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Jun 30, 2024 1 tweets 4 min read Read on X
ℹ️ Die humanitäre Desinformation

Immer wieder bekomme ich Fragen zu dem Folgenden.
Weshalb ich das nochmal so kurz es geht deutlich machen will.

Die Hamas hat im Gaza-Streifen nicht nur den größten Teil der Regierungsgeschäfte inne.
Der Gazastreifen hat etwa so viele Einwohner wie Hamburg auf einer Fläche von Köln.
Die Clanstrukturen und die Hamas sind tief in der palästinensischen Gesellschaft verwurzelt.

Das zeigen immer wieder auch Erhebungen - auch nach 10/7 - die nach wissenschaftlichen Regeln durchgeführt werden.
Noch im Juni fanden 67% der Palästinenser den „Angriff“ auf Israel richtig (57% Gaza, 73% Westbank). 97% der Palästinenser glauben, Israel habe Kriegsverbrechen verübt; nur 7% glaubten, die Hamas habe „Gräueltaten“ verübt. 57% wollen nach dem Krieg eine Regierung durch die Hamas, auch in der Westbank. (Palestinian Center for Policy and Survey Research, 12.06.24)

Die Schätzungen, wie viele aktive Kämpfer die Hamas hat, reichen inzwischen von über 40.000 bis zu 80.000. Hinzu kommen die Polizei und der Dschihad.
Doch das sind nur die Aktiven. Darüber hinaus müssen zwangsläufig viele Helfer da sein. Mafiöse Strukturen, in denen der eine mal Essen bringt, die andere mal Wäsche wäscht und der Junge, der als Warnposten fungiert.

Keine Organisation kann in diesem Umfeld arbeiten, ohne zumindest die Billigung der Hamas.
Würde ein Vertreter des UNRWA in den Gazastreifen reisen - was inzwischen durch Israel stark eingeschränkt wird-, könnte das nur geschehen, wenn auch die Hamas nicht auf den Konvoi feuert.

Diese Organisationen sind also mindestens korrumpiert. Sie müssen für ihre Zwecke mit der Hamas zusammenarbeiten. Weil sie sonst nicht mehr lebend da rauskommen.
Würden diese Organisationen sich aber aus dem Gazastreifen zurückziehen, würden sie auch keine Fördergelder oder Spenden mehr bekommen.

Solche Organisationen sind auch Wirtschaftsunternehmen. Ich weiß das, ich habe für einen lokalen, gemeinnützigen Verein gearbeitet und bin nach wie vor Mitglied.
Gehälter müssen bezahlt werden, Büros gemietet, Computer gekauft. Das bedeutet nicht, dass diese Organisationen ausschließlich zum Selbstzweck arbeiten. Aber es bedeutet, dass sie auch wirtschaftliche Interessen haben, wie jedes andere Unternehmen auch.

Eine Folge dessen ist beispielsweise, dass zwar derzeit mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen gehen, als vor dem Krieg. Es gibt Luftaufnahmen der Tonnen von Lebensmittel und tausende Paletten, die bei Kerem Shalom oder an dem mobilen Pier herumstehen.
Aber diese Organisationen können gar nicht anders, als wieder und wieder eine bevorstehende Hungerkatastrophe anzumahnen und implizit Israel die Schuld zu geben.

Würden sie eingestehen, dass die Palästinenser untereinander die Lebensmittel nicht verteilen können oder wollen, würden die Spender und Geldgeber anfangen unliebsame Fragen zu stellen. Beispielsweise, ob die Palästinenser nicht selber dafür verantwortlich sind und ob man dadurch nicht die menschenfeindliche Logik der Hamas unterstützt.
Stattdessen nimmt das UNRWA seine Übersicht von der Website, in der zu sehen ist, dass fast jeder LKW geplündert oder gleich komplett entführt wurde, bevor er sein Ziel erreichte.

