Bestes Beispiel für eine Serie, deren Prämisse sich super pitchen lässt, aber kein gutes Fundament für eine Serie legt. Wenn mein Aufhänger der Ausnahmezustand ist, kann ich nur eine Serie draus machen, wenn der Ausnahmezustand nicht gleich wieder vorbei ist. /1
Problem bei #DesignatedSurvivor ist, dass die Welt viel zu schnell viel zu nah an den Normalzustand zurückkehrt. Ab da ist es nur noch ein schlechtes "West Wing". /2
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Diese Fusionsforderungen für ARD und ZDF aus konservativen Kreisen sind fast alle populistisch, weil sie meist zurückfallen auf das unsinnige Argument, die Öffentlich-Rechtlichen würden nicht mehr ihrem Auftrag folgen. Trotzdem…
…bleibt das Problem, dass hier zwei riesige Sender, die komplett für eine lineare, analoge Welt gebaut wurden, die fast unlösbare Aufgabe haben, gleichzeitig die bewährten Strukturen zu bespielen UND sich für die nichtlineare Zukunft umzubauen.
In einer Welt, in der immer mehr Produzent*innen immer weniger Plattformen bespielen – noch dazu meist private – ist die Frage, wie Öffentlich-Rechtliche Sender ihre Inhalte verteilen – und unter welchen Marken – absolut zentral.
Unabhängig davon, ob man Platz hat in seinem Tag für Clubhouse, fällt es mir die Vorstellung schwer, dass diese App nicht dauerhaft ein Publikum findet. Weil sie das mit Radio macht, was z.B. Facebook/eBay/Netflix bisher mit alten Medien gemacht haben: sie entbündeln. THREAD 👻
In der alten, analogen Welt, waren die meisten Angebote Mischformen, weil Platz endlich war: man abonniert eine Zeitung für den Sportteil und die Kleinanzeigen oder für den Politik- und Lokalteil und kriegt den Rest dazu, einfach weil das für alle die ökonomischste Lösung ist.
Das Gleiche bei TV&Radio: die Sender versuchen, von allem genau so viel anzubieten, dass die größtmögliche Schnittmenge an Zuschauer*innen erreicht wird. Das hat gut funktioniert, es hat aber immer genau eine Sorte Programm darunter gelitten: das schwerer konsumierbare.
Weil heute dieser "Binge Reloaded" Abspann rumging: ich find die Sendung nicht gelungen und diese Männerliste peinlich (und stehe mit drauf), aber weil vereinzelt Leute die Autoren kritisieren, würde ich gerne mal erklären, wie sowas produziert wird.
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Ich hab im April kurz für Binge geschrieben und hatte nur telefonisch mit zwei Menschen zu tun: dem Headwriter und der Producerin. Man wird dann für Formate angefragt: fällt dir zu XY was ein?
Ich hab dann sechs Texte geschrieben, von denen nur Halbsätze übrig geblieben sind, weil – und daran ist schon bei Switch Reloaded viel gescheitert – tausend Leute noch mal an den Text ran dürfen, nachdem man ihn abgegeben hat.
Sexismus in der Politik: wir waren damals mit "Eichwald, MdB", meiner ZDF-Serie, für irgendwas beim Grimmepreis mitnominiert, und zwei Menschen aus der Jury fanden es sehr schwierig, dass die Hauptfigur mehrmals "Fotze" sagt. Das Interessent war: ...
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Neben all den Dingen, die ich überspitzen musste, um aus Bundestagsalltag eine Serie zu machen, war es ausgerechnet der Sexismus, den ich im Vergleich zur Realität zurücknehmen musste – weil er zu schlimm war. Und zwar schon allein auf sprachlicher Ebene.
Als Autor für witzige Sachen hat man alles schon gehört – denkt man – aber was ich allein in der ersten Woche, in der ich bei einer Abgeordneten mitgelaufen bin, von Frauen berichtet bekommen habe an schlechten Witzen und "Anmachsprüchen", war teilweise so widerlich...
Dieses Somuncu-Statement auf radioeins macht es natürlich keinen Deut besser: "Ich will nicht mehr Opfer sein" ist ja ein interessanter Ausgangspunkt für einen Künstler wie ihn, aber daraus zu folgern, dass man Täter werden muss, ist einfach nur ein Kurzschluss. 1/4
Zumal die Figur "frauenfeindlicher Migrant" ja schon in der Welt ist – als rassistisches Vorurteil geschaffen von genau jenen Leuten, von denen sich Somuncu eigentlich abgrenzen will. Warum also eine Kunstfigur erschaffen, die Rassismus weiter erzählt? 2/4
Dann fragt er noch: "Dürfen wir die Begrifflichkeiten den falschen Leuten überlassen oder müssen wir sie gerade durch die inflationäre Verwendung in anderen Kontexten entwerten?" – klingt schlau, aber gerade das tut er ja gar nicht. 3/4
Ich war vor zwei Jahren für ein paar Monate in Kalifornien, als ebenfalls an allen Ecken brannte, und das war eine der bedrückendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe.
Ich hatte vorher eine sehr naive Vorstellung davon, was so ein Brand bedeutet, so nach dem Motto: klar, Feuer ist gefährlich – wenn man zu nah dran ist. Unser Haus war 5 Kilometer von den Flammen entfernt, und man wusste: falls sich was ändert, wird man rechtzeitig evakuiert.
Bis dahin sieht man Feuerwehrautos, Löschflugzeuge, Hubschrauber – obwohl man rational weiß, dass das hier eine Katastrophe ist, ist es auf einer unterbewussten Ebene auch ein Abenteuer: man sieht Dinge, die man maximal aus Filmen kennt.
Bis sich plötzlich eine Sache ändert…