Kader von PSG fällt einem sofort die Offensive auf. Hier hat man sehr viele schnelle Akteure, einen Vorteil, den man immer wieder versucht aufs Feld zu bringen. ->
Mit einem 2-1 konnte der BVB einen wichtigen Sieg im Kampf um die Champions League Ränze bei Werder Bremen einfahren. Im taktischen Fokus stand dabei das Duell der Fünfer- gegen die Viererkette & wurde verstärkt durch den Platzverweis von Marcel Sabitzer. Mehr dazu im Thread: ->
In den Startformationen gab es zunächst keine großen Überraschungen. Lediglich hinter Niklas Stark, der von einer Verletzung wiedergekommen ist, war noch ein Fragezeichen, ansonsten waren die Mannschaften so erwartbar. ->
Werder agierte zunächst eher defensiv & stand damit vor der Frage, wie man aus der Fünferkette die AV der gegnerischen Viererkette verteidigt, was ein häufiges Problem ist, da man im 5-3-2 nur je einen Außenspieler hat, der Gegner allerdings meistens zwei. ->
Heute Abend trifft der BVB im Achtelfinale der Champions League auf die PSV Eindhoven und damit auch auf einen alten Bekannten. Peter Bosz übernahm in Eindhoven zu Saisonbeginn von Ruud van Nistelrooy. Grund genug ein wenig auf die Spielweise der Niederländer zu werfen: ->
Seitdem Bosz die PSV übernommen hat, marschieren die Eindhovener durch die Eredivisie. Mit 20 Siegen & zwei Unentschieden steht man aktuell ungeschlagen an der Tabellenspitze mit zehn Punkten Vorsprung auf Feyenoord. ->
In der Champions League lief es hingegen weniger souverän. Zwar qualifizierte man sich in einer schweren Gruppe gegen den RC Lens & dem FC Sevilla für das Achtelfinale, allerdings konnte man nur zwei Spiele gewinnen & kassierte ein enttäuschendes 4-0 bei Arsenal. ->
Da ich keinerlei Lust habe mir erneut die selben Schwächen wie jede Woche zu beschreiben, machen wir heute mal was anderes & gucken uns an, wie Heidenheim den BVB so gut verteidigt hat & einen mehr als verdienten Punkt geholt hat: ->
Defensiv agierte Heidenheim in einem 4-2-3-1 & nahm damit, anders als Bochum in der letzten Woche, die einfach darzustellende Mannorientierung, nicht an. ->
Aus diesem 4-2-3-1 heraus wurden die äußeren Spieler des 3er Aufbaus (Meunier & Schlotterbeck) immer wieder von Beste & Dinkci angelaufen, wenn Kleindienst bei Süle oder Meyer war. ->
Auch ganz kurz vor Heidenheim ist nach Bochum. Deswegen ein kurzer taktischer Rückblick auf den vergangenen 3-1 Heimsieg gegen einen mutigen VfL & mit einer Doppelspitze Füllkrug & Moukoko im Thread: ->
Wie bereits geschrieben startete der BVB erstmals mit einer Doppelspitze aus Füllkrug & Moukoko in einer 4-4-2 Grundformation. Diese wurde im eigenen Ballbesitz zu einem 2-4-4. Da der VfL in einem 4-4-2 verteidigte, entstand so eine Mannorientierung über das gesamte Feld. ->
Die Herangehensweise von Bochum war sehr mutig & wollte genau in das größte Problem des BVB stoßen: dem Aufbauspiel. Dies funktionierte auch, insb. in der ersten Hälfte gut & Bochum kam zu einigen hohen Ballgewinnen, spielte diese jedoch nicht gut aus. ->