Jeder Arzt, jede Krankenschwester und selbst der Pförtner im Krankenhaus müssen mit der Hamas kollaborieren.
Das ist kein Verschwörungsmythos: Die Hamas stellt die Schecks aus, die Hamas ist der Arbeitgeber, die Hamas leitet das Gesundheitsministerium, die Hamas entscheidet, wer wo einen Arbeitsplatz bekommt.
Kein ausländischer Arzt kann dort arbeiten, ohne dass die Hamas das weiß und abnickt. Selbst wenn sie später Videos hochladen, das sei alles Lüge, sie hätten während ihrer Arbeit keine Hamas gesehen. Denn sie können gar nicht wissen, ob der Chef des Krankenhauses nicht vielleicht der Bruder eines Hamas-Kommandeurs ist.

Es sind nur kleine „Marketing-Pannen“, wenn die Ärzte ohne Grenzen beklagen, dass ihr Kollege Fadi Al-Wadiya getötet wurde, und kurz später öffentlich wird, dass er seit Jahren Dschihadist war.

„Oh, ich bin sicher, dass es Hamas Mitglieder auf den Gehaltslisten des UNRWA gibt und ich sehe darin kein Verbrechen. Die Hamas als eine politische Organisation bedeutet nicht, dass jedes Mitglied ein Milizionär ist und wir führen keine politischen Sicherheitsprüfungen durch und schließen Menschen aufgrund ihrer Überzeugungen aus.“
UNRWA-Generalkommissar Peter Hansen, CBC News, 03.10.2004

Die Organisationen entziehen sich ihrer Verantwortung. Indem sie nach vorne stellen, den Menschen helfen zu wollen. Aber lieber nicht auf Partys erzählen, was dafür nötig ist, um das zu tun.
Das ist ein Dilemma: Soll der Arzt einen einem Patienten helfen, auch wenn der vielleicht ein Mörder ist oder danach mordet?

Durch die Mechanismen der Medien führt das jedoch zu einer Desinformation. Nicht weil einzelne Medien etwas Falsches berichten. Sondern durch die Agenturmedien.
Die Medien haben keine eigenen Leute vor Ort. Agenturen nehmen zumeist offene Informationen von Protagonisten und verwursten sie zu Meldungen.

Beispielsweise melden die IDF, wenn sie Angriffe gegen die Hisbollah fliegen. Dass die Hisbollah aber täglich Israel angreift, wird nicht berichtet. Weil das außerhalb der Wahrnehmung der Agenturen passiert. Das taucht nur auf, wenn die IDF oder andere das mal veröffentlichen.

Die Agenturen nehmen also Meldungen von Politikern, der UN, des UNRWA, Amnesty, WHO und so weiter. Und erstellen daraus Beiträge nach wirtschaftlichen Aspekten. Danach, was wie viele Klicks bringt und was wie viele Medien ihnen wohl abkaufen. Und diese veröffentlichen das dann ohne eigene Recherche. Sie dürfen das, das nennt sich Agenturprivileg.

Und das führt zu einer massiven Desinformation der Öffentlichkeit. Bis plötzlich wieder alle erschrocken sind, weil ein Arzt oder Journalist getötet wurden. Und dann herauskommt, dass sie Yahya Sinwar persönlich kannten.

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Jun 16
ℹ️ Israel -Iran: Hintergrund – Relationen

Im Oktober hatte ich bereits zwei Debriefings zum Schlagabtausch Iran-Israel veröffentlicht.
Das ist dieses Mal weit komplexer.

Daher erkläre ich ad hoc mal den Hintergrund, der meiner Meinung nach wichtig ist, zu verstehen. Dann versteht man sicher auch, wie absolut realitätsfremd es ist, wenn einig noch von der Zerstörung Israels phantasieren. Und was wir in den Handyvideos sehen.

Die Region wurde in der Antike oft „Pars“ genannt. Die bis heute größte Bevölkerungsgruppe sind die Parsen, die Perser. Die persische Sprache wird daher auch „Farsi“ genannt.
Die Region wurde von den dort Lebenden schon zur gleichen Zeit „Iran“ genannt. Das wurde 1935 offizielle Bezeichnung des Staates, um die anderen Ethnien zu inkludieren.
Der Iran gehört nicht zu den arabischen Ländern.

