Doomen am Mittwoch
- der Untergang der Ukraine in 4 Karten 🧵
Ich versuche mich bei der Beurteilung der mil. Lage zurĂĽckzuhalten, als armchair general bin ich kaum geeignet.
Beim Lesen der Lage-Beurteilung einiger OSINT-Kommentatoren sind mir aber ein paar Fragen gekommen:
1/14
So lesen wir gerade wieder vom “immer schnelleren Vordringen der russischen Truppen in Richtung Pokrowsk” im Donbas.
“Schnell” ist hierbei relativ, weil die RU Truppen in dieser Richtung seit Februar diesen Jahres in einem schmalen Bereich “nur” etwa 35 km vorgedrungen sind.
2/14
Vergleicht man die Fläche der UA Inkursion in Kursk (gleicher Maßstab) sieht man, dass dort in wenigen Wochen deutlich mehr Gebiet gewonnen wurde.
NatĂĽrlich sind beides Momentaufnahmen im Nebel des Krieges
-mir geht es um das Narrativ der “Geschwindigkeit des Vormarsches”.
3/14
Beachtet man, dass die Ukraine alle Brücken über den Fluss Sejm westlich des besetzten Gebietes einschl. 5 RU Pontonbrücken zerstört hat, hat sie gute Chancen, den schraffiert dargestellten Bereich zu kontrollieren.
Dann wäre es ein “Nadelstich” von insgesamt 90 km Breite.
4/14
Anfang Mai begannen die RU Streitkräfte einen Angriff in Richtung Charkiw.
Damals war die Rede von mangelhaften UA Verteidigungsanlagen.
Es wurde Artilleriebeschuss, sogar Einkesselung Charkiws befĂĽrchtet.
Realität: Die UA Streitkräfte konnten den Angriff zurückwerfen.
5/14
Schaut man auf den größeren Maßstab, haben die russischen Angriffsbemühungen in 2024 bisher keine großen Erfolge eingebracht,
stellt man die hohen russischen Verluste von mind. 200.000 Soldaten und vielen militärischen Ressourcen dagegen.
6/14
Es ist Sache von Experten, die strategischen und taktischen Konsequenzen der jeweiligen Gebietsgewinne zu bewerten.
- Auf UA Gebiet geht es um einen logistischen Knotenpunkt,
- auf RU Gebiet um ein AKW und eine Stadt mit 415.000 Einwohnern.
7/14
Aber für die Bewertung, was einen Erfolg darstellt, braucht man als Maßstab auch eine Kenntnis der tatsächlichen Ziele und Absichten der jeweiligen Generalstäbe
- WARUM sie die jeweilige Aktion durchfĂĽhren.
Und diese Ziele werden aus guten GrĂĽnden geheim gehalten.
8/14
Hier die Einschätzung eines Historikers, ob das, was die Russen im Donbas treiben, im historischen Vergleich in irgendeine Nähe zu einer Art “militärischen Durchbruch” zu setzen sei:
9/14
Der Ukraine wurde unterschiedliche Motive fĂĽr die Inkursion im Oblast Kursk unterstellt:
- RU zu zwingen, Teile seine Truppen aus dem Donbas abzuziehen oder
- Tauschgebiete fĂĽr Verhandlungen mit Putin zu gewinnen, etc.
Aber: Niemand kennt die Planungen der UA FĂĽhrung.
10/14
Es wurde der UA Führung unterstellt, dringend benötigte Truppen vom Donbas in Richtung Kursk abgezogen zu haben.
Impliziter Vorwurf: Für eine Show-Aktion die eigene Verteidigung mutwillig zu schwächen.
Dabei ist öffentlich nicht bekannt, welche Reserven die Ukraine noch hat
11/14
Die allgemeine Unkenntnis ĂĽber HintergrĂĽnde von Entscheidungen der UA FĂĽhrung fĂĽhrt dazu, dass einige Kommentatoren diese als
-falsch
-idiotisch
-verantwortungslos
-effekthascherisch etc.
kritisieren.
Sind solche Einschätzungen nicht respektlos gegenüber der Ukraine?
12/14
Ja, die militärische Lage der Ukraine ist kritisch, es fehlt an Material und Personal.
Es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen und um mehr UnterstĂĽtzung zu werben.
Das geht auch mit Respekt und Vertrauen darin, dass die UA FĂĽhrung nach bestem Wissen&Gewissen handelt
13/14
“Noch ist die Ukraine nicht verloren”
lautet der ursprĂĽngliche Titel der ukrainischen Nationalhymne.
Behalten wir einen klaren Kopf.
Lassen wir uns nicht von Stimmungen leiten- stattdessen vom Mut und Kampfgeist der Ukrainer immer wieder inspirieren.
14/14
Russland-Politik: Wollen wir uns weiter selbst belügen?🧵
Lange Zeit war in Deutschland ein mythisches Bild von Russlands Größe, Stärke und Bedeutung prägend.
“Russland können wir nicht ignorieren, Europa braucht Russland.
Sicherheit ist ohne Russland nicht machbar.”
1/20
Diese Bilder stecken tief im deutschen Bewusstsein
und scheinen bei heutigen Forderungen nach schnellem Ende des russischen Angriffskriegs durch irgendwie geartete “Verhandlungen” eine Rolle zu spielen:
“Wir brauchen keinen Konflikt, sondern stabile Beziehungen zu Russland”.
