Ilko-Sascha Kowalczuk Profile picture
Wollte immer Historiker werden, ich arbeite weiter dran. - Seltsam, im Nebel zu wandern!/Leben ist Einsamsein./Kein Mensch kennt den andern,/Jeder ist allein.
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Jul 21 17 tweets 3 min read
1/1989 fuhren auf den Straßen der DDR etwa 3,8 Millionen Privat-PKW. Etwa zwei Millionen Trabis und knapp 700.000 Autos der Marke Wartburg verursachten den typischen Zwei-Takter-Krach. Hinzu kamen Lada (330.000), Škoda (300.000) sowie in weitaus geringeren Stückzahlen andere Image 2/Modelle aus der UdSSR, Rumänien und Polen. Das Straßenbild in der DDR wurde aufgefrischt durch 22.000 VW Golf, 11.000 Mazda, 5000 Zastava, 2500 Citroën und 1000 Volvos sowie mehrere Tausend andere, privat eingeführte Westwagen diverser Marken. Autoprobleme gingen fast allen zu
Jul 20 11 tweets 2 min read
1/1990 bot der maritime Schiffbau in der DDR 55.000 Menschen einen Arbeitsplatz, darunter allein 22.000 in Rostock. Mitte 1992 waren es nur noch 16.000, die in diesem Wirtschaftssektor in Ostdeutschland Arbeit hatten, drei weitere Jahre später nur noch etwa 7000. Die Transfor- Image 2/mation der ostdeutschen Werftindustrie von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft war eines der öffentlich besonders heftig umstrittenen Wirtschaftsbeispiele und fast immer waren sich alle einig, dass diese Geschichte ein besonders „klassisches“ Beispiel für das Versagen der
Jul 12 9 tweets 4 min read
1/Der Berliner Journalist Andreas Ulrich, Jahrgang 1960, lebte einige Jahre, von 1960 bis 1970, mit seinen Eltern in der Wilhelm-Pieck-Straße 94, vormalig Lothringer Straße 63 (1873), seit 1994 Torstraße 94 in Berlin-Mitte. Jahrzehnte später interessierte ihn, was aus den Image 2/einstigen Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern geworden ist. Mit detektivischem Gespür recherchierte er ihren Lebenswegen nach. Als er mit seiner Arbeit begann, wohnte niemand mehr in dem schmucklosen Haus, der dort bis 1990 gelebt hatte. Nebenbei bringt er so auch eine gute Image
Jul 9 18 tweets 5 min read
1/Am 1. Oktober 1904 schrieb Lothar von Trotha (1848-1920) einen berühmt-berüchtigten Befehl in Deutsch-Südwest-Afrika. Es sollten keine männlichen Gefangenen mehr gemacht, sie sollten alle erschossen werden. Anfang Mai 1904 war ihm der Oberbefehl über die Truppen in Deutsch-Süd- Image 2/west-Afrika übertragen worden. Er sollte den Aufstand der Herero niederschlagen. Mit dem zitierten Befehl begann eine neue Form der Kriegsführung – die Forschung stuft diese als ersten Genozid im 20. Jahrhundert ein. Der Aufstand der Hereros wurde blutig niedergeschlagen, zehn- Image
Jul 4 11 tweets 2 min read
1/Es gibt einen Typus radikaler Staatskritiker, die ich moralisch nie verstehen werde: Sie lehnen den „bürgerlichen“ Staat ab,sie hassen ihn mit jeder Faser ihres Körpers und ihrer Seele, aber offenbar nicht so konsequent, um sich nicht doch von ihm lebenslang bezahlen zu lassen. Image 2/Der italienische Kommunist Domenico Losurdo (1941-2018) zählt zu diesem unentschlossenen Hasstypus, der sich als Universitätsprofessor auch noch die bevorstehende Revolution vom verhassten Staat bezahlen lassen wollte. In seiner marxistisch-leninistischen, Stalin, den realen
Jul 4 21 tweets 6 min read
Die Autorin ist als Historikerin bislang mit beeindruckenden Arbeiten zur Ukraine und zum Balkan hervorgetreten. Ihr neuestes Buch, eine Geschichte Russlands von 1900 bis zur Gegenwart, wäre mit „beeindruckend“ nur unzureichend beschrieben: Es ist ein exzellentes, sehr gut ge- Image 2/schriebenes, flüssig zu lesendes,mit vielen anschaulichen Beispielen versehenes,sehr gut komponiertes, der Chronologie folgendes Buch, das Fachleute ebenso zur Hand nehmen und daraus lernen können wie historisch Interessierte mit wenig Vorkenntnissen.
