Thread, welche Form des geschichtsteleologischen Denkens diverse Parteien an autoritäre Regime heranwanzen lässt. 👇
Einige geopolitische Denkschulen gehen davon aus, dass sich Aufstieg und Fall von Welt- und Werteordnungen in Zyklen ereignen (z.B. Buch von Ray Dahlio). /1
Nach dieser Vorstellung ist die liberale Demokratie im Niedergang und kann, aufgrund der teleologischen Unausweichlichkeit auch nicht mehr gerettet werden. Die autoritäre Achse aus China, Indien und Russland wird in diesem Weltbild zwangsläufig dominieren. /2
Entsprechend sollte sich demnach auch Deutschland in Richtung dieses Autoritarismus orientieren und bereits jetzt damit beginnen, diplomatische Bande zu knüpfen. Die Wahl ist: Umorientieren, Kappen der Westbindung, oder Abstieg zum Entwicklungsland. /3
Das motiviert den außenpolitischen Blick von #AfD #BSW & Co. Dabei wird ausgeblendet, dass Geschichte nicht teleologisch ist und sich Zyklen - wenn überhaupt - nur aus der sinngebenden Rückbetrachtung ergeben. Die Vorstellung, die liberale Demokratie könne eine Renaissance... /4
.. erleben ist nicht vorgesehen. Aus diesem Grund unterstützen die genannten Regime die Verbreitung dieser Theorien und unterstützen Thinktanks, deren Mission es ist, diese Form des unausweichlichen Geschichtsverlaufs in die Köpfe zu hämmern. Self-Fulfilling-Prophecy anyone? /5
Aber Zukunft ist offen, sie ist gestaltbar. Deshalb ist eine pro-westliche Haltung, die Überzeugung, unsere Demokratie könne natürlich in die Zukunft gerettet werden, essentiell. Und deshalb ist es auch essentiell, dass die #Ukraine gewinnt. Sie steht symbolisch... /6
....für diesen Kampf gegen ein teleologisches und unterkomplexes Verständnis von geopolitischer Entwicklung. Und wir müssen dementsprechend auch im Land die Stimmen bekämpfen, die diese Erzählung perpetuieren. /7
@threadreaderapp unroll
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Die Kognitionspsychologie weiß: Menschen nehmen längerfristige Verluste in Kauf, wenn sie dadurch kurzfristige Verluste vermeiden können (Verlustaversion). Der Populismus setzt genau hier an. Ein Thread in drei Beispielen: 👇 /1
1. Corona-Pandemie: Kurzfristige Einschränkungen der Freiheit vs. mögliche langfristige Schäden durch das Virus. Unmittelbar spürbare Verluste vs. abstrakte, längerfristige. Wir wissen, was passiert ist. /2
2. Energiewende: Investitionen in Transformation verursacht erst einmal Kosten in Form von Verlusten im Lebensstandard. Die langfristigen Verluste stehen in keinem Verhältnis, werden aber von vielen für den SUV in Kauf genommen. Wir wissen, was passiert. /3