RU Artillerie - wie viel, wie lange noch?
Teil 2: Bis wann reichen die Lager?
Schreibt man die Bestände nach Tab. 2 fort um die Verluste des III.Q 2024 und die Veränderungen bei den aktiven Geschützen (es kam v.a. die M-46 hinzu, in derzeit noch kleinen Zahlen), kann man daraus und aus den derzeitigen Verlusten pro Zeiteinheit eine Restnutzungsdauer der RU Lager berechnen.
Die derzeitigen Verluste (1.9.-9.10.) liegen etwa 15% unter Jul+Aug - da ist also grundsätzlich Steigerungspotenzial.
Als zusätzliche Sicherheitsmarge wird angenommen, dass über den auf den Sat-Photos erkennbaren Lagerbestand hinaus 10% mehr in Hallen stehen, gelagert oder im Prozess der Aufarbeitung. Bei den SFL könnte diese Quote zu niedrig sein (s. Teil 1, Ausgangsbestände), bei den Feldgeschützen dürfte sie zu hoch sein - also ein guter Faustwert.
Hinzu kommt die Neuproduktion von Geschützen. Meist wird diese als vernachlässigbar angesehen, zumal die Ersatzproduktion von Rohren ohnehin als Engpass gilt. Das ist sicher richtig, wie Bilder von Depots mit SFL ohne Rohre zeigen. Offenbar gibt es dennoch eine gewisse Neuproduktion - 2S19 und 2A65 wurden schon erwähnt, hinzu kommen die erst im Laufe des Krieges aufgetauchten sehr wenigen 2S43 (selbes 152mm-Geschütz, nur statt als PzH auf LKW-Chassis) und wahrscheinlich die Nachfolgemodelle des 120mm-Mörsers 2S9 (2S23, 2S34, 2S40), die möglicherweise ebenfalls in kleinen Stückzahlen gefertigt werden.
2S19 wurden vor dem Krieg etwa 35 jährlich produziert, bei 2A65 war eine Produktion nicht bekannt. Die 2S19-Strecke lief sehr wahrscheinlich während des Krieges weiter, auf jeden Fall sind Maschinen und Know-How vorhanden.
Aufschlußreich sind hier die Anteile an den zerstörten Geschützen. Bei stabiler Gesamtzahl, also insgesamt ausreichend Ersatz - sei es aus Beständen, sei es aus Produktion - verlieren Typen, die nicht mehr am Lager sind und nicht oder in zu geringer Zahl produziert werden, prozentual an Bedeutung. Diese Abnahme verläuft negativ exponenziell, was in früheren Threads auch für Schätzungen der Gesamtzahlen verwendet wurde.
Betrachtet man die Anteile von 2S19 und 2A65 über die Zeit (Abb. 1), ist ab III/22 zunächst eben ein solcher exponenzieller Rückgang zu beobachten - die ersten beiden Quartale bleiben außer Betracht, da gab es noch Lagerbestände, weshalb der Anteil beider Typen zunächst anstieg. Interessant ist, dass bei 2S19 seit IV/23, bei 2A65 seit II/24 (und zwar seit April) die Anteile plötzlich deutlich über den bei exponenzieller Abnahme zu erwartenden Werten liegen. Berücksichtigt man einen gewissen Vorlauf zwischen Hochfahren der Produktion und Wirkung an der Front, dürfte die 2S19 seit Sommer 2023, etwa 12-14 Monaten, verstärkt produziert werden, bei der 2A65 seit eher 8-9 Monaten.
Damit lässt sich auch eine Stückzahl pro Monat schätzen: 2S19 gingen seit Okt 23 475 Stück verloren (hochgerechnet aus dem Anteil an den Verlusten bei Annahme Gesamtverlust=30% GSUA-Zahlen). Der Bestand sank aber nur um 195 Stück (geschätzt aus Differenz des Anteils an den Verlusten in III/23 und III/24, 14,4% bzw. 9,5% bei Gesamtzahl aktiver Geschütze von 4000). Demnach müssten 280 Stück produziert worden sein, 20-23/Monat.
Für die 2A65 liegen die Verluste in II/24 und III/24 rechnerisch bei 137 Stück, der aktive Bestand wuchs von 2,9% auf 5,9%, also um 120 Stück - macht 257/8-9 Monate, also Produktion 28-32 Stück/Monat. Nun ist hier der Zeitraum kurz, die Anteile gering, was den möglichen statistischen Fehler vergrößert, die Zahl wird also irgendwo im Bereich 20-40/Monat liegen.
