Kurze historische Nachilfestunde für @Ralf_Stegner: Während ein Staat in Ostmitteleuropa gegen #Russland um seine Existenz kämpft, demonstrierten wohlfeile deutsche Sozialdemokraten mit moskautreuen Kommunisten gegen Waffenlieferungen für das bedrängte Land: Es ist August 1920!/1
Der linke Sozialdemokrat Heinrich Ströbel (1869-1944, 1918 kurzzeitig Minister im revolutionären Kabinett Preußens) schreibt in der "Weltbühne" einen Artikel mit dem Titel "Irrsinn der Gewaltpolitik" in dem er sich gegen Waffenhilfe an Polen und für schnellen "Frieden" mit/2
dem bolschewistischen Russland ausspricht. Waffenlieferungen an Polen würden den Krieg nur verlängern und seien aussichtslos. Stattdessen warf er Polen vor "Suprematie" gegenüber den "russischen Randstasten" [gemeint sind Ukraine u. Belarus!] anzustreben. Polen müsse sein/3
"Kriegsabenteuer" beenden und beweisen, dass es überhaupt als Staat "existenzfähig" sei. Ansonsten drohe "Europa ein neuer Weltebrand" in den Frankreich und England mit ihren Waffenlieferungen an Polen "hineintaumeln" würden. Es müsse schnell Frieden geschlossen werden bevor/4
Das "Kriegsfeuer, nach der Einäscherung d. rasch gezimmerten Polenstaates, auch Mitteleuropa in Flammen setze" - hinter diesen pathetischen Worten steckte im Kern egoistische Motive: Polen stünde d. deutsch-russischen Annäherung im Weg. Polen müsse sich im Dienst des "Friedens"/5
Den Bedingungen der Bolschewiki beugen. Die Ironie: Der Artikel Ströbels erschien unmittelbar vor dem überraschenden Sieg Polens gegen die bolschewistischen Invasoren. Tatsächlich halfen die westlichen Waffenlieferungen Polen zu retten - bis das Bündnis aus "Drittem Reich" und/6
Stalins Sowjetunion seiner Staatlichkeit 19 Jahre später ein Ende bereitete. Was lernen wir daraus? Forderungen an einen angegriffen Staat sich den Bedingungen des Aggresors zu beugen, haben wenig mit "Frieden" zu tun. Zwar ist diese Episode nur bedingt mit der Situation heute/7
zu vergleichen, doch die Menschen in Ostmitteleuropa haben diese Argumente und Diskurse nicht vergessen - gerade wenn es um die deutsche Sozialdemokratie geht!/Ende Quelle: Heinrich Ströbel, Der Irssinn der Gewaltpolitik, in "Weltbühne" 17. August 1920.
Zu den "Friedensdemos" der Kommunisten hier noch mein Thread vom letzten Jahr
Der "Pakt des Friedens" führte in den Krieg: Heute vor 85 Jahren ratifizierte die Sowjetunion den Pakt mit Hitler - einen Tag später folgte die Invasion Polens. Der sowj. Außenminister Molotow erklärte mit dem Pakt den "Interessen" beider Völker und "dem Wesen nach dem Frieden/1
zu dienen". Bei den [westlichen] "Kriegsbrandstiftern" herrsche dagegen "Unzufriedenheit" über das Bündnis. Damit hatte Hitler die Rückendeckung für die Invasion und die Zerschlagung des polnischen Staates. Hitler und sein Bundesgenosse Stalin machten Polen und dessen westliche/2
Verbündete für das Scheitern der "Friedensbemühungen" verantwortlich. Tatsächlich war der Krieg und die Zerstückelung Polens längst entschieden. In einer Sitzung auf dem "Obersalzberg" am 22.08.39 erklärte Hitler gegenüber der dt. Militärführung, dass das Bündnis mit Stalin ihm/3
Da ich kein Militärexperte bin, beobachte ich die politischen Folgen der ukr. Offensive in #Kursk. #Putin erhebt einen totalen Machtanspruch - weist politische Verantwortung aber grundsätzlich zurück. Im Mai 2024 hat er noch eine "Sanitärzone" an Russlands Grenze zur Ukraine/
angekündigt, wo es keine militärischen Aktivitäten der Ukrainer geben dürfe - das ist offensichtlich gescheitert. Putin schiebt die Verantwortung aber den lokalen Behörden zu. Wie üblich ist totales Chaos und Kompetenzwirwarr. Die parasitäre Administration ist eher Instrument/
