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Jan 13 15 tweets 3 min read Read on X
Das "Wir werden alle Kapitalisten" ist nicht nur sein Geschäftsmodell. Für die meisten Menschen bleibt das aber nur ein schöner Traum. Die real existierende #Vermögensverteilung in Deutschland sieht ganz anders aus. 1/13 Image
Die allermeisten Menschen leben eben nicht von ihrem Vermögen, sondern von ihrer Arbeit. Lt. dem letzten Mikrozensus sind es in Deutschland 1% der Menschen, die überwiegend von Kapitalerträgen leben: 2/ Image
Und #kapitalertraege werden im Schnitt geringer mit Steuern und Abgaben belegt als Arbeitseinkommen. Sie unterliegen der Einkommensteuer, aber nicht den Sozialversicherunsbeiträgen. Für die Mehrheit der Erwerbstätigen sind letztere übrigens höher als die Einkommensteuer. 3/
lt. der letzten Verdiensstrukturerhebung liegt der Median-Bruttomonatslohn (also der Lohn bei dem 50% weniger und 50% mehr haben) zwischen 2.700 und 2.900 Euro. Bei diesem Lohn zahlt man so ca. 300 Euro Lohnsteuer und etwa das Doppelte an Sozialabgaben. 4/
Man muss schon deutlich über 5.000 Euro im Monat verdienen, um mehr Steuer als Abgaben zu zahlen. Einen Lohn in dieser Höhe und darüber haben ca. 15% der Arbeitnehmer. 5/
Nun bezieht sich der Vergleich aber auf eine bestimmte Art von Kapitalerträgen: Dividenden. Zinsen werden nämlich tatsächlich nur mit 25% Abgeltungsteuer + Soli belastet. Auf Unternehmensebene werden sie nicht oder nur ganz minimal mit Gewerbesteuer belastet. 6/
Bei Dividenden ist es so, dass die Unternehmensbesteuerung anfällt (Wäre es eine Beteiligung an einem deutschen Unternehmen also ca. 30% Gewinnsteuer) und dann auf die Nettoausschüttung die Abgeltungsteuer von 25% +Soli 6/
Das sind dann die ca. 48%. Da liegt der Durchschnittsarbeitnehmer tatsächlich drunter. Das verschleiert aber zwei Dinge. 1. sein Arbeitgeber zahlt nochmal die etwa 600 Euro Sozialabgaben auf seinen Lohn. Das sind Kosten des Faktors Arbeit. Ohne sie könnte sein Lohn höher sein. 7/
2. Sind die Kapitaleinkommen eben sehr konzentriert bei den höheren Einkommmen. Obere Einkommen haben eine höhere Sparquote und zahlen daher weniger Mehrwertsteuer. Ich würde sagen es ist schon klar, dass der Faktor Arbeit in D in der Summe höher belastet wird als Kapital. 8/
Darum geht es aber bei dem Vorschlag von Robert #Habeck aber auch gar nicht. Es ging darum, ob auf Kapitaleinkommen auch Krankenversicherungsbeiträge gezahlt werden sollen und wie sich das auswirkt. #Bürgerversicherung 9/
Und da ist es eindeutig, dass wenn man die Bemessungsgrundlage auf Kapitaleinkommen ausweitet bei gegebenen Kosten im Gesundheitswesen der Beitragssatz fällt bzw. - seien wir ehrlich - weniger stark steigt als im Status Quo. 10/
Und warum sollten die Kosten des Gesundheitswesens steigen, wenn man die Bemessungsgrundlage ausweitet? Ärzte und Krankenhäuser dürfen deswegen jedenfalls nicht mehr abrechnen. Aber vielleicht werden Kapitalisten dann häufiger krank? 😉 11/
Das Median-HAUSHALTsvermögen liegt etwa bei 107.000 Euro. Damit Kapitaleinkünfte zu erwirtschaften, die den Vorschlag von #Habeck zu einem schlechten Geschäft machen würden, dürfte sehr schwierig sein. 12/ Image
Und natürlich ist da auch noch gar nicht über die Ausgestaltung gesprochen. So wie es bei der Steuer einen Sparerfreibetrag gibt wäre das natürlich grundsätzlich auch für die Kapitaleinkommen bei der Sozialversicherung denkbar. 13/13
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Jan 9
Bei allem Respekt, aber man kann natürlich leicht darstellen wie sich das auf die Schuldenquote Deutschlands auswirken würde. Ich nehme die Daten der Herbstprojektion der Bundesregierung für BIP und Konjunkturkomponente 1/10
Das geht bis 2029. Für 2030 unterstelle ich vorsichtig 2,5% Nominalwachstum (2% Inflation, 0,5% real) und als Ausgangspunkt nehme ich die Schuldenquote die das Finanzministerium noch unter #Lindner für 2024 vorhergesagt hatte (64%). 2/10
Dann wirken sich die +500 Milliarden (habe die einfach komplett 2025 verbucht; es verteilen ändert ja das Endergebnis nicht) so auf die deutsche #Schuldenquote aus im Vergleich zur geltenden Schuldenregel. 3/10 Image