2S43 und 120mm-Mörser dürften die Zahl kaum verändern; insgesamt macht das also 40-65 Stück/Monat - weiter eingrenzen können wird man die Zahl frühestens in 3 Monaten. Selbst die Untergrenze liegt deutlich über allem, was bisher angenommen wurde - bei der 2S19 allein liegt die Produktion etwa beim 7-8fachen der Vorkriegszeit. Der Beginn im Sommer 2023 passt recht gut zu den entsprechenden Ankündigungen einer "Kriegswirtschaft" - auch wenn Shoigus Zahlen sicher insgesamt weit übertrieben waren, konnte man damals doch offenbar die Produktion drastisch erhöhen 3/n
Abb. 1 Anteile der Geschütztypen im Zeitverlauf (pro Quartal ein Wert, Beginn III/22)
Damit werden bis zu 15% der gegenwärtigen Verluste durch Neubauten ersetzt, nur 85% gehen zu Lasten Lagerbestände, enstprechend muss bei den Gesamtzahlen der monatliche Netto-Verbrauch reduziert werden.
Die Restzeiten der einzelnen Typen in Tab. 3 sind nicht als real zu bertrachten - man versucht natürlich, den Mix an der Front so zu gestalten, dass nicht irgendwann ein wichtiger Typ oder gar Kaliber komplett verschwindet. Differenzen zeigen deshalb eher bestehenden Anpassungsbedarf - oder deuten auf Probleme.
Hier sind 2 Typen hervorzuheben. Zum einen die D-30, deren Bestand rechnerisch nur noch 2 Monate reicht. Sie wird vermutlich demnächst durch die M-30 ersetzt (eigtl. ihr Vorgängermodell, im Einsatz seit 1940); vereinzelt wurde der Typ bereits beobachtet, in den Verlustlisten fehlt er bisher. Hauptnachteil ist die mit 11,8km ggü. 15,8km der D-30 deutilch geringere Reichweite - evtl. deshalb der Mix mit der M-46, die mit 27,5km eine gute Reichweite hat. Möglich, dass in den Unbestimmbaren noch D-30 enthalten sind, dann könnten die Geschütze noch bis maximal Ostern reichen; man wird sehen, ab wann M-30 in größerer Zahl auftauchen
Der andere Typ ist die SFL mit demselben Geschütz wie die D-30, die 2S1. Es ist der einzge Typ, bei dem die Verluste vom II. zum III. Quartal statistisch hochsignifikant zurückgingen; der daraus errechnete Anteil am Gesamtmix sank von über 10% in 2022-23 auf 2,5% in III/24, obwohl es bei den Lagerbeständen 16% sind. Der sehr starke Rückgang ist nicht nur auf Verluste zurückzuführen, dafür ist er zu ausgeprägt, am ehesten ist es Ersatzteilmangel bei Verschleißteilen, so dass auch bereits im Einsatz befindliche Geschütze herausgenommen werden müssen.
Die Rohre können es nicht sein - es wäre unlogisch, die SFL deshalb herauszuziehen, die viel anfälligeren Feldgeschütze (D-30) aber unvermindert mit Ersatzteilen auszustatten. Es wird also im Bereich der Mechanik liegen. Verschrottet werden bisher keine Fahrzeuge, wie Tab. 2 zeigt, die Systeme werden also nicht dauerhaft unbrauchbar.
Der sehr große Unterschied der Restlaufzeit der Bestände von SFL und FG (selbst mit allen unbestimmbaren 35:22 Monate), der eigtl. unlogisch ist - warum sollte man die gegen Konterbatteriefeuer weniger anfälligen SFL geringer einsetzen als möglich? - zeigt allerdings, dass man die Probleme mit der 2S1 für mittelfristig nicht lösbar hält, sonst würde man sie vorübergehend durch vermehrten Einsatz der 2S3 ausgleichen, statt den Anteil der SFL immer weiter zu verringern (s.u.). D.h., dass die Bestände an nutzbaren SFL insgesamt vermutlich um einige hundert zu hoch angesetzt sind, da die 2S1 großenteils ausfallen
Allerdings haben auch 2S3 und 2S5 rechnerisch etwas höhere Restlaufzeiten als die FG - bei der 2S3 könnten technische Probleme die Ursache sein, die auch schon zu einigen Verschrottungen führte (s.o., Tab. 2), bei der 2S5 ist eher die Muntion das Problem; das Geschütz benötigt Spezialmunition und entsprechend eine eigene Logistik, was vermutlich den Einsatz begrenzt
Die ggü. 6/2024 aufgelaufenen rechnerischen Minusbestände bei 2S43, 2S23etc. und 2A65 bestätigen wiederum, dass bei diesen Typen Neuproduktion stattfindet.