Vorher regierte der Schah. Wie der an die Macht gekommen ist, wird Stoff für einen anderen Beitrag sein. Das Land war sehr westlich orientiert, es gibt viele Fotos aus der Zeit von Iranerinnen mit den typischen 70er-Jahre Miniröcken.

Ab 1963 kam es zu islamischen Unruhen und Aufständen, angeführt von Ruhollah Chomeini, später bekannt als Ayatollah Khomeini. 1979 kam es dann zur islamischen Revolution. Der Schah wurde abgesetzt, viele Anhänger des „westlichen“ Systems flohen.
Daher sind sie hier nie groß aufgefallen und öffentlich thematisiert worden, weil sie „gut integriert“ sind. Sie waren ja „westlich“ orientiert. Zur Abgrenzung bezeichnen sie sich selber daher nicht als Iraner, sondern als Perser.

Ein Grund für die Gegenwehr waren u.a. die Frauenrechte und die Alphabetisierung, also dass jeder Lesen und Schreiben lernen sollte. Das sahen die Radikalen als Angriff auf den Islam.

Alle Konflikte in der Region haben diesen Hintergrund. Nicht, weil der Iran nicht arabisch ist oder weil es Schiiten und die anderen Sunniten sind. Sondern vor allem, weil der Iran eine Theokratie ist, Staatschef ist der religiöse Anführer (Ajatollah).
Die tatsächliche Macht ist aber die Keimzelle des Islam Saudi-Arabien, das aber weltlich vom Haus Saud regiert wird. Jemen, Hisbollah, Gaza, Syrien, IS…

Der Iran hatte vorher natürlich auch seine Waffen im Westen gekauft. Damit war bei dem neuen Regime Schluss.
Heute hat der Iran zwar etwas Geld. Aber niemand will ihm Waffen verkaufen, zumindest nicht im entsprechenden Umfang. Also muss er vieles selber produzieren und improvisieren.

Zunächst hat der Iran mehr als doppelt so viele Soldaten wie die Bundeswehr. Aber ein Militärbudget von bummelig 10 Milliarden. Was der Hälfte der Niederlande entspricht. Ein Land, das etwa 40-mal in den Iran passt. Was bedeutet, dass die Verteidigung viel weiter auseinandergezogen ist.
Masse statt Klasse. Soldaten sind – noch dazu in einem Regime – preiswerter als Flugzeuge.

Der heutige Iran hatte nie Geld für größere Anschaffungen. Weshalb er keine Möglichkeiten hat, seine vielen Soldaten irgendwohin zu bringen.
Zum Beispiel hat er ein altes Containerschiff gekauft und es zum Hubschrauberträger - vor allem für Drohnen - umgebaut: Die Shahid Bahman Bagheri.

Zwischen dem Iran und Israel liegen der Irak und vor allem Jordanien. Und das jordanische Königshaus, ebenfalls weltlich und eher westlich orientiert, beteiligt sich an den Abwehrmaßnahmen Israels.
Der Iran hat also gar keine Chance, irgendwie nach Israel zu kommen. Nicht einmal mit einer Kamel-Karawane durch die irakische Wüste.

Die Luftwaffe des Irans besteht daher immer noch aus altem, westlichem Zeug.
Gut, das Alter an sich spielt nicht die entscheidende Rolle, die USA haben noch Tanker aus den 1950ern. Aber die Technik wurde nie modernisiert. Ging ja nicht.
Die Kampfflugzeuge bestehen vor allem aus amerikanischen Phantom, die ursprünglich für den Koreakrieg gebaut wurden, chinesischen Chengdu Abfangjägern aus den 1960ern, französischen Mirage F1, immerhin aus den 1970ern und ein Geschwader russischer MiG 29, die Deutschland, von der DDR übernommen, schon vor 20 Jahren an Polen verschenkt hat, das diese jetzt modernisiert an die Ukraine verschenkt.

