Putins Russland bedroht uns. Doch man kann nicht einfach Panzer, Haubitzen, Drohnen und Soldaten gegeneinander aufrechnen. Russland hat den Willen, brutale militärische Gewalt anzuwenden und hohe eigene Verluste in Kauf zu nehmen. Das macht Russland extrem gefährlich. 1/
Wir haben selbst noch immer die Vorstellung von Verteidigung oder bewaffneten Konflikten, die so gut wie ohne eigene Verluste und ohne eigene Kosten abgehen. Russland fühlt sich deshalb uns gegenüber stark und angriffslustig. 2/
Auf dem Niveau der jetzigen Kriegsführung in der Ukraine kann die russische Rüstungsindustrie sehr lange durchhalten. Eine Gefahr - auch für uns - liegt in dieser langen Durchhaltefähigkeit. 3/
Russland setzt seit langem auf Raketen und elektronische Kampfführung sowie seit der Großinvasion gegen die Ukraine auch auf Drohnen. Wir sind darauf nicht ausreichend vorbereitet. 4/
Wir haben keine eigenen bodengebundenen Abstandswaffen über die Reichweite von Raketenartillerie hinaus, wir sind nicht gut genug bei elektronischer Kampfführung, Umfang und Wirtschaftlichkeit unserer Luftverteidigung stimmen nicht und bei Drohnen sind wir noch immer blank. 5/
Das Sondervermögen für die Bundeswehr wurde vor allem in Dinge investiert, die für die Einsatzbereitschaft von jetzt bis 2029 nichts bringen. Es war ein Fehler, einfach nur die seit Jahren mitgeschleppte alte Liste von Rüstungsvorhaben mit dem neuen Geld zu finanzieren. 6/
Russland führt gleichzeitig Sturmangriffe im Donbass und hybriden Krieg gegen uns. Wir müssen Vorstellungen einmarschierender Panzerarmeen aus unseren Köpfen bekommen. Russische Angriffe mit Drohnen und Raketen sind leider schon in naher Zukunft im Bereich des Möglichen. 7/
Einsätze von Spezialtruppen ohne Hoheitsabzeichen und handstreichartige russische Angriffe gegen Ziele in Polen, im Baltikum, im Ostseeraum oder an der Südostflanke sind denkbar. Wir müssen schleunigst Abschreckung neu lernen und glaubwürdig machen. 8/
Die Bundeswehr kann mehr als häufig kolportiert wird. Doch gegen kombinierte Luftangriffe, elektronische Kampfführung, Drohnenmassen, riesige Minenfelder und "Fleischangriffe", die ohne Rücksicht auf Verluste geführt werden, würden wir Schwierigkeiten bekommen. 9/
Wir können die Lage bessern mit verlässlich mehr Geld für Verteidigung, modernere Strukturen, realitätsnahes Üben. Die „Zeitenwende“ ist real, Verteidigung und Abschreckung sind gesamtstaatliche Aufgaben - wir müssen aufhören so zu tun, als könnten wir normal weitermachen. /END
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Russland führt hybriden Krieg gegen uns - mit politischer Einflussnahme, Instrumentalisierung „russischer Patrioten“ im Ausland, Erpressung, Korruption, Desinformation, Informationskrieg, Beschädigung von Infrastrukturen, Sabotage und Mord. 🧵
Der hybride Krieg ist keine Vorstufe zum „richtigen“ Krieg, sondern aus russischer Sicht ist das der Krieg. Russland sieht sich permanent im Kriegszustand. Der Einsatz von Streitkräften kann Teil hybrider Kriegführung sein. 2/
Aus russischer Sicht ist es von Vorteil, wenn der Krieg „kontaktlos“ in einer Grauzone geführt werden kann. Das verwischt Trennlinien zwischen Frieden und Krieg für den Angegriffenen und vermeidet dadurch Gegenmaßnahmen sowie ein Aktivieren Alliierter. 3/
Aber die NATO! Aber der Donbass! Aber das Friedensabkommen! Aber Boris Johnson! Aber, aber, aber... Für alle, die noch einmal die Fakten auffrischen wollen, bevor die Diskussionen mit der Verwandtschaft losgehen:
Aber die NATO! Oft wird behauptet, die NATO und der Westen tragen durch die Erweiterung der NATO eine Mitschuld an diesem Krieg. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist: Die Schuld an diesem Krieg trägt Wladimir Putin.