Lagerbestand gesamt:
rechnerisch verbleiben Geschütze für 25 Monate, danach würde sukzessive der Frontbestand aufgebraucht. Diese Zahl ist allerdings als sehr optimistisch (aus RU Sicht) zu bewerten, enthält sie doch gleich mehrere Puffer
- die um 10% höher angesetzten Lagerbestände
- die nicht berücksichtigten Probleme mit der 2S1
- die nicht berücksichtigte Zahl nicht reparierbarer Systeme, die nicht abschätzbar ist. Hier ist der Schwund bei den Feldgeschützen, aber auch der 2S3 im Zeitraum 2022-2024 (vgl. Tab. 2) ein Hinweis
- die Kannibalisierung vieler gelagerter Systeme. v.a. wurden oftmals Rohre ausgebaut; das betrifft insbesondere die 2S7 mit ihrem sehr hohen Rohrverschleiß, von der kaum noch intakte Systeme im Lager stehen dürften, gilt aber auch für die anderen Kaliber. Auch hier kennen wir derzeit keine genauen Zahlen, es dürften aber zumindest bei den SFL zweistellige Prozentsätze sein
- dass unter den Unbestimmbaren ein bunter Mix unterschiedlicher meist uralter Typen sein dürfte, teils auch abweichende Kaliber wie die D-44 (85mm), deren praktischer Nutzen deshalb eingeschränkt sein wird
Eine realistischere Obergrenze dürften daher die 22 Monate der Feldgeschütze sein, die Untergrenze die 15 Monate nur der bestimmbaren Feldgeschütze - das Ende der Lagerbestände wird also im 1. Hj. 2026 erreicht, wobei sich schon 2025 erste Defizite und eine zunehmende Typenvielfalt negativ bemerkbar machen werden.
Zur voraussichtlichen Entwicklung der Zusammensetzung des aktiven Bestandes folgt Teil 3 4/n
Tab. 3 Schätzung der Restlaufzeit der Lagebestände nach Typen
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- er wiederholt selbstredend die Lüge von der Schuld des W am Krieg
- er lügt von einer RU Verhandlungsbereitschaft, die weiterhin eine Kapitulationsforderung ist
Kurz - ein Sortiment bekannter RU Propaganda-Versatzstücke.
2/5
Dass ein Politologie-Prof. diese reine Propaganda als "RU Sicht - die es zu verstehen gilt" wahrnimmt, sagt viel über seine fachlichen Qualitäten aus. Dass er so tut, als wäre irgendetwas Neues dabei, dass es zu verstehen gilt, weckt Zweifel an seinem Erinnerungsvermögen
3/5
Das Feuer im Tanklager Proletarsk scheint allmählich auszubrennen. Bei weitem nicht alle Tanks sind zerstört, das Lager aber erst einmal unbenutzbar 1/4
Heute Nacht eine weitere Welle RU Angriffe auf die UA Infrastruktur. Insgesamt fast 140 Raketen und 190 Drohnen innerhalb 24h - trotz hervorragender Abschußquoten zahlreiche Treffer, u.a. auf 2 Hotels mit W Journalisten 3/4
Heute Nacht wieder ein größerer UA Drohnenangriff, u.a. auf Moskau. Bei Rostow wurde angeblich eine S-300-Batterie getroffen, ansonsten nocht keine Treffermeldungen.
Das Tanklager Proletarskij brennt den 4. Tag... 1/3
Kursk-Offensive - Versuch einer aktuellen Lage, 15.8. 12.30 Uhr
Äußerst dürftige Informationen aus RU heute - von Rybar eine ungewöhnlich karge Lage sehr spät, von anderen Bloggern (Dva majora, Romanov) und dem VertMin bisher nichts
Damit bleiben plausible Gerüchte und die Bilder zahlreicher RU Gefangener - von denen wir aber nicht wissen, ob sie von gestern sind und damit einen aktuellen Trend anzeigen
Es gibt eine Reihe von Orten, die nun UA kontrolliert sein sollen, v.a. N von Sudscha. Das spricht dafür, dass dort RU Widerstandsnester ausgeräumt oder die Orte einfach erstmals aufgesucht wurden, da sie deutlich hinter den bekannten vorderen Positionen der UA liegen.
Ein guter Teil der Gefangenen könnte aus solchen Säuberungsaktionen stammen.
Bei Korenewo könnten die UA N des Ortes deutlich weiter vorgdrungen sein - die RU Angaben sind kryptisch. Dann wäre der Fall nur eine Frage von Stunden.
Ganz im SO soll Bjelitza(X) gefallen sein, was den Weg weiter nach S freimachen würde - es fehlt aber jede Bestätigung.
Angebliche Grenzübertritte an mehreren Stellen in die Oblast Belgorod sind ebenfalls nur Gerücht, allerdings wurde dort der Notstand verhängt, da geht also etwas vor.
Zusammenfassend: keinerlei belastbare Informationen, nur das RU Schweigen und die vielen Gefangenen von gestern (??) sind ein Hinweis darauf, dass sich an mindestens einem Punkt der Front die Lage der RU dramatisch verschlechtert haben könnte.
