🇦🇷 Javier Milei ist ja vor allem für seinen wirtschaftpolitischen Amoklauf bekannt.
Aber wie tickt der Mann, der sich von seinem 2017 verstorbenen Hund Conan beraten lässt, eigentlich gesellschaftspolitisch?
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Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Milei als das rechtspopulistische Gesicht der Corona-Leugner in Argentinien. Mit lauten und markigen Sprüchen wie die AfD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich.
Gleichzeitig hat Milei sich als radikaler Antifeminist präsentiert, der aus seiner Misongynie kein Geheimnis macht. Sexistische Witze und pornographische Methaphern haben seinen Wahlkampf geprägt.
In einem Land, das in Lateinamerika immer eine Vorreiterrolle in der feministischen Bewegung war, gab es entsprechend viele unsichere Männer, die Angst vor starken selbstbewussten Frauen haben, die mehr sein wollen als Mütter und Putzfrauen.
Milei war ein Angebot an diese Männer
In seinem ersten Jahr als Präsident hat Milei am Tag der Frauen den "Saal der Frauen" im Präsidentschaftspallast, in dem Gemälde von Frauen, die die argentinische Geschichte geprägt haben, in den "Saal der Helden" umbenannt und die Gemälde abgehängt.
Milei hat in einem Interview gesagt: "Der Staat ist der Pädophile im Kindergarten, mit einvasilierten Kindern."
Forscher*innen zu Pädophilie haben aufgedeckt, dass "einvasilierte Kinder" ein üblicher Suchbegriff im Darknet unter Pädophilen ist. Aber sonst kaum bekannt.
Seine Vizepräsidentin Villaruel ist eine offene Faschistin, die die Militärdiktatur als "gutes System" bezeichnet und sich nicht zur Demokratie bekennen will.
Ihr Vater war ein hoher Militär in der Diktaur, der verurteilt wurde, weil er sich nach dem Ende der Diktatur geweigert..
...hat auf die demokratische Verfassung zu schwören.
Ihr Onkel war Leiter eines der größten Folterlager in der Diktatiur. Die 1985 verurteilten Massenmörder aus der Diktatur will Villaruel begnadigen. Die ersten 2 sind bereits frei.
Mit Grundrechten nimmt es Milei nicht so genau. Das Demonstrationsrecht ist unter harten Strafandrohungen massiv eingeschränkt, ein Versammlungsverbot für mehr as 4 Personen wurde wegen Undurchführbarkeit doch nicht umgesetzt. Da hätte man jede Familie, die spazieren geht...
...verhaften müssen. Aber auf Demonstranten wird massiv eingeprügelt, Journalisten auf Demos mit Gummischoßen verletzt (auffälligerweise aber nur Journalisten, die kritisch über Milei berichten).
Diese de-facto-Abschaffung des Demonstrationsrechts hat Milei übrigens per Notdekret ("DNU: decreto de necesidad y urgencia": Dekret der Notwendigkeit und Dringlichkeit) erlassen. Am Parlament vorbei.
Aber ohne Notwendigkeit oder Dringlichkeit.
Kunst und Kultur wird vorsorglich das Geld abgedreht. So gut wie alle Künstler stehen Milei kritisch gegenüber. Auch die argentinische Filmgesellschaft, die zig internationale Preise gewonnen hat, ist finanziell ruiniert. Genießt also die Filme, die es gibt. Da kommt nichts mehr.
Während Milei staatliche Institutionen brutal kaputtspart und damit Bildung, Forschung, Gesundheit und Infrastruktur zerstört, gibt es eine große Ausnahme: der Innengeheimdienst und das Militär bekommen üppige Budgetauffettungen.
Es gibt auch eine Spitzel-Hotline, in der regierungskritische Aktivitäten gemeldet werden können. Dort können etwa Organisatoren von Protesten gemeldet werden, weil Demonstrationen ja weitgehend unter Strafe gestellt sind.
Das neueste Symbol ist die Umbenennung des Feiertags des 12.Oktober an dem dem Tag der Ankunft von Kolumbus in der neuen Welt gedacht wird. Ursprünglich hieß dieser Tag unter den Kolonialmächten "Tag der Rasse".
Nach mehrfachen Umbenennungen hieß er die letzten Jahrzehnte "Tag der kulturellen Vielfalt". Diese Woche hat Milei den Feiertag wieder in den "Tag der Rasse" umbenannt.
Zur Kontextualisierung: Milei ist noch kein Jahr im Amt. Das alles ist erst der Anfang.
Alle Neoliberalen, die Milei als "spannendes Experiment" oder gar Hoffungsträger verharmlosen müssen sich gefallen lassen, dass man klarstellt: ihr verteidigt einen Faschisten.
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Vor 50 Jahren starb Juán Perón, der Begründer der Peronisten (die übrigens KEINE Sozialisten sind - Perón war ein Militär und enger Freund Mussolinis) im Amt.