(Bild: Iranische F-5, Erstflug 1952, seit 1987 nicht mehr produziert, 2006)

Es war also naheliegend, dass der Iran in Raketen investiert. Diese sind immer noch preiswerter als eine neue Luftwaffe – Russland würde als Lieferant eh gerade ausfallen – und man kann damit schön auf dicke Hose machen.
Das Problem ist, dass diese auch überwiegend veraltet sind.

Darüber hilft der Iran (wie Russland) sich hinweg, indem er die israelische Flugabwehr mit billigen Shahed Drohnen versucht zu überlasten. Was aber auch nicht so ganz funktioniert.
Deshalb hat der Iran Geld in die Hand genommen und in ballistische Mittelstreckenraketen investiert, beispielsweise die Ghadr-110. Ballistisch bedeutet, die steigen steil sehr hoch, fliegen dort oben dann mit weniger Widerstand, und stoßen dann auf Israel runter.

2022 hat der Iran auch die Fattāh in Dienst gestellt, eine Hyperschall-Rakete. Da sie aber ballistisch ist, wird sie vermutlich eh Hyperschall erreichen. Etikettenschwindel. Und vermutlich sind das die Dinger, die wir in Social Media Videos in Israel einschlagen sehen.
Was immer noch sehr wenige sind. Wenige gefeuerte und noch weniger, die durchkommen. Was auch nahelegt, dass der Iran nicht sehr viele davon hat.

Und dadurch erklärt sich das Bild, das sich derzeit abzeichnet:

Der Iran feuert Raketen auf Wohngebiete. Weil er gar nicht anders kann.
Auf Wohngebiete zu feuern ist in weiten Teilen der Welt völlig legitim, auch durch Russland bereits in Syrien.
Er hat aber wohl gar nicht die Kapazitäten, um das israelische Militär anzugreifen. Weil Flugplätze wie Ramon oder Nevatim, im Süden in der Wüste, natürlich extra geschützt sind.
Das Regime kann ja gar nicht anders. Es muss Stärke zeigen, vor allem nach innen. Die Lösung ist Raketen auf Wohnhäuser zu schießen.

Umgekehrt hat Israel aber inzwischen die Lufthoheit über dem Iran. Es greift Basen und Stellungen an. Mehr, als ich in einem Jahr aufzählen und prüfen könnte.
Und weil der Iran in seiner Zwickmühle nun doch Zivilisten angegriffen hat, ist Israel auch dazu übergegangen, die Ölindustrie zu zerstören.

Manchmal werden mir hellseherische Fähigkeiten zugesprochen, die plötzlich einfach nur logisch erscheinen, wenn man den Hintergrund kennt.
Also schaue ich nochmal in meine Glaskugel:

Die Angriffe auf Israel werden schwächer und schwächer werden.
Wie hart das iranische Regime tatsächlich getroffen wurde, wird sich erst mit einiger Zeit sagen lassen. Denn die Raketen-Angriffe sind ja nur das Aushängeschild; das, was der Iran am besten und wohl auch als einziges kann.

Und jetzt soll mir bitte nochmal jemand erzählen, dass der Iran Uran waffenfähig anreichert, aber keine Vorbereitungen hatte, es für die schönen neuen Hyperschall-Fattāh zu verwenden. Ich ziehe mir derweil den Hut mit dem Hammer auf.Image
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▶️ Debriefing: Operation „Tage der Umkehr“

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May 19
ℹ️ Krankenhaus bombardiert?

Oh, eine Auswertung. Ich freu mich. Mein Turf.

▶️ Am vergangenen Freitag, 16.05.25 berichten viele Medien, dass Israel am 13.05.25 einen Luftangriff auf das europäische Krankenhaus in Chan Yunis durchgeführt hat.

Aufmacher der Nachricht war, dass die „letzte Krebsklinik“ im Gazastreifen schließen musste.
Was u.a. von WHO-Chef Tedros Ghebreyesus sofort kritisiert wurde.

