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Nov 21 8 tweets 4 min read Read on X
Diese Playmobil-Ritterburg steht seit mehr als 8 Jahren in meinem Therapieraum. Hunderte von Kindern haben damit gespielt. Genauer: bis 2020 hat fast JEDES Kind bis 12 Jahre mit der Burg gespielt, während ich Anamnese erhoben oder Kind & Eltern beraten haben. Ritter & Jägerinnen, Königin mit Zauberschwert, gefangene Prinzen, Räuberbanden & Räuberdrachen haben hier gewohnt.
Das hat sich geändert. Es kommen "dieselben" Kinder, oft Grundschulkinder mit Schulproblemen. Sie spielen nicht mehr.Image
Viele Kinder trauen sich nicht mehr an die Burg. Sie bleiben an der Seite der Eltern. Auch mit Ermutigung klappt es oft nicht. Wilde Rollenspiele finden selten statt. Ich werde nicht mehr beschossen und auch nicht mit dem Flugdrachen angeflogen.
Während die Burg früher nach jeder Stunde zusammengeräumt werden musste, bleibt sie jetzt tagelang unberührt, trotz neuer, aktueller Figuren. "Langweilig", sagen viele Kinder. Viele von ihnen treffe ich im Wartezimmer mit dem Handy in der Hand an.Image
In dieser Burg steckt Herzblut. Ich habe Ersatzteile bei Ebay gekauft und sie so groß gebaut wie es irgendwie ging, kippelige Teile mit Heißkleber zusammengeklebt. Die Freude der Kinder ("Gehen wir wieder in den Raum mit der Burg?") war auch meine Freude.
Pro Tag kommen 5-10 Kinder und Jugendliche in meinen Raum, teils mit Geschwistern. Die Ratlosigkeit der Kinder ist mit Händen zu greifen. Nachdem ich Jahr für Jahr beobachtet habe, wie sie weniger spielen, meine ich jetzt: viele haben es verlernt.Image
Der Grund, aus dem die Kinder nur noch wenig spielen, ist offensichtlich. Wer sich beruflich oder privat mit Kindern beschäftigt, kennt ihn. Es sind "elektronische Medien", allen voran Handyspiele, die Kinder mit einem Dauerfeuer an Reizen, Belohnungen, Achievements, Diamanten, Skins, Upgrades, Waffen, Brawlern auf kürzeste Aufmerksamkeitsspannen trimmen und die Fantasietätigkeit reduzieren oder (Verzeihung) weitgehend auslöschen.
Ich kann als Kinderpsychiater gar nicht deutlich genug davor warnen, Kinder über mehrere Stunden täglich Handyspiele spielen zu lassen. Mein Eindruck: Das Belohnungssystem wird durch ausgeklügelte Spielmechaniken völlig überrannt. Wer trainiert monatelang Fußball oder übt Gitarre, nur um weiterhin unteres Mittelmaß zu sein, wenn der schnelle Belohnungserfolg und Dopaminkick nur einen Handgriff entfernt ist?
Liebe Eltern, bitte macht das Experiment: Spielt eine Stunde lang Brawl Stars, haltet ohne Pause durch, draufschauen & spielen.
Horcht dann in euch hinein. Wie geht es Körper und Geist?
Und nun versucht euch auszumalen, was eine solche Beschäftigung über Tage, Wochen, Monate, Jahre mit dem schnell lernenden Gehirn eines Kindes tut. Welche Fähigkeiten bilden sich aus? Welche sind werden nicht gebraucht und können sich nicht entwickeln? Welche Aufmerksamkeitsspanne wird trainiert?
Ein Nachtrag für das Argument: "Nicht alle Kinder mögen Playmobil."

Ein erheblicher Teil der Kinder sind Jungs im Grundschulalter. Es gibt hier auch Autos, Dinosaurier und eine Murmelbahn im Raum. Und seit einem guten Jahr auch noch ein Highlight, das vielleicht auch meinen Wünschen entsprach.

Änderte kaum etwas.Image
Image
@gold_jona @IndikativJetzt Oder hier.

Natürlich habe ich auch zu dieser Haltung viele wütende zuschriften und auch Drohungen erhalten.

stern.de/gesundheit/kin…Image

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Nov 22
Im Frühjahr 2021 wurde ein Text in einer Kinderzeitschrift veröffentlicht, in dem ich mich zu Masken im Klassenzimmer äußere. Dieser Text hat viele Menschen empört. Bis heute erreichen mich Zuschriften: besorgt, empört, bitterböse, teils auch hasserfüllt und brutal.