Read 11 tweets
Dec 29, 2024
Unbestritten hat die deutsche #Industrie gerade Probleme, aber ein Vergleich mit dem Weltindex des CPB ist wenig aussagekräftig. Man würde natürlich erwarten, dass die Industrie in Ländern die schon entwickelt sind nicht mehr so stark wächst (Tertiarisierung). 1/10
Daher ist es nur logisch, dass das Wachstum des Weltindex sehr stark von Ländern getrieben wird, die sich gerade erst industriealisieren. Das ist auch der Fall. Das Centraal Planbureau veröffentlicht den Index auch nach Ländergruppen. Dann sieht das Bild so aus. 2/10 Image
Man sieht, dass die Schwellenländer das starke Wachstum aufweisen. In China hat sich der Indexwert seit dem Jahr 2000 verzehnfacht. In allen entwickelten Ländern nur +17% und zuletzt Stagnation. Einige Länder (Großbritannien, Japan) auch schon längere Schrumpfung. 3/10
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Dec 20, 2024
Sowas hasse ich. Wenn Leute einfach mal so Zahlen droppen, die grob verdreht sind. Ihr müsst euch schon die Mühe machen zu eurer Meinung auch die PASSENDEN Fakten rauszusuchen. 1/15🧵
Fakt ist lt. Kassenergebnis des öffentlichen Gesamthaushalts, dass die Personalausgaben 2023 bei knapp 373 Mrd. lagen. In Prozent der Einnahmen sind das unter 21 % (Sozialversicherunsbeiträge wurden in dem Tweet unterschlagen). 2/15
Und es sind natürlich nicht nur die Beamten, sondern der gesamte öffentliche Dienst. Viel wichtiger aber: Es sind alle staatlichen Ebenen. Der Bund hat davon nur knapp 66 Mrd. und im Bundeshaushalt noch weniger und unter 10% der Ausgaben. 3/15 Image
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Nov 3, 2024
Ich bleibe dabei, dass das #Lindner-Papier nur das Ende der Koalition vorbereiten soll. Aber ihr habt ja Recht, dass man sich trotzdem auch inhaltlich damit auseinandersetzen kann. Also: The Good, the Bad and the Ugly of #Lindner 1/🧵1/
Bei Teilen der Analyse würde ich noch mitgehen. Ja, die große Koalition hat gute Zeiten nicht ausreichend für Investitionen genutzt. Und auch ich finde, dass man in Deutschland zu industriefokussiert ist. Siehe hier den Industrieanteil an der Wertschöpfung. 2/ Image
Und international ist das auch völlig normal, dass entwickelte Volkswirtschaften einen tendenziell geringeren Industrieanteil haben. Deutschland war da bisher sogar eher ein Ausreißer. Wachstumsmotor ist die Industrie aber auch bei uns schon lange vor der Ampel nicht mehr. 3/ Image
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Sep 24, 2024
Meine Befürchtung war ja, dass eine #Abwrackprämie für Verbrenner dann kommt, wenn es klar ist, dass wir zu spät umgesteuert haben und deswegen noch zu viele Verbrenner auf den Straßen sind um die Klimaziele zu erreichen. 1/11
Das wir sie jetzt als Maßnahme der #Industriepolitik fordern hätte auch ich mir nicht träumen lassen. Aber hilft es, wenn das eigentliche Problem ist, dass deutsche Hersteller zu spät auf E-Mobilität gesetzt haben? 2/11
Da habe ich erhebliche Zweifel. Man muss nur mal in die Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrbundesamts vom letzten Jahr schauen. Im Gesamtjahr wurden etwas über 2,84 Millionen PKW in Deutschland neu zugelassen. Davon mehr als 1,5 Millionen von deutschen Herstellern (53%) 3/11
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Jul 30, 2024
Lasst euch nicht ver.....en. Die #Nullrunde kommt beim #Buergergeld durch das im Gesetz festgelegte Berechnungsverfahren. Mit @c_lindner hat das rein gar nichts zu tun. 1/13 bild.de/politik/inland…
§ 28a SGB XII regelt wie das Bürgergeld angepasst wird solange keine neue Einkommens- und Verbrauchsstichprobe vorliegt (was erst nächstes Jahr der Fall sein dürfte). Es gibt zwei Faktoren. Der erste fasst Inflationsentwicklung und Löhne in der Vergangenheit zusammen. 2/13
Er besteht aus 70% Preisentwicklung und 30% Lohnentwicklung. Für die Forschreibung zum 1.1.2025 sind es die Veränderungen von Preisen und Löhnen zwischen Juli 2023 bis Juni 2024 gegenüber dem Zwölfmopatszeitraum davor. 3/13
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