Die Kognitionspsychologie weiß: Menschen nehmen längerfristige Verluste in Kauf, wenn sie dadurch kurzfristige Verluste vermeiden können (Verlustaversion). Der Populismus setzt genau hier an. Ein Thread in drei Beispielen: 👇 /1
1. Corona-Pandemie: Kurzfristige Einschränkungen der Freiheit vs. mögliche langfristige Schäden durch das Virus. Unmittelbar spürbare Verluste vs. abstrakte, längerfristige. Wir wissen, was passiert ist. /2
2. Energiewende: Investitionen in Transformation verursacht erst einmal Kosten in Form von Verlusten im Lebensstandard. Die langfristigen Verluste stehen in keinem Verhältnis, werden aber von vielen für den SUV in Kauf genommen. Wir wissen, was passiert. /3
3. Kampf gegen russische Desinformation: Entschiedenes Handeln würde z.B. eine stärkere Regulierung öffentlicher Rede erfordern. Geringe Kosten gegen eine russische Übernahme. Aber für die Menschen unmittelbar, was zu Reaktanz führt. Wir wissen, was passiert. /4
Der Populismus und die dahinterstehenden Akteure und Lobbies befeuern gezielt das Erleben von Verlustaversion bei den Menschen, spielen kurzfristige Verluste gegen abstrakte, aber ungleich höhere längerfristige Kosten aus. Die Sachpolitik hat daher die schwierige Aufgabe, ... /5
...gegen diesen psychologischen Mechanismus, der ja physiologisch verankert ist, zu argumentieren. Und sie scheitert. Die Krux: Wenn die längerfristigen Verluste irgendwann zu kurzfristigen werden, ist es für präventives Handeln zu spät. /f
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Thread, welche Form des geschichtsteleologischen Denkens diverse Parteien an autoritäre Regime heranwanzen lässt. 👇
Einige geopolitische Denkschulen gehen davon aus, dass sich Aufstieg und Fall von Welt- und Werteordnungen in Zyklen ereignen (z.B. Buch von Ray Dahlio). /1
Nach dieser Vorstellung ist die liberale Demokratie im Niedergang und kann, aufgrund der teleologischen Unausweichlichkeit auch nicht mehr gerettet werden. Die autoritäre Achse aus China, Indien und Russland wird in diesem Weltbild zwangsläufig dominieren. /2
Entsprechend sollte sich demnach auch Deutschland in Richtung dieses Autoritarismus orientieren und bereits jetzt damit beginnen, diplomatische Bande zu knüpfen. Die Wahl ist: Umorientieren, Kappen der Westbindung, oder Abstieg zum Entwicklungsland. /3