Der rote Faden, den Boeckh Image
Jul 3 17 tweets 5 min read
1/Dieses Buch zu lesen, fiel mir schwer, sehr schwer. Ich lese unentwegt Bücher und Aufsätze zu Themen, die nichts Leichtes, sondern viel Schlimmes beinhalten, zuweilen besteht sogar die Gefahr der Traumatisierung durch bloßes zur Kenntnisnehmen. Bei diesem Buch wunderte ich mich Image 2/selbst, dass es mir so schwerfiel, es zu Ende zu lesen, war ich doch selbst kein „Wochenkind“, wurde von meinen Eltern nicht von Montag bis Freitag/Samstag zur Betreuung „abgegeben“. Nur an einer Stelle hatte ich eine direkte eigene Erfahrung: Ich kam mit etwa 10 Jahren wieder Image
Jul 3 5 tweets 1 min read
1/Heidrun Budde engagiert sich seit vielen Jahren für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. In ihrem neuen Buch schreibt sie, dass immer weniger die Brutalität und Inhumanität des Regimes allgemein bekannt sei. Jeder Seite ihres engagierten Buches ist anzumerken, dass sie dagegen Image 2/anschreiben, ankämpfen will.
Ihr Buch ist keine Studie oder Analyse, sondern eine Ansammlung vieler, oft sprachloser machender Einzelfälle, bei denen es um DDR-Alltag, SED-Willkür, innerfamiliäre Gewalt, Flucht, auch Mord und Totschlag geht. Budde zeichnet eine gewaltvolle
Jul 2 21 tweets 4 min read
1/Im Oktober 2022, also ein halbes Jahr nach dem die russländische Föderation die Ukraine überfiel und sie zu vernichten beabsichtigte, befassten sich Historikerinnen und Historiker auf dem „Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte“ ganz aktuell mit verschiedenen Aspekten dieses Image 2/Krieges. Der nun erschienene Tagungsband ist nicht veraltet. Ganz im Gegenteil: er gehört zu den besten Büchern, die in den letzten zwei Jahren zum Thema herausgekommen sind.
Natalia Kolyagina zeichnet die Geschichte von „Memorial“ nach. Sie verdeutlicht, wie diese Geschichts-, Image
Jul 2 19 tweets 4 min read
1/In der Einleitung werden drei Orientierungspunkte festgehalten, die die Beiträge motivieren:
1. Wer eine wehrhafte Demokratie einfordert und die Bundeswehr als „kriegstüchtig“ aufgestellt sehen will, verbreitet „Töne militaristischer Denkungsart“. Es ließe sich fragen, was eine Image 2/Armee sollte, die nicht „kriegstüchtig“ ist. Herausgeber und fast alle der sechzig Autoren würde wahrscheinlich entgegnen, sie sind ohnehin für die Abschaffung der Bundeswehr.
2. Die meisten Verfasser betonen, wie der Einleitungstext, pflichtschuldig, dass Putin und Russland Image
Jun 29 25 tweets 5 min read
1/Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) – ich habe versucht, in der deutschen Geschichte Parteien zu finden, die sich nach einer einzelnen Person benannt haben. Mir ist kein offizieller Parteiname bekannt geworden. Allerdings gab es im linksradikalen Spektrum Kleinstparteien, die sich Image 2/nach Lenin oder Trotzki nannten. Auch international ist die Benennung nach einer Person ungewöhnlich und fast ausschließlich im extremistischen, nichtdemokratischen Spektrum zu verorten. Wagenknecht ist eine theoretisch an Marx, Lenin und Stalin geschulte Theoretikerin, die Image
Jun 27 16 tweets 3 min read
1/Serhy Yekelchyk ist einer der führenden Ukraine-Historiker. Er lehrt in Kanada und ist Präsident der kanadischen Vereinigung für Ukraine-Studien. In Kanada gibt es traditionell eine starke ukrainische Diaspora und seit vielen Jahrzehnten eine institutionell verankerte Ukraine- Image 2/Forschung. Die überaus bedeutsame Enzyklopädie der Ukraine in fünf Bänden kam nicht zufällig in den 1980er und 1990er Jahren dort heraus. Der gebürtige Ukrainer Yekelchyk (Сергій Єкельчик) hat seit Mitte der 1990er Jahre zahlreiche Bücher über die Geschichte der Ukraine, die Image
Jun 25 19 tweets 5 min read
1/Im September 2023 hat der Historiker Oliver Jens Schmitt in der FAZ dieses Buch regelrecht zerrissen. Schmitt ist Experte für Albanien,Kosovo und den Balkan an der Adria. Er ist also ein Experte. Um so schwerer wog für mich sein Verriss.Mich hat dieser sogar davon abgehalten, Image 2/dass Buch des Historikers Jacob Mikanowski (geb. 1982) zur Hand zu nehmen. Zu offenkundig erschien mir, was Schmitt schrieb. Immer wieder kreiste ich dennoch um das Buch auf meinen vielen ungelesenen Bücherstapeln, letztlich griff ich zu, denn mich interessierte schon, was der Image
Jun 20 30 tweets 7 min read
1/Der Beitrag in der taz über Jazz und Stasi () hat vielfach die Frage aufgeworfen, ob die „Stasi-Hatz“ nicht endlich mal zu Ende sei. Diese Frage wird seit 1992 – Öffnung der Akten – im regelmäßigen Jahresrhythmus gestellt. Ich möchte an die Anfänge dertaz.de/Wie-verstrickt… 2/Aufarbeitung erinnern, die ganz anders waren, als viele sie erinnern, an eine Zeit vor der Regelüberprüfung ab 1992. Am Anfang stand das Schweigen der „Täter“.