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Bemerkenswert ist, dass es keine Bilder der Zerstörung des Krankenhauses zu geben scheint.

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Ich habe das zur Auswertung geprüft, um abgleichen zu können, wo welche Zerstörung zu erkennen ist. (Wirkungsbilder)

Auch für die Presse gibt es scheinbar keine Bilder, die so etwas zeigen würden. Ich habe viele Presseberichte, Luftbilder und Datenbanken für Stock Medien geprüft.

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Apr 23
Kurzauswertung: Israel bombardiert Flüchtlingscamp

Auf Social Media wird ein Video verteilt, das zeigen soll, dass Israel das Flüchtlingslager al-Mawasi bei Chan Yunis bombardiert hat.

Was ein Soldat dort sieht, ist etwas anderes, als ein Laie sieht.

🧵 1/12
Zunächst ist bemerkenswert, dass sich darüber weder eine Pressemeldung noch entsprechendes Bildmaterial finden lassen. Nur dieses Video, das am oder kurz vor dem 14.04.25 entstanden sein soll.

Eine Meldung arabischer Medien vom 11.04. besagt, dass bei einem Drohnenangriff auf al-Mawasi zwei Zivilisten getötet worden seien.
Bei diesem Video handelt es sich jedoch nicht um einen Drohnenangriff.

Al-Mawasi ist die humanitäre Schutzzone, die Israel zugeordnet hat. Immer wieder verstecken sich dort auch hochrangige Mitglieder der Hamas. Häufig in Tunneln und Bunkern.
Dadurch verliert die Schutzzone ihre Immunität.

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So auch die Nummer 2 der Hamas im Gazastreifen und Befehlshaber der Qasam Brigaden, Mohammed Masri „Deif“.

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Oct 4, 2024
ℹ️ Ukrainekrieg: Ihr werdet manipuliert!

Wer es noch nicht gemerkt hat: Ich bin nicht nur ehemaliger Soldat. Sondern auch ein krankhafter Logik-Fanatiker.
Ich habe über Jahre mein Geld u.a. damit verdient, als Fachjournalist Studien zu prüfen und daraus gezogene Schlussfolgerungen und Schlagzeilen zu widerlegen.

Vermutlich bin ich eine Reinkarnation von Descartes oder Aristoteles oder so einem Freak.
Nicht „die“ Reinkarnation. Nur eine. So'n Bruchteil. Mehr so obenrum. Ein empfindsamer Nerd gefangen im Körper einer bulgarischen Gewichtheberin.

Gestern kam ich in eine Diskussion mit dem X-Account @MIGO_Offiziell, der meinte, die Ukraine verliert „jetzt gerade“ den Krieg. Da habe ich natürlich nett nachgefragt, wie er darauf kommt.
Die Antwort war vorhersagbar: Weil er diese oder jene selektiven Infos dazu hätte.
Wobei er im Profil angegeben hat „Data Analyst“ zu sein und eigentlich Confirmation Bias und solche Verzerrungen kennen müsste.
Andere Nutzer beschimpften ihn gleich als „Russen-Troll“. Was ich ablehne, wenn ich nicht sehr sicher bin.

▶️ Abends postete er dann in dieser Diskussion ein Diagramm. Das zeigt, wie viel Raumgewinn die Russen in der Ukraine seit Dezember 2022 gemacht haben. Das sieht wirklich dramatisch aus.
Also habe ich nach der Quelle gefragt. Er gab an, er habe sie selber erstellt.

Nur fürs Protokoll: Eine Privatperson, die sich die Daten eines besetzten Gebetes zieht und daraus ein Diagramm erstellt… Also selbst ich habe in meiner Freizeit besseres zu tun. Am Ende von Rolltreppen stehenbleiben oder sowas.

Dürft Ihr mit mir nicht machen, sowas. Ich war getriggert.

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Ich Depp habe mich also nachts hingesetzt, und einen eigenen Graphen mit den gleichen Daten erstellt.
Da habe ich Spaß dran. Und wollte eh noch etwas arbeiten.