Mehr als Vermutungen und Spekulationen sind heute leider nicht verfügbar
Man freut sich über Häppchen: Einschlag in Lgow, 15km N der Front. Unklar, ob Drohne oder Rakete. Ein weiteres Indiz, dass die UA in der Ri. Druck machen
Mittlerweile die Lage des VertMin: gewaltige Siege durch Beschuß, ein kleines Dorf zurückerobert (könnte theoretisch sogar stimmen), die UA Verluste werden erstaunlich moderat. Diesmal ohne zusätzliche Info.
Kaum Veränderungen zum Vorabend. Die RU verlegen sich zunehmend darauf, aus ihrer Informationshoheit eine erstarrende Lage abzuleiten - völlig unklar, inwieweit das zutrifft.
Zumindest ist seit dem Angriff am 10.8. abends keine größere UA Aktion mehr bekannt geworden. Anstatt die RU Position um Korenewo mit Spähtrupps im Rücken unhaltbar zu machen, scheint man frontal anzugreifen, was unsinnig wäre.
Im Moment ist völlig unklar, was die UA in Kursk noch erreichen wollen, zumal die strikte Nachrichtensperre hält - es werden nur wenige Videos freigegeben, die mindestens 48h alt, meist aber älter sind
Nach RU Beobachtungen werden erste UA Verbände bereits abgelöst, frische Kräfte herangeführt
Kursk-Offensive - Die Lage 14.8.2024 mittags
Die 13.00-Uhr Lage des RU VertMin ohne große Neuigkeiten. Zunehmend Widersprüche, sowohl zu den bekannten Milbloggern als auch zur eigenen Lage vom Vortag. Man betont, den UA Vormarsch überall gestoppt zu haben, berichtet von einiger Beute und Gefangenen (ohne Belege).
Lediglich in der SW-Ecke des besetzten Gebietes eine Klärung, hier kann jetzt auch ein vorderer Rand der Kampfzone angegeben werden. Hier wohl auch kleine UA Fortschritte ggü. gestern
@Black_BirdGroup Mittlerweile sollen 7-8 UA Brig. an der Offensive beteiligt sein (lt. RU VertMin)
22., 61., 115. mech. Brig.
80., 82. und wohl auch 95. Luftlande 92. Angriffsbrig 1. Präsidialbrig 80. und 82. angeblich ausgetauscht, die RU melden aber noch "Siege" gegen sie
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Mittlerweile eher eine NO-Offensive, denn die UA Angriffe wurden weiter nach S ausgeweitet, an 2 Stellen wird versucht, die RU Grenzverteidigung zu durchbrechen. Die Behörden haben bereits mit der Evakuierung begonnen.
Bereits gestern abend wurde ein Grenzübertritt bei Tjotkino gemeldet - bisher unbestätigt.
Die UA weiten die Angriffsfront immer mehr aus, was bedeutet, dass ein Stoß in die Tiefe nicht geplant ist. Vielmehr geht es wohl darum, RU Verstärkungen am Laufen zu halten ("Russenpingpong") und zu zersplittern und im Ergebnis um einen Cordon sanitaire entlang der Grenze.
@Black_BirdGroup Sudscha ist komplett in UA Hand. Nachdem ein Video vom Kreisverkehr im NO der Stadt auftauchte, räumen das jetzt auch RU ein
Informationsfluß weiterhin sehr spärlich, fast ausschließlich RU Quellen.
Sudsha ist in UA Hand, Martynowka einige km NO könnte noch umgekämpft sein, ist aber eher ebenfalls UA.
Der vorgestern abend gestartete Vorstoß S davon nach Belgorod hinein scheint nach den punktuellen Meldungen (X) über UA Präsenz auf keinen größeren Widerstand gestoßen zu sein, die RU Grenzverteidigung hat sich dort quasi aufgelöst. W der Bahnlinie dürfte es keine RU Präsenz mehr geben, während die UA zumindest mit Stoßtrupps ö davon unterwegs sind. Am Wahrscheinlichsten ist derzeit, dass es sich dabei mehr um Patrouillen zur Überwachung der Verkehrwege als um eine echte Besetzung handelt.
Der heute gemeldete Vorstoß nach Belgorod schließt sich S an - noch keine Info, aber die RU Meldungen lassen vermuten, dass der Durchbruch gelungen ist
Vermutlich wird es heute weitere UA Geländegewinne in RI NO auf Rylsk zu geben, evtl. auch nach N auf Lgow.
Bereits gestern wurden 76T Binnenflüchtlinge in Kursk gemeldet, durch die Evakuierung der nach S anschließenden Bezirke in Belgorod dürfte ihre Zahl stark ansteigen und für innenpol. Druck sorgen