Ich wiederhole mich: Bei der „Levante Befreiungsorganisation“ (HTS) in Nordwestsyrien handelt es sich weder um einen syrischen Wiedergänger der Taliban, noch um eine Neuauflage des IS. Vielmehr ist sie als Verband einer radikalen nationalreligiösen Vorstellungswelt zu vestehen.👇🏽
Es ist klar, dass der Militärchef der HTS, al-Dschaulani, aus der al-Qaida-Tradition stammt und vor der Gründung von Nusra u noch in ihrem Kontext eine ultrareligiöse Einstellung pflegte; doch vor dem Eintritt der Nusra in die Fünferallianz, die sich 2017 als HTS konstituierte,👇🏽
wechselte er ins Lager der Nationalreligiösen, die mit dem Islam zwar eine normative Ordnung der Gesellschaft verbinden, diese aber als Voraussetzung für eine nationale Wiedergeburt erachten. Religion ist wichtig, doch ist die Nation nicht vom Vollzug des Religiösen abhängig.👇🏽
Die Taliban verstehen den Islam als Retter und Bewahrer der Ordnung eines paschtunischen Ethnonationalismus. Ihr Islam ist eine Zwangsordnung, die die Grundsätze des paschtunischen Sitten- und Handlungskodex (das sog. Paschtunwali) islamisiert, das heisst durch Rückverweise auf👇🏽
als eine als normativ erachtete islamische Tradition rechtfertigt. Taliban und der ultrareligiöse IS sind nicht nur Feinde, sondern radikal verschieden. Die Verschiedenheit von Taliban und dem al-Dschaulani-Flügel in der HTS sowie diesem und dem IS ist nicht minder fundamental.👇🏽
Der Ethnonationalismus ist gewissermassen durch die alawitische Macht besetzt, auch jetzt noch, wo die Alawiten durch die Allianzpolitik des Assad-Regimes immer stärker zwölferschiitisch überformt werden und Syrien zu einem alawitisch dominierten Ethnostaat machen wollen.
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Syrien ist zum Kristallisationspunkt einer Vielzahl regionaler Macht- und Geltungsansprüche geworden, die mit militärischer Intervention durchgesetzt werden. Die Interessenslage ist so komplex, dass sich lokale u reg. Allianzen oft nur auf Teilaspekte ihrer Interessen beziehen:👇🏽
Israel: Syrien darf nicht zum Machtbereich einer neuen nationalreligiösen Ideologie werden, die entsprechende ideologische Welten im Westjordanland u Gaza motiviert. Syrien darf aber auch nicht das Aufmarschgebiet Irans beziehungsweise seiner Proxies in Libanon u Irak bleiben.👇🏽
Iran: Syrien muss zusammen mit Libanon u Irak Vorfeld der imperialen Ordnung Irans bleiben. Iran versteht sich als Mutterland einer „schiitischen Welt“, die einem politischen Willen geeint werden („Achse des Widerstands“) u den Messianismus der iranischen Ordnung tragen soll.👇🏽
Die Offensive der nationalreligiösen Idlib-Koalition unter Führung der HTS wird es kaum schaffen, den innersyrischen Widerspruch zwischen ideologisch ausgerichteter Kaderorganisation und kommunalen Formen der Selbstorganisation aufzulösen. Anders als die Taliban können sich👇🏽
die Nationalreligiösen nicht durch einen elitären Ethnonationalismus schmücken; diese Position ist de facto vom Regime durch dessen Bezug auf die Alawiten besetzt. Den Taliban war die Machtübernahme gelungen, weil sie den Islam zum Retter ihres paschtunischen Ethnonationalismus👇🏽
gemacht hatten. Diese Islamisierung eines Ethnonationalismus ist aber in Syrien nur in kommunal begrenzten Regionen (Idlib) möglich. Ein rein kommunaler Widerstand aber ist, so zeigen die Erfahrungen von 2011/2, angesichts der Struktur der Herrschaftsmacht gleichfalls begrenzt.👇🏽