Ich habe die Daten nur grob übernommen. Da es nur um die Relation geht und um die Verzerrung.
Als Beweis einmal die gleichen Daten – vereinfacht – in meinem Diagramm.

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Das Problem ist jetzt, dass die Daten nur von Dezember 2022 bis Oktober 2024 gehen.
Russland hat die Ukraine aber im Februar 2022 überfallen.

Man muss die Waagerechte also verlängern, um eine zuverlässige Relation zu bekommen. Denn Russland hatte ja auch ganz viel erobert und dann wieder verloren.

Hinzu kommt, dass die Krim und Teile des Donbass ja schon seit 2014 besetzt waren. Macht man die Achse aber so lang, kann man kaum noch etwas erkennen.
Von 2014 bis 2022 hat sich aber nicht viel geändert. Also kann man sie ruhig im November 2022 abschneiden.

Was dadurch passiert, ist recht einfach:
Zum einen ist zu sehen, wie viel Gebiet Russland schon erobert und verloren hatte. (Quelle: Statista)
Und zum anderen wird die Linie gestreckt. Und plötzlich sieht das alles gar nicht mehr so dramatisch aus.
Es sind aber die gleichen Daten, versprochen!

Rot markiert der vorher verwendete Ausschnitt.

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Sep 30, 2024
ℹ️ Der palästinensische Flüchtlings-Schwindel

Fast genau um fünf Uhr hat es mich wieder an die Tastatur getrieben.
Früh war ich eingenickt und konnte nicht wieder einschlafen. Gelangweilt scrollte ich durch die Accounts. Und dabei fiel mir ein Posting ins Auge, dass mich stutzig gemacht hat.
Und es wurde immer schlimmer. Aber gehen wir es durch.

Der Account „Dr. Yousef Gaza“ @Yousef_Gazaa postete vor vier Tagen das Bild einer von Leichen umringten „Pressekonferenz“. (Bild 1)
Das Motiv ist mir gut bekannt.

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Am Abend des 17. Oktober detonierte ein Flugkörper am al-Ahli Krankenhaus in Gaza.
Das von der islamistischen Terrororganisation Hamas geleitete Gesundheitsministerium veröffentlichte sehr schnell, bei diesem angeblich israelischen Angriff „auf“ ein Krankenhaus seien 471 Menschen getötet worden.
Die Medien weltweit übernahmen diese Meldung unkritisch. Weltweit kam es zu Protesten und Demonstrationen.

Schon früh am nächsten Morgen waren Pressefotos zu kaufen. Anhand derer ich das noch vor den großen Medien ausgewertet habe. Und nachweisen konnte, dass diese Geschichte – bei aller üblichen Vorsicht – schlicht gelogen ist.

Ein kleiner Flugkörper war auf einem Angestelltenparkplatz hinter dem Krankenhaus detoniert. Zwei Nebengebäude waren dabei leicht beschädigt, aber kaum oder gar nicht zerstört worden.
Während ich das schrieb (und später leider nur auf der Facebook Fanpage veröffentlichte, Bild 2), veröffentlichten die IDF Luftbilder (Nachtsicht) kurz vor und nach der Detonation. Sie zeigten nicht nur, dass der Parkplatz menschenleer war. Sondern stützten auch die sehr geringe Zerstörung.

Durch auf Social Media veröffentlichte Videos, die Anflug und Einschlag zeigten, kam kurz danach heraus, dass es sich um eine fehlgeleitete Rakete der Palästinenser handelte. Die Richtung des Beschusses konnten mit dem Luftalarm der vorherigen Nacht abgeglichen werden und legten nahe, dass es sich um eine selbstgebaute Rakete des Islamischen Dschihad gehandelt hatte.

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Das von dem Account veröffentlichte Bild zeigt die „Pressekonferenz“, die von den Ärzten noch in der Nacht gegeben wurde.
Dazu hatte man Leichen positioniert und Kinderleichen offen präsentiert.
Das Motiv ist mir deshalb als Sinnbild verhaften geblieben, weil es die erste Demonstration der Hemmungslosigkeit der Hamas-Propaganda des Krieges repräsentierte.

