Johannes Franzen Profile picture
Skandal, Konflikt, Fiktion. @tazgezwitscher @zeitonline @faznet, @54blog, @sfb1472. Newsletter: https://t.co/jaMnGcdZQW
Jan 14 9 tweets 3 min read
Der SPIEGEL hat die Menschen auf der Liste "bekannter Mitglieder" angeschrieben, mit denen sich der "Verein deutsches Sprache seit Jahren auf seiner Internetseite brüstet, darunter Bastian Sick, Peter Sloterdijk oder Henry Broder.

spiegel.de/kultur/verein-… Während Sloterdijk und Matthias Brodowy direkt ihren Austritt bekannt gegeben haben, wollen andere erst mal abwarten, verlangen einen Ausschluss des "schwarzen Schafes", eine stärkere Abgrenzung von rechts.
Oct 17, 2023 10 tweets 2 min read
Eine seltsame Erklärung, die fordert, dass Lesefähigkeit gefördert werden soll - dabei aber vor allem die kulturkritische Panik vor der Digitalisierung schürt.

faz.net/aktuell/feuill… Ich bin ja der erste, der sich dafür einsetzen würde, dass Lesen und meinetwegen auch "kritisches Lesen" eine bedeutsame Kulturtechnik ist, die in der Schule, an Universitäten und in der breiten Gesellschaft eine wichtigere Rolle spielen sollte.
May 26, 2023 6 tweets 2 min read
Der Mord des Autors.

Romane können zuweilen dazu dienen, reale Personen im Mittel der fiktionalen Handlung zu Schaden kommen zu lassen.

Ein besonders seltsamer und spektakulärer Fall hat zu tun mit einem Schwedenkrimi: Der Sturm, der 2012 bei S. Fischer veröffentlicht wurde. Image Richard Kämmerlings hat damals in der Welt in einem wirklich brillanten Kabinettstück feuilletonistischer Detektivarbeit herausgearbeitet, dass der Name des Autors ein Pseudonym war. Der Roman war auch nie in Schweden veröffentlicht worden.
May 11, 2023 9 tweets 2 min read
Weil Kai Diekmann, der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung gerade mit seinem Buch allerorten eine Plattform bekommt und als ernstzunehmender Autor im Spiegel vorabgedruckt wird, möchte ich hier an eine der wenigen Geschichten erinnern, an die es sich zu erinnern lohnt. 2002 verklagte Diekmann den Autor Gerhard Henschel auf 30.000 Euro Schmerzensgeld.
May 10, 2023 4 tweets 1 min read
Während ich meinen Zug verpasse, viel Zeit über das Wesen des akademischen Pendelns zu sinnieren. Jemand muss mal ausrechnen, was dieses bekloppte system an verlorener Zeit kostet.
Mar 27, 2022 5 tweets 1 min read
Bin immer noch begeistert, dass "House of Gucci" die zwei guten Geschichten, die zur Verfügung standen - der Aufstieg eines Modelabels oder die Mordgeschichte - beide nicht erzählt hat, und trotzdem 2,5 Stunden lang war. Das einzige Kohärente an diesem Saustall von einem Film ist, dass an allem, was schief läuft, die Regie schuld ist. Anfangen bei der Tatsache, dass niemand Jared Leto gesagt hat, was er tun soll.
Mar 27, 2022 18 tweets 1 min read
Was Tobias Haberl (Männertheoretiker) unmännlich findet. Ein Thread. Das linksliberale, akademische Milieu.
Mar 26, 2022 11 tweets 1 min read
Stell dir vor, du hast so ein Debattenbuch über Männlichkeit geschrieben und dann beginnt ein Krieg und du hebelst dein Thema in diesen Konflikt, indem du schreibst, tja, jetzt im Krieg ist Männlichkeit natürlich wichtig... "Und dass auch der urbane Mann, der mit dem E-Bike zum Bauernmarkt radelt, um eine Stange Bio-Lauch zu besorgen, sympathisch sein mag, aber halt nur funktioniert, wenn alle mitmachen.

Nun hat Wladimir Putin..."

Also, es wäre mir einfach sehr peinlich, sowas hinzuschreiben, oder
Mar 26, 2022 4 tweets 1 min read
Es ist mir schon länger schleierhaft, wie freie Journalist*innen von den Honoraren, die für Texte bezahlt werden, leben können. Veteran*innen berichten immer wieder vom extremen Einbruch in diesem Bereich und viele wenden sich vom Journalismus ab.