Gerade diejenigen, die durch den Protestantismus geprägt waren, waren überhaupt nicht auf Rache aus, sondern, wie der
Jun 18 13 tweets 3 min read
1/In der DDR rangierte der Berufswunsch, Kfz-Schlosser zu werden, bei Jungen ganz weit oben. Der Beruf versprach hohes Sozialprestige, ein hohes «nebentarifliches» Einkommen und vielfältige «Beziehungen» wie von selbst. Kfz-Schlosser gehörten zu den erwähnten Königs-Brigaden. Image 2/«Do-it-yourself»-Reparaturhandbücher waren besonders gefragt,weil der Bedarf an Reparaturwerkstätten nicht einmal ansatzweise gedeckt werden konnte. In internen Berichten ist in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre immer wieder die Rede davon, dass durchschnittlich 50 Prozent
Jun 18 7 tweets 3 min read
1/1987 war ich bereits rund zwei Jahre Pförtner im Institut für Binnenfischerei am Müggelsee in Berlin-Friedrichshagen. Ich saß buchstäblich am Rand und war nicht gerade glücklich. Als ich die dortigen älteren Wissenschaftler fragte, wie eigentlich die Geschichte dieses Hauses Image 2/laute, konnte mir kaum jemand Antwort geben. Vielleicht lag es anfangs daran, dass die dachten, der junge Schnösel sei von der Stasi, denn vor mir gab es keinen Pförtner und nun lungerte dieser Typ herum und quatschte auch noch, wie es ihm beliebte. Das machte verdächtig. Doch Image
Jun 18 15 tweets 4 min read
1/Seit 1912 nannte sich Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili „Stalin“,der Stählerne.Zuvor hatte er bereits wie alle Berufsrevolutionäre andere Decknamen benutzt. Bis heute und trotz hunderter oder tausender Biographien umgibt das Leben eines der größten Verbrecher der Mensch- Image 2/heitsgeschichte viele Rätsel. Das beginn bereits mit dem Geburtsjahr. Wladislaw Hedeler, der beste deutsche Kenner der russischen und sowjetischen Geschichte von der Jahrhundertwende bis zu Stalins Tod (1953) gibt das Geburtsdatum mit 18. Dezember 1878. Er stellt das gar nicht Image
Jun 18 12 tweets 3 min read
1/Julius Martow (1873-1923) ist heute nur noch Experten der Geschichte der russischen und deutschen Arbeiterbewegung bekannt. Dabei spielte er von der Jahrhundertwende bis 1920 eine herausgehobene Rolle. Innerhalb der russischen Sozialdemokratie gehörte er zu den Wortführern.1903 Image 2/kam es zum Bruch mit Lenin auf dem 2. Parteitag in Brüssel und London. Martow stellte sich gegen Lenins zentralistischen, quasi militaristischen Vorstellungen, die dieser 1902 in seiner Schrift „Was tun?“ entwickelt hatte. Die „Partei neuen Typus“ als Verkörperung der „Diktatur
Jun 18 20 tweets 4 min read
1/Ich freute mich immer, wenn meine Mutter oder mein Vater mich auf das am Bahnhof gelegene Postamt in Berlin-Friedrichshagen mitnahmen. Wir wohnten am anderen Ende meines Lieblingsdorfes. Das altehrwürdige Gebäude verströmte auch in den 1970er Jahren noch den Charme des Kaiser- Image 2/reichs – das war mir damals natürlich nicht bewusst, aber das alte Gebäude sah nicht nur wie nicht aus „dieser Zeit“ von außen aus, sondern auch von innen. Hier atmete die Geschichte ihren eigenen Geruch – und ich fühlte mich wohl in diesem merkwürdig alten Interieur. Besonders Image
Jun 17 11 tweets 2 min read
1/Das Buch des russischen Journalisten, einem studierten klassischen Philologen und Philosophen, ist ein ganz besonderes Ereignis. Nikolai Epplée (geb. 1977) gehört seit vielen Jahren zu den schärfsten Kritikern des Putin-Regimes. In diesem Buch analysiert er im ersten Teil mit Image 2/großer Kompetenz und Schärfe, wie Russland mit seiner Vergangenheit umgeht. Vor allem Interessierten an der sowjet-russischen und postsowjetisch-russischen Geschichte wird hier ein präziser und prägnanter Ein- und Überblick über den verfälschenden Umgang des Staates mit der
Jun 17 8 tweets 2 min read
1/Ich bin seit vielen Jahren begeisterter Leser der Bücher der finnisch-estnischen Autorin @SofiOksanen (geb. 1977). Ihre Romane "Fegefeuer" (dt. 2010), "Stalins Kühe" (dt. 2012) oder "Als die Tauben verschwanden" (2014) sind tief beeindruckende Monumente, die unvergessliche und Image 2/nachhaltig verstörende Einblicke auf das sowjet-russische Agieren in Finnland und im Baltikum werfen. Wer diese Romane nicht kennt - unbedingt Lesen und auf die Bücherstapel ganz oben packen. Nun hat Sofi Oksanen ein Sachbuch über das Versagen des Westens und das brutale