Dreht man den Winkel der Szenerie nur ein wenig, sieht man außerhalb des Motivs einen Offizier der Hamas stehen. (Bild 3)

Erwähnenswert ist hierbei, dass alle Ärzte vom Gesundheitsministerium der Hamas bezahlt wurden.
Inzwischen wurde beispielsweise auch nachgewiesen, dass einige der im Juni befreiten Geiseln von dem Journalisten Abdullah Aljamal im Haus seines Vaters Dr. Achmed Aljamal gefangen gehalten wurden, der selber Arzt war.
Chronologie und Auswertung dazu :

Der Leiter des Krankenhauses Mohamed Abu Salmiya, der kurz zuvor noch/auch im al-Shifa Krankenhaus (siehe unten) tätig war, wurde im Dezember festgenommen, als er mit Familienangehörigen versuchte, den Gazastreifen in einem UNRWA-Konvoi zu verlassen. Inzwischen wurde er wieder freigelassen.
Im Juli 2006 wurden neun Familienmitglieder des Abu Salmiya Clans bei einem Luftschlag getötet. Mindestens zwei der Getöteten waren hochrangige Mitglieder der Hamas (Nabil und Salwah). Das Gebäude wurde angegriffen, weil sich der inzwischen ebenfalls getötete Mohammed Deif dort aufgehalten haben soll.

(3/6)steadyhq.com/de/u-m/posts/f…Image
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Aug 11, 2024
ℹ️ Angriff auf Schule – Analyse

Leserfrage, Medienkompetenz und Propaganda

Ein Leser schickte mir heute Morgen folgende Mail (Auszug):

»Teile von Kindern, Alten und Frauen waren hier verstreut,“, erzählt Rajab Khafri nach dem gestrigen Angriff der israelischen Armee auf eine Schule in die Kamera. Nun frage ich mich: In wessen Kamera?
Der Bericht der Tagesschau stammt von der Korrespondentin Pia Steckelbach. Der Film legt nahe, dass Sie mit ihrem Kameramann vor Ort war und mit den Menschen gesprochen hat.
Wenn ich jedoch Sie richtig verstanden habe, ist das gar nicht möglich, sondern Film und Interviews sind von Journalisten aus Gaza hergestellt worden.
Wenn ich international recherche, finde ich z. B. von CNN und ABC Australia Filmberichte über den Angriff mit denselben Aufnahmen.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass viele der Bilder und Augenzeugenaussagen inszeniert sind.
Sehe ich das richtig?« [sic]

Eine kleine Analyse:

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Um es abzukürzen, sage ich einfach, wie es abläuft.

Eine Rakete schlägt irgendwo ein. Die Augenzeugen zücken ihre Handys, produzieren Bilder und schicken diese in die Welt.
So auch gestern Morgen.

Bei Tageslicht kommen dann wenige von der Hamas abgesegnete „Journalisten“.
Die Hamas ist gut aufgestellt, u.a. durch Al-Aqsa TV und Shehab News Agency, Al Jazeera ist geduldet.
Diese machen dann Presseaufnahmen.
Diese Aufnahmen werden als Stock Material in die Welt verkauft. So bereits geschehen am 10/7.

Das ist ein Markt, wie jeder andere Markt auch.
Einige dieser „Journalisten“ schicken das Material an ihre Häuser, beispielsweise Al Jazeera. Einige verkaufen das Material direkt und Exklusiv an Medienagenturen, wie Reuters, FP, dpa, etc.

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Ich habe mir viele Aufnahmen der Al-Taba’een Schule angesehen.
Alle diese Aufnahmen hätten durch ein einziges Team entstehen können. Vermutlich zwei Teams: Eines scheint die Aufnahmen beim Aufräumen gemacht zu haben, ein anderes hat wohl die „Wirkungsbilder“ der angeblichen Toten gemacht.

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