Ich habe jede Mail beantwortet, auch die sehr unhöflichen, und die Antworten an mich herangelassen.

Die Wut der Menschen ist berechtigt. Sie muss verstanden werden. Unsere Gesellschaft braucht Heilung.

Ein Thread über sogenannte “Querdenker” und “Coronaleugner”, über Macht und Ohnmacht, Isolation, Diktatur und vielleicht auch Verzeihen.Image
MASKEN

Zum “Maskentext”: Hintergrund war ein längeres Redaktionsgespräch, das davon handelte, dass Kinder sich gegenseitig mit “Corona” Angst machten, sich anhusteten, anderen die Masken herunterzogen. Wie sollte verfahren werden? Meine Haltung war klar: Kinder, die so handeln, haben selbst Angst, sind wütend oder verzweifelt. Diese Kinder sollten nicht zum Gegenstand des Klassengesprächs oder gar des Elternabends werden. Man sollte sie an die Seite nehmen und nicht bloßstellen.

Der daraus durch die Redaktion verfasste Text liest sich, als sollten Kinder sich gegenseitig bespitzeln und verpetzen. Wie furchtbar. Leider habe ich ihn vor Veröffentlichung wie sonst auch nur schnell überflogen und freigegeben. Der Redaktion mache ich da auch keinen Vorwurf - vermutlich haben wir uns einfach missverstanden in der ganzen Corona-Aufregung. Wie auch immer, er drückt meine Meinung nicht aus und ist nun eben in der Welt.

Anfangs dachte ich: Es wird sowieso kaum jemand lesen. Doch nach einigen Monaten kamen die ersten wütenden Zuschriften.Image
AN DIE WAND MIT IHNEN

“Ihnen gehört die Approbation entzogen!”
“Sie hätten im Dritten Reich Karriere gemacht!”
“Sei Sie froh, wenn du mir nicht im Dunkeln begegnest.”
“Sie sind einfach nur Abschaum.”
“Sie gehören an die Wand gestellt.”

Solche und ähnliche Beleidigungen erreichten mich in großer Zahl. Ich habe zurückgeschrieben - auch den Menschen, die mich verletzt oder sogar tot sehen wollten. Ein Türöffner war der Satz: “Ich sehe, wie wütend Sie auf mich sind. Möchten Sie mehr Informationen?”

Ein Austausch gelang in mehr als 100 Mails und PNs bis auf eine Ausnahme immer. Es gab IMMER “common ground”, nämlich die große Sorge um Kinder und Jugendliche. Jeder, der mir schrieb und sich teils in strafrechtlich fragwürdiges Gebiet begab, tat dies aus einem Grund.

Der Grund war nicht “Hass”, auch wenn die Worte hasserfüllt daher kamen.
Die Gründe waren: Sorge. Verzweiflung. Das Gefühl von Entmündigung und Ausgeliefertsein. Die Hoffnung, etwas bewegen zu können. Die Angst, dass es schlimmer kommen konnte.

Je mehr ich las, desto größer wurde mein Respekt vor den Menschen, die mich anschrieben.
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Nov 7
Eine gründliche körperliche Diagnostik ist Pflicht bei einer psychischen Symptomatik, insbesondere bei Depressionen und Erschöpfung, Angst-- und Paniksymptomen, Symptomen des Magen-Darm-Trakts, Unruhe und Schlafstörungen.

Hierbei kommt der Labordiagnostik eine große Rolle zu.

Thread.
Bei psychischen Erkrankungen ist der Eisenstoffwechsel sehr wichtig. Diesen kann man in der Laborkontrolle unkompliziert und günstig durch Messung des Eisenspeicherwertes FERRITIN beurteilen. Weder das Blutbild noch der EISENwert geben so genau darüber Auskunft wie Ferritin.

Auch bei unauffälligem Blutbild kann ein niedriges Ferritin und somit ein Eisenmangel vorliegen und eine psychische Symptomatik begünstigen.
Auch ohne Anämie kann ein Eisenmangel eine depressive / Erschöpfungssympomatik verursachen. Dies liegt an der Rolle, die Eisen im ZNS spielt.

Eisen ist an der Bildung von Nervenbotenstoffen beteiligt: die eisenabhängigen Enzyme Tryptophanhydroxylase und Tyrosinhydroxylase sind verantwortlich für die Bildung von SEROTONIN und u.a. DOPAMIN. ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P…Image
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