Der Ausplünderung und kommt mit solchen Krisen nicht klar. Auf Telegram beschwert sich die Bevölkerung über Choas und Desorganisation. Ähnlich auf militärischer Ebene: Militär - FSB und Kadyrows "Achmat-Truppen" machen sich gegenseitig verantwortlich, streiten um Kompetenzen/
Heute vor 25 Jahren: Boris Jelzin ernennt den Chef des Geheimdienstes FSB #Putin zum Ministerpräsidenten #Russland/s. Anstatt wie seine Amtsvorgänger nach kurzer Regierungszeit wieder in der Versenkung zu verschwinden, begründet er ein Machtsystem, das bis heute besteht, Thread/1
Es war der Krieg in Tschetschenien mit dem sich der damals nahezu unbekannte Putin als "starker Mann" inszenierte. Obwohl er noch am 28. September 1999 einen Einmarsch russ. Truppen vehement bestritt, überschritten diese nur zwei Tage später die Grenze. "Wir werden sie/2
[die tschetschenischen Kämpfer] bis aus Scheißhaus verfolgen" - mit diesem vulgären und markigen Spruch wurde Putin berühmt. Jedoch gab es damals noch vom Staat unabhängige Medien, die sich über den "Neugeborenen" Regierungschef lustig machten - etwa die Sendung "Kukly" auf NTW/3
In diesem aktuellen russ. Rekrutierungsvideo erfahren wir mehr darüber, wie und warum #Russland seinen Angriffskrieg führt, als in 100 Aufsätze westlicher "Experten" für "Geopolitik": Der Bullshit über das "Aufghehen" unzähliger Kulturen unter russ. "Großkultur" hat sich/
seit #Putin/s 3. Amtszeit deutlich verstärkt. Ich habe es selbst von unzähligen russ. Funktionären im immer gleichen, einstudierten Wortlaut gehört: Russland kennt keinen Rassismus, die RF integriert mustergültig alle Ethnien u. Nationen - als Kämpferin gegen Imperialismus (!)/
Tatsächlich werden alle polit. Bewegungen, die die russische "Mutterkultur" ablehnen als "Extremisten/Faschisten" verfolgt - der Kreml möchte auch die #Ukraine zurück in den Schoß seines "antimperialen" Imperiums holen. Dort herrscht negative Freiheit - also Freiheit vom/
Heute vor 110 Jahren: Der #ErsteWeltkrieg beginnt. Der Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang, die zur "Urkatastrophe" (George Kennan) des 20. Jahrhunderts führt. Über Ursachen und Verantwortung dieses fatalen Krieges wird/1
bis heute erbittert gestritten. Nein, die Großmächte sind nicht wie "Schlafwandler" in einen Krieg gestolpert, dessen Ausmaß und Folgen sie nicht abschätzen konnten. Im Gegenteil waren sich die Regierungen aller beteiligten Staaten den Gefahren neuer Waffensysteme und/2
des modernen "Massenkrieges" sehr wohl bewusst. Obwohl die alleinige Verantwortung Deutschlands heute von der Forschung widerlegt ist, waren das Kaiserreich und Österreich-Ungarn wesentliche Antreiber des Konflikts. Im aktuellen Diskurs ist ein Vergleich zum russ. Überfall der/3
Vor 84 Jahren: Nach der Kapitulation Frankreichs dominiert Hitlers "Drittes Reich" die Mitte und den Westen d. europäischen Kontinents. Großbritanniens Premier Churchill setzt den Widerstand fort. Hitlers Propaganda spricht von den "plutokratischen #Kriegstreiber/n", Thread/1
Da Großbritannien sich Hitlers "Friedensplänen" - der Anerkennung des deutschen Eroberungsfeldzugs - verweigert, wird er von Deutschlands Propaganda zum "Kriegstreiber" u. "blutigen Verrückten" erklärt, der andere Völker in den Krieg hetze. Als US-Präsident Roosevelt zeitgleich/2
erklärte, Großbritannien zu unterstützen, richtete sich Hitlers Propaganda zunehmend gegen die USA. Diese würden - angeleitet von "jüdischen Hintermännern" - den Krieg "verlängern". So der deutsche Botschafter Dieckhoff in einem Memorandum vom 21. Juli 1940/3