sueddeutsche.de/medien/freie-j… Derweil hadern Menschen damit, Abos für 60 Euro im Jahr abzuschließen (16 Cent pro Tag) oder beschweren sich über Paywalls oder dass ein Text auf blendle 75 Cent kostet.
Dec 24, 2021 36 tweets 2 min read
Der Zug steckt fest 😔 Der Lokführer telefoniert jetzt mit der technischen Hotline. Das ist nicht gut.
May 24, 2021 7 tweets 2 min read
Der Spruch "Schock deine Eltern, lies ein Buch", der offenbar schon seit vielen Jahren durch den lesepädagogischen Diskurs geistert, ist ein sehr gutes Beispiel für die kulturelle Nervosität, die freigesetzt wird, wenn der Eindruck entsteht, eine Kulturtechnik wäre in Gefahr. Es handelt sich um einen Satz, der schmerzhaft offensichtlich nur von Eltern ersonnen werden konnte. Er greift die mediensoziologische Vorstellung auf, dass Medien konsumiert werden, um jemanden zu schocken und versucht, dieses rebellische Potential umzukehren.
May 23, 2021 5 tweets 1 min read
Gerade den Film "Spy Game" angefangen und wie jeder Film Anfang der 2000er hat er den visuellen Stil einer blanken Aubergine. Immer gut, sich darüber klarzuwerden, dass Filme früher auch schon schlecht waren.
May 23, 2021 6 tweets 1 min read
Mich stört das akademische pearl clutching angesichts von Fällen, in denen Politiker*innen gegen wissenschaftliche Standards verstoßen auch, vor allem, weil es durch Individualisierung ein offensichtliches systemisches Problem verschleiert. Unis haben diese Arbeiten durchgewunken Es gib auch gute Gründe, für die Abschaffung von Dr.-Titeln zu plädieren. Für die Menschen, die eine Promotion als Voraussetzung für eine professionelle Karriere brauchen, ist der Titel eh mehr oder weniger unerheblich.
Apr 1, 2021 12 tweets 4 min read
In der "Welt" befindet sich eine hervorragende Parodie auf einen der vielen Pandemie-Text von Philosophen, mit denen wir gequält wurden. Es beginnt mit der Metaphorisierung des Virus. Die Krankheit steht für etwas anderes und zwar das, was den Philosophen gerade interessiert. Auf wundersame Weise passt die Pandemie genau zu den Dingen, über die der Philosoph schon ein Buch geschrieben hat. Die prophetisch geniale Begriffsbildung findet immer ihre Gegenwart, auch wenn man das leider selber feststellen muss.
Mar 30, 2021 4 tweets 2 min read
Offenbar ist man in Deutschland als Student*in entweder ein braves Schaf, das nicht rebelliert wie die 68er oder aber ein eifernder Wokeness-Stalinist, der die Wissenschaftsfreiheit bedroht... Image Im Englischen würde man sagen: You've been had. Betrayed. Fucked over. Lied to. Image
Jan 6, 2021 8 tweets 2 min read
James F. English macht unter seinen Studierenden regelemäßig eine Umfrage, die einiges über die Art sagt, wie Menschen Literatur und Kunst bewerten und konsumieren. Gefragt wird, welches "the greatest" und welches "the favorite" Buch auf dem Seminarplan ist. English erklärt diese Inversion damit, dass Menschen Bücher nach zwei verschiedenen Skalen bewerten, nach Affekt und Prestige ("scales of affect and of prestige"). Vergnügen und kulturelles Kapital spielen sich also auf zwei unterschiedlichen Bewertungsebene ab.
Oct 29, 2020 10 tweets 3 min read
Kritik an der diskursiven Überhitzung in der Netzöffentlichkeit? Jederzeit. Aber dann bitte redliche und richtig zitieren. Dieser etwas generische Text ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn man die normalen Regeln des Zitierens ignoriert. Die Fiktion einer lauten undefinierten Masse von Kritiker*innen kann der Text nur deshalb aufrecht erhalten, weil die zitierten Äußerungen nicht mit den Namen der Urheber*innen versehen werden. Insofern ist der Text symptomatisch für ein bestimmtes Schreiben über Twitter.
Oct 28, 2020 5 tweets 1 min read
Kulturförderung sollte vor allem Zeit und Ruhe fördern. Anstatt ständig darüber nachzudenken, wie man kreative Energie fördern könnte, könnte man damit anfangen, zu überlegen, wie man sie nicht verschwendet.
Jun 14, 2020 6 tweets 2 min read
Der Artikel über die "Lobbyarbeit" Philipp Amthors in @derspiegel erzählt, wenn man über die erste Schadenfreude hinweg ist, eine ziemlich erschreckende Geschichte. Die offensichtliche Korruption, die darin besteht, den eigenen Einfluss zu verkaufen, scheint legal zu sein; Fast noch schlimmer sind aber die systemischen Hintergründe. Eine homosoziale Gruppe ausgesprochen unappetitlicher Männer bereichert sich mit einem Produkt, das es irgendwie nicht zu geben scheint. Das gesamte Geschäft von Techquatsch und "Risiko"kapital ist ein Confidence Game.
Sep 5, 2019 8 tweets 3 min read
Der französische Autor Yann Moix (ja, der der der Anfang des Jahres gesagt hat, "mit 50 Jahren bin ich nicht in der Lage, eine Frau mit 50 zu lieben“) steht gerade wieder im Mittelpunkt eines Skandals, genaugenommen sind es sogar zwei. Der eine Bezieht sich auf antisemitische und rechtsradikale Karikaturen, die Moix in seiner Jugend veröffentlicht hat. Dafür versucht der Autor sich gerade zu entschuldigen.
Aug 9, 2019 11 tweets 3 min read
1/10 Es ist zwar alles gesagt, aber nicht von jedem und nicht überall. Deshalb hier noch einmal Harald Welzer im @dlfkultur mit einem "Einwurf" über die Schrecken der Identitätspolitik. In dem Text findet sich kein einziges Argument, dass man so und

deutschlandfunkkultur.de/identitaetspol… 2/10 anders nicht schon 10 Mal gelesen hätte, aber es sind die Klassiker und das kann man sich mal kurz anschauen.

Dabei der obligatorische Verweis auf ein „Werk“, das heute gar nicht mehr erscheinen könnte. Die Bibliothek dieser Werke ist inzwischen groß und weird, irgendwer