Es übernahm seine zweite Frau Isabel Martínez de Perón. Sie hat keine gute Nachrede, war schwach und unbeliebt.
Nur 2 Jahre späte putschte sich das Militär an die Macht und leitete die dunkelste Zeit dieser 50 Jahre ein: die faschistische Militärdikatatur in der 30.000 Menschen ermordet und hundertausende gefoltert wurden.
Wirtschaftpolitisch war diese Zeit von neoliberalen Ideen...
🇦🇷 In Argentinien geht es, nach knapp einem Jahr unter Präsident Javier Milei, jetzt Schlag auf Schlag.
Wurden zuletzt die öffentlichen Unis finanziell vernichtet, ist jetzt die Gesundheit dran.
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Zur Erinnerung: bei noch immer rund 240% Inflation hat der Senat für die Unis eine Inflationsanpassung gegenüber des Budgets von 2024 beschlossen. Milei hat das per Veto verhindert. Damit drittelt sich real das Budget der Unis. Unmöglich den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Mehr als eine Million Menschen ist letzte Woche gegen diese Zerstörung der öffentlichen Bildung auf die Straße gegangen. Vergeblich.
Milei will, dass Menschen ohne Vermögen nicht mehr studieren können.
🇦🇷Was tut sich inzwischen so in Argentinien? Javier Milei ist seit knapp einem Jahr Präsident. Er stellt stellt eine ernste Bedrohung für die Stabilität und den sozialen Frieden in Lateinamerika dar.
Das wird immer unübersehbarer.
Mit seiner radikalen libertären Ideologie und der Verachtung für demokratische Grundrechte könnte er aber auch die ganze die Region destabilisieren. In anderen Ländern Lateinamerikas formiert sich ebensfalls die extreme Rechte.
Mileis Pläne, den US-Dollar als Währung einzuführen, drohen, die argentinische Wirtschaft ins Chaos zu stürzen. Die Armut in Argentinien hat bereits über 52 % erreicht, soziale Sicherungssysteme wurden weitgehen abgeschafft. Ebenso Klima- und Umweltschutz.
🇦🇷 Gestern gingen in Argentinen übrigens über eine Million (!) Menschen landesweit auf die Straße um gegen die massiven Kürzungen der Burdgets für öffentliche Universitäten durch Präsident Javier Milei zu demonstrieren.
Leider vergebens.
Der Senat (wo Milei keine Mehrheit hat), hatte zuvor eine Anpassung der Uni-Budgets an die Inflation beschlossen. Milei hatte angekündigt, gegen diesen Beschluss ein Veto einzulegen. Dmit würden die Budgets der Unis (nominal!) fortgeschrieben.
Auch wenn die Inflationsrate in Argentinien aufgrund eines massiven Konsumeinbruches und steigender Armut zuletzt gesunken ist, liegt sie aktuell noch immer bei extrem hohen 236%. Das Fortscheiben der Budgets bedeutet daher, dass die Budget real gedrittelt werden.
Tag nach der Wahl. Ich versuche mir, als überzeugter Grünwähler, das Ergebnis der Grünen zu erklären.
Die in meinen Augen 5 Jahre extrem erfolgreich regiert haben.
Was ist da passiert? Ein paar Gedanken nach vielen Gesprächen.
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Mein Blick geht nur auf das Wählerpotenzial der Grünen, also Leute, die für die Grünen prinzipiell gewinnbar wären (die anderen sind he unerreichbar). Warum hat von denen ein Großteil gestern nicht die Grünen gewählt?
Dass die Grünen viel geschafft haben, kann man nicht bestreiten: die Emissionen sinken das dritte Jahr in Folge, das Amtsgeheimnis ist abgeschafft, die Valorisierung von Sozialleistungen durchgesetzt, es gibt ein Klimaticket, ein Einwegpfand, CO2-Bepreisung, ...
Ich möchte gerne 3 weitverbreitete falsche Annahmen zur nahenden Wahl in 🇦🇹 widerlegen: 1) die Gefahr einer FPÖ in der Regierung ist am größten, wenn die FPÖ 1. wird. 2) Nur die SPÖ kann FPÖ/ÖVP verhindern 3) die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung der Grünen sind minimal.
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1) Die Gefahr einer Regierungsbeteiligung der FPÖ ist besonders hoch, wenn die FPÖ bei den Wahlen erste wird.
Das Gegenteil ist der Fall. Wenn die FPÖ auf Platz 1 landet, muss sie de facto auf das Kanzleramt für Kickl bestehen. Diesbezüglich hat sie sich auch massiv eingegraben.
Genauso eingebraben haben sich die wesentlichen Spitzenvertreter der ÖVP, von Nehammer abwärts, dass sie Kickl keineswegs zum Kanzler machen werden.
De facto würde ein knapper Sieg der FPÖ vor der ÖVP vermutlich die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung der FPÖ minimieren.