Aber der Donbass! Immer wieder wird behauptet, die Ukraine sei verantwortlich für „15 000 Tote im Donbass“ seit 2014. Diese Behauptung ist falsch. Das ist ein durch Wladimir Putin und Russland gezielt konstruierter Vorwand für den Krieg.
Putin lässt an allen Fronten stürmen und zielt auf psychologische Wirkung. Die Ukraine hat im südlichen Donbass erhebliche militärische Probleme. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Putin versucht stärker zu erscheinen, als er ist. Angriffe an allen Frontabschnitten, ständiger Luftterror mit hunderten von Drohnen und Raketen und Drohgebärden mit Mittelstreckenraketen dienen dem psychologischen Ziel, die Ukraine in Aufgabe und Unterwerfung zwingen. 2/
Putin erhöht die Intensität des Krieges in der Übergangsphase der US-Regierung. Damit will er seine Ausgangsposition gegenüber der Trump-Administration verbessern und gleichzeitig allen Partnern der Ukraine eine vermeintliche Sinnlosigkeit weiterer Ukraine-Hilfen suggerieren. 3/
Freundlich, aber ratlos - so lässt sich die Stimmung auf dem BRICS-Gipfel in Russland beschreiben. Natürlich will Putin zeigen, dass er nicht isoliert ist und dass mehr als 20 Staats- und Regierungsschefs plus UN-Generalsekretär ihm die Aufwartung machen. 1/
BRICS ist jedoch kein festes antiwestliches Bündnis und auch nicht der "Beginn einer neuen Weltordnung", wie Putin und seine Propaganda es immer wieder hinzustellen versuchen. 2/
Die meisten der in Kasan vertretenen Staaten haben Interesse an Beziehungen zu Russland, wollen aber gleichzeitig gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zum Westen haben. 3/
Die Ukraine hält weiter Teile des Gebietes Kursk. Russland setzt sich bei Kupjansk, Pokrowsk und Wuhledar langsam und verlustreich durch. Der Ukraine drohen damit Verluste strategischer Wegmarken. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Trotz Ablauf des von Putin als Befreiungsdatum befohlenen 1. Oktober hält die Ukraine weiterhin Teile der russischen Oblast Kursk unter Kontrolle. Die Ukraine konsolidierte ihre Stellungen. Eine Rückeroberung durch Russland wäre nur langsam und unter hohen Verlusten möglich. 2/
Bisher scheint die russische Führung der Rückeroberung des eigenen Territoriums nur geringe Priorität zuzuweisen. Putin schweigt die ukrainische Besatzung medial tot und spielt sie politisch herunter. Dadurch nimmt er sich den Handlungsdruck. 3/
Vor dem Hintergrund der schwierigen Lage personell oft unterbesetzter ukrainischer Einheiten im Donbass, wirft die ukrainische Offensive im russischen Gebiet Kursk Fragen auf. Initiative und Überraschung sind jedoch zunächst auf der Seite der Ukraine. 1/
Die Ukraine ergriff mit der Operation die Initiative und dominiert den Informationsraum, Russland ist erstmal seit langem zur Reaktion auf ukrainische Aktivitäten gezwungen. 2/
Aufgrund des Überraschungsmoments und schwacher russischer Kräfte vor Ort erreichte die Ukraine sehr schnell beachtliche Fortschritte. Fraglich scheint jedoch, ob die Ukraine Ortschaften und Gebiet halten kann, wenn erwartbar bald die russische Luftwaffe dort eingesetzt wird. 3/