2/20
Dieses Narrativ,
“Russland ist so bedeutend, dass wir es nicht ignorieren können” wurde auch von Angela Merkel in einem Interview in 2022 wiederholt.
Sie gab dabei zu: “Handel durch Wandel” funktionierte nicht.
Aber was ist dran am Narrativ von der Wichtigkeit Russlands?
3/20
Nord Stream: Waffe deutsch-russischer Machtpolitik 🧵
Nord Stream war konzeptionell gegen existenzielle Interessen Osteuropas gerichtet.
Auch heute - längst zerstört - wird es als Waffe gegen Polen & Ukraine eingesetzt.
Deutschland auf Abwegen, Analyse mit @Spartyflyboy
1/24
Nord Steam zeigt problematische Muster deutsche Politik auf:
FĂĽr Appeasement mit Diktaturen wird Konflikt mit eigenen VerbĂĽndeten in Kauf genommen.
Versteckt wird das hinter ökonomischen Interessen, die letztendlich zu Abhängigkeitsverhältnissen von Diktaturen führen.
2/24
Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 versuchte Russland kolonialen Einfluss ĂĽber die ehemaligen Kolonien zu behalten: durch Kontrolle ĂĽber die Verteilung von Energieressourcen Strom, Gas und Ă–l.
Nach der orangenen Revolution in der Ukraine 2004 zeigte sich das deutlich:
3/24
Russlands unaufhaltsamer Vormarsch im Donbas 🧵
als Medienphänomen
Kaum ein Bericht ĂĽber die ukrainische Inkursion in die russische Region Kursk kommt ohne den relativierenden Hinweis aus, dass gleichzeitig der RU Vormarsch im ostukrainischen Donbas unvermindert weitergeht.
1/19
Der Erfolg der ukrainischen Offensive in der Region Kursk wird oft daran gemessen, ob er den russischen Vormarsch im Donbas stoppen könne
- indem Putin durch das ukrainische Agieren gezwungen wĂĽrde, Truppen aus dem Donbas nach Kursk zurĂĽck zu beordern.
2/19
Hier zeigt sich, dass der Fokus auf die minimalen, aber stetigen Gebietsgewinne Russlands in der Ostukraine zu einer Verzerrung der Wahrnehmung ĂĽber den Krieg
- und damit den Erfolg bzw. Misserfolg beider Armeen fĂĽhrt.
3/19
Save the date:
@gripfeli spricht morgen Abend um 19.15 im @DLF in der Sendung „zur Diskussion“ zum Thema:
„Was prägt die Stimmung in Sachsen und Thüringen?“
Grit sucht Erklär-Ansätze, woher die Russland-Affinität in Ostdeutschland stammt.
Hier ein 🧵 mit Hintergrund-Infos:
1/14
Wie viele von uns auch sieht Grit Friedrich einen Zusammenhang zwischen UnterstĂĽtzung der Ukraine gegen den Aggressor Russland und dem Einsatz fĂĽr Demokratie in Deutschland.
Denn wir erleben, wie demokratiefeindliche Kräfte mit RU Desinformation unsere Debatten vergiften.
2/14
Grit lebt auf dem Land in Sachsen.
Bei Beginn des brutalen russischen Angriffskriegs im Februar 2022 fiel ihr auf, dass viele ihre Nachbarn Russland-Flaggen oder Schilder „Friede mit Russland“ an ihren Häusern anbrachten, sich also mit dem Aggressor solidarisierten.
3/14
Warum traut sich Putin nicht, den Verteidigungsfall auszurufen? 🧵
Lange Jahre behauptete Putin, er fühle sich von NATO und deren potentiellen „Vasallen“ Ukraine bedroht.
Jetzt besetzt diese russisches Territorium, aber Putin reagiert extrem schwach.
Was ist da los?
1/15
2022 drohte Putin damit, bei Verletzung der territorialen Integrität Russlands alle verfügbaren Mittel, insbesondere Massenvernichtungswaffen, einzusetzen.
Das sei kein Bluff.
Das beeindruckte viele und bestimmte unsere Debatten.
Heute zeigt sich: Doch, es war ein Bluff.
2/15
Wie das ISW hervorhebt, versucht Putins Regime weiter die Bezeichnung “Krieg” zu vermeiden.
In der Ukraine läuft die “Spezialoperation” weiter.
Und im Inland läuft jetzt eine “Anti-Terror-Operation” an, gegen eingedrungene ukrainische “Terroristen”.
3/15
3 Erkenntnisse, die wir schon jetzt aus der ukrainischen Offensive bei Kursk gewinnen können 🧵
Putins Regime war lange Hoffnungsträger von Anhängern verschiedener politischer Lager bei uns,
als vermeintlich starker Gegenpol gegen die „Hegemonialmacht“ USA wirken zu können.
1/15
Eine ähnliche Rolle wird China von diesen Akteuren zugemessen, wenn in durchaus hoffnungsvoller Weise von einer zukünftig „Multipolaren Weltordnung“ gesprochen wird bzw. diese erhofft wird.
China und Russland dienten als Projektionsfläche für eine Gegenposition zu den USA.
2/15
Aber 3 Narrative derjenigen, die mittelfristig eine gewisse Annäherung und Kooperation mit Russland
- zumindest aber einen Respekt vor russischen Interessen fordern -
wurden in den letzten Tagen durch das Verhalten des russischen Regimes zerlegt.
Hier die Gegenthesen:
3/15