Die Offensive der bewaffneten Formationen der syrischen Opposition im West von Aleppo, die vor wenigen Tagen begonnen hat, kommt überraschend schnell voran. Inzwischen stehen die Verbände angeblich nur noch vier Km vor dem Stadtzentrum. Die Versuche russischer Truppen👇🏽
und Einheiten der iranischen Revolutionsgarden im Verbund mit regimetreuen Truppen, den Vormarsch aufzuhalten, sind bislang gescheitert. Die Truppen der Opposition nutzen die Gunst der Stunde, die sich ihnen aufgrund des Abzugs von Hisbollah-Einheiten, dem Rückzug russ. Söldner👇🏽
und der Absetzbewegung von Teilen der syrischen Armee bietet. Dem Vernehmen nach plant Russland die Verlegung regulärer Truppen nach Aleppo (Assad hat jüngst noch mit Putin konferiert). Die iranischen Medien reagieren nervös. Eine Niederlage vor Aleppo würde eine empfindliche👇🏽
Netanjahu trägt eine politische Verantwortung für die Umsetzung des Kriegs gegen Hamas. Der Krieg selbst wird von einem überwiegenden Teil der israelischen Bevölkerung als Akt der Selbstverteidigung gebilligt. Die Tatsache, dass die Umsetzung begleitet war und begleitet ist👇🏼
von einem Kriegsgeschehen, dem Zigtausende Zivilisten zum Opfer fielen und bitterste Not und Hunger auslösten, ist zunächst der Hamas zuzuschreiben, die sich die komplexe Geographie und Demographie im Gazastreifen als „Widerstandsressource“ zu eigen machte und die Bevölkerung👇🏼
auf einen Opferstatus festschrieb. Damit war die Zivilbevölkerung vollkommen schutzlos. Das Kriegsverbrechen der Hamas richtete sich so auch gegen die Zivilbevölkerung in Gaza. Das Problem der israelischen Regierung war und ist, dass sie unwillig ist, in der Zivilbevölkerung👇🏼
Trumps Strategie ist es, alle Seiten mit nebulösen Versprechungen und Sanktionsdrohungen zu ködern, um eine Definitionsmacht zu erlangen, sich unentbehrlich zu machen und dann als Übervater die Interessen- und Geopolitik seiner Klientel durchzusetzen.👇🏽
Deren rechtsextreme, religiös-nationalistische Agenda verwebt Trump zu einem Flickenteppich, was ihm den Anschein von Zielstrebigkeit u Verlässlichkeit verleihen soll. Der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton sagt dazu: Trump habe keine nationale Sicherheitsphilosophie.👇🏽
Er interessiere sich nicht für Politik im herkömmlichen Sinne. Die Ähnlichkeiten dieser Politik mit der Putins liegen auf der Hand, zumal sich die ideologischen Welten der beiden und ihr messianischer Anspruch ähneln und gegenseitig verstärken.👇🏽
Die Pläne der religiösen Zionisten in der israelischen Regierung, die Siedlungen im Westjordanland an den Staat Israel zu annektieren, werden auch von Netanjahu mitgetragen und sollen nach Trumps Amtseinführung angegangen werden. Damit würde Netanjahu Israel weiter isolieren:👇🏽
Es würde bedeuten,dass die restlichen palästinensischen Gebiete (Oslo A,B) einem israelischen Protektorat unterstellt würden, eingegrenzt in Enklaven, die zugleich innerhalb der Eisernen Mauer lägen, jener von Jabotinsky erdachten Selbstausgrenzung Israels aus dem Nahen Osten.👇🏽
Innerhalb dieser „Mauer“ lebten gleichviel arabische wie jüdische Menschen, doch wäre sie die Grenze eines jüdischen Staats, der sich gezwungen sähe, zu einem komplexen Überwachungsstaat zu werden. Dieser würde alle pol. u soz. Ideale aufgeben, die die Gründung Israels trugen.👇🏽